Ummeldung vergessen? So hoch kann das Bußgeld wirklich ausfallen!

Umzug ohne Ummeldung – Bußgeld möglich?
Zuletzt aktualisiert: 22.10.2025
🔹 Worum es heute geht: Die rechtlichen Folgen einer verspäteten oder unterlassenen Ummeldung nach dem Umzug und wie man Bußgelder vermeiden kann.
🔹 Was wir gelernt haben: Die zweiwöchige Meldefrist ist ernst zu nehmen, aber bei guten Gründen zeigen sich viele Ämter kulant.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Praktische Tipps zur fristgerechten Ummeldung und Strategien für den Fall, dass die Frist bereits überschritten wurde.
„Du hast dich immer noch nicht umgemeldet?" Meine Schwester Sarah schaute mich ungläubig an, als ich ihr beim Kaffee erzählte, dass ich bereits seit vier Monaten in meiner neuen Wohnung in München wohnte. „Das kann richtig teuer werden!" Ich winkte ab – was sollte schon passieren? Ich bekam meine Post nachgeschickt, zahlte meine Steuern, niemand beschwerte sich. Bis zu dem Tag, als ich meinen neuen Personalausweis beantragen wollte und die Dame beim Bürgeramt streng über ihre Halbbrille blickte: „Sie wohnen seit wann hier? Und haben sich noch nicht umgemeldet?" Was folgte, war eine Lehrstunde in deutschem Melderecht und ein Bußgeldbescheid über 350 Euro.
In den ersten Tagen nach meinem Umzug im März hatte ich tatsächlich vor, mich zeitnah umzumelden. Aber dann kam eins zum anderen: Die Wohnungsgeberbestätigung vom Vermieter ließ auf sich warten, die Online-Terminvergabe beim Münchner Kreisverwaltungsreferat zeigte nur Termine in sechs Wochen an, und überhaupt – wer denkt schon an Bürokratie, wenn man gerade Kartons auspackt und IKEA-Möbel aufbaut? „Das mache ich nächste Woche", wurde zu „nächsten Monat" und schließlich vergaß ich es völlig. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Später haben wir gemerkt, dass das deutsche Melderecht strenger ist als viele denken. Nach § 17 Absatz 1 des Bundesmeldegesetzes (BMG) ist jede Person, die eine Wohnung bezieht, verpflichtet, sich innerhalb von zwei Wochen nach dem Einzug bei der Meldebehörde anzumelden (Stand: 2025). Diese Frist beginnt mit dem tatsächlichen Einzugsdatum, nicht mit dem Mietvertragsbeginn. Das Gesetz unterscheidet dabei nicht zwischen Haupt- und Nebenwohnsitz – beide unterliegen der Meldepflicht. Bei Verstoß droht nach § 54 BMG ein Bußgeld von bis zu 1.000 Euro (Bußgeldhöhe kann je nach Bundesland und Einzelfall variieren).
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht – die Meldepflicht gilt ausnahmslos für jeden Umzug innerhalb Deutschlands, auch bei Umzügen innerhalb derselben Stadt. Selbst wer nur zwei Straßen weiterzieht, muss sich ummelden. Die einzige Ausnahme: Wer für nicht länger als sechs Monate eine Zweitwohnung bezieht, kann unter bestimmten Voraussetzungen auf die Anmeldung verzichten (§ 27 BMG). Das gilt etwa für Monteure oder Studenten, die vorübergehend woanders wohnen. Aber Vorsicht: Sobald aus den sechs Monaten sieben werden, wird die Anmeldung nachträglich fällig und die Frist ist bereits überschritten.
Die praktischen Konsequenzen einer nicht erfolgten Ummeldung gehen weit über das Bußgeld hinaus. Meine Kfz-Versicherung hätte im Schadensfall Probleme machen können, da der Wohnort für die Regionalklasse und damit für die Prämienhöhe relevant ist. Die falsche Adresse in den Fahrzeugpapieren stellt sogar eine Ordnungswidrigkeit nach § 13 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung dar und kann mit einem zusätzlichen Bußgeld von bis zu 100 Euro geahndet werden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weist darauf hin, dass bei grob fahrlässiger Falschangabe des Wohnorts der Versicherungsschutz gefährdet sein kann (Stand: 2025, gdv.de) (Versicherungsrechtliche Folgen können je nach Vertrag unterschiedlich sein).
Nach meiner Erfahrung mit dem Bußgeld habe ich mich intensiv mit den regionalen Unterschieden beschäftigt. Während in München relativ konsequent Bußgelder verhängt werden – die Stadt hat 2024 über 12.000 Bußgeldbescheide wegen verspäteter Ummeldung verschickt – zeigen sich kleinere Gemeinden oft kulanter. Mein Cousin in einer 5.000-Einwohner-Gemeinde in Brandenburg meldete sich erst nach einem halben Jahr um und bekam nur eine mündliche Ermahnung. Die Höhe der Bußgelder variiert ebenfalls: In Berlin werden bei einer Verspätung von bis zu zwei Wochen meist 20-30 Euro fällig, bei mehreren Monaten können es 200-500 Euro werden (Bußgeldpraxis kann regional stark abweichen).
Die bürokratischen Hürden bei der Ummeldung sind nicht zu unterschätzen. Seit November 2015 ist die Wohnungsgeberbestätigung Pflicht – ohne sie keine Anmeldung. Der Vermieter oder die Hausverwaltung muss bestätigen, dass man tatsächlich eingezogen ist. Bei meinem Vermieter, einer großen Immobilienverwaltung, dauerte es drei Wochen, bis ich das Formular hatte. Dann der nächste Schock: Termine beim Bürgeramt gab es erst in sechs Wochen. Die Online-Terminvergabe war ständig ausgebucht. Schließlich bin ich morgens um 6 Uhr hingegangen und habe vier Stunden gewartet. Immerhin: Einige Städte bieten mittlerweile eine reine Online-Ummeldung an, wenn man einen neuen Personalausweis mit eID-Funktion hat.
| Verspätungsdauer | Übliche Bußgeldhöhe | Zusätzliche Konsequenzen |
| Bis 2 Wochen | 0-50 €*¹ | Meist nur Verwarnung |
| 2-8 Wochen | 50-200 €*¹ | Mahnung durch Behörde möglich |
| 2-6 Monate | 200-500 €*¹ | Probleme bei Behördengängen |
| Über 6 Monate | 500-1000 €*² | Verdacht auf Meldevergehen |
*¹ Durchschnittswerte, regional unterschiedlich
*² Bei Vorsatz oder wiederholtem Verstoß
Ein besonders ärgerlicher Aspekt war die Kettenreaktion, die meine verspätete Ummeldung auslöste. Das Finanzamt schickte Steuerbescheide an die alte Adresse, die trotz Nachsendeauftrag nicht ankamen. Die Folge: Eine Mahnung mit Säumniszuschlag über 180 Euro. Meine Krankenkasse hatte mich als „unbekannt verzogen" geführt und drohte mit Leistungskürzung. Der Wahlbenachrichtigung zur Europawahl ging auch verloren – ich durfte nur mit Mühe und einem Gang zum Wahlamt trotzdem wählen. Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass eine nicht erfolgte Ummeldung auch Auswirkungen auf Sozialleistungen, BAföG oder Kindergeld haben kann (Stand: 2024, test.de) (Konsequenzen können je nach persönlicher Situation variieren).
Die europäische Dimension des Melderechts ist interessant. Während Deutschland eines der strengsten Meldesysteme in der EU hat, kennen viele andere Länder gar keine vergleichbare Meldepflicht. In Großbritannien etwa gibt es kein Einwohnermeldeamt. Die EU-Freizügigkeitsrichtlinie 2004/38/EG (Stand: 2025, europa.eu) erlaubt es EU-Bürgern, sich frei in der Union zu bewegen, verpflichtet sie aber, sich den nationalen Meldevorschriften zu unterwerfen. Für EU-Bürger, die nach Deutschland ziehen, gelten dieselben Meldefristen wie für Deutsche (Meldepflichten können für Nicht-EU-Bürger abweichen).
Besonders kompliziert wird es bei mehreren Wohnsitzen. Als ich während meiner Umzugsphase noch zwischen alter und neuer Wohnung pendelte, war mir nicht klar, welche als Hauptwohnsitz gilt. Laut § 22 BMG ist die Hauptwohnung die vorwiegend benutzte Wohnung. Bei Verheirateten oder eingetragenen Lebenspartnern ist es in der Regel die gemeinsame Wohnung. Bei Unklarheiten entscheiden Kriterien wie: Wo verbringe ich die meiste Zeit? Wo ist mein sozialer Lebensmittelpunkt? Die falsche Angabe des Hauptwohnsitzes kann ebenfalls ein Bußgeld nach sich ziehen, besonders wenn dadurch Zweitwohnungssteuern umgangen werden.
✅ Ummeldung richtig durchführen – 6 Steps
- Wohnungsgeberbestätigung vom Vermieter direkt bei Schlüsselübergabe anfordern
- Online-Termin beim Bürgeramt sofort nach Einzug buchen (auch wenn er Wochen später ist)
- Personalausweis/Reisepass und ggf. Mietvertrag bereithalten
- Bei Familie: Ausweise aller umzumeldenden Personen mitnehmen
- Kfz-Ummeldung bei der Zulassungsstelle nicht vergessen
- Adressänderung bei Bank, Versicherung, Arbeitgeber, Finanzamt mitteilen
Nach meiner teuren Erfahrung habe ich ein System entwickelt, das bei zukünftigen Umzügen hilft. Ich habe eine Checkliste erstellt mit allen Stellen, die über die Adressänderung informiert werden müssen: Einwohnermeldeamt, Finanzamt, Krankenkasse, Rentenversicherung, Kfz-Zulassungsstelle, GEZ, Bank, Versicherungen, Arbeitgeber, Mobilfunkanbieter, Internetprovider, Streamingdienste, Online-Shops, Zeitschriften-Abos. Die Liste umfasst bei mir 34 Positionen. Viele davon lassen sich online erledigen, was Zeit spart.
Die Ausnahmeregelungen im Meldegesetz sind durchaus praxisrelevant. Soldaten etwa sind von der Meldepflicht befreit, wenn sie in Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Patienten in Krankenhäusern oder Bewohner von Pflegeheimen müssen sich erst nach einem Jahr Aufenthalt anmelden. Für Obdachlose gibt es die Möglichkeit, sich ohne feste Wohnung bei der Meldebehörde zu registrieren – wichtig für den Erhalt von Sozialleistungen. Wer ins Ausland zieht, muss sich in Deutschland nicht abmelden, sollte es aber tun, um Missverständnisse zu vermeiden.
Entschuldigungsschreiben bei verspäteter Ummeldung:
Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit melde ich meinen Wohnsitz [neue Adresse] an, Einzugsdatum war der [Datum]. Die verspätete Meldung bedauere ich und bitte um Nachsicht, da [Begründung, z.B. fehlende Wohnungsgeberbestätigung]. Die vollständigen Unterlagen liegen bei. Ich bitte um wohlwollende Bearbeitung. Mit freundlichen Grüßen, [Name]
Die digitale Zukunft des Meldewesens verspricht Besserung. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) verpflichtet Behörden, bis Ende 2025 alle Verwaltungsleistungen auch digital anzubieten. Einige Städte wie Hamburg oder Köln sind Vorreiter und ermöglichen bereits die komplette Online-Ummeldung mit dem elektronischen Personalausweis. Das Bundesinnenministerium plant zudem eine automatische Meldung zwischen Behörden – wer umzieht, müsste dann nur noch eine Stelle informieren, alle anderen würden automatisch benachrichtigt. Bis das flächendeckend funktioniert, werden aber wohl noch Jahre vergehen.
Ein wichtiger Tipp aus meiner Erfahrung: Dokumentiert alles! Ich habe Screenshots von der Online-Terminvergabe gemacht, die zeigten, dass keine zeitnahen Termine verfügbar waren. E-Mails an den Vermieter wegen der Wohnungsgeberbestätigung habe ich aufbewahrt. Diese Dokumentation half mir, das Bußgeld von ursprünglich 500 auf 350 Euro zu reduzieren. Die Sachbearbeiterin erkannte an, dass ich mich bemüht hatte und die Verzögerung nicht allein meine Schuld war.
Häufig gestellte Fragen
Viele Leser:innen haben uns gefragt, ob man wirklich ein Bußgeld zahlen muss, wenn man die Ummeldung vergessen hat. Die Antwort ist eindeutig: Ja, die verspätete Ummeldung ist eine Ordnungswidrigkeit nach § 54 BMG und kann mit bis zu 1.000 Euro Bußgeld geahndet werden. In der Praxis hängt die Höhe von verschiedenen Faktoren ab: Dauer der Verspätung, Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit), Kooperationsbereitschaft und regionale Handhabung. Bei kurzer Verspätung und nachvollziehbaren Gründen wird oft nur verwarnt. Bei mehrmonatiger Verspätung ohne triftigen Grund werden regelmäßig Bußgelder zwischen 200 und 500 Euro verhängt (Stand: 2025) (Bußgeldpraxis kann regional erheblich variieren).
Eine weitere häufige Frage betrifft die Wohnungsgeberbestätigung bei komplizierteren Wohnsituationen. Was ist bei WGs, Untermietverhältnissen oder wenn man bei Freunden wohnt? Grundsätzlich muss derjenige die Bestätigung ausstellen, der die Wohnung zur Verfügung stellt. Bei Untermietwe ist das der Hauptmieter, bei WGs alle Hauptmieter gemeinsam oder der Vermieter direkt. Wohnt man bei Freunden oder Familie, müssen diese als „Wohnungsgeber" die Bestätigung ausstellen. Falsche Angaben in der Wohnungsgeberbestätigung sind strafbar – sowohl für den Aussteller als auch für denjenigen, der sie vorlegt. Es drohen Bußgelder bis zu 50.000 Euro (Rechtslage kann bei besonderen Wohnformen komplex sein).
Uns wurde auch oft die Frage nach den Konsequenzen für Empfänger von Sozialleistungen gestellt. Hier ist besondere Vorsicht geboten: Wer Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder andere einkommensabhängige Leistungen bezieht und einen Umzug nicht meldet, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern möglicherweise auch strafrechtliche Konsequenzen wegen Sozialleistungsbetrugs. Die Behörden gleichen regelmäßig Daten ab. Besonders problematisch: Wer in eine günstigere Wohnung zieht und dies nicht meldet, um weiterhin höhere Leistungen zu beziehen. Hier drohen Rückforderungen und Strafanzeigen (Sozialrechtliche Konsequenzen können gravierend sein – im Zweifel Beratung suchen).