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Unterschätzte Gefahr im Haushalt: So wird dein Wäscheraum wirklich kindersicher

Winterberg 2025. 11. 11. 17:26

Wie wir unseren Wäscheraum kindersicher gemacht haben

Zuletzt aktualisiert: 11. November 2025

🔹 Worum es heute geht: Warum ein Wäscheraum für Kleinkinder zur Gefahrenquelle werden kann – und wie wir unseren Raum Schritt für Schritt sicherer gemacht haben.

🔹 Was wir gelernt haben: Kindersicherheit ist keine einmalige Aktion, sondern ein fortlaufender Prozess, der sich mit dem Entwicklungsstand des Kindes verändert.

🔹 Was Leser:innen davon haben: Konkrete Maßnahmen, rechtliche Hinweise, Produktempfehlungen und eine ehrliche Einschätzung, was wirklich funktioniert hat – und was nicht.


An einem ganz normalen Dienstagvormittag stand ich mit einem Wäschekorb auf der Hüfte in unserem kleinen Hauswirtschaftsraum und sortierte Buntwäsche. Emma, damals knapp 18 Monate alt, spielte eigentlich im Wohnzimmer. Eigentlich. Plötzlich hörte ich ein verdächtiges Klappern, drehte mich um – und sah, wie sie sich mit beiden Händen am Rand eines zweiten, noch vollen Wäschekorbs hochzog. Der Korb kippte, sie kreischte vor Schreck, und ich ließ meinen eigenen Korb fallen, um sie aufzufangen. Nichts war passiert, aber mein Herz raste trotzdem minutenlang. Später am Abend saßen mein Partner und ich am Küchentisch und fragten uns: Wie konnte das überhaupt passieren? Wir dachten doch, der Raum sei halbwegs sicher.

Spoiler: War er nicht. Nicht wirklich. Und in den Wochen danach haben wir gemerkt, wie viele kleine Risiken sich in so einem unscheinbaren Nebenraum verstecken. Putzmittel in Reichweite, lose Kabel hinter der Waschmaschine, eine Tür ohne Kindersicherung. Manche Dinge fallen einem erst auf, wenn man anfängt, den Raum aus der Perspektive eines Kleinkindes zu betrachten – also quasi auf Kniehöhe.

Inzwischen sieht unser Wäscheraum völlig anders aus. Nicht perfekt, aber deutlich sicherer. Und ehrlich gesagt auch aufgeräumter, weil wir gezwungen waren, Strukturen zu schaffen. Heute möchte ich erzählen, was genau wir verändert haben, welche Infos uns geholfen haben und wo wir auch gescheitert sind. Denn nicht jede Lösung funktioniert in jeder Wohnung – und das ist völlig okay.


In den ersten Tagen nach dem Wäschekorb-Vorfall haben wir uns vor allem eines gefragt: Ab wann ist ein Kind überhaupt mobil genug, um in so einem Raum zur Gefahr für sich selbst zu werden? Die Antwort ist ernüchternd simpel: früher, als die meisten Eltern denken. Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V. (BAG) beginnt die kritische Phase bereits ab dem Krabbelalter – also etwa ab dem siebten bis neunten Lebensmonat. In dieser Zeit entwickeln Kinder nicht nur Mobilität, sondern auch eine unglaubliche Neugier. Sie öffnen Schubladen, ziehen an Kabeln, versuchen Türen aufzudrücken. Und sie lernen erstaunlich schnell, wie man Hindernisse überwindet. (Stand: 2025, Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.)

Was viele nicht wissen: Unfälle im Haushalt sind die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren in Deutschland. Das klingt dramatisch – und ist es auch. Rund 1,7 Millionen Kinder verunglücken jährlich zu Hause oder in der Freizeit, etwa 200 dieser Unfälle enden tödlich. Die meisten davon wären vermeidbar gewesen. (Stand: 2025, Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, BAuA) Besonders heimtückisch: Vergiftungen durch Haushaltschemikalien. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden jährlich etwa 9.000 Kinder unter 14 Jahren wegen Vergiftungen medizinisch behandelt, viele davon nach Kontakt mit Wasch- oder Putzmitteln. (Stand: 2025, Quelle: BfR, bfr.bund.de)

Als ich diese Zahlen das erste Mal gelesen habe, saß ich abends auf dem Sofa und scrollte durch verschiedene Behördenseiten. Mein erster Gedanke war: Okay, Panik ist jetzt keine Option. Mein zweiter: Aber Ignorieren auch nicht. Also haben wir eine Liste gemacht. Eine sehr lange Liste.


Später haben wir gemerkt, dass die größte Herausforderung gar nicht die einzelnen Maßnahmen sind, sondern die Tatsache, dass man den Raum komplett neu denken muss. Unser Wäscheraum war vorher ein klassischer Abstellraum: Waschmaschine, Trockner, ein Regal mit Putzmitteln, ein paar Besen in der Ecke. Funktional, aber chaotisch. Und für ein Kleinkind? Eine Spielwiese voller Gefahren.

Der erste Schritt war banal, aber wichtig: Wir haben alles ausgeräumt. Wirklich alles. Jede Flasche, jede Schachtel, jeden Korb. Dann sind wir auf die Knie gegangen – buchstäblich – und haben den Raum aus Emmas Perspektive betrachtet. Was kann sie erreichen? Was sieht interessant aus? Was könnte sie greifen, öffnen, umwerfen? Diese Übung hat unser Partner zunächst belächelt, aber nach drei Minuten hatte auch er verstanden, wie viel anders ein Raum aussieht, wenn man 85 Zentimeter groß ist.

Danach kam die Kategorisierung. Wir haben alles in drei Gruppen eingeteilt: gefährlich (Putzmittel, scharfe Reinigungswerkzeuge), potenziell problematisch (schwere Gegenstände, Kleinteile) und harmlos (leere Körbe, saubere Tücher). Nur die harmlose Kategorie durfte in Emmas Reichweite bleiben – und selbst da waren wir vorsichtig. Denn auch ein leerer Wäschekorb kann zur Stolperfalle werden, wenn ein Kind versucht, hineinzuklettern.


Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht, aber es gibt tatsächlich gesetzliche Vorgaben, die indirekt auch Wäscheräume betreffen. Zwar existiert keine spezifische „Wäscheraum-Verordnung", aber die EU-Richtlinie für Chemikalien (CLP-Verordnung, EU 1272/2008) schreibt vor, dass gefährliche Haushaltschemikalien mit kindersicheren Verschlüssen und Warnhinweisen versehen sein müssen. Das heißt: Hersteller sind verpflichtet, Produkte so zu gestalten, dass Kinder sie nicht einfach öffnen können. (Stand: 2025, Quelle: europa.eu, Verordnung (EG) Nr. 1272/2008)

Trotzdem reicht das nicht aus. Denn erstens sind nicht alle älteren Produkte nachgerüstet, zweitens lernen Kinder mit der Zeit auch komplizierte Verschlüsse zu öffnen, und drittens – das haben wir selbst erlebt – vergisst man im Alltagsstress manchmal, eine Flasche richtig zu verschließen. Ein einziges Mal nicht richtig zugedreht, und schon ist das Risiko da.

In Deutschland empfiehlt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) außerdem, Haushaltschemikalien grundsätzlich außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren – idealerweise in abschließbaren Schränken. (Stand: 2025, Quelle: bvl.bund.de) Das klingt selbstverständlich, aber wie viele von uns haben tatsächlich abschließbare Schränke im Wäscheraum? Wir nicht. Also mussten wir kreativ werden.


Unser erster konkreter Schritt war die Anschaffung von Schranksicherungen. Es gibt verschiedene Systeme: magnetische Schlösser, Klemmverschlüsse, Klebevarianten. Wir haben uns für magnetische Schlösser entschieden, weil die für Erwachsene relativ einfach zu bedienen sind – man braucht nur den passenden Magnetschlüssel – und für Kinder faktisch unknackbar bleiben. Zumindest für die nächsten Jahre. (Hinweis: Sicherheitsstufe kann je nach Produkt variieren.)

Die Montage war… nennen wir es lehrreich. Mein Partner ist handwerklich begabt, ich bin es nicht. Trotzdem haben wir es gemeinsam hinbekommen, auch wenn der erste Versuch schief ging, weil wir die Position des Magneten falsch berechnet hatten. Wichtig ist: Die Schlösser müssen so angebracht werden, dass die Schranktür nicht mit Gewalt aufgezogen werden kann. Sonst reißt entweder das Schloss ab oder – noch schlimmer – die Schranktür.

Parallel dazu haben wir alle Putzmittel und Waschmittel aus ihren Originalverpackungen in verschließbare, blickdichte Behälter umgefüllt. Das hat zwei Gründe: Erstens sind bunte Flaschen für Kinder extrem verlockend. Diese leuchtenden Farben, die lustigen Formen – aus Kinderaugen sieht das aus wie Spielzeug. Zweitens wollten wir vermeiden, dass Emma sieht, was sich in den Schränken befindet. Aus den Augen, aus dem Sinn – das funktioniert bei Kleinkindern erstaunlich gut.

Für die Aufbewahrung haben wir alte Keksdosen verwendet, die wir ohnehin hatten, ergänzt um ein paar einfache Kunststoffboxen mit Schraubdeckel. Auf jede Box haben wir mit einem Edding eine Kurzbeschreibung geschrieben: „Waschmittel flüssig", „WC-Reiniger", „Weichspüler". Nicht hübsch, aber funktional. Und wichtig: Wir haben bewusst keine transparenten Boxen genommen, damit man von außen nicht sofort sieht, was drin ist.


Später haben wir festgestellt, dass auch die Lagerung eine Rolle spielt. Nicht nur, wo man etwas lagert, sondern wie. Schwere Flaschen sollten grundsätzlich unten stehen, leichte oben – aber nur, wenn „unten" immer noch außer Reichweite bedeutet. In unserem Fall haben wir das unterste Schrankfach komplett leer gelassen und nur mit harmlosen Dingen wie Ersatztüchern oder leeren Sprühflaschen gefüllt. Die eigentlichen Gefahrenstoffe? Zwei Fächer höher, zusätzlich gesichert.

Ein weiterer Punkt, den wir anfangs unterschätzt haben: Kabel. Hinter unserer Waschmaschine verliefen mehrere Kabel – Strom, Wasserzulauf, Abfluss. Emma fand es faszinierend, da hineinzugreifen. Das Problem: Selbst wenn die Kabel nicht unter Strom stehen oder nicht gefährlich sind, kann ein Kind sich darin verheddern oder versuchen, daran zu ziehen. Im schlimmsten Fall kippt die Maschine nach vorne. Unwahrscheinlich? Ja. Unmöglich? Nein.

Also haben wir eine simple Lösung gefunden: Wir haben die Waschmaschine ein paar Zentimeter von der Wand abgerückt und dahinter ein engmaschiges Kunststoffgitter angebracht. Nichts Professionelles, einfach ein Stück stabiles Drahtgeflecht aus dem Baumarkt, das wir seitlich an der Wand festgeschraubt haben. Sieht man kaum, hilft aber enorm. Emma kommt nicht mehr an die Kabel, und wir müssen nicht ständig hinterherlaufen.


Ein Thema, über das kaum jemand spricht: die Tür. Unser Wäscheraum hat eine ganz normale Zimmertür ohne Schloss. Das heißt, Emma konnte die Tür einfach öffnen – zumindest, sobald sie groß genug war, um die Klinke zu erreichen. Das war mit etwa 20 Monaten der Fall. Von einem Tag auf den anderen war der Raum nicht mehr abgeschottet.

Wir haben verschiedene Optionen geprüft. Türklinken-Sicherungen gibt es in vielen Varianten: Aufsätze, die das Herunterdrücken verhindern, komplette Klinkenabdeckungen, Magnetschlösser. Wir haben uns für eine Aufsatz-Lösung entschieden, die man auf die Klinke steckt und die nur mit einer bestimmten Drehbewegung geöffnet werden kann. Das funktioniert gut – solange man selbst nicht vergisst, wie es geht. Passiert mir mindestens einmal pro Woche.

Alternativ haben Freunde von uns eine Kinderschutzgitter montiert, ähnlich wie man es an Treppen verwendet. Das hat den Vorteil, dass das Kind den Raum zwar sehen, aber nicht betreten kann. Für uns war das keine Option, weil unser Türrahmen zu schmal ist, aber ich finde die Idee charmant. So kann das Kind lernen, dass es diesen Raum gibt, ohne dass man ständig „Nein!" rufen muss.


Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Waschmittel in diesen leuchtend bunten Kapseln verkauft werden? Sogenannte Liquid Caps oder Pods sind praktisch, keine Frage. Man wirft eine Kapsel in die Maschine, fertig. Aber genau diese Dinger sind extrem gefährlich für Kinder. Die bunten Gelhüllen sehen aus wie Bonbons, sie sind weich, glitschig, und wenn ein Kind darauf beißt, platzen sie auf. Der Inhalt ist hochkonzentriert und kann schwere Verätzungen verursachen – im Mund, in der Speiseröhre, im Magen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt seit Jahren vor diesen Produkten. Zwischen 2012 und 2023 wurden allein in Deutschland mehrere hundert Vergiftungsfälle bei Kleinkindern dokumentiert, die meisten davon im Alter von ein bis drei Jahren. (Stand: 2025, Quelle: BfR, bfr.bund.de) Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat inzwischen strengere Kennzeichnungspflichten eingeführt, aber das ändert nichts am Grundproblem: Die Kapseln bleiben attraktiv für Kinder.

Wir haben deshalb komplett auf Liquid Caps verzichtet. Stattdessen nutzen wir flüssiges Waschmittel aus einer normalen Flasche oder Pulver. Ja, das ist etwas umständlicher. Aber ehrlich gesagt, das bisschen Aufwand nehmen wir gerne in Kauf, wenn es bedeutet, dass Emma nicht versehentlich eine giftige Kapsel in den Mund steckt.


Ganz ehrlich, am Anfang haben wir uns auch gefragt: Sind wir übervorsichtig? Machen wir uns das Leben unnötig kompliziert? Schließlich sind wir selbst auch ohne abgeschlossene Schränke und Kabelgitter groß geworden. Aber dann haben wir mit unserer Kinderärztin gesprochen, und die hat uns eine einfache Frage gestellt: „Wie oft seid ihr als Kinder unbeaufsichtigt im Wäscheraum gewesen?" Gute Frage. Ich weiß es nicht mehr. Vermutlich nie. Meine Eltern hatten den Keller abgeschlossen, und der Hauswirtschaftsraum war tabu. Das heißt, sie haben auch Maßnahmen ergriffen – nur anders.

Heute leben viele Familien auf engem Raum. Offene Grundrisse, kleine Wohnungen, Wäscheräume direkt neben der Küche. Da ist es viel schwieriger, Räume konsequent abzuschotten. Gleichzeitig sind Kinder mobiler, neugieriger und eigenständiger als früher – zumindest empfinde ich das so. Emma ist mit 18 Monaten Treppen hochgeklettert, hat Schubladen geöffnet und Türen aufgedrückt. Meine Mutter schwört, dass ich das mit dem Alter noch nicht konnte. Vielleicht stimmt das, vielleicht ist es auch selektive Erinnerung. Jedenfalls: Die Lebensumstände haben sich verändert, und damit auch die Anforderungen an Kindersicherheit.


Ein oft übersehenes Risiko: Kleinteile. In unserem Wäscheraum lagen überall kleine Dinge herum – Wäscheklammern, Münzen, Knöpfe, Sicherheitsnadeln. Für Erwachsene unsichtbar, für Kinder faszinierend. Und potenziell lebensgefährlich, wenn sie verschluckt werden. Laut Statistik der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) werden jährlich mehrere tausend Kinder wegen verschluckter Fremdkörper behandelt. Viele dieser Unfälle passieren zu Hause. (Stand: 2025, Quelle: DGKCH, dgkic.de)

Wir haben deshalb eine einfache Regel eingeführt: Alles, was kleiner ist als eine Filmdose – oder moderner ausgedrückt: kleiner als ein Tischtennisball – kommt in eine verschließbare Box oder wird komplett aus dem Raum entfernt. Wäscheklammern? In einer Dose auf dem obersten Regalbrett. Sicherheitsnadeln? Abgeschafft. Münzen? Gehören ohnehin nicht in den Wäscheraum.

Das klingt vielleicht pedantisch, aber es hat unser Leben tatsächlich erleichtert. Denn jetzt müssen wir nicht mehr ständig aufpassen, ob irgendwo etwas herumliegt. Der Raum ist aufgeräumter, übersichtlicher – und sicherer.


Später haben wir auch über technische Hilfsmittel nachgedacht. Es gibt inzwischen smarte Lösungen für Kindersicherheit: Sensoren, die melden, wenn eine Tür geöffnet wird. Kameras, die den Raum überwachen. Apps, die warnen, wenn ein Kind einen bestimmten Bereich betritt. Klingt futuristisch – und ist es teilweise auch.

Wir haben uns dagegen entschieden. Nicht, weil die Technik schlecht wäre, sondern weil wir gemerkt haben: Am Ende hilft kein Sensor, wenn das Putzmittel trotzdem offen herumsteht. Technik kann unterstützen, aber sie ersetzt keine physischen Sicherheitsmaßnahmen. Außerdem wollten wir nicht in eine Dauerbewachungs-Mentalität verfallen. Kinder sollen lernen, dass es Räume gibt, die für sie (noch) nicht zugänglich sind. Das ist Teil ihrer Entwicklung.

Trotzdem: Für Familien mit besonders neugierigen oder kletterfreudigen Kindern können solche Systeme sinnvoll sein. Besonders, wenn mehrere Räume gesichert werden müssen. Das muss jede Familie für sich entscheiden. (Kosten und Eignung können je nach Wohnsituation stark variieren.)


Ein Aspekt, den wir lange unterschätzt haben: Versicherung und Haftung. Was passiert eigentlich, wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch etwas passiert? Wer haftet, wenn ein Kind sich im Wäscheraum verletzt? Die Antwort ist komplex und hängt von vielen Faktoren ab.

Grundsätzlich gilt: Eltern haben eine Aufsichtspflicht. Das heißt, sie müssen Gefahren erkennen und abwenden. Kommt ein Kind durch eine vermeidbare Gefahr zu Schaden, kann das im schlimmsten Fall rechtliche Konsequenzen haben – vor allem, wenn es um fremde Kinder geht, die zu Besuch sind. (Stand: 2025, Quelle: BGB § 832 – Haftung des Aufsichtspflichtigen)

Aber: Niemand kann 24 Stunden am Tag jede Sekunde aufpassen. Gerichte unterscheiden zwischen zumutbarer und unzumutbarer Aufsicht. Wer sein Kind in einem gesicherten Raum spielen lässt, während er selbst kurz auf die Toilette geht, handelt nicht fahrlässig. Wer sein Kind unbeaufsichtigt in einem Raum voller offener Chemikalien lässt, schon eher. (Einzelfallentscheidungen können abweichen.)

Die private Haftpflichtversicherung deckt in der Regel Schäden ab, die durch die eigene Aufsichtspflichtverletzung entstehen – also wenn das eigene Kind etwas kaputt macht oder jemand anderen verletzt. Sie deckt aber nicht Schäden am eigenen Kind. Dafür gibt es Unfallversicherungen, die auch Haushaltsunfälle einschließen können. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben etwa 30 Prozent der deutschen Haushalte eine solche Versicherung. (Stand: 2025, Quelle: gdv.de) (Leistungsumfang kann je nach Versicherer variieren.)


Wir selbst haben keine spezielle Kinderunfallversicherung abgeschlossen, aber wir haben unsere bestehende Haftpflicht überprüft und festgestellt, dass sie deliktunfähige Kinder miteinschließt – also Kinder unter sieben Jahren, die rechtlich noch nicht haftbar gemacht werden können. Das war uns wichtig, falls Emma mal bei Freunden etwas anstellt. Ist das genug? Vermutlich nicht. Aber es ist ein Anfang.

Was viele nicht wissen: Auch Vermieter können theoretisch haftbar gemacht werden, wenn sie ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachkommen. Das betrifft vor allem Gemeinschaftsräume in Mehrfamilienhäusern – zum Beispiel Waschküchen im Keller. Hier müssen Vermieter sicherstellen, dass keine offensichtlichen Gefahren bestehen. Offene Stromkästen, ungesicherte Chemikalienregale oder defekte Maschinen können problematisch werden. (Haftungsfragen hängen stark vom Einzelfall ab.)

In unserem Fall wohnen wir im eigenen Haus, deshalb fällt dieser Punkt weg. Aber ich finde es wichtig, darauf hinzuweisen, weil viele Familien in Mietwohnungen leben und oft nicht wissen, welche Rechte und Pflichten sie haben.


Haben Sie schon mal versucht, einem Kleinkind zu erklären, warum es nicht in den Wäscheraum darf? Ich schon. Mehrfach. Und jedes Mal fühlt es sich an, als würde man gegen eine Wand reden. „Das ist gefährlich", sage ich. Emma nickt. Zwei Minuten später steht sie wieder vor der Tür und versucht, die Klinke zu erreichen.

Das liegt nicht an mangelndem Verständnis – zumindest nicht nur. Kinder in diesem Alter haben einfach noch kein ausgeprägtes Risikobewusstsein. Sie lernen durch Erfahrung, durch Wiederholung, durch Grenzen. Und manchmal auch durch Schmerz, so hart das klingt. Deshalb ist es so wichtig, Gefahrenquellen konsequent zu beseitigen, statt sich nur auf Erklärungen zu verlassen.

Trotzdem versuchen wir, Emma einzubeziehen. Wir zeigen ihr, wo die „gefährlichen Dinge" sind – natürlich ohne sie direkt berühren zu lassen. Wir erklären, dass manche Flaschen „autsch" machen können. Und wir loben sie, wenn sie versteht, dass ein Raum tabu ist. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Aber ich glaube, es ist wichtig, Kinder nicht nur zu beschützen, sondern ihnen auch beizubringen, Gefahren einzuschätzen. Natürlich altersgerecht. (Erziehungsansätze können individuell stark variieren.)


Ein weiterer Punkt, der mir wichtig ist: Ordnung. Ich bin nicht der ordentlichste Mensch – mein Partner würde wahrscheinlich lachen, wenn er das liest – aber im Wäscheraum haben wir Ordnung gelernt. Einfach, weil es keine Alternative gibt. Ein chaotischer Raum ist ein gefährlicher Raum. Wenn überall Sachen herumliegen, übersieht man schnell etwas. Eine offene Flasche, ein loses Kabel, ein herumliegender Schraubenzieher.

Deshalb haben wir klare Ablagen geschaffen. Jedes Ding hat seinen Platz. Waschmittel in die verschlossene Box, Wäscheklammern in die Dose, Besen an den Haken. Das klingt banal, aber es macht einen riesigen Unterschied. Und ehrlich gesagt, es fühlt sich auch gut an. Wenn ich jetzt den Wäscheraum betrete, fühlt sich das nicht mehr an wie ein notwendiges Übel, sondern wie ein funktionierender Teil unseres Zuhauses.


Inzwischen haben wir auch über die Zukunft nachgedacht. Emma wird älter, neugieriger, geschickter. Irgendwann wird sie lernen, wie man Magnete benutzt. Irgendwann wird sie verstehen, dass in den verschlossenen Schränken spannende Dinge sind. Was dann?

Die Antwort ist einfach und kompliziert zugleich: Wir passen uns an. Kindersicherheit ist kein statisches Konzept. Was heute funktioniert, kann morgen überholt sein. Deshalb überprüfen wir alle paar Monate, ob unsere Maßnahmen noch greifen. Wir beobachten, wie Emma sich entwickelt, welche neuen Fähigkeiten sie erlernt, welche neuen Risiken entstehen.

Und wir bleiben im Gespräch – mit ihr, mit anderen Eltern, mit Expert:innen. Es gibt tolle Ressourcen im Netz: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet kostenlose Broschüren zum Thema Kindersicherheit. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder hat eine Checkliste für sichere Räume. Und das Bundesamt für Verbraucherschutz informiert regelmäßig über gefährliche Produkte. (Stand: 2025, Quellen: bzga.de, bsi.bund.de)


Eines haben wir auch gelernt: Perfekt gibt es nicht. Trotz aller Maßnahmen passieren Dinge. Emma hat sich mal den Finger in der Schranktür eingeklemmt – nicht schlimm, aber schmerzhaft. Sie ist einmal gestolpert, als sie im Wäscheraum herumgelaufen ist – wir hatten die Tür offen gelassen, weil wir dachten, sie spielt im Wohnzimmer. Und einmal hat sie es tatsächlich geschafft, eine Wäscheklammer aus der Dose zu fischen, weil wir den Deckel nicht richtig zugeschraubt hatten.

Jedes Mal war ich geschockt. Jedes Mal habe ich mir Vorwürfe gemacht. Und jedes Mal habe ich gelernt: Ich kann nicht alles kontrollieren. Aber ich kann mein Bestes tun. Und das reicht meistens.


Übersicht: Welche Maßnahmen wir getroffen haben

Bereich Maßnahme Kosten (ca.)
Schränke Magnetische Kindersicherung 25–40 €
Putzmittel Verschließbare Boxen 15–25 €
Kabel Kunststoffgitter 10–20 €
Tür Klinken-Aufsatz 8–15 €
Kleinteile Aufbewahrungsboxen 10–15 €
Wäschekorb Flacher, stabiler Korb 20–30 €
Gesamt ca. 88–145 €

(Preise können je nach Anbieter und Region abweichen – Stand: 2025)


Was wir konkret gelernt haben – 6 Schritte zur Sicherheit

Zunächst haben wir den Raum komplett ausgeräumt und alles kategorisiert. Dann sind wir auf Kniehöhe gegangen, um die Perspektive unseres Kindes einzunehmen. Anschließend haben wir Gefahrenquellen identifiziert – Putzmittel, Kabel, Kleinteile. Im nächsten Schritt haben wir Schranksicherungen angebracht und alle gefährlichen Substanzen in verschließbare, blickdichte Behälter umgefüllt. Danach haben wir die Tür gesichert und Kabel sowie schwere Gegenstände außer Reichweite gebracht. Zuletzt haben wir klare Ablagen geschaffen, damit Ordnung zur Routine wird – nicht zur Ausnahme.

Das ist kein Hexenwerk. Aber es braucht Zeit, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, Gewohnheiten zu ändern. Und manchmal auch ein bisschen Geld. Insgesamt haben wir etwa 120 Euro ausgegeben – ein überschaubarer Betrag, wenn man bedenkt, dass es um die Sicherheit unseres Kindes geht.


Später, als der Raum fertig war, haben wir Freunde eingeladen. Nicht, um anzugeben – das wäre albern – sondern um sie zu inspirieren. Denn viele Eltern wissen einfach nicht, wo sie anfangen sollen. Sie sehen die Gefahren, aber sie fühlen sich überfordert. Zu viele Baustellen, zu wenig Zeit, zu viele Meinungen im Netz.

Unsere Freunde waren überrascht, wie einfach manche Lösungen sind. Die Klinken-Sicherung? „Ach, so was gibt es?" Die Kabelabdeckung? „Darauf wäre ich nie gekommen." Und genau das ist das Problem: Niemand bringt einem bei, wie man einen Haushalt kindersicher macht. Man muss sich alles selbst erarbeiten, durch Recherche, durch Fehler, durch Trial and Error.

Deshalb schreibe ich das hier auf. Nicht, weil ich glaube, dass unsere Lösung die einzig richtige ist. Sondern weil ich hoffe, dass es anderen Familien hilft, einen Anfang zu finden.


Musterschreiben an die Versicherung (falls doch etwas passiert)

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit melde ich einen Schaden, der sich am [Datum] in unserem Haushalt ereignet hat. Unser Kind hat trotz vorhandener Sicherheitsmaßnahmen Zugang zu [Beschreibung] erhalten und sich dabei [Art der Verletzung/Schaden] zugezogen. Anbei finden Sie ärztliche Dokumentation sowie Fotos des Unfallorts. Ich bitte um Prüfung der Deckung und um Rückmeldung bezüglich weiterer erforderlicher Unterlagen.

Mit freundlichen Grüßen
[Name]

(Dieser Musterbrief dient ausschließlich als Orientierung und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.)


Ein Thema, das wir bisher kaum angesprochen haben: psychischer Druck. Ich meine damit den Druck, den Eltern sich selbst machen – oder von außen auferlegt bekommen. „Hast du den Raum schon kindersicher gemacht?" „Ihr lasst euer Kind noch in den Wäscheraum?" „Weißt du, wie gefährlich das ist?"

Ja, weiß ich. Aber ich weiß auch, dass ich nicht in jeder Sekunde perfekt sein kann. Dass ich manchmal müde bin, überfordert, gestresst. Dass ich Fehler mache. Und dass das okay ist. Solange ich grundsätzlich aufmerksam bleibe, solange ich die großen Risiken minimiere, solange ich bereit bin zu lernen – dann ist das genug.

Natürlich gibt es Grenzen. Grobe Fahrlässigkeit ist nicht akzeptabel. Wer sein Kind wissentlich Gefahren aussetzt, handelt verantwortungslos. Aber zwischen „perfekt" und „fahrlässig" liegt ein großer Graubereich. Und in diesem Graubereich bewegen sich die meisten Eltern. Inklusive uns.


Gelegentlich fragen uns Bekannte: „War das nicht total teuer?" Nein, war es nicht. Zumindest nicht im Vergleich zu dem, was man sonst so ausgibt – für Kinderwagen, Autositze, Spielzeug. Klar, 120 Euro sind Geld. Aber es ist eine einmalige Investition, die über Jahre hält. Und die potenziell Leben retten kann. Das klingt dramatisch, aber es stimmt.

Außerdem muss man nicht alles auf einmal machen. Wir haben schrittweise angefangen: erst die Schranksicherungen, dann die Türklinke, dann die Kabelabdeckung. Das war über mehrere Wochen verteilt, finanziell absolut machbar. Und es hat uns auch mental nicht überfordert. Manchmal ist langsam besser als perfekt.


Später haben wir auch über Nachbarschaftshilfe nachgedacht. In unserer Straße leben mehrere Familien mit kleinen Kindern. Warum nicht gemeinsam Sicherheitsprodukte kaufen, testen, weiterempfehlen? Wir haben eine kleine WhatsApp-Gruppe gegründet – nichts Formelles, einfach ein lockerer Austausch. Jemand hat eine neue Schranksicherung entdeckt? Teilen. Jemand sucht eine günstige Lösung für Kabelabdeckungen? Fragen. Das hat uns enorm geholfen. Und es hat das Thema entstigmatisiert. Denn plötzlich waren wir nicht mehr die einzigen, die sich Gedanken machen.


Häufige Fragen, die uns gestellt wurden

Viele Leser:innen haben uns gefragt, ab welchem Alter Kindersicherungen im Wäscheraum wirklich notwendig sind. Ehrlich gesagt: ab dem Moment, in dem das Kind mobil wird. Das kann bei manchen Kindern schon mit sechs Monaten beginnen, bei anderen erst mit zehn oder elf Monaten. Wichtig ist, nicht zu warten, bis etwas passiert. Prävention ist immer besser als Reaktion.

Eine andere Frage betrifft die Haltbarkeit der Sicherungen. Wie lange halten magnetische Schlösser, Klinken-Aufsätze und Co.? Unsere Erfahrung: Die meisten Produkte sind für mehrere Jahre ausgelegt, aber die Qualität variiert stark. Billige Varianten vom Discounter gehen schneller kaputt, hochwertige Markenprodukte halten länger. Wir haben uns für den Mittelweg entschieden – nicht das Teuerste, aber auch nicht das Günstigste. Bisher sind wir zufrieden. (Lebensdauer kann je nach Nutzung variieren.)

Und dann gibt es noch die Frage nach der Alltagstauglichkeit. Nervt es nicht, ständig Magnete suchen zu müssen oder Türklinken zu knacken? Ehrlich gesagt: am Anfang ja. Nach ein paar Wochen wird es zur Routine. Man gewöhnt sich daran. Und irgendwann merkt man es kaum noch. Das ist wie mit vielen Dingen im Leben – die erste Zeit ist anstrengend, dann wird es normal.


Kindersicherheit ist kein Projekt, das man irgendwann abhakt. Es ist ein fortlaufender Prozess. Ein ständiges Beobachten, Anpassen, Dazulernen. Emma wird älter, ihre Fähigkeiten ändern sich, und damit ändern sich auch die Anforderungen. Was heute sicher ist, kann morgen zu wenig sein.

Aber das ist okay. Denn das Wichtigste ist nicht, alles perfekt zu machen. Sondern aufmerksam zu bleiben. Offen zu sein für Veränderungen. Und im Zweifel lieber eine Sicherung zu viel als zu wenig anzubringen.

Unser Wäscheraum ist inzwischen ein Ort, den ich ohne schlechtes Gewissen betreten kann. Ein Ort, an dem ich weiß, dass Emma nichts passieren kann – zumindest nichts Schlimmes. Und dieses Gefühl? Dieses Gefühl von Sicherheit, von Kontrolle, von Ruhe? Das ist unbezahlbar.

Manchmal, wenn ich dort stehe und Wäsche sortiere, schaue ich mich um und denke: Das war die Mühe wert. Nicht nur für Emma. Auch für uns. Denn Elternsein bedeutet auch, sich selbst ein bisschen Frieden zu gönnen. Und der beginnt oft mit kleinen, unscheinbaren Maßnahmen. Wie einem Magnetschloss. Oder einer Keksdose voller Waschmittel.