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Haushaltsgeräte im Standby: Lohnt sich das komplette Abschalten?

Winterberg 2025. 9. 29. 06:06

Es war einer dieser kalten Januarabende, als wir nach dem Essen noch am Küchentisch saßen und über die astronomische Gasrechnung diskutierten. „2.847 Euro für die letzte Heizperiode!", stöhnte mein Mann Robert und wedelte mit dem Brief unseres Energieversorgers. „Das kann doch nicht normal sein." Ich schaute von meinem Tee auf und bemerkte trocken: „Na ja, wenn du im Dezember bei offenem Fenster heizt, weil es dir zu stickig ist..." Das war der Startschuss für eine monatelange Mission, unsere Heizkosten zu senken und dabei trotzdem gemütlich zu wohnen. Was als Sparmaßnahme begann, wurde zu einer faszinierenden Reise durch die Welt der Heiztechnik, Raumklima und Energieeffizienz. Heute, ein Jahr später, haben wir unsere Heizkosten um 35 Prozent gesenkt und fühlen uns dabei wohler als je zuvor.

Der erste Schritt unserer Heizkosten-Diät begann mit einem peinlichen Geständnis: Wir hatten keine Ahnung, wie unsere Heizung eigentlich funktioniert. Klar, Thermostat aufdrehen, warm wird's – aber was passiert da eigentlich? Unser Nachbar Klaus, pensionierter Heizungsmonteur und wandelndes Lexikon in Sachen Wärmetechnik, klärte uns bei einem Bier auf. „Wisst ihr überhaupt, wann ihr eure Heizkörper das letzte Mal entlüftet habt?", fragte er. Roberts und mein Blick sagte alles – noch nie. Klaus schüttelte den Kopf: „Da habt ihr wahrscheinlich mehr Luft als Wasser in den Heizkörpern. Kein Wunder, dass eure Heizkosten so hoch sind."

Das Entlüften der Heizkörper wurde zu unserem ersten Erfolgserlebnis. Klaus lieh uns einen Entlüftungsschlüssel – dieses kleine Vierkant-Werkzeug, das aussieht wie ein winziger Schraubenschlüssel. „Immer oben am Heizkörper, gegenüber vom Thermostat, ist das Entlüftungsventil", erklärte er. Wir legten los: Heizung aufdrehen, damit das Wasser zirkuliert, dann vorsichtig das Ventil öffnen. Beim ersten Heizkörper im Schlafzimmer zischte es fast eine Minute lang – pure Luft! Erst dann kam Wasser. Wir waren schockiert. Sieben Heizkörper, fünf davon voller Luft. Nach dem Entlüften wurden sie endlich wieder richtig warm, von oben bis unten. Vorher war oft nur der obere Teil lauwarm, während der untere Teil kalt blieb. Diese simple Maßnahme, die uns nichts außer einer halben Stunde Zeit kostete, sparte gleich im ersten Monat spürbar Energie.

Die nächste Offenbarung kam, als Klaus uns den hydraulischen Abgleich erklärte. „Stellt euch eure Heizungsrohre wie ein Straßennetz vor", sagte er. „Das heiße Wasser ist wie Autos, die zu verschiedenen Zielen wollen. Ohne Verkehrsregelung nehmen alle den kürzesten Weg." In unserem Fall hieß das: Der Heizkörper im Bad direkt neben der Heizung bekam das meiste heiße Wasser ab, während das Wohnzimmer am Ende des Strangs kaum warm wurde. Ein hydraulischer Abgleich ist wie eine Verkehrsregelung – jeder Heizkörper bekommt genau die Wassermenge, die er braucht. Wir beauftragten einen Fachmann dafür. Kostenpunkt: 650 Euro für unsere Vierzimmerwohnung. Teuer? Ja. Aber die Investition amortisierte sich schnell. Plötzlich wurden alle Räume gleichmäßig warm, wir konnten die Vorlauftemperatur um 5 Grad senken, und die Heizung lief viel leiser.

Ein besonders spannendes Thema war die Heizkurve – davon hatten wir noch nie gehört. Die Heizkurve bestimmt, wie heiß das Wasser in den Heizkörpern sein soll, abhängig von der Außentemperatur. Bei uns war sie viel zu steil eingestellt. Das bedeutete: Bei 0 Grad Außentemperatur pumpte die Heizung 70 Grad heißes Wasser durch die Rohre, obwohl 55 Grad völlig gereicht hätten. Wir experimentierten wochenlang mit verschiedenen Einstellungen. Roberts Excel-Tabelle mit Außentemperatur, Vorlauftemperatur und Raumtemperatur wurde immer länger. „Du bist besessen!", lachte ich, als er nachts um drei nochmal die Werte checkte. Aber es lohnte sich: Die optimale Einstellung spart uns etwa 15 Prozent Heizkosten.

Die Programmierung der Absenkzeiten war das nächste Kapitel unserer Heizungsoptimierung. Früher lief die Heizung rund um die Uhr auf voller Leistung. Verschwendung pur! Jetzt senken wir die Temperatur nachts von 21 auf 17 Grad ab. „Aber dann ist es doch morgens kalt!", wandte Robert anfangs ein. Stimmt nicht – die Wände speichern die Wärme, und die Heizung beginnt eine halbe Stunde vor dem Aufstehen wieder hochzufahren. Um 6:30 Uhr, wenn der Wecker klingelt, sind es gemütliche 20 Grad. Tagsüber, wenn wir arbeiten, läuft sie auf Sparflamme. Diese Absenkzeiten sparen uns etwa 20 Prozent Energie, ohne Komfortverlust.

Ein Augenöffner war die Geschichte mit der Luftfeuchtigkeit. Wir hatten im Winter oft das Gefühl, dass es trotz 22 Grad Raumtemperatur nicht richtig warm wird. Die Lösung fanden wir durch Zufall, als Roberts Mutter uns ein Hygrometer schenkte. Die Luftfeuchtigkeit lag bei katastrophalen 25 Prozent! Optimal sind 40 bis 60 Prozent. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit fühlt sich die gleiche Temperatur kälter an, weil die Verdunstung auf der Haut stärker ist. Wir kauften einen Luftbefeuchter für 89 Euro und hängten zusätzlich feuchte Handtücher über die Heizkörper. Der Effekt war verblüffend: Bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit fühlten sich 20 Grad wärmer an als vorher 22 Grad. Wir konnten die Raumtemperatur um zwei Grad senken – das spart etwa 12 Prozent Heizkosten.

Die Entdeckung der Macht von Rollläden und Vorhängen war fast schon lustig. Jahrelang hatten wir die Rollläden nur im Sommer gegen die Hitze genutzt. Dass sie im Winter wie eine zusätzliche Dämmschicht wirken, war uns nie in den Sinn gekommen. Jetzt schließen wir sie konsequent bei Einbruch der Dunkelheit. Der Unterschied ist messbar: Die Oberflächentemperatur der Fenster ist mit geschlossenen Rollläden drei bis vier Grad höher. Weniger Kälteabstrahlung bedeutet höheres Wärmeempfinden. Die schweren Vorhänge, die wir von Roberts Oma geerbt und jahrelang im Keller verstaut hatten, feierten ihr Comeback. Zugezogen bilden sie eine weitere Isolierschicht. Das Wohnzimmer wirkt nicht nur gemütlicher, es ist auch wärmer.

Die Teppich-Diskussion führte zu unserem ersten größeren Ehekrach des Jahres. Ich wollte Teppiche, Robert hasst sie – „Staubfänger und unhygienisch!" Aber die Fakten überzeugten ihn: Auf kalten Fliesen fühlen sich unsere Füße selbst bei 22 Grad Raumtemperatur kalt an. Mit Teppich reichen 20 Grad für das gleiche Wohlfühlklima. Wir einigten uns auf einen Kompromiss: moderne, waschbare Teppiche in Wohnzimmer und Schlafzimmer. Kostenpunkt: 350 Euro. Die Investition hat sich gelohnt – nicht nur wegen der Energieersparnis, sondern auch wegen der Gemütlichkeit. Und Roberts Einwand? „Okay, ich gebe zu, es ist schön, morgens nicht auf kalte Fliesen zu treten."

Ein unterschätztes Thema ist die richtige Möblierung in Bezug auf die Heizung. Früher stand unser Sofa direkt vor dem Heizkörper im Wohnzimmer. Die Wärme konnte nicht zirkulieren, staute sich hinter dem Möbelstück. Wir haben umgestellt: Mindestens 10 Zentimeter Abstand zu allen Heizkörpern. Die Vorhänge haben wir gekürzt, sodass sie nicht mehr die Heizkörper verdecken. Diese kleinen Änderungen verbesserten die Wärmeverteilung erheblich. Das Zimmer wurde bei gleicher Thermostatstellung zwei Grad wärmer.

Die Thermostat-Wissenschaft war eine Erleuchtung für sich. Wir dachten immer, Stufe 5 heizt schneller als Stufe 3. Klaus klärte uns auf: „Das ist Quatsch! Der Thermostat regelt nur die Endtemperatur, nicht die Geschwindigkeit." Stufe 3 entspricht etwa 20 Grad, jede Stufe mehr oder weniger macht etwa 4 Grad Unterschied. Das Auf-5-Drehen und dann Vergessen war einer unserer teuersten Fehler. Jetzt stellen wir gezielt ein: Wohnzimmer Stufe 3, Schlafzimmer Stufe 2, Bad kurz vor dem Duschen Stufe 3,5. Diese bewusste Steuerung spart enorm.

Ein peinliches Geständnis: Wir haben jahrelang falsch gelüftet. Fenster auf Kipp, den ganzen Tag, „für frische Luft". Das ist der schlechteste Weg! Die Wände kühlen aus, Schimmelgefahr steigt, und die Heizkosten explodieren. Richtiges Stoßlüften ist die Lösung: Drei- bis viermal täglich für fünf bis zehn Minuten alle Fenster weit auf, am besten mit Durchzug. Die Luft wird komplett ausgetauscht, die Wände bleiben warm. Nach dem Schließen ist es innerhalb von Minuten wieder gemütlich. Wir haben uns angewöhnt, morgens beim Kaffeekochen, mittags in der Homeoffice-Pause und abends nach dem Essen zu lüften. Die Luftqualität ist besser, und wir sparen Heizkosten.

Die Raumtemperatur-Optimierung wurde zum Familienprojekt. Wir kauften für 25 Euro digitale Thermometer für jeden Raum und führten Buch. Überraschung: Die Temperaturunterschiede waren enorm! Das Bad hatte morgens 24 Grad, das Arbeitszimmer nur 18. Wir justierten nach: Bad runter auf 22 Grad (reicht völlig beim Duschen), Arbeitszimmer hoch auf 20 Grad (bei 18 Grad wurden die Finger klamm beim Tippen). Das Schlafzimmer bleibt bei kühlen 17 Grad – perfekt zum Schlafen. Diese raumspezifische Optimierung spart Energie, wo sie nicht gebraucht wird, und sorgt für Komfort, wo er wichtig ist.

Ein lustiges Experiment war die „Wärmezonengestaltung". Statt die ganze Wohnung gleichmäßig zu heizen, schufen wir warme Inseln. Der Bereich um den Esstisch und das Sofa sind unsere Hauptaufenthaltsorte – hier halten wir konstant 21 Grad. Der Flur und selten genutzte Ecken bleiben bei 18 Grad. Mobile Heizlüfter? Haben wir ausprobiert und schnell wieder verbannt – echte Stromfresser! Stattdessen nutzen wir Decken, Wärmflaschen und kuschelige Hausschuhe. Roberts „Uniform" im Homeoffice: Jogginghose, Wollpulli, Fleece-Hausschuhe. „Sexy!", kommentiere ich dann immer. Aber es funktioniert.

Die Wartung der Heizungsanlage hatten wir jahrelang vernachlässigt. „Läuft doch", war Roberts Motto. Bis der Monteur bei der Inspektion feststellte, dass der Brenner völlig verdreckt war und die Heizung mit einem Wirkungsgrad von nur noch 75 Prozent lief. Nach der Wartung: 90 Prozent! Die jährliche Wartung kostet 120 Euro, spart aber wesentlich mehr an Heizkosten. Außerdem verlängert sie die Lebensdauer der Anlage. Wir haben jetzt einen Wartungsvertrag und bekommen sogar Rabatt bei Reparaturen.

Ein Thema, das oft übersehen wird: die Heizkörpernischen. In unserem Altbau sind die Heizkörper in Wandnischen eingebaut, dahinter nur eine dünne Außenwand. Die Wärme ging direkt nach draußen! Für 30 Euro kauften wir Reflexionsfolie aus dem Baumarkt und klebten sie hinter die Heizkörper. Die Installation war fummliger als gedacht – Robert fluchte ausgiebig, als er sich zwischen Wand und Heizkörper zwängte. Aber der Aufwand lohnte sich: Die Folie reflektiert die Wärmestrahlung zurück in den Raum. Die Wand hinter dem Heizkörper ist jetzt deutlich kühler, die Wärme bleibt drinnen.

Die psychologische Komponente des Heizens unterschätzten wir anfangs. Wärmeempfinden ist subjektiv und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Warme Farben lassen Räume wärmer wirken – wir strichen eine Wand im Wohnzimmer in warmem Terrakotta. Kerzenlicht erzeugt Gemütlichkeit und minimal auch Wärme. Der Kamineffekt eines Youtube-Kaminvideos auf dem großen Fernseher ist erstaunlich – man fühlt sich tatsächlich wärmer! Diese psychologischen Tricks erlauben es uns, die tatsächliche Temperatur niedriger zu halten.

Ein unerwarteter Nebeneffekt unserer Heizoptimierung: Wir wurden achtsamer im Umgang mit Energie generell. Das Standby-Thema zum Beispiel – Roberts Berechnung ergab, dass unsere Standby-Geräte etwa 85 Euro im Jahr kosten. Schaltbare Steckdosenleisten für insgesamt 40 Euro lösten das Problem. Der Fernseher, die Stereoanlage, der Computer – alles wird jetzt richtig ausgeschaltet. Die roten Lämpchen, die früher wie eine Lichterkette durchs Wohnzimmer leuchteten, sind verschwunden. Nur Router und Kühlschrank laufen durch.

Nach einem Jahr Optimierung ziehen wir Bilanz: Unsere Heizkosten sind von 2.847 auf 1.850 Euro gesunken – fast 1.000 Euro Ersparnis! Die Investitionen von insgesamt etwa 1.200 Euro haben sich schon im ersten Jahr fast amortisiert. Aber der größere Gewinn ist das Wissen und das Bewusstsein, das wir entwickelt haben. Wir verstehen jetzt, wie Heizen funktioniert, wo Energie verschwendet wird und wie man gegensteuert. Die Wohnung ist gemütlicher geworden, die Luftqualität besser, und wir haben das gute Gefühl, unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen.

Die wichtigste Lektion aus unserer Heizkosten-Diät: Es sind oft die kleinen Dinge, die in Summe den großen Unterschied machen. Heizkörper entlüften, richtig lüften, Rollläden schließen, bewusst heizen – nichts davon ist kompliziert oder teuer. Aber zusammen sparen diese Maßnahmen Hunderte Euro im Jahr. Man muss kein Technik-Nerd werden wie Robert mit seinen Excel-Tabellen. Aber ein grundlegendes Verständnis fürs Heizen und etwas Achtsamkeit im Alltag reichen schon für spürbare Einsparungen.

Heute sitzen wir wieder am Küchentisch, diesmal mit der neuen Heizkostenabrechnung. 1.850 Euro – immer noch viel Geld, aber fast 1.000 Euro weniger als letztes Jahr. „Wir könnten noch mehr sparen", sinniert Robert und blättert in seinem Notizbuch voller Optimierungsideen. „Oder wir gönnen uns von dem gesparten Geld einen schönen Urlaub", schlage ich vor. Er grinst: „Beides?" Typisch Robert – immer das Optimum rausholen. Aber er hat recht: Warum nicht beides? Energiesparen und das Leben genießen schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Wer bewusst mit Ressourcen umgeht, hat mehr übrig für die schönen Dinge. Wenn ihr mehr über unsere Alltagsabenteuer lesen wollt – ob Energiespartipps, Kochexperimente oder die ganz normalen Freuden und Herausforderungen des Zusammenlebens – schaut gerne regelmäßig bei unseren „Geschichten vom Küchentisch" vorbei. Wir freuen uns über eure Kommentare und eigenen Erfahrungen. Denn gemeinsam sparen wir nicht nur Energie, sondern inspirieren uns gegenseitig zu einem bewussteren und trotzdem genussvollen Leben.