Warum dein Gehalt nach 6 Wochen Krankheit drastisch schrumpft – und wie wir uns davor schützen

Manchmal beginnen die wichtigsten Erkenntnisse mit einer verschnupften Nase und einem harmlosen Husten. Bei uns war es ein verregneter Novemberabend, als Markus hustend nach Hause kam und meinte, er fühle sich "ein bisschen schlapp". Drei Tage später lag er mit 39,5 Grad Fieber im Bett, und der Arzt stellte eine ausgewachsene Grippe fest, die sich hartnäckig über zwei Wochen hinzog. Was als banaler Infekt begann, entwickelte sich zu einer kleinen finanziellen Zitterpartie, die uns beide zum Nachdenken brachte. Plötzlich saßen wir am Küchentisch, rechneten durch, was passiert, wenn das Gehalt nicht mehr in voller Höhe kommt, und fragten uns, warum wir uns nie richtig mit dem Thema Krankentagegeldversicherung beschäftigt hatten.
In den ersten Tagen seiner Krankheit machten wir uns noch keine großen Sorgen um die Finanzen. Markus' Arbeitgeber zahlte wie gewohnt das Gehalt weiter, die Lohnfortzahlung lief problemlos. Ich erinnere mich noch, wie ich ihm Tee ans Bett brachte und wir scherzten, dass er sich ruhig mal richtig auskurieren könne – schließlich hatte er in den letzten Jahren kaum einen Tag gefehlt. Doch dann erklärte uns sein Kollege Thomas, der vor zwei Jahren einen komplizierten Beinbruch hatte, was nach sechs Wochen Krankheit passiert. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt dann nur noch Krankengeld, und das sind gerade mal 70 Prozent vom Bruttoeinkommen, maximal aber 90 Prozent vom Netto. Bei Thomas bedeutete das konkret: Von seinen üblichen 3.200 Euro netto blieben plötzlich nur noch etwa 2.400 Euro übrig. Mit zwei Kindern und einem Hauskredit war das ein spürbarer Einschnitt, erzählte er uns später bei einem gemeinsamen Abendessen.
Die Mathematik hinter dem Krankengeld ist tückischer, als man zunächst denkt. Wir haben das mal für verschiedene Einkommensgruppen durchgerechnet, nachdem Markus wieder gesund war und wir uns intensiver mit dem Thema beschäftigten. Ein Angestellter mit 4.000 Euro brutto bekommt im Krankheitsfall nach sechs Wochen etwa 2.100 Euro Krankengeld von der gesetzlichen Krankenversicherung. Bei 5.000 Euro brutto sind es ungefähr 2.600 Euro, und wer 6.000 Euro brutto verdient, erhält etwa 3.100 Euro. Klingt erstmal nicht dramatisch, aber wenn die monatlichen Fixkosten bei 3.500 Euro liegen – Miete oder Hauskredit, Nebenkosten, Versicherungen, Auto, Lebensmittel – dann wird es schnell eng. Genau diese Lücke zwischen dem regulären Nettoeinkommen und dem Krankengeld soll die Krankentagegeldversicherung schließen.
Als wir uns zum ersten Mal ernsthaft mit verschiedenen Versicherungsangeboten auseinandersetzten, waren wir überrascht von der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten. Man kann wählen, ab welchem Tag die Versicherung zahlen soll – sofort, nach 14 Tagen, nach 42 Tagen oder erst nach Ende der Lohnfortzahlung. Die Höhe des Tagegeldes ist ebenfalls flexibel wählbar, allerdings gibt es Obergrenzen, die sich am tatsächlichen Nettoeinkommen orientieren. Ein Bekannter von uns, der als Vertriebsleiter arbeitet, hat sich für ein Tagegeld von 100 Euro entschieden, das ab dem 43. Krankheitstag greift. Seine Überlegung: Die ersten sechs Wochen ist er durch die Lohnfortzahlung abgesichert, danach springt seine private Zusatzversicherung ein und gleicht die Differenz zum Krankengeld aus. Monatlich zahlt er dafür etwa 35 Euro – für ihn ein vertretbarer Betrag angesichts seiner monatlichen Fixkosten von über 4.000 Euro.
Die Situation für Selbstständige ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, wie wir von unserer Nachbarin Sandra erfahren haben. Sie betreibt seit fünf Jahren einen kleinen Onlineshop für nachhaltige Kinderkleidung und ist freiwillig gesetzlich krankenversichert. Als sie letztes Jahr wegen einer Blinddarmoperation drei Wochen ausfiel, wurde ihr schmerzlich bewusst, was es bedeutet, kein Krankengeld zu bekommen. Selbstständige erhalten von der gesetzlichen Krankenversicherung nämlich nur dann Krankengeld, wenn sie den allgemeinen Beitragssatz zahlen – und selbst dann erst ab dem 43. Tag der Arbeitsunfähigkeit. Sandra hatte sich damals für den ermäßigten Beitragssatz ohne Krankengeldanspruch entschieden, um Kosten zu sparen. Die drei Wochen Ausfall kosteten sie nicht nur die entgangenen Einnahmen von etwa 4.500 Euro, sondern sie musste auch noch ihre laufenden Betriebskosten von rund 1.800 Euro weiterzahlen. Seitdem hat sie eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen, die ab dem vierten Krankheitstag 150 Euro täglich zahlt.
Für Privatversicherte gelten wieder andere Spielregeln, was die ganze Angelegenheit nicht unbedingt übersichtlicher macht. Mein Bruder Felix, der als niedergelassener Zahnarzt arbeitet, hat seine Krankentagegeldversicherung direkt in seinen PKV-Tarif integriert. Bei ihm beginnt die Zahlung ab dem 15. Tag der Arbeitsunfähigkeit mit einem Tagessatz von 200 Euro. Das klingt nach viel, aber wenn man bedenkt, dass er Praxiskosten von täglich etwa 500 Euro hat – Miete, Personal, Leasing für die Geräte – selbst wenn er nicht arbeitet, relativiert sich das schnell. Felix erzählte uns, dass viele seiner Kollegen sogar noch höhere Tagessätze versichert haben, teilweise bis zu 400 Euro täglich. Die Prämien dafür sind entsprechend hoch, aber bei einem Ausfall von mehreren Monaten kann das die wirtschaftliche Existenz retten.
Die Frage nach der Karenzzeit – also ab wann die Versicherung zahlt – ist ein zentraler Punkt bei der Tarifwahl. Wir haben lange überlegt, was für uns sinnvoll wäre. Eine kurze Karenzzeit von beispielsweise drei Tagen macht die Versicherung deutlich teurer. Andererseits: Wer kann es sich leisten, erst nach 60 oder 90 Tagen Unterstützung zu bekommen? Unser Versicherungsberater hat uns eine interessante Rechnung aufgemacht: Bei einem 40-jährigen Angestellten kostet eine Krankentagegeldversicherung über 50 Euro täglich mit einer Karenzzeit von 42 Tagen etwa 15 Euro monatlich. Dieselbe Versicherung mit einer Karenzzeit von nur 14 Tagen kostet bereits 25 Euro, und ab dem ersten Krankheitstag würde die Prämie auf über 40 Euro monatlich steigen. Da Markus als Angestellter die ersten sechs Wochen durch die Lohnfortzahlung abgesichert ist, haben wir uns für die Variante ab Tag 43 entschieden.
Ein Aspekt, der uns zunächst gar nicht bewusst war, ist die steuerliche Behandlung der Krankentagegeldversicherung. Die Beiträge können als Vorsorgeaufwendungen von der Steuer abgesetzt werden, allerdings nur im Rahmen der Höchstbeträge für Kranken- und Pflegeversicherung. Bei den meisten Arbeitnehmern ist dieser Rahmen bereits durch die regulären Krankenversicherungsbeiträge ausgeschöpft. Anders sieht es bei Selbstständigen aus: Sie können die Beiträge oft vollständig absetzen. Sandra, unsere selbstständige Nachbarin, spart dadurch effektiv etwa 35 Prozent ihrer Versicherungsprämie. Das macht bei ihrem monatlichen Beitrag von 120 Euro immerhin eine Ersparnis von gut 40 Euro aus. Auch die Leistungen aus der Krankentagegeldversicherung müssen versteuert werden, wenn sie dazu dienen, Einkommensverluste auszugleichen. Das hatten wir anfangs übersehen und mussten unsere Kalkulation entsprechend anpassen.
Die Antragstellung für eine Krankentagegeldversicherung ist aufwendiger, als wir erwartet hatten. Es reicht nicht, einfach ein Formular auszufüllen und zu unterschreiben. Die Versicherer wollen es genau wissen: Gesundheitszustand der letzten fünf Jahre, aktuelle und vergangene Behandlungen, Medikamente, Krankenhausaufenthalte, psychische Erkrankungen – alles muss offengelegt werden. Markus musste sogar seine Rückenbeschwerden von vor drei Jahren angeben, obwohl die längst ausgeheilt waren. Die Versicherung hat daraufhin einen Risikozuschlag von 20 Prozent verlangt, was die monatliche Prämie von 18 auf knapp 22 Euro erhöhte. Wir haben lange überlegt, ob wir das akzeptieren oder es bei einem anderen Anbieter versuchen sollten. Letztendlich haben wir zugestimmt, weil die Konditionen ansonsten gut waren und ein Wechsel bedeutet hätte, wieder von vorne anzufangen.
Besonders kompliziert wird es, wenn Vorerkrankungen im Spiel sind. Unsere Freundin Lisa, die seit Jahren mit einer chronischen Darmerkrankung lebt, wurde von drei Versicherungen abgelehnt, bevor sie schließlich einen Anbieter fand, der sie aufnahm – allerdings mit einem Ausschluss für alle Erkrankungen des Verdauungstrakts und einem Risikozuschlag von 50 Prozent. Für sie bedeutet das: Wenn sie wegen ihrer Grunderkrankung ausfällt, zahlt die Versicherung nicht. Trotzdem hat sie sich dafür entschieden, weil sie zumindest bei anderen Krankheiten abgesichert ist. Ein gebrochenes Bein oder eine Lungenentzündung können schließlich jeden treffen.
Die Höhe des versicherten Tagegeldes darf nicht beliebig gewählt werden, was uns anfangs überrascht hat. Die Versicherer prüfen genau, ob die gewünschte Summe in einem angemessenen Verhältnis zum Einkommen steht. Als Faustregel gilt: Das Krankengeld aus der gesetzlichen Krankenversicherung plus das private Krankentagegeld dürfen zusammen nicht mehr als das Nettoeinkommen betragen. Bei Selbstständigen orientiert sich die Obergrenze am durchschnittlichen Gewinn der letzten drei Jahre. Sandra musste dafür ihre Steuerbescheide einreichen und detailliert darlegen, wie sich ihr Einkommen zusammensetzt. Die Versicherung hat dann ein Tagegeld von maximal 180 Euro bewilligt, obwohl sie gerne 200 Euro versichert hätte.
Was passiert eigentlich im Leistungsfall? Diese Frage haben wir uns natürlich auch gestellt. Thomas, der Kollege mit dem Beinbruch, hat uns von seinen Erfahrungen berichtet. Nach sechs Wochen Lohnfortzahlung musste er der Versicherung ein ärztliches Attest vorlegen, das die weitere Arbeitsunfähigkeit bescheinigte. Die erste Zahlung kam prompt, aber dann wurde es kompliziert. Nach drei Monaten verlangte die Versicherung ein Gutachten von einem Vertrauensarzt. Thomas musste zu einer Untersuchung, bei der geprüft wurde, ob er wirklich noch arbeitsunfähig war. Der Arzt bestätigte das zwar, aber die Prozedur war nervenaufreibend. Alle vier Wochen musste er neue Bescheinigungen einreichen, und nach sechs Monaten kam sogar ein Gutachter zu ihm nach Hause. Am Ende hat die Versicherung über acht Monate gezahlt, insgesamt etwa 12.000 Euro, aber der bürokratische Aufwand war erheblich.
Einen interessanten Punkt, den wir bei unseren Recherchen entdeckt haben, betrifft die Berufsunfähigkeitsversicherung. Viele wissen nicht, dass diese erst greift, wenn man voraussichtlich mindestens sechs Monate nicht arbeiten kann. Die Krankentagegeldversicherung springt dagegen schon bei kurzzeitiger Arbeitsunfähigkeit ein und überbrückt genau diese Zeit. Optimal ist eine Kombination aus beiden: Das Krankentagegeld für die ersten Monate, die Berufsunfähigkeitsrente für dauerhafte Einschränkungen. Wir haben das für uns so gelöst, dass das Krankentagegeld nach spätestens 24 Monaten endet – bis dahin sollte klar sein, ob es sich um eine dauerhafte Berufsunfähigkeit handelt oder nicht.
Die Kündigung einer Krankentagegeldversicherung ist übrigens gar nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Die meisten Verträge haben eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren und verlängern sich automatisch um jeweils ein Jahr, wenn man nicht drei Monate vor Ablauf kündigt. Eine Sonderkündigung ist nur bei Prämienerhöhungen möglich oder wenn man in die gesetzliche Krankenversicherung wechselt und dort Anspruch auf Krankengeld erwirbt. Markus' Schwester hat das erlebt: Sie wollte nach einer Gehaltserhöhung zu einem günstigeren Anbieter wechseln, verpasste aber die Kündigungsfrist um zwei Wochen. Jetzt sitzt sie noch ein Jahr bei ihrer alten Versicherung fest, obwohl sie woanders 15 Euro monatlich sparen könnte.
Für Beamte ist die Situation noch einmal speziell. Mein Cousin Robert, der als Lehrer arbeitet, bekommt als Beamter auf Lebenszeit im Krankheitsfall weiterhin seine Bezüge – theoretisch unbegrenzt. Praktisch sieht es aber so aus, dass nach sechs Monaten geprüft wird, ob eine Dienstunfähigkeit vorliegt. Dann droht die vorzeitige Pensionierung mit deutlichen Abschlägen. Robert hat deshalb eine spezielle Dienstunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, die diese Lücke schließt. Eine klassische Krankentagegeldversicherung braucht er dagegen nicht, da seine Bezüge ja weiterlaufen.
Ein Thema, das in Beratungsgesprächen oft zu kurz kommt, ist die Dynamik. Viele Krankentagegeldversicherungen bieten eine automatische Anpassung der Leistung an die Inflation oder Gehaltsentwicklung an. Klingt erstmal gut, bedeutet aber auch steigende Beiträge. Bei uns war das ein längerer Diskussionspunkt am Küchentisch. Einerseits macht es Sinn, dass das Krankentagegeld mit steigendem Gehalt mitwächst. Andererseits summieren sich die jährlichen Erhöhungen von drei bis fünf Prozent über die Jahre gewaltig auf. Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden: alle drei Jahre prüfen wir, ob eine Anpassung nötig ist, und stocken dann manuell auf.
Die Wartezeiten sind ein weiterer Knackpunkt, über den wir uns vorher keine Gedanken gemacht hatten. Viele Versicherer haben eine allgemeine Wartezeit von drei Monaten nach Vertragsbeginn, in der noch keine Leistungen erbracht werden. Bei Unfällen entfällt diese Wartezeit meist, bei Schwangerschaft oder psychischen Erkrankungen kann sie sogar bei acht Monaten liegen. Sandra hatte Glück – ihre Blinddarmoperation war erst neun Monate nach Vertragsabschluss, sonst hätte sie leer ausgehen können. Diese Wartezeiten sollen verhindern, dass jemand erst eine Versicherung abschließt, wenn er schon ahnt, dass er bald krank wird.
Besonders nachdenklich wurden wir, als wir uns mit dem Thema psychische Erkrankungen beschäftigten. Burnout, Depressionen, Angststörungen – das sind heute die häufigsten Gründe für lange Arbeitsunfähigkeiten. Die meisten Krankentagegeldversicherungen zahlen auch bei psychischen Erkrankungen, aber die Hürden sind hoch. Es braucht eine eindeutige Diagnose von einem Facharzt, oft wird ein Gutachten verlangt, und manche Versicherer begrenzen die Leistungsdauer bei psychischen Erkrankungen auf maximal 24 Monate. Eine Kollegin von mir, die vor zwei Jahren einen schweren Burnout hatte, kämpfte monatelang mit ihrer Versicherung. Obwohl sie eindeutig arbeitsunfähig war, zweifelte die Versicherung die Diagnose an und verlangte ständig neue Nachweise. Am Ende hat sie zwar ihr Geld bekommen, aber der Stress hat ihre Genesung nicht gerade gefördert.
Was uns auch beschäftigt hat: Wie sieht es eigentlich mit Teilzeitarbeit während der Krankenzeit aus? Manchmal ist man ja nicht komplett arbeitsunfähig, sondern könnte vielleicht halbtags arbeiten. Die meisten Krankentagegeldversicherungen haben dafür Regelungen: Wer teilweise arbeitet, bekommt auch nur anteilig Krankentagegeld. Das klingt fair, ist aber in der Praxis oft kompliziert. Thomas durfte nach seinem Beinbruch zunächst nur vier Stunden täglich arbeiten. Die Versicherung zahlte 50 Prozent des vereinbarten Tagegeldes, aber die Berechnung und Nachweisführung war ein bürokratischer Marathon. Jeden Monat musste er detailliert auflisten, wie viele Stunden er gearbeitet hatte.
Die Frage, für wen sich eine Krankentagegeldversicherung wirklich lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Nach all unseren Recherchen und Gesprächen haben wir für uns folgende Einschätzung entwickelt: Unverzichtbar ist sie für Selbstständige ohne Krankengeldanspruch und für Privatversicherte, die keine ausreichende Absicherung in ihrem Tarif haben. Sehr sinnvoll finden wir sie auch für Gutverdiener mit hohen Fixkosten – wer monatlich 4.000 Euro oder mehr für Miete, Kredite und Lebenshaltung ausgibt, kommt mit dem gesetzlichen Krankengeld schnell in Bedrängnis. Familien mit nur einem Hauptverdiener sollten ebenfalls ernsthaft darüber nachdenken. Wenn das Einkommen des Hauptverdieners wegfällt, kann das die ganze Familie in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Weniger dringlich ist die Krankentagegeldversicherung unserer Einschätzung nach für junge Singles ohne große finanzielle Verpflichtungen. Wer zur Not auch mal drei Monate mit 70 Prozent seines Einkommens auskommt und keine Familie zu versorgen hat, kann das Risiko eventuell selbst tragen. Auch Doppelverdiener-Paare ohne Kinder, bei denen beide gut verdienen, können oft den Ausfall eines Einkommens zeitweise kompensieren. Beamte brauchen wie gesagt meist keine klassische Krankentagegeldversicherung, sollten aber über eine Dienstunfähigkeitsversicherung nachdenken.
Ein Punkt, der uns persönlich wichtig war: Die Krankentagegeldversicherung ist keine Altersvorsorge und keine Kapitalanlage. Man bekommt sein Geld nur, wenn man krank ist – und das wünscht sich niemand. Es ist eine reine Risikoabsicherung, ähnlich wie eine Haftpflichtversicherung. Das Geld, das man einzahlt, ist im besten Fall "verloren" – nämlich dann, wenn man gesund bleibt. Diese Sichtweise hat uns geholfen, die monatlichen Beiträge nicht als Verschwendung zu sehen, sondern als Investition in unsere finanzielle Sicherheit.
Die Alternativen zur Krankentagegeldversicherung haben wir natürlich auch durchdacht. Man könnte theoretisch selbst sparen und ein finanzielles Polster aufbauen. Bei einem monatlichen Sparbetrag von 50 Euro hätte man nach fünf Jahren 3.000 Euro zusammen – das reicht für etwa einen Monat Einkommensausfall. Nicht gerade beruhigend. Eine andere Möglichkeit wäre ein Privatkredit im Ernstfall, aber wer leiht einem schon Geld, wenn man krank ist und nicht weiß, wann man wieder arbeiten kann? Die betriebliche Krankentagegeldversicherung, die manche Arbeitgeber anbieten, ist dagegen eine interessante Option. Der Arbeitgeber schließt eine Gruppenversicherung ab, oft zu günstigeren Konditionen als Einzelverträge. Der Haken: Beim Jobwechsel verliert man den Schutz.
Nach Markus' Grippe-Episode haben wir etwa drei Monate gebraucht, um uns durch den Versicherungsdschungel zu kämpfen, Angebote zu vergleichen, Bedingungen zu studieren und schließlich eine Entscheidung zu treffen. Rückblickend hätten wir uns das alles sparen können, wenn wir uns schon früher damit beschäftigt hätten – am besten in gesunden Zeiten, wenn man einen klaren Kopf hat und nicht unter Druck steht. Die 22 Euro monatlich, die Markus jetzt für seine Krankentagegeldversicherung zahlt, tun uns nicht weh. Im Gegenteil: Sie geben uns ein Gefühl der Sicherheit. Wir wissen, dass wir auch eine längere Krankheit finanziell überstehen würden, ohne uns Geld leihen oder ans Ersparte gehen zu müssen.
Ein letzter Gedanke, der uns bei unseren Überlegungen begleitet hat: Gesundheit ist nicht planbar. Man kann noch so sportlich leben, sich gesund ernähren, regelmäßig zur Vorsorge gehen – eine Krankheit oder ein Unfall kann jeden treffen, jederzeit. Thomas mit seinem Beinbruch ist passionierter Läufer und trotzdem die Treppe runtergestürzt. Sandra achtet penibel auf ihre Ernährung und hatte trotzdem eine Blinddarmentzündung. Die Krankentagegeldversicherung ist wie ein Sicherheitsnetz – man hofft, es nie zu brauchen, aber wenn man fällt, ist man froh, dass es da ist.
Heute, ein Jahr später, sitzen wir wieder an unserem Küchentisch. Markus ist längst wieder gesund, arbeitet wie gewohnt, und die Versicherungsbeiträge werden automatisch abgebucht. Manchmal, wenn die Abbuchung auf dem Kontoauszug auftaucht, denken wir kurz: "Schon wieder 22 Euro für nichts." Aber dann erinnern wir uns an Thomas, der fast ein Jahr ausgefallen ist, an Sandra mit ihrer Blinddarm-OP und den damit verbundenen finanziellen Sorgen, an die Kollegin mit dem Burnout. Und wir sind dankbar, dass wir vorgesorgt haben – auch wenn wir hoffen, die Versicherung niemals in Anspruch nehmen zu müssen.
Die Entscheidung für oder gegen eine Krankentagegeldversicherung ist letztendlich sehr individuell. Es hängt ab von der persönlichen Lebenssituation, den finanziellen Verpflichtungen, dem Sicherheitsbedürfnis und nicht zuletzt auch davon, wie gut man nachts schlafen kann, wenn man weiß, dass im Krankheitsfall eine finanzielle Lücke entstehen könnte. Für uns war klar: Die Ruhe und Sicherheit, die uns die Versicherung gibt, ist die monatlichen Beiträge wert. Ob das für jeden gilt? Das muss jeder selbst entscheiden. Aber sich einmal in Ruhe damit zu beschäftigen, Angebote einzuholen, die eigene Situation durchzurechnen – das können wir nur jedem empfehlen. Am besten jetzt, solange man noch gesund ist.
Wer mehr über unsere Alltagserfahrungen mit Versicherungen, Finanzen und anderen Themen des täglichen Lebens erfahren möchte, findet in unserem Blog "Geschichten vom Küchentisch" regelmäßig neue Beiträge. Wir teilen dort unsere ganz persönlichen Erlebnisse – mal heiter, mal nachdenklich, aber immer authentisch und aus dem echten Leben gegriffen. Denn die besten Ratschläge kommen oft nicht aus Fachbüchern, sondern aus den Erfahrungen, die wir alle tagtäglich machen. In diesem Sinne: Bleibt gesund, aber seid vorbereitet! Und wenn ihr mögt, schaut doch mal wieder vorbei – der Kaffee steht immer bereit, und zu erzählen gibt es genug.