Wohnen & Alltagstipps

Wie sechs Quadratmeter unser Leben verändert haben – unser Balkonwunder

Winterberg 2025. 11. 8. 17:44

Der ungenutzte Balkon: Wie wir ihn endlich wieder verwendet haben – und was sich dadurch veränderte

Unser Balkon war jahrelang nur Abstellfläche – leere Blumentöpfe, alte Stühle, Wäschegestelle. Jedes Frühjahr sagten wir: „Dieses Jahr machen wir's schön." Und jedes Jahr passierte… nichts. Bis eines Abends die Sonne so warm schien, dass wir einfach rausgingen – mit zwei Stühlen und einem Glas Wein. Seitdem sitzen wir dort fast jeden Abend. Kein großes Makeover, kein teurer Umbau. Nur ein bisschen Ordnung, eine Lichterkette und Zeit. Und plötzlich fühlt sich unser Zuhause größer an – ohne einen Quadratmeter mehr zu haben.

Zuletzt aktualisiert: 8. November 2025

🔹 Worum es heute geht: Wie wir unseren vergessenen Balkon mit einfachen Mitteln wieder nutzbar gemacht haben – und welche rechtlichen, praktischen und gestalterischen Aspekte dabei wichtig wurden.
🔹 Was wir gelernt haben: Ein Balkon muss nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein. Oft reichen kleine Schritte, um vergessenen Raum zurückzugewinnen.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Konkrete Ideen zur Balkongestaltung, Hinweise zu Mietrecht und Statik sowie praktische Tipps für die Umsetzung ohne großes Budget.

In den ersten Jahren nach dem Einzug nutzten wir den Balkon noch regelmäßig. Frühstück bei gutem Wetter, abends ein Buch lesen, manchmal sogar kleine Grillfeste mit Freunden. Dann kamen die Kinder, die Jobs wurden stressiger, und irgendwann stand dort nur noch das Zeug, für das im Keller kein Platz mehr war. Ein rostiges Fahrrad, das keiner mehr fuhr. Drei kaputte Blumenkästen. Der alte Sonnenschirm mit dem Riss im Stoff. Und jedes Mal, wenn ich durch die Balkontür schaute, dachte ich: „Eigentlich schade."

Später, an einem Samstag im Mai, räumte mein Mann plötzlich auf. Einfach so, ohne Ankündigung. Ich kam mit Einkaufstüten nach Hause und fand ihn auf dem Balkon, umgeben von Müllsäcken. „Was machst du da?", fragte ich. „Aufräumen", sagte er. „Wir verschwenden hier sechs Quadratmeter." Sechs Quadratmeter. Klingt nicht viel, aber in einer Stadtwohnung ist das fast ein ganzes Zimmer. Ich stellte die Tüten ab und half ihm.

Innerhalb von zwei Stunden hatten wir den Balkon leer. Wirklich leer. Alles weg, was kaputt oder unnötig war. Übrig blieben zwei wackelige Klappstühle, ein Besen und sehr viel Staub. Ehrlich gesagt sah es noch schlimmer aus als vorher. Aber es war ein Anfang. Mein Mann holte zwei Gläser, eine Flasche Wein, und wir setzten uns auf die Klappstühle. Die Abendsonne schien warm, Vögel zwitscherten, und plötzlich merkten wir: Das hier könnte richtig schön werden.

Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht genau. Brauchten wir neue Möbel? Pflanzen? Eine komplette Renovierung? Wir hatten keine Ahnung und googelten erstmal. Dabei stießen wir auf überraschend viele rechtliche Fragen. Darf man als Mieter überhaupt alles auf den Balkon stellen? Wie viel Gewicht hält so ein Balkon aus? Braucht man eine Genehmigung für Markisen oder Sichtschutz? Fragen, über die wir nie nachgedacht hatten, die aber plötzlich wichtig wurden.

In den ersten Recherchen lernten wir, dass Balkone in Deutschland rechtlich zum „vertragsgemäßen Gebrauch" einer Mietwohnung gehören. Das bedeutet: Man darf sie nutzen, gestalten und auch Pflanzen aufstellen – solange keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden und die Statik nicht gefährdet wird (Stand: 2025, Quelle: Deutscher Mieterbund). Klingt logisch, aber die Grenzen sind fließend. Was ist noch Gestaltung, was schon bauliche Veränderung? Diese Frage sollte uns noch öfter beschäftigen (Beispielangabe – kann je nach Mietvertrag und Vermieter variieren).

Später sprachen wir mit unserem Vermieter. Nicht, weil wir mussten, sondern weil wir auf Nummer sicher gehen wollten. Seine Reaktion überraschte uns: „Machen Sie, was Sie wollen, solange nichts kaputtgeht." Das war deutlich unkomplizierter als gedacht. Trotzdem informierten wir uns weiter, denn wir wollten nichts riskieren. Besonders die Frage der Traglast beschäftigte uns. Unser Balkon ist etwa sechs Quadratmeter groß, Baujahr 1980er Jahre. Wie viel Gewicht darf da drauf?

Haben Sie das schon mal recherchiert? Die meisten älteren Balkone in Deutschland sind für eine Verkehrslast von etwa 400 Kilogramm pro Quadratmeter ausgelegt (Stand: 2025, Quelle: DIN EN 1991-1-1). Das klingt nach viel, summiert sich aber schnell. Zwei Personen, Möbel, Blumenkästen, vielleicht noch ein Grill – da kommen locker 300 bis 400 Kilo zusammen. Bei älteren Balkonen, deren Bewehrung möglicherweise korrodiert ist, kann die Tragfähigkeit auch niedriger liegen. Wir beschlossen, vorsichtig zu sein und schwere Gegenstände zu vermeiden (Beispielangabe – kann je nach Bausubstanz und Gebäudezustand abweichen).

Zwischendurch diskutierten wir, was wir eigentlich wollten. Ein Esszimmer im Freien? Eine grüne Oase? Einfach nur einen Platz zum Abschalten? Mein Mann tendierte zu „praktisch und pflegeleicht", ich träumte von Blumen und gemütlicher Atmosphäre. Letztlich wurde es eine Mischung. Wir kauften zwei einfache Holzstühle vom Flohmarkt, einen kleinen Klapptisch und ein paar robuste Pflanzen. Lavendel, weil der gut riecht und wenig Pflege braucht. Eine Tomate, weil die Kinder das spannend fanden. Und zwei Kräutertöpfe – Basilikum und Rosmarin –, die tatsächlich überlebten.

Was uns niemand vorher gesagt hatte: Balkone in Deutschland müssen bestimmte Sicherheitsstandards erfüllen, besonders wenn Kinder im Haushalt leben. Das Geländer sollte mindestens einen Meter hoch sein, und die Abstände zwischen den Streben dürfen nicht so groß sein, dass ein Kinderkopf durchpasst (Stand: 2025, Quelle: Landesbauordnungen der Bundesländer). Unser Balkon erfüllte diese Kriterien zum Glück. Aber es ist gut zu wissen, falls man bauliche Anpassungen plant oder in eine neue Wohnung zieht (Beispielangabe – kann je nach Bundesland leicht variieren).

In den Wochen danach entwickelte sich eine Routine. Morgens, wenn das Wetter passte, frühstückten wir draußen. Nur schnell, zwanzig Minuten vielleicht, aber es veränderte den Start in den Tag. Abends saßen wir dort mit einem Glas Wein oder Tee, redeten über den Tag, manchmal auch einfach nur schweigend. Die Kinder bauten auf dem Balkon ihre Lego-Welten auf, weil „da draußen mehr Platz ist". Und ehrlich gesagt, das stimmte irgendwie.

Später merkten wir, dass der Balkon nicht nur Raum schafft, sondern auch Themen aufwirft. Darf man grillen? Laut Mietrecht grundsätzlich ja, aber mit Einschränkungen. Viele Mietverträge enthalten Klauseln, die Grillen auf dem Balkon regeln oder einschränken. Und selbst wenn der Vertrag nichts sagt: Nachbarn haben ein Recht darauf, nicht dauerhaft durch Rauch und Geruch belästigt zu werden (Stand: 2025, Quelle: Landgericht Stuttgart, Az. 10 T 359/96). Wir entschieden uns für einen kleinen Elektrogrill, der kaum Rauch produziert und nur gelegentlich zum Einsatz kommt. Seitdem gab es keine Beschwerden (Beispielangabe – kann je nach Hausordnung und Mietvertrag abweichen).

Ein anderes Thema: Sichtschutz. Unsere Nachbarn gegenüber haben direkten Blick auf unseren Balkon. Anfangs störte uns das nicht, aber irgendwann wünschten wir uns mehr Privatsphäre. Also recherchierten wir, was erlaubt ist. Grundsätzlich darf man als Mieter Sichtschutz anbringen – Bambusmatten, Stoffbahnen, Rankgitter –, solange dieser nicht fest verschraubt wird und das Gesamtbild des Hauses nicht erheblich verändert (Stand: 2025, Quelle: Bundesgerichtshof, Az. V ZR 246/06). Wir entschieden uns für eine einfache Bambusmatte, die wir mit Kabelbindern am Geländer befestigten. Funktioniert prima, sieht ordentlich aus, und bei Bedarf können wir sie wieder entfernen (Beispielangabe – kann je nach Hausordnung variieren).

Zwischendurch hatten wir auch Rückschläge. Die Tomate wuchs zunächst prächtig, bekam dann aber Braunfäule. Der Lavendel überlebte den ersten Winter nicht, weil wir vergaßen, ihn ausreichend zu schützen. Und der kleine Holztisch verwitterte so schnell, dass wir ihn nach einem Jahr ersetzen mussten. Aber das gehört dazu. Ein Balkon ist nun mal den Elementen ausgesetzt – Regen, Wind, Sonne, Frost. Material leidet, Pflanzen sterben manchmal. Man lernt, pragmatisch zu bleiben.

Was ebenfalls half: eine realistische Einschätzung des Pflegeaufwands. Manche Pflanzen brauchen täglich Wasser, andere kommen wochenlang ohne aus. Wir entschieden uns bewusst für pflegeleichte Varianten – Sukkulenten, mediterrane Kräuter, robuste Gräser. Das funktioniert besser, als ständig ein schlechtes Gewissen zu haben, weil die Blumen vertrocknen. Gerade im Sommer, wenn wir mal zwei Wochen weg waren, zahlte sich das aus. Die Pflanzen überlebten, und wir konnten entspannt in den Urlaub fahren.

Ein Detail, das oft übersehen wird: Balkonbeläge. Unser Balkon hatte einen alten Betonboden, der rissig und nicht besonders schön war. Wir überlegten, Fliesen zu verlegen oder Holzdielen. Dann entdeckten wir Klickfliesen aus Kunststoff – einfach ineinander stecken, ohne Kleben oder Schrauben. Innerhalb eines Nachmittags war der Boden fertig, sah deutlich besser aus und ließ sich problemlos wieder entfernen. Perfekt für Mieter, die keine dauerhaften Veränderungen vornehmen dürfen.

Später stolperten wir über die Frage der Beleuchtung. Abends auf dem Balkon sitzen ist schön, aber ohne Licht wird es schnell dunkel. Wir installierten eine Solar-Lichterkette – kein Stromanschluss nötig, einfach tagsüber aufladen lassen und abends leuchtet sie. Kostet keine zwanzig Euro, verändert aber die Atmosphäre komplett. Plötzlich konnte man auch nach Sonnenuntergang draußen sitzen, lesen oder einfach nur entspannen. Kleine Investition, große Wirkung.

Was uns überraschte: Wie sehr der Balkon unsere Wohnqualität beeinflusste. Vorher fühlte sich unsere Dreizimmerwohnung manchmal eng an, besonders im Sommer. Jetzt hatten wir einen zusätzlichen Raum, den wir regelmäßig nutzten. Die Kinder spielten draußen, wir arbeiteten gelegentlich mit dem Laptop auf dem Balkon, und an Wochenenden luden wir Freunde ein. Nicht zu großen Partys, aber zu einem Kaffee oder Feierabendbier. Der Balkon wurde zum verlängerten Wohnzimmer – ohne Umbau, ohne zusätzliche Miete.

Zwischendurch beschäftigte uns auch die Frage der Versicherung. Was passiert, wenn vom Balkon etwas herunterfällt und Schaden anrichtet? Ein Blumentopf, der vom Geländer kippt und ein geparktes Auto trifft? Solche Fälle sind nicht selten, und die Haftung liegt in der Regel beim Mieter (Stand: 2025, Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft). Eine Privathaftpflichtversicherung deckt solche Schäden üblicherweise ab, aber man sollte sicherstellen, dass die Police aktuell ist und ausreichende Deckung bietet (Beispielangabe – kann je nach Versicherer und Vertragsbedingungen variieren).

Gelegentlich diskutierten wir auch über Markisen. Im Hochsommer wurde es auf dem Balkon unerträglich heiß, besonders zur Mittagszeit. Eine feste Markise wäre ideal gewesen, aber die Montage erfordert Bohrlöcher in der Fassade – und das war vertragsgemäß nicht erlaubt. Also besorgten wir einen großen Sonnenschirm mit stabilem Ständer. Nicht ganz so elegant wie eine Markise, aber funktional. Und im Herbst konnten wir ihn einfach wieder abbauen und verstauen.

In den sozialen Medien sieht man regelmäßig Balkone, die aussehen wie aus Wohnmagazinen. Holzdielen, Designer-Möbel, perfekt arrangierte Pflanzen. Sieht toll aus, aber für uns war das nie das Ziel. Wir wollten einen Balkon, der zu unserem Leben passt – robust, pflegeleicht, nicht zu teuer. Und genau das haben wir bekommen. Unser Balkon wird nie Instagram-tauglich sein, aber er ist praktisch, gemütlich und wird tatsächlich genutzt. Das ist für uns wichtiger als Perfektion.

Später erfuhren wir auch von rechtlichen Grenzen bei der Balkonnutzung. Zum Beispiel darf man keine baulichen Veränderungen vornehmen, die die Statik beeinflussen oder die Fassade verändern. Auch das Anbringen von Sat-Schüsseln oder Wäscheleinen kann problematisch sein, wenn die Hausordnung das untersagt (Stand: 2025, Quelle: Bundesgerichtshof, verschiedene Urteile). Wir hielten uns an die Regel: Alles, was reversibel ist und keine Spuren hinterlässt, ist okay. Alles andere vorher abklären (Beispielangabe – kann je nach Mietvertrag und Hausordnung variieren).

Ein Aspekt, den wir lange unterschätzt hatten: Wetterschutz. Balkone sind Wind und Wetter ausgesetzt, und das hinterlässt Spuren. Holzmöbel verwittern, Metall rostet, Textilien verblassen. Wir lernten, Möbel im Winter reinzuholen oder zumindest abzudecken. Pflanzen, die Frost nicht vertragen, kamen in die Wohnung. Und alles, was nicht wetterfest war, wurde entweder geschützt oder ersetzt. Klingt aufwändig, ist aber mit etwas Routine schnell erledigt.

Was uns ebenfalls half: ein kleines Budget einplanen. Nicht für alles auf einmal, sondern nach und nach. Im ersten Jahr kauften wir Möbel und ein paar Pflanzen. Im zweiten Jahr kamen Beleuchtung und Bodenbelag dazu. Im dritten Jahr ein Sonnenschirm. Dadurch blieb es finanziell überschaubar, und wir konnten bei jedem Schritt überlegen, ob uns das wirklich wichtig war. Manche Dinge kauften wir gebraucht, anderes neu. Hauptsache, es passte zu uns.

Zwischendurch fragten uns Freunde, ob wir nicht einen Balkonkasten anbringen wollten – so einen, der außen am Geländer hängt. Klingt hübsch, ist aber nicht immer erlaubt. In vielen Hausordnungen ist das Anbringen von Außenkästen untersagt, weil sie die Fassade verändern oder herunterfallen könnten. Wir verzichteten darauf und stellten stattdessen Blumenkästen innen auf den Balkon. Weniger spektakulär, dafür ohne rechtliche Risiken.

Ein Thema, das uns lange beschäftigte: Privatsphäre versus Offenheit. Einerseits wollten wir einen Rückzugsort, andererseits sollte der Balkon nicht wie eine Festung wirken. Wir fanden einen Kompromiss, indem wir nur an einer Seite Sichtschutz anbrachten – dort, wo der direkte Blick zum Nachbarbalkon ging. Die andere Seite blieb offen, sodass wir weiterhin die Aussicht genießen konnten. Funktioniert gut und fühlt sich nicht eingesperrt an.

Was ebenfalls wichtig wurde: Nachhaltigkeit. Wir fragten uns, ob wir wirklich jedes Jahr neue Pflanzen kaufen müssen oder ob es nicht besser wäre, auf mehrjährige Sorten zu setzen. Also investierten wir in Stauden, die den Winter überstehen, und lernten, wie man sie richtig pflegt. Das spart Geld, ist umweltfreundlicher und gibt ein besseres Gefühl. Die Europäische Kommission fördert seit Jahren Projekte zur urbanen Begrünung, weil Balkone und Dächer zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen können (Stand: 2025, Quelle: Europäische Kommission – Grüne Städte).

Später stellten wir fest, dass unser Balkon auch ein sozialer Treffpunkt geworden war. Nachbarn blieben stehen und plauderten, wenn wir draußen saßen. Kinder aus dem Haus kamen vorbei und bewunderten die Tomaten. Einmal brachte uns eine ältere Nachbarin Ableger von ihrem Rosmarin. Solche Momente entstehen nicht, wenn man den Balkon als Abstellkammer nutzt. Aber sobald man dort Zeit verbringt, öffnet sich etwas – nicht nur räumlich, sondern auch zwischenmenschlich.

Haben Sie das schon erlebt? Wie sehr ein genutzter Balkon das Verhältnis zur Nachbarschaft verändern kann? Bei uns war es spürbar. Plötzlich kannten wir mehr Leute im Haus, grüßten öfter, tauschten uns aus. Der Balkon wurde zum Bindeglied zwischen privater Wohnung und öffentlichem Raum. Nicht aufdringlich, aber präsent.

Ein Detail, das oft unterschätzt wird: Entwässerung. Unser Balkon hat einen kleinen Ablauf, durch den Regenwasser abfließen kann. Den hatten wir jahrelang nicht beachtet, bis er eines Tages verstopft war und sich Pfützen bildeten. Ein schneller Griff mit dem Staubsauger, und das Problem war gelöst. Aber seitdem achten wir darauf, dass der Ablauf frei bleibt – besonders im Herbst, wenn Blätter herumfliegen. Klingt banal, verhindert aber Wasserschäden.

Zwischendurch experimentierten wir auch mit Rankpflanzen. Eine Clematis, die am Geländer hochwachsen sollte. Hat nicht funktioniert, weil unser Balkon zu sonnig war. Dann versuchten wir es mit Kapuzinerkresse – die ist robuster und wächst auch unter suboptimalen Bedingungen. Funktionierte besser, sah hübsch aus und zog sogar ein paar Schmetterlinge an. Solche kleinen Experimente machen Spaß, auch wenn nicht alles gelingt.

Was uns überraschte: Wie stark die Jahreszeiten auf dem Balkon spürbar sind. Im Frühjahr erwacht alles, im Sommer ist es heiß und lebendig, im Herbst wird es bunter, und im Winter ruht der Balkon. Diese Rhythmen bekamen wir in der Wohnung nie so direkt mit. Aber draußen, selbst auf sechs Quadratmetern, ist der Wechsel der Jahreszeiten unmittelbar erlebbar. Das hat etwas Beruhigendes.

Später sprachen wir auch über Kosten. Was hatte uns die Balkongestaltung insgesamt gekostet? Wir rechneten nach: Zwei Stühle vom Flohmarkt (je 15 Euro), ein Klapptisch (25 Euro), Pflanzen und Erde (etwa 50 Euro), Klickfliesen (80 Euro), Lichterkette (18 Euro), Sonnenschirm (60 Euro), Sichtschutz (30 Euro). Zusammen knapp 300 Euro, verteilt über zwei Jahre. Keine riesige Summe, aber auch nicht nichts. Hätten wir neue Designermöbel gekauft, wären es schnell 1.000 Euro oder mehr geworden. Wir entschieden bewusst, pragmatisch zu bleiben.

Ein rechtlicher Hinweis, den wir gelernt haben: Bei Auszug muss der Balkon im vertragsgemäßen Zustand zurückgegeben werden. Das bedeutet: Klickfliesen wieder entfernen, Sichtschutz abbauen, keine Bohrlöcher hinterlassen. Alles, was wir gemacht haben, ist reversibel – genau aus diesem Grund. So vermeiden wir Ärger bei der Wohnungsübergabe und mögliche Forderungen vom Vermieter (Beispielangabe – kann je nach Mietvertrag variieren).

Gelegentlich fragten uns Besucher, warum wir keinen vertikalen Garten angelegt hätten – so ein System, bei dem Pflanzen an der Wand wachsen. Klingt interessant, aber in der Praxis kompliziert. Vertikale Gärten brauchen Bewässerungssysteme, regelmäßige Pflege und meist auch Wandbefestigungen. Für uns war das zu aufwändig. Wir blieben bei einfachen Lösungen: Pflanzen in Töpfen, die wir bei Bedarf umstellen, gießen oder austauschen können.

Was ebenfalls funktionierte: den Balkon jahreszeitlich anzupassen. Im Frühjahr stellten wir Frühlingsblumen raus, im Sommer kamen Kräuter und Gemüse dazu, im Herbst Chrysanthemen, und im Winter ein paar immergrüne Zweige. Nicht spektakulär, aber es gab dem Balkon eine gewisse Lebendigkeit. Und es machte Spaß, immer wieder neu zu dekorieren – ohne viel Aufwand oder Kosten.

Später entdeckten wir auch den Wert von Multifunktionalität. Unser Klapptisch dient als Essplatz, Arbeitsfläche und Abstellort für Pflanzen. Die Stühle lassen sich zusammenklappen und platzsparend verstauen. Nichts steht permanent im Weg, alles kann flexibel genutzt werden. Gerade auf kleinen Balkonen ist das wichtig, weil jeder Zentimeter zählt.

Ein Aspekt, den wir anfangs nicht bedacht hatten: Windschutz. Unser Balkon liegt im vierten Stock, und manchmal bläst der Wind so stark, dass Pflanzen umkippen und Papier wegfliegt. Wir besorgten schwerere Töpfe und stellten leichte Gegenstände in windgeschützte Ecken. Auch der Sonnenschirm musste bei starkem Wind eingeklappt werden, sonst drohte er umzukippen. Kleinigkeiten, aber wichtig für die Sicherheit.

Zwischendurch überlegten wir auch, ob wir einen Outdoor-Teppich kaufen sollten. Die gibt es inzwischen in wetterfesten Varianten, und sie machen den Balkon gemütlicher. Letztlich entschieden wir uns dagegen, weil Teppiche Wasser aufnehmen und bei schlechtem Wetter länger feucht bleiben. Das fördert Schimmel und riecht unangenehm. Also blieben wir bei den Klickfliesen, die schnell trocknen.

Was uns auch beschäftigte: Insekten. Im Sommer kamen Wespen, angelockt von Essen und Getränken. Wir lernten, keine offenen Speisen stehen zu lassen und Getränke abzudecken. Auch Mücken waren manchmal lästig, besonders abends. Eine Citronella-Kerze half ein bisschen, aber nicht perfekt. Wir akzeptierten, dass Insekten dazugehören, wenn man draußen sitzt. Teil des Pakets sozusagen.

Später stolperten wir über die Frage, ob man auf dem Balkon rauchen darf. Grundsätzlich ja, aber auch hier gibt es Einschränkungen. Wenn Nachbarn sich durch Rauch belästigt fühlen und das nachweisen können, kann es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen (Stand: 2025, Quelle: Landgericht Berlin, Az. 67 S 289/09). Wir rauchen nicht, aber es ist interessant zu wissen, dass selbst auf dem eigenen Balkon die Freiheit begrenzt ist (Beispielangabe – kann je nach Einzelfall variieren).

Ein praktischer Tipp, den wir von einer Freundin bekamen: eine kleine Aufbewahrungsbox für Balkonutensilien. Dort lagern wir Gießkanne, Handschuhe, Pflanzenschere, Dünger und andere Kleinigkeiten. So ist alles griffbereit und muss nicht jedes Mal aus der Wohnung geholt werden. Die Box ist wetterfest und steht unauffällig in der Ecke. Kostet wenig, erleichtert aber den Alltag enorm.

Was uns überraschte: Wie sehr der Balkon unsere Kinder veränderte. Früher spielten sie fast nur drinnen. Jetzt verbringen sie deutlich mehr Zeit draußen – auch wenn es nur der Balkon ist. Sie beobachten Vögel, kümmern sich um die Pflanzen, bauen kleine Welten mit ihren Spielsachen. Frische Luft, Tageslicht, Naturerlebnisse – selbst auf sechs Quadratmetern. Das hat einen Wert, den man nicht unterschätzen sollte.

Zwischendurch diskutierten wir auch über Möbelstile. Rustikal mit Holz? Modern mit Metall? Skandinavisch mit viel Weiß? Letztlich entschieden wir uns für das, was praktisch und bezahlbar war. Unser Balkon ist ein Mix aus allem – und genau deshalb fühlt er sich nach uns an. Keine Hochglanzoptik, keine Designvorgaben, einfach nur funktional und gemütlich.

Ein Detail, das oft vergessen wird: Balkontüren. Die sollten regelmäßig gewartet werden – Dichtungen prüfen, Scharniere ölen, Rahmen reinigen. Besonders im Winter, wenn sich Feuchtigkeit bildet, können undichte Türen zu Problemen führen. Wir haben gelernt, die Balkontür in die jährliche Wartungsroutine aufzunehmen. Verhindert größere Schäden und spart langfristig Kosten.

Was ebenfalls funktionierte: den Balkon als Rückzugsort zu akzeptieren. Nicht jeder Tag muss produktiv sein, nicht jede Minute muss genutzt werden. Manchmal sitzen wir einfach nur da, schauen in die Ferne und denken nach. Das ist auch wertvoll. Der Balkon als Ort der Ruhe, nicht nur der Aktivität.

Später entdeckten wir auch den Nutzen von Apps und Online-Tools. Es gibt inzwischen zahlreiche Pflanzen-Apps, die dabei helfen, den richtigen Standort, die passende Bewässerung und die optimale Pflege für verschiedene Pflanzen zu finden. Wir probierten einige aus und fanden eine, die zu uns passte. Klingt digital für ein so analoges Thema, hilft aber tatsächlich.

Ein Thema, das uns anfangs Sorgen machte: Was, wenn der Vermieter plötzlich Sanierungen plant? Müssen wir dann alles abbauen? Wir sprachen mit anderen Mietern und erfuhren, dass bei größeren Arbeiten am Haus üblicherweise vorher informiert wird. Und da alles, was wir gemacht haben, schnell rückbaubar ist, wäre das kein großes Problem. Trotzdem gut zu wissen, dass Flexibilität wichtig ist.

Was uns auch geholfen hat: realistische Erwartungen. Unser Balkon wird nie wie in Wohnmagazinen aussehen. Es wird immer etwas geben, das nicht perfekt ist – eine verblühte Pflanze, ein Stuhl mit Fleck, Spinnweben in der Ecke. Aber das ist okay. Wichtig ist, dass wir den Balkon nutzen und genießen. Perfektion ist nicht das Ziel.

Zwischendurch hatten wir auch Diskussionen über Dekoration. Brauchen wir Windspiele? Laternen? Outdoor-Kissen? Mein Mann fand das überflüssig, ich hätte gern mehr Atmosphäre. Unser Kompromiss: eine Lichterkette und ein paar wetterfeste Kissen. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Genug, um gemütlich zu sein, ohne überladen zu wirken.

Ein Aspekt, der oft unterschätzt wird: Barrierefreiheit. Bei älteren Menschen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen kann der Zugang zum Balkon problematisch sein. Schwellen, enge Türen, rutschige Böden – alles Hindernisse. Wir haben Glück, dass unser Balkon ebenerdig zugänglich ist. Aber es ist wichtig, darüber nachzudenken, besonders wenn man langfristig in einer Wohnung bleiben möchte.

Was uns am meisten überraschte: Wie schnell sich Gewohnheiten ändern. Früher dachten wir nie daran, nach draußen zu gehen. Jetzt ist es selbstverständlich. Morgens kurz raus, abends eine Runde sitzen, zwischendurch die Pflanzen gießen. Der Balkon ist Teil unseres Alltags geworden, nicht mehr der vergessene Außenbereich.

Vielleicht ist das die eigentliche Lektion aus dieser Geschichte: Es braucht nicht viel, um Raum zurückzugewinnen. Keine teuren Renovierungen, keine perfekte Planung. Manchmal reicht es, einfach anzufangen. Ein bisschen aufräumen, ein paar Möbel besorgen, Pflanzen aufstellen. Der Rest ergibt sich. Und plötzlich hat man sechs Quadratmeter mehr Leben – mitten in der Stadt, mitten im Alltag.


Unser Balkon-System: Von der Abstellkammer zum Wohnraum

VORHER → NACHHER: DER WANDEL
VORHER (Problemzone)
► Gerümpel & Müll
► Keine Nutzung
► Schlechter Zustand
► Verlorener Raum
NACHHER (Wohlfühlort)
► Klare Flächen
► Tägliche Routine
► Gepflegt & funktional
► Erweitertes Wohnzimmer
UMSETZUNG IN 3 PHASEN:
Phase 1 (Woche 1–2): Entrümpelung & Reinigung
Phase 2 (Monat 1–2): Möbel & Grundausstattung
Phase 3 (ab Monat 3): Pflanzen, Deko, Feinschliff
KOSTEN: ca. 300 € über 2 Jahre (Budget-Variante)
ZEITAUFWAND: 1× groß (Samstag), dann 15 Min/Woche

Balkon sicher und regelkonform gestalten – in 6 Schritten

Wer seinen Balkon umgestaltet, sollte einige grundlegende Punkte beachten – nicht nur aus praktischen, sondern auch aus rechtlichen und sicherheitsrelevanten Gründen. Unsere Checkliste basiert auf eigenen Erfahrungen und eingeholten Informationen.

Schritt 1: Mietvertrag und Hausordnung prüfen. Gibt es Einschränkungen bei Balkonnutzung, Grillen, Sichtschutz oder baulichen Veränderungen? Bei Unklarheiten Vermieter kontaktieren.

Schritt 2: Traglast beachten. Balkone haben begrenzte Belastbarkeit (häufig ca. 400 kg/m²). Schwere Möbel, große Pflanzkübel und mehrere Personen summieren sich schnell. Vorsichtig kalkulieren, besonders bei älteren Gebäuden.

Schritt 3: Nur reversible Veränderungen vornehmen. Keine Bohrlöcher in Fassade oder Geländer, keine fest verschraubten Markisen. Alles sollte bei Auszug spurlos rückbaubar sein.

Schritt 4: Sicherheit gewährleisten. Geländer mindestens 1 Meter hoch, Abstände kindersicher, Gegenstände kippsicher stellen. Besonders bei Familien mit kleinen Kindern wichtig.

Schritt 5: Nachbarschaft respektieren. Kein dauerhafter Rauch durch Grillen, keine Lärmbelästigung, keine überhängenden Pflanzen, die das Nachbargrundstück beeinträchtigen.

Schritt 6: Dokumentieren. Zustand bei Einzug fotografieren, Genehmigungen schriftlich einholen, bei Schäden Beweisfotos machen. Hilft bei späteren Unstimmigkeiten mit Vermieter oder Versicherung.


Musterbrief: Anfrage zur Balkongestaltung

Falls man unsicher ist, ob bestimmte Umgestaltungen erlaubt sind, empfiehlt sich eine kurze schriftliche Anfrage beim Vermieter. So vermeidet man Missverständnisse.


Betreff: Anfrage zur Gestaltung des Balkons – Wohnung [Adresse]

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich plane, den Balkon meiner Mietwohnung wieder verstärkt zu nutzen und möchte folgende Veränderungen vornehmen: Anbringen einer Bambusmatte als Sichtschutz (mit Kabelbindern, keine Bohrungen), Aufstellen von Pflanzkübeln und Verlegen von Klickfliesen als Bodenbelag. Alle Maßnahmen sind vollständig reversibel. Gibt es aus Ihrer Sicht Einwände? Ich freue mich über eine kurze Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen
[Name]


Meist sind Vermieter kooperativ, wenn sie sehen, dass man verantwortungsvoll handelt. Ein kurzes Schreiben schafft Klarheit und schützt beide Seiten.


Fragen, die uns Leser:innen oft stellen

Seit wir von unserem Balkonprojekt erzählt haben, erreichten uns viele Fragen. Hier die häufigsten – und unsere ehrlichen Antworten.

Frage 1: Darf man als Mieter überhaupt alles auf den Balkon stellen, oder gibt es Grenzen?

Grundsätzlich gehört der Balkon zur Mietsache und darf genutzt werden. Allerdings gibt es Grenzen: Man darf keine baulichen Veränderungen vornehmen, die Statik nicht gefährden und die Nachbarn nicht unzumutbar stören. Pflanzen, Möbel, Sichtschutz sind in der Regel erlaubt – solange nichts fest verschraubt wird und das Gesamtbild des Hauses nicht massiv verändert wird. Im Zweifelsfall hilft ein Blick in den Mietvertrag oder eine Rückfrage beim Vermieter. Wir haben unseren Vermieter kontaktiert und grünes Licht bekommen – seitdem fühlen wir uns auf der sicheren Seite.

Frage 2: Wie viel Gewicht hält ein Balkon eigentlich aus?

Das hängt stark vom Baujahr, der Bauweise und dem Zustand des Balkons ab. Bei neueren Gebäuden liegt die Traglast oft bei 400 Kilogramm pro Quadratmeter oder mehr, bei älteren Balkonen kann sie darunter liegen – besonders wenn die Bausubstanz beschädigt ist. Schwere Möbel, große Pflanzkübel und mehrere Personen summieren sich schnell. Wir haben bewusst auf leichte Materialien gesetzt und schwere Gegenstände vermieden. Bei Unsicherheit lohnt es sich, einen Statiker oder Architekten zu Rate zu ziehen – lieber vorsichtig als riskant.

Frage 3: Was macht man mit dem Balkon im Winter – einfach leer räumen?

Das kommt darauf an. Manche Möbel sind wetterfest und können draußen bleiben, andere sollten reingeholt oder abgedeckt werden. Wir räumen im Herbst die Kissen und empfindlichen Pflanzen weg, lassen aber Stühle und Tisch draußen. Die sind aus robustem Material und überstehen den Winter problemlos. Wichtig ist, dass der Balkon nicht komplett zugestellt wird, damit Schnee und Regen abfließen können. Und im Frühjahr dann alles wieder herrichten – das ist inzwischen Teil unserer Routine geworden.


Vielleicht klingt das alles nach viel Überlegung für ein paar Quadratmeter Außenbereich. Aber genau diese Quadratmeter haben unser Zuhause verändert – nicht architektonisch, sondern im Alltag. Wir haben einen Ort zum Durchatmen, zum Entspannen, zum Zusammensein. Keinen perfekten Instagram-Balkon, sondern einen, der zu uns passt.

Die größte Erkenntnis war vielleicht diese: Man braucht nicht viel, um Raum zurückzugewinnen. Keine große Renovierung, kein fettes Budget, keine perfekte Planung. Manchmal reicht es, einfach anzufangen. Den Balkon leer zu räumen, zwei Stühle rauszustellen und sich hinzusetzen. Der Rest kommt von selbst. Und plötzlich fühlt sich die Wohnung größer an – obwohl sich an der Quadratmeterzahl nichts geändert hat. Kleine Veränderung, große Wirkung. So war es bei uns.