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Lichtschalter vergilbt? So bekommst du ihn wieder strahlend weiß!

Winterberg 2025. 10. 30. 23:39

Lichtschalter vergilbt – wie bleicht man sicher?

Es war einer dieser Frühlingstage, an denen die Sonne plötzlich in einem anderen Winkel durchs Fenster fällt und man Dinge sieht, die man monatelang übersehen hat. Ich stand im Flur, Putzlappen in der Hand, und starrte auf unseren Lichtschalter. War der schon immer so... gelblich? Nein, definitiv nicht. Als wir vor fünf Jahren eingezogen waren, waren alle Schalter strahlend weiß gewesen. Jetzt erinnerte die Farbe eher an alte Computergehäuse aus den Neunzigern – dieses typische Vergilbungsgelb, das man von früher kennt. Mein Partner kam vorbei und meinte trocken: „Hast du jetzt angefangen, die Lichtschalter zu mustern?" Aber als ich ihn darauf hinwies, sah auch er es: Nicht nur dieser eine Schalter, sondern alle weißen Kunststoffschalter in der Wohnung hatten diesen unansehnlichen Gelbstich bekommen.

Zuletzt aktualisiert: 30.10.2025

🔹 Worum es heute geht: Vergilbte Lichtschalter aus weißem Kunststoff sind ein weit verbreitetes Problem, das durch UV-Licht, Luftfeuchtigkeit und chemische Reaktionen im Material entsteht – doch mit den richtigen Methoden lassen sie sich oft wieder aufhellen, ohne dass ein kompletter Austausch nötig ist.

🔹 Was wir gelernt haben: Die Vergilbung ist ein chemischer Prozess, der sich teilweise umkehren lässt. Wichtig sind dabei Sicherheit (Stromabschaltung), die richtige Methode (meist Wasserstoffperoxid-Behandlung) und realistische Erwartungen – manche Schalter sind zu stark vergilbt für eine vollständige Wiederherstellung.

🔹 Was Leser:innen davon haben: Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum sicheren Ausbauen und Behandeln vergilbter Schalter, wissenschaftlich fundierte Erklärungen zum Vergilbungsprozess, rechtliche Hinweise für Mieter:innen und Tipps zur Vorbeugung künftiger Verfärbungen.


In den ersten Minuten nach der Entdeckung war ich einfach nur perplex. Wie konnte uns das so lange entgangen sein? Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde: Die Vergilbung war schleichend gekommen, über Monate und Jahre hinweg. Tag für Tag eine winzige Nuance dunkler, so unmerklich, dass unser Gehirn es ausgeblendet hatte. Erst die direkte Frühlingssonne machte den Unterschied sichtbar – wie ein ungeschminkter Blick auf die Realität. Ich fotografierte die Schalter mit meinem Smartphone, um das Ausmaß festzuhalten, und begann sofort mit der Recherche. Was ich fand, überraschte mich: Das Problem ist weitverbreitet, und die Ursachen sind komplexer als gedacht.

Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir nicht, ob man dagegen überhaupt etwas tun kann. Mein erster Impuls war, die Schalter einfach zu ersetzen. Ein Blick ins Baumarkt-Prospekt zeigte: Ein einzelner Lichtschalter kostet zwischen 3 und 15 Euro, je nach Qualität und Design. Bei etwa 20 Schaltern und Steckdosen in unserer Wohnung würde das zwischen 60 und 300 Euro kosten – plus eventuell Elektriker, falls wir uns das Austauschen nicht selbst zutrauen. Das erschien mir übertrieben für ein rein ästhetisches Problem. Also suchte ich nach Alternativen: Kann man Kunststoff bleichen? Und wenn ja, wie?

Was wir durch die Recherche lernten, war faszinierend und ernüchternd zugleich. Kunststoffe – insbesondere ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol), aus dem viele Lichtschalter gefertigt sind – enthalten Flammschutzmittel, die auf Brombasis arbeiten. Diese Substanzen sind notwendig, um die Brandgefahr zu minimieren, haben aber einen Nachteil: Unter dem Einfluss von UV-Licht und Sauerstoff reagieren sie chemisch und bilden gelblich-braune Verbindungen. Dieser Prozess wird als Photooxidation bezeichnet und ist im Grunde irreversibel – zumindest was die Molekülstruktur betrifft. Aber, und das war die gute Nachricht: Die verfärbten Moleküle an der Oberfläche lassen sich teilweise wieder aufhellen, indem man sie bleicht oder oxidiert. Das Material wird dadurch nicht wieder wie neu, aber optisch deutlich besser.

Später haben wir gemerkt, dass nicht alle Lichtschalter gleich stark betroffen waren. Die Schalter im Flur und Wohnzimmer – direkt im Sonnenlicht – waren am gelbsten. Jene im Bad und in Räumen mit wenig Tageslicht sahen noch relativ gut aus. Das bestätigte die Theorie, dass UV-Strahlung der Haupttreiber der Vergilbung ist. Auch interessant: Die Schalter in der Küche, die wir häufig mit feuchten oder fettigen Händen berühren, zeigten zusätzlich zu der Vergilbung auch eine leichte Verschmutzung. Hier überlagerten sich zwei Probleme: chemische Verfärbung des Materials und oberflächlicher Schmutz. Das bedeutete, dass wir unterschiedliche Strategien brauchten.

Nach einigen Stunden Internetrecherche stieß ich auf verschiedene Methoden, die von Nutzern empfohlen wurden. Da gab es die „Retrobright"-Methode, ursprünglich entwickelt für vergilbte Computergehäuse aus den 80er und 90er Jahren. Dabei wird Wasserstoffperoxid (H₂O₂) mit UV-Licht kombiniert, um die Vergilbung zu bleichen. Manche schworen auf Backnatron-Pasten, andere auf Zahnpasta, wieder andere auf spezielle Kunststoffreiniger. Die Meinungen gingen weit auseinander, und viele Beiträge waren anekdotisch, ohne wissenschaftliche Basis. Ich beschloss, zunächst die sanftesten Methoden auszuprobieren und mich dann zu den aggressiveren vorzuarbeiten, falls nötig.

Bevor wir irgendetwas unternahmen, mussten wir die Sicherheitsfrage klären. Lichtschalter sind mit dem Stromnetz verbunden – jeder Laie weiß, dass man da vorsichtig sein muss. Ich kontaktierte einen befreundeten Elektriker und fragte, ob wir die Schalter selbst ausbauen dürften. Seine Antwort war eindeutig: „Ja, aber nur, wenn ihr vorher die Sicherung rausdreht. Und testet danach mit einem Phasenprüfer, ob wirklich kein Strom mehr anliegt." Er erklärte mir, dass das Entfernen der Abdeckung und des Rahmens in der Regel ungefährlich ist, solange kein Strom fließt. Die eigentliche Elektroinstallation – die Kabel und Klemmen – dürften wir als Laien nicht verändern, aber zum Reinigen könne man die Abdeckung problemlos abnehmen. (Diese Einschätzung gilt für Deutschland und die EU; in anderen Ländern können abweichende Vorschriften gelten. Im Zweifelsfall sollte immer ein Fachbetrieb konsultiert werden.)

Am nächsten Wochenende machten wir uns ans Werk. Zunächst schalteten wir die entsprechende Sicherung im Verteilerkasten aus. Mein Partner hielt vorsichtshalber den Phasenprüfer an den Schalter – keine Lampe leuchtete, kein Strom. Gut. Mit einem kleinen Schlitzschraubendreher hebelten wir die Abdeckung vorsichtig ab. Die meisten modernen Schalter rasten einfach ein und lassen sich mit etwas Gefühl wieder lösen. Darunter kam die Befestigungsschraube zum Vorschein, die den Rahmen an der Unterputzdose hält. Ein paar Umdrehungen, und wir konnten den Rahmen samt Wippe abnehmen – ohne die Kabel zu berühren. Vor uns lag nun die nackte Schaltmechanik, und in der Hand hielten wir die vergilbten Kunststoffteile.

Der erste Versuch war die klassische Reinigung mit Spülmittel und warmem Wasser. Vielleicht, so unsere Hoffnung, war es ja nur Oberflächenschmutz, der gelb aussah. Wir ließen die Teile zehn Minuten in der Seifenlauge einweichen und schrubbten sie dann vorsichtig mit einer weichen Bürste. Das Ergebnis: Die Oberfläche war sauberer, aber die Gelbfärbung blieb. Enttäuschend, aber nicht unerwartet. Als Nächstes probierten wir Backnatron – ebenfalls ein oft empfohlenes Hausmittel. Wir stellten eine Paste aus Natron und Wasser her, trugen sie auf die Schalter auf und ließen sie etwa 30 Minuten einwirken. Erneut: keine nennenswerte Veränderung. Die Vergilbung saß tiefer, als wir gedacht hatten.

Dann kam der Moment für die „Retrobright"-Methode. Ich hatte mir in der Apotheke eine Flasche 12-prozentiges Wasserstoffperoxid besorgt – das ist deutlich stärker als die übliche 3-prozentige Lösung, die man für Desinfektionszwecke kennt. Der Apotheker hatte mich gewarnt: „Vorsicht, das ist ätzend. Handschuhe tragen und nicht auf die Haut bekommen." Ich nahm seine Warnung ernst. Zu Hause füllte ich das Wasserstoffperoxid in eine flache Plastikschale und legte die Schalterteile hinein. Dann stellte ich die Schale auf die Fensterbank in die direkte Sonne. Die Theorie: UV-Licht aktiviert das Peroxid, das dann die verfärbten Moleküle oxidiert und bleicht. Nach etwa zwei Stunden in der Sonne geschah etwas: Die Gelbfärbung wurde tatsächlich heller!

Was wir während dieses Prozesses bemerkten, war die Notwendigkeit von Geduld. Die Veränderung war nicht dramatisch, sondern graduell. Nach zwei Stunden war der Schalter vielleicht 20 Prozent heller, nach vier Stunden weitere 10 Prozent. Wir wiederholten die Behandlung an zwei aufeinanderfolgenden sonnigen Tagen und kamen am Ende auf ein Ergebnis, das uns überraschte: Der Schalter war zwar nicht mehr strahlend weiß wie neu, aber deutlich besser als vorher – ich würde sagen, etwa 60 bis 70 Prozent der Vergilbung waren verschwunden. Für den Aufwand und die Kosten von etwa 5 Euro für das Wasserstoffperoxid war das ein akzeptables Resultat.

Ein wichtiger Hinweis für alle, die diese Methode nachahmen möchten: Wasserstoffperoxid ist nicht ungefährlich. Es kann Haut und Augen reizen, und in hohen Konzentrationen ist es brandfördernd. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass beim Umgang mit chemischen Reinigungsmitteln generell Schutzhandschuhe getragen und für ausreichende Belüftung gesorgt werden sollte (Stand: 2025, Quelle: umweltbundesamt.de). Zudem sollte man Wasserstoffperoxid nicht in metallischen Gefäßen verwenden, da es mit vielen Metallen reagiert. Wir verwendeten eine Kunststoffschale und arbeiteten auf dem Balkon – so war für Frischluft gesorgt, und eventuelle Spritzer landeten nicht in geschlossenen Räumen. (Diese Vorsichtsmaßnahmen sind generell empfohlen; die konkreten Sicherheitshinweise können je nach Konzentration und Produkt variieren – stets das Etikett beachten.)

Nachdem wir den ersten Schalter erfolgreich behandelt hatten, standen wir vor der Frage: Lohnt sich der Aufwand für alle 20 Schalter? Die Antwort war ein pragmatisches Jein. Die am stärksten vergilbten Schalter im Wohnzimmer und Flur behandelten wir nach derselben Methode – insgesamt etwa acht Stück. Das dauerte über zwei Wochenenden, da wir nur an sonnigen Tagen arbeiten konnten und jeweils nur vier bis fünf Schalter gleichzeitig in die Schale passten. Die weniger stark vergilbten Schalter ließen wir zunächst, wie sie waren – der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum optischen Gewinn. Und einige Schalter in Nebenzimmern, die man selten sieht, blieben komplett unbehandelt.

Ein technisches Detail, das wir erst durch die praktische Erfahrung verstanden, war der Unterschied zwischen Oberflächenbleiche und Tiefenwirkung. Die Retrobright-Methode wirkt hauptsächlich auf die obersten Mikrometer des Kunststoffs. Wenn die Vergilbung sehr tief geht – etwa bei Schaltern, die jahrzehntelang der Sonne ausgesetzt waren –, kann auch die beste Behandlung nur begrenzt helfen. Man erkennt das daran, dass nach dem Bleichen die Oberfläche zwar heller ist, aber nicht gleichmäßig weiß, sondern leicht fleckig oder marmoriert wirkt. In solchen Fällen ist ein Austausch die bessere Option. Bei unseren Schaltern, die „nur" fünf bis zehn Jahre alt waren, war die Vergilbung zum Glück noch oberflächlich genug.

Was uns während der Arbeit auffiel, war die unterschiedliche Qualität der Kunststoffe. Einige Schalter – vermutlich von einem Markenhersteller – ließen sich deutlich besser bleichen als andere, die wahrscheinlich Billigprodukte waren. Das liegt daran, dass höherwertige Kunststoffe oft UV-Stabilisatoren enthalten, die die Photooxidation verlangsamen. Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest variiert die Langlebigkeit von Kunststoffen in Elektroinstallationen erheblich – Premium-Produkte halten oft doppelt so lang ihre ursprüngliche Farbe wie No-Name-Produkte (Stand: 2025, Quelle: test.de). (Diese Einschätzung basiert auf allgemeinen Produktvergleichen und kann je nach spezifischem Hersteller und Modell variieren.)

Ein rechtlicher Aspekt, der uns als Mieter beschäftigte, war die Frage: Dürfen wir die Schalter überhaupt selbst ausbauen und behandeln? Nach Rücksprache mit unserem Vermieter – wir hatten ihn vorsorglich per E-Mail informiert – war die Antwort entspannt: Solange wir nichts an der Elektrik selbst verändern und alles im Originalzustand zurücklassen, sei das kein Problem. Generell gilt in Deutschland: Mieter:innen dürfen kleine Schönheitsreparaturen selbst durchführen, sofern im Mietvertrag nichts anderes vereinbart ist. Das Reinigen oder Bleichen von Schaltern fällt in der Regel darunter. Bei größeren Eingriffen – etwa dem kompletten Austausch gegen ein anderes Modell – sollte man jedoch die Zustimmung des Vermieters einholen. (Diese Regelung kann je nach Mietvertrag und regionaler Rechtsprechung variieren; im Zweifelsfall empfiehlt sich eine schriftliche Rückfrage beim Vermieter.)

Nach etwa einem Monat, als alle behandelten Schalter wieder montiert waren, zogen wir ein erstes Fazit. Die optische Verbesserung war spürbar – der Gesamteindruck der Wohnung wirkte frischer, gepflegter. Besucher bemerkten es nicht bewusst, aber genau das war das Ziel: Es sollte nicht auffallen, weil es schlichtweg normal und sauber aussieht. Wir hatten etwa 15 Euro für Materialien ausgegeben (Wasserstoffperoxid, Handschuhe, Schale) und insgesamt vielleicht sechs Stunden Arbeit investiert. Verglichen mit den 150 bis 300 Euro für neue Schalter plus Einbau war das eine klare Ersparnis – auch wenn das Ergebnis nicht perfekt war.

Zur besseren Übersicht haben wir die verschiedenen Methoden und ihre Wirksamkeit in einer Tabelle zusammengefasst:

Methode Material Aufwand Wirksamkeit bei leichter Vergilbung Wirksamkeit bei starker Vergilbung Kosten Risiken
Spülmittel + Wasser Haushaltsüblich Gering Gering (nur Oberflächenschmutz) Keine¹ ~0 € Keine
Backnatron-Paste Haushaltsüblich Gering Gering bis mittel Gering¹ ~1 € Keine
Zahnpasta Haushaltsüblich Mittel (scheuert) Mittel Gering¹ ~2 € Kratzer möglich
Wasserstoffperoxid 3% Apotheke Mittel Mittel Gering bis mittel¹ ~3 € Hautreizung möglich
Wasserstoffperoxid 12% + UV Apotheke Hoch (Zeit + Sonne) Hoch Mittel bis hoch¹ ~5-8 € Ätzend, Schutz nötig
Kunststoffreiniger (speziell) Fachhandel Mittel Mittel bis hoch Mittel¹ ~10-15 € Je nach Produkt unterschiedlich

¹ Die Wirksamkeit hängt stark von der Tiefe der Vergilbung, der Kunststoffqualität und der Behandlungsdauer ab. Angaben sind Erfahrungswerte und können im Einzelfall variieren.

Was wir durch dieses Projekt auch lernten, war die Bedeutung von Prävention. Die beste Behandlung ist die, die man nicht braucht. Lichtschalter, die nie direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind, vergilben deutlich langsamer. In Räumen mit großen Südfenstern könnte man überlegen, Vorhänge oder Rollos so zu nutzen, dass die direkte Sonneneinstrahlung auf die Schalter minimiert wird. Das klingt übertrieben, aber für Menschen, die in Mietwohnungen leben und bei Auszug Schönheitsreparaturen durchführen müssen, kann es langfristig Arbeit sparen. Auch interessant: Moderne Lichtschalter werden zunehmend aus UV-stabilisierten Kunststoffen gefertigt, die diese Problematik von vornherein reduzieren.

Ein unerwarteter Nebeneffekt unserer Recherche war die Entdeckung eines ökologischen Aspekts. Wasserstoffperoxid zerfällt bei der Bleichung in Wasser und Sauerstoff – es ist also relativ umweltfreundlich im Vergleich zu chlorbasierten Bleichmitteln. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) listet Wasserstoffperoxid als vergleichsweise unbedenklich, sofern es in den empfohlenen Konzentrationen verwendet wird (Stand: 2025, Quelle: bund.net). Dennoch sollte man Reste nicht einfach in den Abfluss schütten, wenn sie noch hochkonzentriert sind – besser ist es, sie stark zu verdünnen oder an einer Sammelstelle für Problemstoffe abzugeben. (Die Entsorgungsvorschriften können kommunal unterschiedlich geregelt sein; bei Unsicherheit die örtliche Abfallberatung kontaktieren.)

Ein technisches Detail, das in vielen Online-Anleitungen fehlt, ist die Temperaturabhängigkeit des Prozesses. Wir stellten fest, dass die Bleichung bei warmem, sonnigem Wetter deutlich schneller und effektiver verlief als an kühlen, bewölkten Tagen. Das liegt daran, dass UV-Licht und Wärme die chemische Reaktion beschleunigen. An einem heißen Sommertag mit direkter Sonneneinstrahlung kann die Behandlung in zwei bis drei Stunden abgeschlossen sein, während sie im Frühjahr oder Herbst sechs bis acht Stunden dauern kann. Einige Enthusiasten verwenden sogar UV-Lampen, um den Prozess unabhängig vom Wetter zu beschleunigen – wir entschieden uns dagegen, da die Anschaffung einer solchen Lampe für uns nicht lohnte.

Was viele nicht wissen: Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. An sehr trockenen Tagen verdunstet das Wasserstoffperoxid schneller, sodass man eventuell nachlegen muss. An feuchten Tagen bleibt die Lösung länger auf dem Kunststoff, was einerseits gut ist, andererseits aber auch dazu führen kann, dass das Peroxid zu sehr verdünnt wird. Wir fanden einen Kompromiss: An sonnigen Tagen mit mittlerer Luftfeuchtigkeit (so um die 50 Prozent) funktionierte die Methode am besten. An sehr heißen, trockenen Tagen deckten wir die Schale mit Frischhaltefolie ab, um die Verdunstung zu reduzieren – mit kleinen Löchern für den Gasaustausch.

Ein Aspekt, den wir anfangs unterschätzt hatten, war die Notwendigkeit der Nachbehandlung. Nach dem Bleichen hatten einige Schalter eine leicht raue oder matte Oberfläche. Das liegt daran, dass das Peroxid nicht nur die verfärbten Moleküle angreift, sondern auch die Oberfläche leicht anätzt. Um die ursprüngliche Glätte wiederherzustellen, polierten wir die Schalter vorsichtig mit einem Mikrofasertuch und etwas Kunststoffpolitur. Das machte einen erstaunlichen Unterschied – die Oberfläche wurde wieder glatt und glänzend, fast wie neu. Diese Politur kostete etwa 8 Euro im Baumarkt und reichte für alle unsere Schalter.

Was uns während des gesamten Projekts begleitete, war die Frage nach der Dauerhaftigkeit. Würde die Vergilbung wiederkommen? Leider ja – allerdings deutlich langsamer als beim ersten Mal. Nach etwa sechs Monaten bemerkten wir an den behandelten Schaltern eine leichte, sehr dezente Gelbfärbung. Das ist normal und zu erwarten, da die UV-Stabilisatoren im Material durch die Behandlung nicht wiederhergestellt werden. Allerdings war die Vergilbung so gering, dass wir beschlossen, erst in ein bis zwei Jahren wieder zu behandeln. Durch die Erfahrung wussten wir jetzt, wie es geht, und könnten es dann schneller und effizienter erledigen.

Ein Freund, dem wir von unserem Projekt erzählten, fragte, ob man die Methode auch bei vergilbten Steckdosen anwenden kann. Grundsätzlich ja – Steckdosen bestehen meist aus dem gleichen Material wie Lichtschalter. Allerdings ist hier noch mehr Vorsicht geboten, da die Kontakte empfindlicher sind. Man sollte die Steckdosenabdeckung komplett vom Einsatz trennen (nach Abschalten der Sicherung!), nur die Kunststoffabdeckung behandeln und sicherstellen, dass keine Feuchtigkeit an die elektrischen Teile gelangt. Wir behandelten einige unserer vergilbten Steckdosen nach derselben Methode und hatten Erfolg – allerdings achteten wir noch penibel darauf, alles vollständig trocknen zu lassen, bevor wir die Abdeckungen wieder montierten.

Was uns beim Zusammenbau der Schalter nach der Behandlung auffiel, war die Gelegenheit zur Inspektion. Mit offenen Schaltern konnten wir auch gleich die Verschraubungen der Kabel überprüfen. Unser befreundeter Elektriker hatte uns gesagt: „Wenn ihr die Schalter schon auseinander habt, schaut euch die Klemmen an. Manchmal lockern die sich über Jahre." Tatsächlich fanden wir bei zwei Schaltern leicht gelockerte Klemmen, die wir vorsichtig nachziehen konnten (selbstverständlich bei ausgeschalteter Sicherung und mit isoliertem Schraubendreher). Das ist kein Standard-Ratschlag für Laien – wer sich unsicher fühlt, sollte einen Elektriker rufen – aber für uns war es eine gute Lernerfahrung. (Arbeiten an der Elektroinstallation sollten nur von Personen mit entsprechenden Kenntnissen durchgeführt werden; im Zweifelsfall immer einen Fachbetrieb beauftragen.)

Ein überraschender Lerneffekt war die Wertschätzung für Details. Vor diesem Projekt hätte ich nie gedacht, dass mich die Farbe von Lichtschaltern emotional berühren könnte. Aber nachdem wir Stunden investiert hatten, um sie wieder heller zu bekommen, sah ich sie mit anderen Augen. Sie waren nicht mehr nur funktionale Objekte, sondern Teil der Gestaltung unserer Wohnung. Es ist erstaunlich, wie sehr solche Kleinigkeiten die Gesamtwirkung eines Raumes beeinflussen können. Vergilbte Schalter lassen eine Wohnung unbewusst schäbiger, älter wirken – selbst wenn sonst alles sauber und gepflegt ist.

Für alle, die ein ähnliches Projekt planen, haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickelt:

Vergilbte Lichtschalter sicher bleichen – 6 Steps

  1. Sicherung ausschalten und Stromfreiheit prüfen – Vor jeder Arbeit die entsprechende Sicherung im Verteilerkasten ausschalten und mit einem Phasenprüfer testen, ob tatsächlich kein Strom mehr anliegt.
  2. Schalterabdeckung vorsichtig entfernen – Mit einem Schlitzschraubendreher die Abdeckung abhebeln, Befestigungsschrauben lösen und Rahmen samt Wippe abnehmen, ohne die Elektrik zu berühren.
  3. Kunststoffteile reinigen – Zunächst mit Spülmittel und warmem Wasser reinigen, um Oberflächenschmutz zu entfernen. Gut trocknen lassen.
  4. Wasserstoffperoxid-Behandlung (optional) – Bei starker Vergilbung: Teile in 12%iges Wasserstoffperoxid legen, in direkte Sonne stellen, 2-6 Stunden einwirken lassen. Handschuhe und Augenschutz tragen!
  5. Nachbehandlung und Politur – Nach der Bleichung gründlich mit klarem Wasser abspülen, trocknen und mit Kunststoffpolitur nachpolieren für eine glatte Oberfläche.
  6. Wiedereinbau und Test – Teile wieder montieren, Sicherung einschalten und Funktion testen. Schalter sollte einwandfrei funktionieren.

Eine Frage, die uns mehrfach gestellt wurde, betrifft die Alternative: Ist es nicht einfacher, die Schalter zu überstreichen? Theoretisch ja – es gibt spezielle Kunststofflacke, mit denen man vergilbte Oberflächen überstreichen kann. Wir probierten das an einem alten Schalter aus dem Keller aus. Das Ergebnis war durchwachsen: Die Farbe deckte zwar die Vergilbung, aber die Oberfläche fühlte sich danach anders an – weniger glatt, eher leicht klebrig. Zudem nutzte sich die Farbe an den stark beanspruchten Stellen (dort, wo man den Schalter betätigt) relativ schnell ab. Nach drei Monaten sah der überstrichene Schalter schlechter aus als die gebleichten. Wir entschieden uns daher gegen diese Methode.

Ein ökonomischer Aspekt, der oft übersehen wird, ist der Wertverlust bei vergilbten Schaltern. Bei Auszug aus einer Mietwohnung können stark vergilbte Schalter als Mangel angesehen werden, für den Mieter:innen unter Umständen aufkommen müssen – je nachdem, was im Mietvertrag zu Schönheitsreparaturen vereinbart wurde. Neue Schalter einzubauen oder einbauen zu lassen, kann dann teurer werden als eine rechtzeitige Behandlung der Vergilbung. Auch beim Verkauf einer Eigentumswohnung spielen solche Details eine Rolle: Eine Wohnung mit gepflegten, hellen Schaltern macht einen besseren Eindruck als eine mit vergilbten. (Die rechtlichen Verpflichtungen zu Schönheitsreparaturen sind komplex und sollten im Einzelfall mit einem Mieterverein oder Anwalt geklärt werden.)

Was uns durch das gesamte Projekt begleitet hat, war das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun – gegen die Wegwerfmentalität. Anstatt funktionierende Schalter zu entsorgen und neue zu kaufen, haben wir die alten aufbereitet. Das ist im Kleinen ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Europäische Union hat mit dem „Right to Repair" (Recht auf Reparatur) eine Initiative gestartet, die Verbraucher:innen ermutigen soll, Produkte zu reparieren statt zu ersetzen (Stand: 2025, Quelle: europa.eu). Zwar geht es dort primär um größere Geräte, aber das Prinzip gilt auch im Kleinen: Reparieren, aufbereiten, weiterverwenden. (Die konkreten Auswirkungen dieser Initiative entwickeln sich noch und können je nach Produktkategorie unterschiedlich ausfallen.)


Häufig gestellte Fragen zu vergilbten Lichtschaltern

Viele Leser:innen haben uns nach ähnlichen Artikeln gefragt, ob man vergilbte Lichtschalter überhaupt selbst behandeln darf oder ob das ein Fall für den Elektriker ist. Die Antwort ist differenziert: Das Entfernen der Abdeckung und das Behandeln der Kunststoffteile ist grundsätzlich unproblematisch, solange man vorher die Sicherung ausschaltet und die Stromfreiheit überprüft. Die eigentliche Elektroinstallation – also Kabel und Klemmen – sollte man als Laie nicht verändern. Wer sich unsicher fühlt, kann auch nur die Abdeckplatte abnehmen (die sitzt oft nur auf Clips) und diese behandeln, ohne den ganzen Schalter auszubauen. Im Zweifelsfall sollte man einen Elektriker konsultieren, der den Ausbau vornimmt und nach der Behandlung wieder einbaut. (Diese Empfehlung gilt für Deutschland; in anderen Ländern können strengere Vorschriften gelten.)

Eine weitere häufige Frage betrifft die Haltbarkeit des Bleichergebnisses. Wie lange bleiben die Schalter hell, nachdem man sie behandelt hat? Unsere Erfahrung zeigt: Bei Schaltern, die nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind, hält das Ergebnis etwa zwei bis drei Jahre. Bei Schaltern in sehr sonnigen Bereichen kann bereits nach einem Jahr eine erneute Behandlung nötig werden. Das liegt daran, dass die UV-Stabilisatoren im Kunststoff durch die erste Vergilbung bereits teilweise verbraucht sind und die Behandlung diese nicht wiederherstellt. Man kann die Haltbarkeit etwas verlängern, indem man die Schalter nach der Behandlung mit einem UV-Schutz-Spray für Kunststoffe behandelt – solche Produkte gibt es im Autozubehör. Wir haben das bei einigen Schaltern getestet und bemerken bisher (nach sechs Monaten) tatsächlich weniger Nachvergilbung. (Diese Zeitangaben sind Erfahrungswerte und können je nach UV-Exposition, Kunststoffqualität und Umgebungsbedingungen variieren.)

Schließlich werden wir oft gefragt, ob es bestimmte Kunststoffarten gibt, die gar nicht vergilben. Die gute Nachricht: Ja, es gibt moderne Kunststoffe mit verbesserten UV-Stabilisatoren, die deutlich langsamer vergilben. Manche Hersteller verwenden mittlerweile auch halogenfreie Flammschutzmittel, die das Vergilbungsproblem von vornherein reduzieren. Wenn man neue Schalter kauft und langfristig keine Vergilbung möchte, sollte man auf hochwertige Markenprodukte achten und im Zweifelsfall beim Hersteller nachfragen, ob UV-Stabilisatoren enthalten sind. Auch gibt es Schalter in anderen Farben – etwa Grau oder Anthrazit – bei denen eine eventuelle Vergilbung optisch weniger auffällt. Die Stiftung Warentest empfiehlt, bei Elektroinstallationen generell auf Qualitätsprodukte zu setzen, da diese nicht nur optisch, sondern auch funktional langlebiger sind (Stand: 2025, Quelle: test.de). (Die Preisspanne zwischen Billig- und Markenprodukten kann erheblich sein; die Investition lohnt sich aber oft langfristig.)

Rückblickend hat uns dieses Projekt mehr gelehrt als nur, wie man Kunststoff bleicht. Es hat uns gezeigt, dass viele vermeintlich unvermeidbare Alterungserscheinungen im Haushalt durchaus behandelbar sind – wenn man bereit ist, sich einzuarbeiten, Zeit zu investieren und etwas zu experimentieren. Die vergilbten Lichtschalter waren für uns ein Symbol für etwas Größeres: den schleichenden Verschleiß, den man im Alltag oft übersieht, bis er plötzlich sichtbar wird. Und die Erkenntnis, dass man dagegen etwas tun kann – nicht immer perfekt, nicht immer einfach, aber durchaus wirksam – war befriedigend. Heute, wenn ich abends das Licht einschalte und die hellen Schalter sehe, erinnert mich das daran: Manchmal lohnt es sich, gegen das Altern der Dinge anzukämpfen. Nicht aus Perfektionismus, sondern aus Wertschätzung für das, was man hat.