Unser Lüftungsplan gegen Schimmel: So lüftest du endlich richtig (für jede Jahreszeit)

Fenster öffnen nach Plan: Unser Lüftungsrhythmus für jede Jahreszeit
Früher haben wir gelüftet, wann immer uns danach war – meistens zu selten. Bis die Fenster beschlagen und die Luft schwer wurde. Also haben wir angefangen, einen kleinen Rhythmus zu finden: morgens fünf Minuten Stoßlüften, mittags kurz Durchzug, abends ein letzter Frischluftmoment. Im Winter kürzer, im Sommer länger. Es klingt banal, aber seither fühlt sich die Wohnung leichter an. Frische Luft hat etwas Beruhigendes – nicht nur für Räume, sondern auch für den Kopf. Unser Plan hält uns achtsam – und das Schimmelproblem fern.
Zuletzt aktualisiert: 07. November 2025
🔹 Worum es heute geht: Wie wir durch bewusstes Lüften zu jeder Jahreszeit für gute Raumluft sorgen, ohne dabei Energie zu verschwenden oder die Bausubstanz zu gefährden.
🔹 Was wir gelernt haben: Regelmäßiges Stoßlüften in kurzen Intervallen bringt deutlich mehr als gekippte Fenster – und schont gleichzeitig Heizkosten und Wände.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Einen alltagstauglichen Lüftungsplan, der sich flexibel an Jahreszeiten anpasst, plus praktische Tipps zur Schimmelvorbeugung und Energieeinsparung.
In den ersten Monaten nach unserem Einzug haben wir das Thema Lüften komplett unterschätzt. Manchmal stand ein Fenster den ganzen Tag auf Kipp, weil wir dachten, das würde schon reichen. Aber dann bildeten sich im Bad diese kleinen dunklen Flecken in der Ecke, und uns wurde klar: So funktioniert das nicht. Meine Schwester, die in einer Altbauwohnung mit hohen Decken lebt, hatte ähnliche Probleme – nur dass bei ihr die Heizkosten explodierten, weil sie im Winter ständig die Fenster offen ließ. Irgendwann saßen wir zusammen am Küchentisch und überlegten: Es muss doch einen Weg geben, frische Luft reinzubekommen, ohne dass es uns ein Vermögen kostet oder die Wände leiden.
Später haben wir gemerkt, dass Lüften viel mehr ist als nur „Fenster auf und fertig". Es geht um Timing, um Luftfeuchtigkeit, um Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen. Und ja, auch um die Jahreszeit. Was im Sommer super funktioniert, kann im Winter kontraproduktiv sein. Was im Frühling angenehm ist, bringt im Herbst manchmal feuchte Nebelluft ins Haus. Wir haben uns also hingesetzt und einen Plan gemacht – nichts Kompliziertes, eher eine Art Orientierungshilfe, die wir je nach Wetterlage anpassen können. Seitdem läuft es rund.
Am Anfang dachten wir, Lüften sei vor allem eine Frage des Bauchgefühls. Wenn es stickig wird, macht man halt ein Fenster auf. Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen sollte nach Empfehlungen des Umweltbundesamtes idealerweise zwischen 40 und 60 Prozent liegen – je nach Raumtemperatur (Stand: 2025, Quelle: umweltbundesamt.de). Zu viel Feuchtigkeit begünstigt Schimmelbildung, zu wenig trocknet Schleimhäute aus und kann Atemwege belasten. Gerade im Winter, wenn wir heizen und die Fenster geschlossen halten, steigt die Luftfeuchtigkeit durch Atmen, Kochen, Duschen. Ein Vier-Personen-Haushalt gibt täglich etwa 10 bis 15 Liter Wasser an die Raumluft ab – das hat uns ehrlich gesagt überrascht. Wo soll das alles hin, wenn wir nicht regelmäßig lüften?
Unser erster Impuls war: Fenster auf Kipp, dann zieht es nicht so. Das machen viele, und es fühlt sich auch erstmal sinnvoll an. Aber tatsächlich ist Kipplüftung die ineffizienteste Methode. Die Luft tauscht sich nur sehr langsam aus, die Wände um das Fenster kühlen aus, und im Winter heizt man praktisch die Straße mit. Die Verbraucherzentrale rät stattdessen zu Stoßlüften: Fenster für wenige Minuten komplett öffnen, idealerweise mit Durchzug, dann wieder schließen (Stand: 2025, Quelle: verbraucherzentrale.de). Das klingt simpel, aber es macht einen riesigen Unterschied. Die Luft wird komplett ausgetauscht, Wände und Möbel bleiben warm, und sobald das Fenster zu ist, heizt sich der Raum schnell wieder auf. Wir haben das im vergangenen Winter getestet und unsere Heizkosten sind tatsächlich gesunken – nicht dramatisch, aber spürbar.
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht. Wir haben einfach gelüftet, wie es uns grade passte. Mal morgens, mal gar nicht, mal abends nach dem Kochen. Erst als die ersten Schimmelspuren auftauchten, haben wir uns intensiver damit beschäftigt. Und dann wurde uns klar: Es gibt tatsächlich günstige und ungünstige Zeiten fürs Lüften – und die variieren stark je nach Jahreszeit. Im Sommer bringt es zum Beispiel wenig, mittags bei 30 Grad zu lüften, wenn es draußen heißer ist als drinnen. Da ist es klüger, früh morgens oder spät abends zu lüften, wenn die Luft kühler und oft auch trockener ist. Im Winter hingegen ist die Außenluft meist sehr trocken – selbst wenn es draußen feucht erscheint, nimmt kalte Luft weniger Feuchtigkeit auf. Sobald sie sich drinnen erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit. Das bedeutet: Kurzes, kräftiges Lüften im Winter ist ideal, um Feuchtigkeit rauszubekommen.
Aber wie oft sollte man nun lüften? Und wie lange? Das hängt von vielen Faktoren ab: Raumgröße, Anzahl der Personen, ob man kocht, ob jemand raucht (was wir nicht tun, aber manche Freunde schon), ob Wäsche im Raum trocknet. Als Faustregel gilt: drei- bis viermal täglich für etwa fünf bis zehn Minuten. Im Sommer kann es auch länger sein, im Winter reichen oft schon drei bis fünf Minuten (Richtwerte nach DIN 1946-6, Stand: 2025) – wobei das natürlich nur eine Orientierung ist und je nach Wohnsituation variieren kann. Wir haben uns angewöhnt, immer dann zu lüften, wenn sich die Tagesstruktur ändert: morgens nach dem Aufstehen, nach dem Frühstück, nach dem Mittagessen, abends vor dem Schlafengehen. So vergessen wir es nicht, und es wird zur Routine.
In den ersten Tagen unseres neuen Lüftungsrhythmus haben wir uns einen kleinen Plan an den Kühlschrank gehängt. Klingt übertrieben? Vielleicht. Aber es hat geholfen. Dort stand, wann wir idealerweise lüften sollten – angepasst an die Jahreszeit. Für den Frühling zum Beispiel haben wir notiert: „Morgens 7 Uhr, 10 Minuten Stoßlüften, mittags nach dem Essen nochmal kurz, abends gegen 20 Uhr". Im Sommer wurde daraus: „Früh um 6 Uhr, wenn es noch kühl ist, mittags Jalousien runter und Fenster zu, abends ab 21 Uhr wieder lüften". Im Herbst, wenn es draußen neblig und feucht ist, haben wir die Zeiten eher in die Mittagsstunden verlegt, wenn die Sonne rauskommt und die Luft trockener wird. Und im Winter? Da lüften wir kürzer, aber häufiger – drei- bis viermal täglich, jeweils nur drei bis fünf Minuten bei weit geöffnetem Fenster.
Später haben wir uns ein kleines Hygrometer zugelegt. So ein digitales Ding für 15 Euro, das Temperatur und Luftfeuchtigkeit misst. Ehrlich gesagt war das eine der besten Anschaffungen. Vorher haben wir nur geraten, ob die Luft zu feucht ist. Jetzt sehen wir es schwarz auf weiß. Wenn die Anzeige über 60 Prozent klettert, wissen wir: Zeit zum Lüften. Unter 40 Prozent im Winter? Dann stellen wir vielleicht eine Schale Wasser auf die Heizung oder lassen die Badezimmertür nach dem Duschen offen – je nachdem, wie trocken die Luft insgesamt ist. Dieses kleine Gerät hat uns ein Gefühl für die Zusammenhänge gegeben. Und es ist beruhigend zu sehen, wie schnell sich die Werte nach dem Lüften verändern. Drei Minuten Durchzug, und die Luftfeuchtigkeit sinkt um zehn, manchmal 15 Prozentpunkte. Das motiviert.
Es gab aber auch Momente, in denen wir zu viel des Guten getan haben. Letzten Winter hatten wir eine Phase, in der wir nach jedem Lüften sofort die Heizung voll aufdrehten, weil uns kalt war. Das war keine gute Idee. Die Räume kühlten aus, die Heizung lief auf Hochtouren, und am Ende haben wir mehr Energie verbraucht als nötig. Besser ist es, die Heizung vor dem Lüften runterzudrehen oder ganz auszumachen, dann zu lüften und anschließend wieder auf die normale Stufe zu stellen. So bleiben die Heizkörper und Wände warm, und die Raumtemperatur stabilisiert sich schneller. Das hat uns die Energieberatung der Stadt erklärt, als wir dort mal nachgefragt haben – ein kostenloser Service, den viele Kommunen anbieten und der sich wirklich lohnt (Informationen zu Energieberatungen: www.bafa.de, Stand: 2025).
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Schimmel eigentlich immer in den Ecken oder hinter Möbeln auftaucht? Wir schon. Die Antwort ist simpel: Dort ist die Luftzirkulation am schlechtesten, und die Wände sind oft kühler – besonders bei ungedämmten Außenwänden. Warme, feuchte Luft kondensiert an kalten Oberflächen, und genau da setzt sich der Schimmel fest. Deshalb raten Expert:innen, Möbel mindestens fünf bis zehn Zentimeter von Außenwänden abzurücken, damit die Luft dahinter zirkulieren kann (Empfehlung des Umweltbundesamtes, Stand: 2025). Wir haben das in unserem Schlafzimmer umgesetzt – das Bett steht jetzt nicht mehr direkt an der Wand, und siehe da: keine beschlagenen Ecken mehr, kein muffiger Geruch. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.
Im Frühling, wenn die ersten warmen Tage kommen und alles zu blühen beginnt, ist Lüften eigentlich ein Traum. Die Luft ist frisch, nicht zu feucht, nicht zu trocken. Allerdings gibt es da ein Problem, wenn man zu Allergien neigt: Pollen. Meine Partnerin leidet jeden Frühling unter Heuschnupfen, und wir haben schnell gemerkt, dass wir nicht einfach den ganzen Tag die Fenster offenlassen können. Die Lösung war überraschend einfach: Wir lüften bevorzugt abends oder nachts, wenn die Pollenkonzentration niedriger ist. Tagsüber, vor allem am Vormittag, fliegen die meisten Pollen. Wer in der Stadt wohnt, hat es dabei oft etwas leichter – dort ist die Pollenbelastung morgens höher und abends niedriger. Auf dem Land ist es umgekehrt (Hinweis des Deutschen Allergie- und Asthmabundes, Stand: 2025). Wir haben uns auch Pollenschutzgitter für die Fenster besorgt. Die halten nicht alles draußen, aber doch einen Großteil. Und ehrlich gesagt, das war ein Gamechanger für die Frühlingsmonate.
Ganz ehrlich, am Anfang haben wir auch den Fehler gemacht, im Frühling einfach alle Fenster den ganzen Tag aufzulassen. Das fühlte sich gut an – frische Luft, Vogelgezwitscher, der Duft von frisch gemähtem Gras. Aber irgendwann merkten wir, dass die Wohnung abends richtig ausgekühlt war und wir wieder heizen mussten. Das war unnötig. Besser ist es, gezielt zu lüften: morgens nach dem Aufstehen zehn bis 15 Minuten, mittags nochmal kurz, abends vor dem Schlafengehen. Dazwischen bleiben die Fenster zu. So bleibt die Wärme drin, die Luft ist trotzdem frisch, und wir sparen Heizkosten. Im April und Mai schwanken die Temperaturen ja noch ziemlich – nachts kann es empfindlich kalt werden, tagsüber wird es warm. Da muss man flexibel bleiben.
Der Sommer ist die entspannteste Jahreszeit, was Lüften angeht. Zumindest dachten wir das. Aber auch hier gibt es ein paar Dinge zu beachten. Wenn es draußen heißer ist als drinnen, holt man sich durchs Lüften nur warme Luft rein – logisch, oder? Trotzdem haben wir das anfangs oft falsch gemacht. Mittags um 14 Uhr bei 32 Grad im Schatten die Fenster aufgerissen, in der Hoffnung, dass irgendwie ein Luftzug entsteht. Hat nicht funktioniert. Stattdessen wurde es drinnen noch heißer. Inzwischen lüften wir im Sommer nur noch früh morgens und spät abends – am besten mit Durchzug, damit die kühlere Nachtluft durchzieht. Tagsüber halten wir die Fenster geschlossen und die Jalousien runter. Das klingt kontraintuitiv, funktioniert aber. Die Wohnung bleibt überraschend kühl, und abends, wenn es draußen angenehm wird, öffnen wir alles und lassen die frische Luft rein.
Später haben wir uns auch mit dem Thema Nachtlüften im Sommer beschäftigt. Das ist besonders effektiv, wenn man in einer Gegend wohnt, wo die Temperaturen nachts deutlich sinken. Bei uns geht es nachts oft auf 15 bis 18 Grad runter, auch wenn es tagsüber 28 Grad waren. Diese kühle Luft nutzen wir gezielt, um die Wohnung runterzukühlen. Wir öffnen abends gegen 22 Uhr alle Fenster, lassen die Luft durchziehen – manchmal eine halbe Stunde, manchmal länger – und schließen dann wieder. Morgens um 6 Uhr nochmal das Gleiche. So bleibt die Wohnung den ganzen Tag über erträglich, ohne dass wir einen Ventilator oder gar eine Klimaanlage brauchen. Nebenbei bemerkt: Klimaanlagen sind wahre Energiefresser. Der durchschnittliche Stromverbrauch einer mobilen Klimaanlage liegt bei etwa 1 bis 1,5 kWh pro Stunde (Stand: 2025, Quelle: Stiftung Warentest). Hochgerechnet auf einen Sommer können da schnell ein paar hundert Euro Mehrkosten zusammenkommen. Kluges Lüften ist da die günstigere Alternative.
Im Herbst wird es nochmal knifflig. Die Luft draußen ist oft feucht – Nebel, Nieselregen, diese typische Herbststimmung. Viele denken dann: Besser nicht lüften, sonst kommt die Feuchtigkeit rein. Aber das stimmt so nicht ganz. Auch im Herbst muss gelüftet werden, nur eben zu den richtigen Zeiten. Am besten mittags, wenn die Sonne ein paar Stunden geschienen hat und die Außenluft etwas trockener ist. Morgens und abends, wenn es neblig ist, sollte man eher vorsichtig sein. Wir haben uns angewöhnt, vorher kurz nach draußen zu schauen: Hängt Nebel in der Luft? Dann warten wir lieber noch eine Stunde. Ist es klar und etwas windiger? Perfekt, dann lüften wir. Es braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl, aber mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür.
Und dann kam der Winter. Ehrlich gesagt war das die größte Herausforderung. Im Winter ist es draußen kalt, drinnen warm, und niemand hat Lust, die Fenster lange offenzulassen. Trotzdem ist Lüften gerade jetzt extrem wichtig. Denn durch Heizungsluft wird die Raumluft trockener, aber gleichzeitig geben wir durch Atmen, Kochen, Duschen ständig Feuchtigkeit ab. Diese Feuchtigkeit muss raus, sonst kondensiert sie an kalten Stellen – Fensterscheiben, Ecken, hinter Schränken. Das Ergebnis kennen wir ja schon: Schimmel. Also haben wir unseren Winterlüftungs-Rhythmus entwickelt: morgens nach dem Aufstehen drei bis fünf Minuten Stoßlüften, nach dem Duschen nochmal, mittags kurz, abends vor dem Schlafengehen. Jeweils nur wenige Minuten, aber dafür konsequent. Die Heizung drehen wir vorher runter, damit wir nicht unnötig Energie verschwenden.
Haben Sie schon mal erlebt, dass die Scheiben morgens von innen beschlagen sind? Das ist ein klares Zeichen für zu hohe Luftfeuchtigkeit. Uns ist das im ersten Winter ständig passiert. Jeden Morgen mussten wir die Scheiben abwischen, und nach ein paar Wochen bildeten sich dunkle Flecken am Fensterrahmen. Das war der Moment, in dem wir gemerkt haben: Wir müssen etwas ändern. Seitdem lüften wir gleich nach dem Aufstehen – noch bevor wir Kaffee machen oder unter die Dusche gehen. Drei Minuten Fenster komplett auf, und schon ist die Feuchtigkeit weg. Die Scheiben bleiben klar, und der muffige Geruch, der sich vorher manchmal eingeschlichen hat, ist verschwunden. So eine kleine Änderung, so ein großer Effekt.
Es gibt übrigens auch technische Lösungen für die Lüftungsfrage. Manche Neubauten sind mit sogenannten kontrollierten Wohnraumlüftungen ausgestattet – Anlagen, die automatisch für einen regelmäßigen Luftaustausch sorgen. Das klingt praktisch, hat aber auch seinen Preis. Die Installation einer solchen Anlage kostet schnell mehrere tausend Euro, und auch die Wartung muss regelmäßig gemacht werden (Kostenbeispiele nach Verbraucherzentrale, Stand: 2025 – können je nach Anbieter und Region stark variieren). Für uns war das keine Option, zumal wir zur Miete wohnen. Aber wer baut oder umfassend saniert, sollte sich das durchaus überlegen. Gerade bei sehr gut gedämmten Gebäuden, wo kaum noch Luft durch Ritzen und Fugen kommt, kann so eine Anlage sinnvoll sein. Allerdings ersetzt sie nicht das gelegentliche manuelle Lüften – zumindest nicht komplett.
Später haben wir auch über Luftreiniger nachgedacht. Die Werbung verspricht ja viel: weniger Staub, weniger Pollen, bessere Luft. Wir haben uns dann aber doch dagegen entschieden. Nicht weil die Geräte schlecht wären, sondern weil sie einfach nicht das ersetzen, was frische Außenluft mitbringt: Sauerstoff, niedrigere CO₂-Werte, ein anderes Raumklima. Ein Luftreiniger filtert die vorhandene Luft, aber er bringt keine neue rein. Für Allergiker oder in Haushalten mit Haustieren können solche Geräte sinnvoll sein, aber als Ersatz fürs Lüften taugen sie nicht. Das bestätigt auch das Umweltbundesamt, das betont, dass Lüften die wichtigste Maßnahme für gute Raumluft bleibt (Stand: 2025, Quelle: umweltbundesamt.de).
In den ersten Wochen nach der Umstellung auf unseren Lüftungsplan mussten wir uns daran gewöhnen, wirklich konsequent zu sein. Es gibt Tage, an denen man einfach keine Lust hat, die Fenster aufzumachen – vor allem im Winter, wenn es draußen stürmt und regnet. Aber wir haben gemerkt: Wenn wir es nur ein, zwei Tage schleifen lassen, wird die Luft merklich schlechter. Man merkt es gar nicht sofort, aber nach ein paar Tagen fühlt sich die Wohnung stickig an, die Konzentration lässt nach, und man wird schneller müde. Seitdem haben wir eine Art mentalen Vertrag geschlossen: Egal wie das Wetter ist, dreimal täglich wird gelüftet. Punkt. Und ehrlich gesagt fällt es inzwischen gar nicht mehr schwer. Es ist zur Gewohnheit geworden, fast wie Zähneputzen.
Ein Thema, das wir lange unterschätzt haben, ist die rechtliche Seite. Ja, richtig gelesen: Es gibt tatsächlich rechtliche Aspekte beim Lüften. Als Mieter hat man nämlich eine sogenannte Obhutspflicht. Das bedeutet, man muss die Wohnung so nutzen, dass keine Schäden entstehen. Dazu gehört auch ausreichendes Lüften. Tritt Schimmel auf, weil zu wenig gelüftet wurde, kann der Vermieter unter Umständen Schadensersatz verlangen oder sogar die Kaution einbehalten. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn bauliche Mängel vorliegen – etwa schlechte Dämmung, undichte Fenster oder Wärmebrücken – kann man als Mieter nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden (Grundsätze nach deutschem Mietrecht, Stand: 2025 – konkrete Fälle können abweichen). Wir haben damals, als der Schimmel im Bad auftauchte, direkt den Vermieter informiert und alles dokumentiert: Fotos, Datum, Beschreibung. So waren wir auf der sicheren Seite. Es stellte sich heraus, dass die Silikonfugen undicht waren, also ein Baumangel. Der Vermieter musste nachbessern, und das Problem war gelöst.
Apropos Dokumentation: Es kann wirklich helfen, ein kleines Lüftungstagebuch zu führen. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber wenn es später Streit gibt, ist es Gold wert. Wir haben uns angewöhnt, grob zu notieren, wann wir lüften – nicht jeden Tag akribisch, aber zumindest eine Woche pro Monat. So können wir im Zweifel nachweisen, dass wir unserer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind. Außerdem hilft es uns selbst, den Rhythmus zu kontrollieren. Manchmal schleichen sich Nachlässigkeiten ein, und wenn man es schwarz auf weiß sieht, fällt es leichter, gegenzusteuern. Ein einfacher Kalender oder eine Notiz-App auf dem Handy reichen vollkommen aus. Nichts Kompliziertes, einfach nur: „07.10., morgens gelüftet, 5 Min." Fertig.
Viele Leser:innen haben uns gefragt, wie man das Lüften am besten im Alltag unterbringt, wenn man berufstätig ist und tagsüber nicht zu Hause ist. Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Unser Ansatz: Wir lüften morgens vor der Arbeit, dann wieder gleich nach der Rückkehr am späten Nachmittag und abends nochmal. Das sind dann immerhin drei Durchgänge am Tag. Wer die Möglichkeit hat, mittags kurz nach Hause zu kommen oder im Homeoffice arbeitet, sollte die Gelegenheit nutzen. Ansonsten kann es helfen, die Heizung nicht zu hoch zu drehen – eine niedrigere Raumtemperatur bedeutet auch weniger Feuchtigkeitsanfall. Und: Wäsche möglichst nicht in der Wohnung trocknen lassen. Das gibt Unmengen an Feuchtigkeit ab. Wir haben einen Wäscheständer im Keller stehen oder nutzen im Sommer den Balkon. Seit wir das konsequent machen, ist die Luftfeuchtigkeit deutlich stabiler.
Ein anderer Punkt, der immer wieder aufkommt: Was ist mit modernen Fenstern, die so dicht schließen, dass quasi keine Luft mehr durchkommt? Das ist tatsächlich ein Phänomen neuerer Bauten. Früher gab es durch undichte Fenster einen natürlichen Luftaustausch – nicht unbedingt optimal, aber es hat geholfen. Moderne Fenster sind so dicht, dass dieser Effekt wegfällt. Deshalb ist bewusstes Lüften heute wichtiger denn je. Manche Fenster haben sogar eingebaute Lüftungsschlitze oder sogenannte Fensterfalzlüfter, die einen minimalen, kontrollierten Luftaustausch ermöglichen, ohne dass man das Fenster öffnen muss. Das ersetzt zwar nicht das Stoßlüften, kann aber eine sinnvolle Ergänzung sein (Hinweise der Energieberater-Verbände, Stand: 2025 – nicht bei allen Fenstertypen verfügbar).
Später sind wir auch auf das Thema Luftqualität und CO₂-Werte gestoßen. In geschlossenen Räumen, besonders wenn mehrere Personen drin sind, steigt die CO₂-Konzentration schnell an. Das merkt man oft gar nicht direkt, aber man wird müde, unkonzentriert, manchmal auch leicht gereizt. Ein Wert von 1.000 ppm (parts per million) gilt als obere Grenze für gute Raumluft, ab 1.400 ppm spricht man von mäßiger Qualität (Richtwerte nach DIN EN 13779, Stand: 2025). Es gibt inzwischen auch günstige CO₂-Messgeräte, die anzeigen, wann es Zeit wird zu lüften. Wir haben so ein Gerät in unserem Arbeitszimmer stehen. Wenn es rot blinkt, wissen wir: Fenster auf. Das ist besonders im Winter praktisch, wenn man nicht ständig lüften will, aber trotzdem wissen möchte, wann es nötig ist.
Es gibt auch ein paar Mythen rund ums Lüften, die sich hartnäckig halten. Einer davon: „Im Winter darf man nicht lüften, sonst holt man sich nur die Kälte rein." Stimmt nicht. Im Gegenteil: Kalte Winterluft ist trocken, und genau die brauchen wir, um die Feuchtigkeit aus der Wohnung zu bekommen. Ein anderer Mythos: „Nachts sollte man nicht lüften, das ist ungesund." Auch das ist Unsinn. Im Sommer ist Nachtlüften sogar besonders effektiv. Wichtig ist nur, dass man nicht direkt im Luftzug schläft, weil das tatsächlich zu Verspannungen führen kann. Aber ein Fenster im Schlafzimmer für eine halbe Stunde zu öffnen, bevor man schlafen geht, ist völlig in Ordnung. Frische Luft fördert sogar den Schlaf, weil der Sauerstoffgehalt höher ist.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Durchzug. Viele Menschen haben Angst vor Durchzug, weil sie denken, er macht krank. Aber Durchzug beim Lüften ist tatsächlich die effektivste Methode, um die Luft schnell auszutauschen. Wenn man gegenüberliegende Fenster oder Fenster und Tür gleichzeitig öffnet, entsteht ein Luftstrom, der die verbrauchte Luft binnen Minuten nach draußen befördert. Im Winter reichen so oft schon zwei bis drei Minuten, im Sommer kann man es auch mal fünf Minuten machen. Wichtig ist nur, dass man währenddessen nicht direkt im Luftzug steht – besonders nicht, wenn man verschwitzt ist. Ansonsten ist Durchzug beim Lüften eher ein Vorteil als ein Problem.
In den ersten Monaten unseres strukturierten Lüftungsplans haben wir auch angefangen, andere Bereiche des Haushalts bewusster zu gestalten. Zum Beispiel beim Kochen: Seitdem wir immer die Dunstabzugshaube einschalten und danach kurz lüften, hat sich das Raumklima in der Küche deutlich verbessert. Früher hing der Geruch von Gebratenem noch stundenlang in der Luft, und die Feuchtigkeit vom Kochwasser schlug sich an den Fenstern nieder. Jetzt ist nach zehn Minuten Lüften alles wieder frisch. Auch im Bad haben wir eine Routine entwickelt: Nach dem Duschen Fenster auf, fünf Minuten warten, dann wieder zu. Wenn es kein Fenster im Bad gibt – wie in vielen Altbauten –, lässt man am besten die Tür offen und lüftet über das nächste Zimmer. Die Feuchtigkeit verteilt sich sonst im ganzen Bad, und das ist der perfekte Nährboden für Schimmel.
Später haben wir uns auch mit dem Thema Schimmelsanierung beschäftigt. Nicht weil wir ein massives Problem hatten, aber die ersten Anzeichen waren da, und wir wollten wissen, wie man richtig damit umgeht. Kleinen, oberflächlichen Schimmel kann man selbst entfernen – mit Alkohol oder speziellen Schimmelentfernern aus dem Baumarkt. Wichtig ist, dabei Handschuhe und eine Maske zu tragen, damit man die Sporen nicht einatmet. Bei größerem Befall sollte man aber unbedingt einen Fachbetrieb hinzuziehen. Schimmel kann gesundheitlich echt problematisch werden, besonders für Kinder, ältere Menschen oder Allergiker. Und oft steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick sieht – zum Beispiel Schimmel in der Wand, der von außen gar nicht sichtbar ist (Hinweis des Umweltbundesamtes, Stand: 2025). In solchen Fällen zahlt sich professionelle Hilfe aus.
Haben Sie sich mal gefragt, warum manche Räume schneller muffig riechen als andere? Bei uns ist das vor allem das Gästezimmer, das wir selten nutzen. Dort steht die Luft praktisch, und wenn wir nicht regelmäßig durchlüften, riecht es nach ein paar Tagen schon unangenehm. Seitdem gehen wir bewusst auch in wenig genutzte Räume und lüften dort – nicht jeden Tag, aber mindestens zweimal die Woche. Das macht einen riesigen Unterschied. Auch Kellerräume sind so ein Thema. Im Sommer sollte man Kellerräume eher nicht lüften, wenn es draußen warm und feucht ist, weil die warme Luft an den kalten Kellerwänden kondensiert. Besser ist es, im Keller nur im Winter oder an kühlen Tagen zu lüften (Tipp von Bausachverständigen, Stand: 2025 – kann je nach Kellertyp variieren).
Und dann gibt es noch die Frage nach dem richtigen Heizverhalten. Denn Lüften und Heizen hängen eng zusammen. Wer viel heizt und wenig lüftet, riskiert hohe Luftfeuchtigkeit und Schimmel. Wer viel lüftet, aber kaum heizt, hat eventuell kalte Wände, an denen sich Feuchtigkeit niederschlägt. Die ideale Raumtemperatur liegt für Wohnräume bei etwa 20 bis 22 Grad, für Schlafzimmer bei 16 bis 18 Grad (Empfehlung der Verbraucherzentrale, Stand: 2025). Wichtig ist, dass die Temperatur nicht zu stark schwankt. Nachts die Heizung komplett ausdrehen und morgens voll aufdrehen kostet mehr Energie, als eine konstante, moderate Temperatur zu halten. Wir haben die Heizung in unserem Wohnzimmer meist auf Stufe 3, im Schlafzimmer auf 2. Das reicht völlig aus, ist energiesparend und hält die Wände warm genug, um Kondensation zu vermeiden.
Später sind wir auch auf smarte Thermostate gestoßen. Die kann man programmieren, sodass sie die Heizung automatisch runterfahren, wenn man lüftet, und danach wieder hochfahren. Das spart Energie und ist bequem. Wir haben uns so ein System noch nicht zugelegt, aber Freunde von uns schwören darauf. Gerade für Menschen, die viel unterwegs sind oder einen unregelmäßigen Tagesablauf haben, können solche Geräte sinnvoll sein. Die Anschaffung kostet zwar ein bisschen was – ein smartes Thermostat liegt bei etwa 50 bis 100 Euro pro Heizkörper –, aber über die Jahre kann man durch die Energieeinsparung durchaus etwas rausholen (Beispielpreise, Stand: 2025 – können je nach Hersteller variieren).
Ein Aspekt, den wir lange ignoriert haben, ist das Lüften bei Renovierungsarbeiten. Wenn man neu tapeziert, gestrichen oder neue Möbel aufgebaut hat, dünsten die Materialien oft Schadstoffe aus – Lösemittel, Formaldehyd und andere Stoffe, die in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich sein können. Nach Renovierungen sollte man deshalb besonders intensiv lüften, am besten über mehrere Tage hinweg mehrmals täglich. Wir haben nach dem letzten Streichen eine Woche lang jeden Morgen und Abend für zehn Minuten die Fenster aufgemacht. Der typische Farb- und Tapetenkleistergeruch war danach komplett weg, und wir fühlten uns sicherer, dass wir nichts Ungesundes einatmen.
Jetzt kommt noch eine Frage, die uns oft gestellt wird: Wie sieht es mit Pflanzen aus? Verbessern die die Raumluft? Die kurze Antwort: Jein. Pflanzen produzieren Sauerstoff und können bestimmte Schadstoffe filtern, aber der Effekt ist in normalen Wohnräumen eher gering. Man bräuchte schon sehr viele Pflanzen, um wirklich messbare Verbesserungen zu erzielen. Trotzdem haben wir ein paar grüne Mitbewohner – allein schon, weil sie das Raumklima subjektiv angenehmer machen und schön aussehen. Aber als Ersatz fürs Lüften sollte man sich nicht auf sie verlassen. Übrigens können Pflanzen auch zur Luftfeuchtigkeit beitragen, wenn man sie viel gießt. Das ist im Winter eher ein Nachteil, im Sommer aber durchaus angenehm. Alles eine Frage der Balance.
Was uns auch geholfen hat, ist der Austausch mit Nachbarn. In unserem Mehrfamilienhaus haben mehrere Parteien ähnliche Erfahrungen gemacht – beschlagene Fenster, Schimmelecken, zu trockene Luft im Winter. Irgendwann haben wir uns mal zusammengesetzt und unsere Strategien verglichen. Es war erstaunlich, wie unterschiedlich die Ansätze waren. Eine Nachbarin hat eine kontrollierte Lüftungsanlage, eine andere lüftet nur morgens und abends, wieder eine andere schwört auf Luftentfeuchter. Am Ende haben wir alle etwas voneinander gelernt. Und es war auch beruhigend zu sehen, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich mit dem Thema beschäftigen. Manchmal hilft es einfach, sich auszutauschen und zu merken: Das ist ein ganz normales Problem, mit dem viele Leute zu kämpfen haben.
In den ersten Wochen nach der Umstellung hatten wir auch ein paar Rückschläge. Es gab Tage, an denen wir vergessen haben zu lüften, oder Tage, an denen es so gestürmt hat, dass wir dachten: Heute lieber nicht. Aber dann merkten wir: Auch bei Sturm kann man lüften, man muss nur aufpassen, dass keine Möbel umfallen oder Papiere wegfliegen. Und selbst wenn man mal einen Tag vergisst – es ist kein Drama. Wichtig ist, am nächsten Tag weiterzumachen und nicht in alte Muster zurückzufallen. Perfektion ist nicht das Ziel. Es geht darum, einen Rhythmus zu finden, der funktioniert und den man langfristig durchhält.
Später haben wir auch gemerkt, wie sich unser Wohlbefinden verändert hat. Die Luft in der Wohnung fühlt sich einfach anders an – frischer, leichter, irgendwie klarer. Wir schlafen besser, sind tagsüber konzentrierter, und der muffige Geruch, der uns früher manchmal gestört hat, ist komplett verschwunden. Es sind die kleinen Dinge, die man erst merkt, wenn sie besser werden. Und ehrlich gesagt: Es fühlt sich gut an zu wissen, dass wir aktiv etwas dafür tun, dass unsere Wohnung gesund bleibt. Nicht nur für uns, sondern auch für die Bausubstanz. Denn Schimmel und Feuchtigkeit schaden auf Dauer auch der Wohnung selbst – Tapeten lösen sich, Farbe blättert ab, im schlimmsten Fall wird das Mauerwerk angegriffen.
Nun zur visuellen Darstellung unseres Lüftungsrhythmus über die Jahreszeiten:
| UNSER LÜFTUNGSRHYTHMUS DURCHS JAHR | ||
|---|---|---|
| FRÜHLING (März–Mai) | ||
| 07:00 Uhr | 10–15 Min. | Stoßlüftung mit Durchzug |
| 12:00 Uhr | 5–10 Min. | Kurze Frischluftzufuhr |
| 20:00 Uhr | 10–15 Min. | Vor dem Schlafengehen |
| Pollenflug beachten, ggf. nur abends lüften | ||
| SOMMER (Juni–August) | ||
| 06:00 Uhr | 15–20 Min. | Kühle Nachtluft nutzen |
| Fenster zu | – | Hitzeschutz durch Jalousien |
| 21:00 Uhr | 20–30 Min. | Abkühlung und Durchzug |
| Tagsüber Fenster geschlossen halten | ||
| HERBST (September–November) | ||
| 08:00 Uhr | 5–10 Min. | Wenn kein Nebel, sonst warten |
| 13:00 Uhr | 5–10 Min. | Sonnige Phasen nutzen |
| 19:00 Uhr | 5–10 Min. | Vor dem Heizen nochmal lüften |
| Nebelzeiten meiden, mittags bevorzugen | ||
| WINTER (Dezember–Februar) | ||
| 07:30 Uhr | 3–5 Min. | Kurz & kräftig, Heizung vorher aus |
| 12:30 Uhr | 3–5 Min. | Nach dem Kochen |
| 20:00 Uhr | 3–5 Min. | Vor dem Schlafengehen |
| Sehr kurz lüften, Durchzug bevorzugen, Heizkörper aus | ||
Diese Übersicht hängt bei uns tatsächlich am Kühlschrank. Sie ist nicht in Stein gemeißelt – manchmal passen wir die Zeiten an, je nachdem, was der Tag so bringt. Aber als Orientierung funktioniert sie super.
Ein weiterer Tipp, den wir irgendwann aufgeschnappt haben: Türen zwischen Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen geschlossen halten. Wenn das Schlafzimmer kühler ist als das Wohnzimmer, sollte die Tür zu bleiben, sonst wandert die warme, feuchte Luft aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer und schlägt sich dort an den kühlen Wänden nieder. Das ist besonders im Winter wichtig. Wir haben es anfangs falsch gemacht und die Türen immer offen gelassen, in der Hoffnung, dass sich die Wärme gleichmäßig verteilt. Hat nicht geklappt. Seitdem halten wir die Türen zu und lüften jeden Raum einzeln. Klingt umständlich, ist aber effektiver.
Und dann gibt es da noch das Thema Versicherung. Nicht viele wissen, dass manche Hausratversicherungen bei Schimmelbefall Probleme machen können, wenn nachgewiesen wird, dass der Mieter nicht ausreichend gelüftet hat. Zwar greift die Versicherung in der Regel bei plötzlichen Schäden wie einem Wasserrohrbruch, aber bei schleichendem Schimmel durch mangelndes Lüften kann es Streit geben. Wir haben deshalb damals unsere Versicherungsunterlagen durchgelesen und festgestellt, dass dort tatsächlich eine Klausel zur Sorgfaltspflicht drinsteht. Seitdem achten wir noch bewusster darauf, regelmäßig zu lüften – allein schon, um im Schadensfall auf der sicheren Seite zu sein (Beispielangabe – kann je nach Versicherer oder Vertragsdetails abweichen).
Viele Leute fragen uns auch, ob es Apps gibt, die beim Lüften helfen. Tatsächlich gibt es einige – von einfachen Erinnerungstimern bis hin zu komplexen Systemen, die mit Wetterdaten und Sensoren arbeiten. Wir haben mal eine ausprobiert, die uns dreimal täglich eine Push-Nachricht geschickt hat: „Zeit zum Lüften!" Das war am Anfang ganz hilfreich, aber irgendwann fanden wir es nervig. Inzwischen brauchen wir keine App mehr, weil das Lüften zur Routine geworden ist. Aber wer sich schwer tut, sich daran zu erinnern, für den kann so eine Erinnerung durchaus sinnvoll sein. Es gibt auch Apps, die Luftfeuchtigkeit und Temperatur tracken und daraus Empfehlungen ableiten. Kann man machen, muss man aber nicht. Wichtig ist vor allem, überhaupt anzufangen.
Mittlerweile ist unser Lüftungsrhythmus so selbstverständlich geworden, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken. Morgens aufstehen, Fenster auf. Nach dem Kochen, Fenster auf. Abends vor dem Schlafen, Fenster auf. Es läuft automatisch. Und das ist eigentlich das Ziel: Einen Rhythmus zu finden, der so gut in den Alltag passt, dass er keine zusätzliche Belastung ist, sondern einfach dazugehört. Wie das Zähneputzen oder Kaffeekochen. Es braucht ein paar Wochen, bis es zur Gewohnheit wird, aber dann läuft es wie von selbst.
Abschließend noch ein kleiner Praxis-Leitfaden, den wir für uns entwickelt haben und der vielleicht auch anderen hilft:
Unsere Sechs Schritte für gutes Raumklima
Erster Schritt: Hygrometer besorgen und in verschiedenen Räumen die Luftfeuchtigkeit checken. So bekommt man ein Gefühl dafür, wo Handlungsbedarf besteht. Liegt die Feuchtigkeit dauerhaft über 60 Prozent, sollte häufiger gelüftet werden.
Zweiter Schritt: Einen Lüftungsplan erstellen, der zur eigenen Tagesstruktur passt. Nicht zu ambitioniert starten – lieber dreimal täglich fünf Minuten als einmal eine halbe Stunde und dann nie wieder.
Dritter Schritt: Möbel von Außenwänden abrücken, damit die Luft zirkulieren kann. Fünf bis zehn Zentimeter reichen oft schon aus. Das verhindert Kältebrücken und Schimmelbildung.
Vierter Schritt: Beim Lüften immer Stoßlüftung statt Kipplüftung nutzen. Heizung vorher runterdrehen, Fenster komplett öffnen, nach wenigen Minuten wieder schließen. Im Winter noch kürzer, im Sommer länger.
Fünfter Schritt: Auch wenig genutzte Räume regelmäßig durchlüften. Keller im Winter, Dachboden im Sommer – je nach Raumtyp die passende Jahreszeit wählen.
Sechster Schritt: Dokumentieren, wenn Probleme auftreten. Schimmelflecken fotografieren, Lüftungsgewohnheiten notieren, Vermieter oder Fachleute frühzeitig informieren. So ist man rechtlich abgesichert und kann gemeinsam nach Lösungen suchen.
Diese sechs Schritte klingen einfach, und das sind sie auch. Aber sie haben uns geholfen, das Thema systematisch anzugehen und nicht einfach nur nach Gefühl zu handeln.
Für alle, die gerade mit Schimmelproblemen kämpfen oder einen Mangel beim Vermieter melden möchten, haben wir einen kurzen Mustertext formuliert. Er ist bewusst sachlich und klar gehalten:
Sehr geehrte Damen und Herren, in unserer Wohnung im [Raum] ist seit dem [Datum] Schimmelbefall aufgetreten. Wir lüften regelmäßig [Häufigkeit angeben] und heizen angemessen. Bitte prüfen Sie, ob bauliche Mängel vorliegen. Anbei senden wir Fotos zur Dokumentation. Wir bitten um zeitnahe Begutachtung und Behebung. Mit freundlichen Grüßen
So ein Brief dokumentiert das Problem und zeigt gleichzeitig, dass man selbst seiner Sorgfaltspflicht nachkommt. Das ist wichtig, falls es später rechtliche Auseinandersetzungen geben sollte.
Und nun noch zu den Fragen, die uns immer wieder erreichen. Viele Leser:innen haben uns gefragt, wie oft man denn nun wirklich lüften muss. Die Antwort ist: Es kommt drauf an. Auf die Raumgröße, die Personenzahl, die Jahreszeit. Aber als Faustregel haben sich drei- bis viermal täglich bewährt. Lieber häufiger und kürzer als selten und lange. Das ist effizienter und schonender für die Heizkosten. Besonders nach dem Duschen, Kochen oder wenn viele Leute im Raum waren, sollte man immer kurz lüften. Auch morgens nach dem Aufstehen ist ein guter Zeitpunkt, weil über Nacht viel Feuchtigkeit durch Atmung entsteht.
Eine andere Frage, die häufig auftaucht: Kann man auch zu viel lüften? Theoretisch ja, praktisch ist das aber selten ein Problem. Wer im Winter stundenlang die Fenster offen lässt, verschwendet natürlich Heizenergie und riskiert, dass die Wände auskühlen. Aber bei normalem Stoßlüften – also ein paar Minuten mehrmals am Tag – kann eigentlich nichts schiefgehen. Im Gegenteil: Zu wenig lüften ist das deutlich größere Problem. Dann steigt die Luftfeuchtigkeit, die CO₂-Konzentration nimmt zu, und das Raumklima verschlechtert sich merklich. Also lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Und dann gibt es noch die Frage nach Luftbefeuchtern. Braucht man die? Meistens nicht. In den allermeisten Wohnungen ist eher zu viel Feuchtigkeit das Problem, nicht zu wenig. Nur in sehr stark beheizten Räumen im Winter kann die Luft tatsächlich zu trocken werden – unter 30 Prozent relative Luftfeuchtigkeit. Dann können Luftbefeuchter helfen, aber man sollte sie regelmäßig reinigen, sonst werden sie zur Keimschleuder. Wir nutzen, wenn überhaupt, einfach eine Schale mit Wasser auf der Heizung. Das reicht meistens aus und ist hygienischer, weil man das Wasser täglich wechseln kann.
Häufig gestellte Fragen – beantwortet von uns
Viele Leser:innen haben uns gefragt, ob man im Winter wirklich so kurz lüften soll, wie wir das beschreiben. Die Antwort ist: Ja, definitiv. Drei bis fünf Minuten bei weit geöffnetem Fenster reichen völlig aus, um die Luft komplett auszutauschen. Länger bringt keinen Vorteil, sondern kühlt nur die Wände aus. Wir haben das mit unserem Hygrometer getestet: Nach drei Minuten war die Luftfeuchtigkeit um 15 Prozent gesunken, nach zehn Minuten war der Effekt nicht mehr viel größer. Also lieber kurz und knackig, dafür mehrmals am Tag.
Eine andere Frage, die immer wieder kommt: Was tun, wenn der Partner oder die Mitbewohner:innen nicht mitziehen? Das kennen wir. Am Anfang war meine Partnerin skeptisch, ob das mit dem festen Lüftungsplan wirklich nötig ist. Aber nachdem wir die ersten Erfolge gesehen haben – keine beschlagenen Scheiben mehr, bessere Luft, weniger Schimmel –, war sie überzeugt. Manchmal hilft es, gemeinsam die Luftfeuchtigkeit zu messen oder den Partner einfach mal mitmachen zu lassen. Wenn man die Verbesserung selbst merkt, ist die Motivation viel größer. Und wenn es partout nicht klappt, kann man auch alleine in den eigenen Räumen anfangen. Besser ein Raum mit guter Luft als gar keiner.
Und schließlich: Wie merkt man eigentlich, ob man richtig lüftet? Ganz einfach: Die Fenster beschlagen nicht mehr, die Luft riecht frisch, und man fühlt sich in den Räumen wohler. Wenn die Luftfeuchtigkeit dauerhaft zwischen 40 und 60 Prozent liegt, ist das ein gutes Zeichen. Wenn es keine Schimmelflecken gibt und die Heizkosten nicht explodieren, läuft es gut. Es ist kein Hexenwerk, aber es braucht ein bisschen Aufmerksamkeit und Konsequenz. Der Lohn dafür ist ein gesundes Raumklima, das sich einfach gut anfühlt.
Vielleicht ist das die eigentliche Lektion, die wir aus diesem ganzen Lüftungsthema mitgenommen haben: Manchmal sind es die einfachsten Dinge, die den größten Unterschied machen. Ein paar Minuten frische Luft, dreimal am Tag. Kein großer Aufwand, aber eine enorme Wirkung. Unsere Wohnung fühlt sich jetzt lebendiger an, irgendwie heller und offener. Und wir haben das Gefühl, etwas richtig zu machen – für uns, für unsere Gesundheit, für die Wohnung. Es ist ein kleiner Akt der Achtsamkeit, der uns daran erinnert, dass wir nicht nur in Räumen leben, sondern mit ihnen. Und dass es sich lohnt, sich um sie zu kümmern.