Wasserverbrauch halbiert, Tomaten verdoppelt: Unser genialer Trick für den Garten

Wie wir unseren Wasserverbrauch im Garten halbierten – und trotzdem die schönsten Tomaten der Nachbarschaft ernten
Es war der Jahrhundertsommer 2018, als unsere Wasserrechnung uns fast vom Stuhl haute. 847 Euro für drei Monate – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Mein Mann starrte ungläubig auf die Rechnung, während ich verlegen zum Fenster hinaus auf unseren zugegeben prächtigen, aber offensichtlich durstigen Garten schaute. "Das können wir uns nicht nochmal leisten", sagte er, und ich wusste, er hatte recht. Aber auf unsere selbstgezogenen Tomaten, den Salat und die Blumenpracht verzichten? Niemals! Also begannen wir zu recherchieren, wie man einen Garten bewässern kann, ohne dabei arm zu werden. Was als Notlösung startete, entwickelte sich zu einem ausgeklügelten System, das uns heute nicht nur 60 Prozent der Wasserkosten spart, sondern unseren Garten sogar noch üppiger gedeihen lässt als früher.
Der erste Schritt in unsere neue Gartenbewässerungs-Ära war die Installation einer Regentonne. Klingt banal, war aber eine Offenbarung. Wir hatten immer gedacht, das sei was für Öko-Freaks oder Leute mit riesigen Gärten. Aber als wir ausrechneten, wie viel Regenwasser von unserem 120 Quadratmeter großen Dach abfließt, waren wir baff: Bei nur einem Millimeter Niederschlag sind das 120 Liter! Ein durchschnittlicher Sommerregen bringt locker 5-10 Millimeter, das sind 600 bis 1.200 Liter kostenloses Gießwasser. Wahnsinn, dass wir das jahrelang haben weglaufen lassen, während wir teures Leitungswasser auf die Beete kippten.
Die Anschaffung unserer ersten Regentonne war ein kleines Abenteuer für sich. Im Baumarkt standen wir vor einer schier endlosen Auswahl. 200 Liter, 300 Liter, 500 Liter, mit Hahn, ohne Hahn, rund, eckig, in Holzoptik oder knallgrün. Die Verkäuferin, eine resolute Dame mit Gartenschürze, nahm sich unserer an: "Für Anfänger empfehle ich 300 Liter mit Auslaufhahn und Anschluss-Set fürs Fallrohr. Kostet komplett etwa 80 Euro." Gesagt, gekauft. Die Installation hat mein Mann an einem Samstagnachmittag erledigt – mit viel Fluchen, aber am Ende erfolgreich. Das Fallrohr mussten wir durchsägen und einen Regensammler einbauen, der das Wasser in die Tonne leitet, aber bei vollem Behälter automatisch wieder ins Fallrohr zurückführt.
Nach dem ersten richtigen Regen war die Tonne voll, und wir fühlten uns wie Goldgräber, die eine Ader entdeckt hatten. 300 Liter Gratiswasser! Das reicht für etwa eine Woche normales Gießen unserer Gemüsebeete. Schnell wurde uns aber klar: Eine Tonne reicht nicht. Also kam Tonne Nummer zwei dazu, dann drei und vier. Heute haben wir ein Fassungsvermögen von 1.400 Litern verteilt auf vier Tonnen an strategischen Punkten im Garten. Die sind untereinander mit Schläuchen verbunden, sodass sie sich gegenseitig auffüllen – das war meine Idee, und ich bin immer noch stolz drauf!
Die nächste Stufe unserer Wasserspar-Evolution war die Tropfbewässerung. Davon hatte ich mal in einer Gartenzeitschrift gelesen, aber es klang kompliziert und teuer. Ist es aber gar nicht! Für unser 20 Quadratmeter großes Gemüsebeet haben wir ein Starter-Set für 65 Euro gekauft. Das besteht aus einem Hauptschlauch, von dem kleine Tropfer abgehen, die direkt an den Pflanzen platziert werden. Das Geniale: Das Wasser kommt tröpfchenweise genau da an, wo es gebraucht wird – an den Wurzeln. Nichts verdunstet, nichts versickert unnötig, die Blätter bleiben trocken (gut gegen Pilzkrankheiten!). Die Installation war wie Lego für Erwachsene. Schlauch verlegen, Tropfer reinstecken, fertig. Okay, wir haben zweimal umgebaut, weil wir die Abstände falsch berechnet hatten, aber nach zwei Stunden lief das System.
Der Effekt der Tropfbewässerung hat uns umgehauen. Früher haben wir mit der Gießkanne oder dem Schlauch einfach drauflos gegossen – viel hilft viel, dachten wir. Dabei ist das meiste Wasser oberflächlich abgeflossen oder schnell verdunstet. Mit der Tropfbewässerung brauchen wir nur noch ein Drittel der Wassermenge für dasselbe Beet. Die Pflanzen wachsen sogar besser, weil sie gleichmäßiger mit Wasser versorgt werden. Keine Staunässe, kein Trockenstress. Unsere Tomaten hatten noch nie so wenig Probleme mit Blütenendfäule, die oft durch unregelmäßige Bewässerung entsteht.
Ein Game-Changer war die Entdeckung der Perlschläuche, auch Tropfschläuche genannt. Die sehen aus wie normale Gartenschläuche, sind aber porös und "schwitzen" das Wasser gleichmäßig aus. Perfekt für unsere langen Beetreihen mit Salat, Möhren und Radieschen. Der Schlauch wird einfach zwischen den Pflanzenreihen verlegt, leicht mit Erde bedeckt, und dann läuft das Wasser mit minimalem Druck durch. 15 Meter Perlschlauch haben uns 18 Euro gekostet – die beste Investition ever! Der einzige Nachteil: Man sieht nicht sofort, ob und wie viel Wasser fließt. Am Anfang haben wir ständig in der Erde rumgestochert, um zu kontrollieren, ob es feucht genug ist.
Die richtige Gießzeit zu finden, war auch so eine Wissenschaft für sich. Jahrelang sind wir abends durch den Garten gelaufen und haben gegossen, wenn wir von der Arbeit kamen. Schön entspannend, aber völlig falsch! Abends ist der Boden noch warm von der Tagessonne, viel Wasser verdunstet sofort. Außerdem bleiben die Pflanzen über Nacht feucht – ein Paradies für Schnecken und Pilze. Jetzt gießen wir früh morgens, zwischen 5 und 7 Uhr. Ja, das bedeutet früher aufstehen, aber der Unterschied ist enorm. Der Boden ist kühl, das Wasser kann einsickern, und die Pflanzen haben den ganzen Tag Zeit zu trocknen. An Wochenenden wird das Frühgießen zum kleinen Ritual: Kaffee in der einen Hand, Gießkanne in der anderen, Vögel zwitschern, die Welt erwacht. Herrlich!
Das Thema Mulchen haben wir lange unterschätzt. "Sieht unordentlich aus", war mein Einwand. "Noch mehr Arbeit", meinte mein Mann. Bis uns Nachbar Helmut, ein Hobbygärtner mit 40 Jahren Erfahrung, eines Besseren belehrte. "Mulch ist Gold wert", sagte er und zeigte uns seine Beete. Überall lag eine dicke Schicht aus Rasenschnitt, Stroh oder Rindenmulch. "Hält die Feuchtigkeit im Boden, unterdrückt Unkraut und wird zu Humus." Wir probierten es aus und waren begeistert. Eine 5-10 Zentimeter dicke Mulchschicht reduziert die Verdunstung um bis zu 70 Prozent! Wir müssen nur noch halb so oft gießen. Und das "Unkrautproblem"? Praktisch verschwunden. Der Rasenschnitt vom Mähen landet jetzt nicht mehr in der Biotonne, sondern auf den Beeten. Kostet nichts, spart Wasser, spart Zeit. Dreifach-Win!
Ein besonderes Experiment waren die Ollas – das sind unglasierte Tontöpfe, die man eingräbt und mit Wasser füllt. Durch die porösen Wände sickert das Wasser langsam in die Erde, genau so viel, wie die Pflanzen brauchen. Eine uralte Bewässerungsmethode aus Nordafrika, die wir bei einem Permakultur-Workshop kennengelernt haben. Wir haben erstmal mit normalen Tontöpfen experimentiert, deren Loch im Boden wir mit Korken verschlossen haben. Funktioniert tatsächlich! Besonders für unsere durstigen Zucchini und Kürbisse ideal. Ein vergrabener 5-Liter-Topf versorgt die Pflanzen eine Woche lang. Mittlerweile haben wir richtige Ollas gekauft, birnenförmige Tongefäße mit schmalem Hals. Nicht billig (15 Euro pro Stück), aber sie halten ewig und sparen unglaublich viel Wasser.
Die Automatisierung unserer Bewässerung war der nächste logische Schritt. Anfangs waren wir skeptisch – braucht man das wirklich? Aber nach dem zweiten Urlaub, bei dem wir die Nachbarn mit seitenlangen Gießanleitungen genervt hatten, war klar: Ein Bewässerungscomputer muss her. Für 35 Euro gibt's einfache Zeitschaltuhren, die zwischen Wasserhahn und Schlauch geschraubt werden. Wir haben uns für ein Modell mit zwei Ausgängen für 65 Euro entschieden. Damit können wir Rasensprenger und Tropfbewässerung unabhängig steuern. Programmierung war erstmal tricky – die Anleitung las sich wie eine Doktorarbeit in Raketenwissenschaft. Aber YouTube sei Dank hatten wir es nach einer Stunde raus.
Der Bewässerungscomputer hat unser Gärtnerleben revolutioniert. Morgens um 5:30 Uhr springt automatisch die Tropfbewässerung für die Gemüsebeete an, 20 Minuten lang. Um 6 Uhr folgen die Blumenbeete, 15 Minuten. Der Rasen bekommt nur zweimal die Woche Wasser, dafür ordentlich. Das System läuft, egal ob wir da sind oder nicht. Kein schlechtes Gewissen mehr im Urlaub, keine vertrockneten Pflanzen nach einem Wochenendtrip. Und das Beste: Durch die regelmäßige, angepasste Bewässerung verbrauchen wir insgesamt weniger Wasser als früher mit unserem chaotischen Gießkannensystem.
Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Wasserqualität. Leitungswasser ist oft sehr kalkhaltig und kalt. Beides mögen viele Pflanzen nicht besonders. Regenwasser dagegen ist weich, hat Umgebungstemperatur und ist leicht sauer – ideal für die meisten Gartenpflanzen. Besonders unsere Rhododendren und Heidelbeeren, die sauren Boden lieben, gedeihen mit Regenwasser viel besser. Wir haben sogar festgestellt, dass wir weniger düngen müssen, seit wir hauptsächlich Regenwasser verwenden. Das spart nochmal Geld und ist besser für die Umwelt.
Die Auswahl der richtigen Pflanzen spielt auch eine große Rolle beim Wassersparen. Nach dem Schock-Sommer 2018 haben wir unsere Gartenplanung überdacht. Statt durstiger Hortensien setzen wir jetzt auf trockenheitstolerante Stauden wie Lavendel, Salbei, Fetthenne und Katzenminze. Die sehen nicht nur toll aus und duften herrlich, sie kommen auch wochenlang ohne Gießen aus. Im Gemüsegarten experimentieren wir mit alten, robusten Sorten. Die 'Ochsenherz'-Tomaten meiner Oma brauchen viel weniger Wasser als moderne Hybridsorten und schmecken dazu noch besser!
Ein Trick, den wir von einem Permakultur-Gärtner gelernt haben: Pflanzengemeinschaften bilden, die sich gegenseitig unterstützen. Die klassische Mischkultur "Drei Schwestern" – Mais, Bohnen und Kürbis – ist das perfekte Beispiel. Der Mais spendet Schatten und dient als Rankhilfe, die Bohnen fixieren Stickstoff im Boden, der Kürbis bedeckt mit seinen großen Blättern den Boden und reduziert die Verdunstung. Genial! Wir haben das Prinzip auf andere Beete übertragen. Unter den Tomaten wächst Basilikum (hält Schädlinge fern und beschattet den Boden), zwischen den Möhren Zwiebeln (verwirrt die Möhrenfliege).
Die Bodenvorbereitung ist mindestens genauso wichtig wie die Bewässerung selbst. Je mehr Humus im Boden, desto besser kann er Wasser speichern. Wir haben angefangen, konsequent zu kompostieren. Alle Küchenabfälle (außer Fleisch und Gekochtes), Gartenabfälle, Laub – alles landet auf dem Kompost. Nach einem Jahr haben wir wunderbare, krümelige Komposterde, die wir großzügig in die Beete einarbeiten. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Unser sandiger Boden, der früher Wasser durchließ wie ein Sieb, kann jetzt Feuchtigkeit speichern. Die Pflanzen müssen seltener gegossen werden und überstehen auch mal ein paar heiße Tage ohne Stress.
Ein weiteres Wasserspar-Tool, das wir lieben gelernt haben: der Feuchtigkeitsmesser. Für 8 Euro im Gartencenter gekauft, ein simples Gerät mit einer Sonde, die man in die Erde steckt. Die Anzeige sagt einem, ob es zu trocken, optimal oder zu feucht ist. Klingt banal, aber es hat unsere Gießgewohnheiten revolutioniert. Oft sieht die Oberfläche trocken aus, aber 10 Zentimeter tiefer ist es noch schön feucht. Früher hätten wir gegossen, jetzt wissen wir: Die Pflanzen kommen noch zwei Tage ohne Wasser aus. Das spart nicht nur Wasser, es macht die Pflanzen auch robuster. Sie bilden tiefere Wurzeln, wenn sie sich das Wasser "erarbeiten" müssen.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung unserer Wasserspar-Maßnahmen ist beeindruckend. Investitionen insgesamt: vier Regentonnen (320 Euro), Tropfbewässerung (120 Euro), Perlschläuche (35 Euro), Bewässerungscomputer (65 Euro), diverse Kleinteile (60 Euro). Macht zusammen 600 Euro. Ersparnis pro Jahr: etwa 500 Euro weniger Wasserkosten als 2018. Die Investition hat sich also schon nach gut einem Jahr amortisiert. Dazu kommt: Weniger Arbeitszeit durchs automatische System, gesündere Pflanzen, bessere Ernten. Unbezahlbar!
Ein unerwarteter Nebeneffekt unserer Wasserspar-Bemühungen: Wir sind viel bewusster geworden, was unseren Wasserverbrauch generell angeht. Wenn man einmal anfängt, über Wasser nachzudenken, sieht man überall Sparpotenzial. Die Spülmaschine läuft nur noch voll beladen, beim Zähneputzen wird der Hahn zugedreht, das Nudelwasser verwenden wir zum Blumengießen (wenn es abgekühlt ist). Diese Sensibilisierung war eigentlich nicht geplant, aber sie ist ein schöner Bonus.
Die jahreszeitlichen Unterschiede in der Bewässerung haben wir mittlerweile auch gut im Griff. Im Frühjahr, wenn die Pflanzen austreiben, brauchen sie regelmäßig, aber nicht übermäßig viel Wasser. Im Sommer, besonders in Hitzeperioden, läuft unser System auf Hochtouren. Da sind wir froh über jede Regentonne und jeden gesparten Liter. Im Herbst reduzieren wir langsam, damit sich die Pflanzen auf den Winter vorbereiten können. Und im Winter? Da sind alle Systeme abgebaut und frostsicher verstaut. Die Regentonnen werden geleert oder bekommen einen Eisfreihalter, damit sie nicht platzen.
Ein Punkt, der uns wichtig geworden ist: Wassersparen bedeutet nicht, dass der Garten leiden muss. Im Gegenteil! Seit wir gezielter und effizienter bewässern, gedeiht alles besser. Die Pflanzen bekommen genau die Menge Wasser, die sie brauchen, zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle. Keine Über- oder Unterwässerung mehr. Das Ergebnis: Unsere Tomaten platzen nicht mehr auf (zu viel Wasser), bekommen aber auch keine Blütenendfäule (zu wenig/unregelmäßig). Der Salat schießt nicht so schnell, die Möhren werden schön gerade, die Rosen blühen üppiger.
Die Community der wassersparenden Gärtner ist übrigens super hilfsbereit. In Facebook-Gruppen und Gartenforen tauschen sich Gleichgesinnte aus, geben Tipps, teilen Erfahrungen. Dort habe ich zum Beispiel den Tipp mit der PET-Flaschen-Bewässerung bekommen: Flasche mit Wasser füllen, kleines Loch in den Deckel, umgedreht neben die Pflanze stecken. Primitiv, aber funktioniert für einzelne durstige Pflanzen wie Gurken perfekt. Kostet nichts, ist in zwei Minuten gebaut. Solche Tricks sind Gold wert!
Die Nachbarn haben unsere Verwandlung vom Wasserverschwender zum Sparfuchs mit Interesse verfolgt. Anfangs gab's skeptische Blicke ("Was bauen die denn da schon wieder?"), aber als sie unsere prächtig gedeihenden Pflanzen und die niedrige Wasserrechnung sahen, wurden viele neugierig. Mittlerweile haben drei Nachbarn auch Regentonnen installiert, und wir tauschen regelmäßig Tipps aus. Helmut von nebenan, unser Mulch-Guru, hat uns seine alte Tropfbewässerung geschenkt, als er auf ein neues System umgestiegen ist. Dafür bekommt er Tomaten und Zucchini von uns. So eine kleine Tauschökonomie ist entstanden.
Ein Aspekt, den wir anfangs unterschätzt haben: die Wartung der Systeme. Tropfbewässerung kann verstopfen, besonders wenn man kalkhaltiges Wasser verwendet. Einmal im Monat spülen wir das System mit Essigwasser durch. Die Regentonnen müssen im Herbst geleert und gereinigt werden, sonst bilden sich Algen. Der Bewässerungscomputer braucht neue Batterien (immer dann, wenn man gerade im Urlaub ist, Murphy's Law). Aber der Aufwand hält sich in Grenzen, vielleicht zwei Stunden im Monat für alle Systeme zusammen.
Die Fehler, die wir gemacht haben, waren lehrreich. Einmal haben wir die Tropfer zu nah an den Tomatenstängel gesetzt – Resultat: Die oberflächlichen Wurzeln wurden gut versorgt, die tiefen vertrockneten, die Pflanzen wurden instabil. Jetzt setzen wir die Tropfer 10-15 Zentimeter von der Pflanze entfernt. Ein anderes Mal lief eine Regentonne über, weil der Überlauf verstopft war – die halbe Terrasse stand unter Wasser. Seitdem kontrollieren wir regelmäßig alle Zu- und Abläufe. Und der Klassiker: Bewässerungscomputer programmiert, aber Wasserhahn nicht aufgedreht. Die Pflanzen waren not amused nach unserem Wochenendtrip.
Oft wurden wir gefragt, ob sich der ganze Aufwand wirklich lohnt. Unsere klare Antwort: absolut! Nicht nur finanziell, obwohl 500 Euro Ersparnis pro Jahr natürlich super sind. Es ist das Gesamtpaket: Wir haben einen wunderschönen, üppigen Garten, der mit einem Bruchteil des Wassers auskommt, das wir früher verbraucht haben. Die Arbeitszeit hat sich durch die Automatisierung halbiert. Wir können beruhigt in den Urlaub fahren. Und wir haben das gute Gefühl, verantwortungsvoll mit der Ressource Wasser umzugehen. In Zeiten des Klimawandels wird das immer wichtiger.
Eine typische Frage war auch, womit man am besten anfängt, wenn man Wasser sparen will. Unser Rat: Mit einer Regentonne! Die Installation ist einfach, die Kosten überschaubar, der Effekt sofort spürbar. Wenn das gut läuft, kann man sich an Tropfbewässerung oder Perlschläuche wagen. Mulchen kostet oft gar nichts und bringt viel. Die Automatisierung kommt dann als Sahnehäubchen obendrauf. Wichtig ist: Nicht alles auf einmal wollen. Schritt für Schritt vorgehen, Erfahrungen sammeln, das System an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Wir haben uns selbst lange gefragt, ob Regenwasser wirklich immer besser ist als Leitungswasser. Die Antwort: meistens ja, aber nicht immer. In Gebieten mit viel Luftverschmutzung kann Regenwasser belastet sein. Bei uns auf dem Land ist das kein Problem, aber in Industriegebieten sollte man vorsichtig sein. Auch nach langer Trockenheit ist der "erste Regen" oft mit Staub und Schmutz vom Dach belastet – den lassen wir ablaufen, bevor wir sammeln. Für empfindliche Jungpflanzen verwenden wir manchmal doch Leitungswasser, das wir aber einen Tag in der Gießkanne stehen lassen, damit Chlor verfliegt und es Zimmertemperatur annimmt.
Viele Bekannte wollten auch wissen, ob man für all diese Systeme handwerklich begabt sein muss. Ehrlich: Es hilft, aber es ist keine Voraussetzung. Die meisten Systeme sind heute so designed, dass sie jeder installieren kann. Stecksysteme, Click-Verbindungen, ausführliche Anleitungen, YouTube-Tutorials für alles. Mein Mann ist handwerklich eine Null (seine Worte), und er hat die Tropfbewässerung hinbekommen. Ich bin auch kein Technik-Genie, aber den Bewässerungscomputer programmieren kann ich mittlerweile im Schlaf. Und für alles andere gibt's hilfsbereite Nachbarn oder Foren.
Die Frage nach der Größe des Gartens, ab der sich solche Systeme lohnen, kam auch oft. Unsere Erfahrung: Schon ab 50 Quadratmetern macht Wassersparen Sinn. Eine kleine Regentonne, etwas Mulch, bewusstes Gießen – das reicht schon. Je größer der Garten, desto mehr lohnen sich natürlich ausgeklügelte Systeme. Aber auch auf dem Balkon kann man mit ein paar Tricks viel Wasser sparen: Untersetzer unter den Töpfen, damit kein Wasser wegläuft, Tonkegel zur langsamen Bewässerung, Mulch auch im Blumentopf.
Uns wurde auch oft die Frage gestellt, wie man Kinder für wassersparendes Gärtnern begeistern kann. Bei uns war das einfach: Die Regentonnen wurden zu "Schatztruhen", das gesammelte Regenwasser zu "Pflanzengold". Die Kinder durften ihre eigenen kleinen Beete anlegen und waren stolz, wenn ihre Pflanzen mit dem selbst gesammelten Regenwasser gegossen wurden. Sie haben Regenmengen gemessen und ausgerechnet, wie viele Gießkannen wir gespart haben. Das Tropfbewässerungssystem fanden sie faszinierend – "wie eine Infusion für Pflanzen", meinte unsere Tochter. So lernen sie spielerisch den Wert von Wasser kennen.
Eine weitere häufige Frage betraf die Kombination verschiedener Systeme. Muss es entweder Regentonne oder Tropfbewässerung sein? Nein, im Gegenteil! Die Systeme ergänzen sich perfekt. Wir sammeln Regenwasser in den Tonnen, eine Pumpe befördert es in die Tropfbewässerung, gesteuert vom Timer. An regenreichen Perioden nutzen wir nur Regenwasser, in Trockenzeiten schalten wir auf Leitungswasser um. Die Flexibilität macht unser System so robust. Selbst im Dürresommer 2022 hatten wir keine Probleme – während Nachbars Rasen braun wurde, blieb unserer grün (aber wir haben ihn auch seltener gemäht und höher stehen lassen).
Zum Thema Investitionskosten wurden wir auch befragt, besonders ob es günstigere Alternativen gibt. Ja, die gibt es! Statt neue Regentonnen kann man gebrauchte IBC-Container nehmen (1000 Liter für etwa 50 Euro). Statt teurer Tropfbewässerung tun es auch alte Schläuche, in die man kleine Löcher bohrt. Statt Rindenmulch funktioniert Rasenschnitt genauso gut. PET-Flaschen statt Tonkegel. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir haben auch viel improvisiert, bevor wir in "richtige" Systeme investiert haben. Hauptsache, man fängt an!
Die schönste Erkenntnis unserer Wasserspar-Reise: Es hat uns zu bewussteren Gärtnern gemacht. Wir beobachten unsere Pflanzen genauer, verstehen ihre Bedürfnisse besser, sind mehr im Einklang mit den Jahreszeiten und dem Wetter. Der Garten ist nicht mehr nur ein Ort, den wir "bewirtschaften", sondern ein kleines Ökosystem, das wir hegen und pflegen. Diese Verbindung zur Natur, das Verständnis für Kreisläufe und Ressourcen – das ist unbezahlbar und geht weit über das Wassersparen hinaus.
Abschließend können wir sagen: Die Umstellung auf wassersparende Bewässerung war eine der besten Entscheidungen für unseren Garten und unseren Geldbeutel. Von der Schock-Wasserrechnung 2018 bis heute war es ein spannender Weg mit vielen Learnings, einigen Rückschlägen, aber vor allem vielen Erfolgen. Unser Garten ist grüner denn je, die Ernten üppiger, die Wasserrechnung niedriger. Und das Gefühl, verantwortungsvoll mit Wasser umzugehen, in Zeiten wo Dürren zunehmen und Grundwasserspiegel sinken, ist unbezahlbar. Wenn wir das schaffen können – zwei Garten-Amateure mit wenig Ahnung am Anfang – dann schafft das jeder!
Für weitere Geschichten aus unserem grünen Paradies und praktische Tipps zum naturnahen Gärtnern schaut gerne regelmäßig bei unserem Blog vorbei. Und denkt dran: Jeder Tropfen zählt – im wahrsten Sinne des Wortes!