Als der Keller plötzlich stank – und wir begriffen, dass niemand sich kümmern würde, wenn wir es nicht tun.

Der Keller, der Schimmel und die Frage, wer sich eigentlich kümmert
Neulich bin ich in den Keller gegangen, um die Winterjacken zu holen. Ihr kennt das – dieser Moment im Herbst, wenn es plötzlich morgens kalt ist und man denkt: Verdammt, wo ist eigentlich meine warme Jacke? Bei uns lagert sowas im Keller, in diesen IKEA-Kisten, die wir irgendwann mal für gut befunden haben und die jetzt seit Jahren da unten stehen.
Ich mach also die Kellertür auf, gehe die Stufen runter, und schon im Treppenhaus fällt mir dieser Geruch auf. So ein muffiger, feuchter Geruch, den man sofort erkennt, auch wenn man ihn nicht genau benennen kann. Kellergeruch halt, hab ich erst gedacht. Ist doch normal, oder? Keller riechen nun mal nicht wie Blumenwiesen.
Aber als ich dann unser Kellerabteil aufgeschlossen hab und reingegangen bin, wurde der Geruch stärker. Richtig unangenehm. Ich hab die Kiste mit den Winterjacken gesucht, sie gefunden, und als ich sie vom Regal nehmen wollte – sie stand ziemlich nah an der Wand –, hab ich es gesehen. Graue Flecken. An der Wand. Und die Wand fühlte sich feucht an.
Mein erster Gedanke war: Bitte nicht. Bitte nicht das, wonach es aussieht.
Aber natürlich war es genau das. Schimmel. Ziemlich viel sogar. Nicht nur ein kleiner Fleck, sondern eine ganze Fläche, vielleicht so groß wie eine Zeitung. Grau-grünlich, diese typische Schimmelfarbe, die man sofort erkennt und die einem sofort ein ungutes Gefühl gibt.
Ich bin erstmal mit den Jacken nach oben, weil ich die nicht da unten lassen wollte. Markus war in der Küche, und ich hab ihm direkt erzählt, was ich gefunden hab. „Wir haben Schimmel im Keller", hab ich gesagt, und er hat erstmal nur „oh nein" gestöhnt. Weil wir beide wussten: Das bedeutet Ärger. Das bedeutet Telefonate, Diskussionen, wahrscheinlich einen Haufen Papierkram.
Wir sind dann zusammen nochmal runter, damit er es sich auch angucken kann. Er ist da pragmatischer als ich, und ich wollte eine zweite Meinung. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm, wie ich dachte? Vielleicht nur Feuchtigkeit, die sich irgendwie von allein wieder verzieht?
Aber nein. Er hat sich die Wand angeschaut, ist in die Hocke gegangen, hat daran gerochen – wobei, wozu auch immer das gut sein sollte – und dann gemeint: „Ja, das ist definitiv Schimmel. Und zwar nicht zu knapp." Er hat dann auch noch festgestellt, dass die Wand nicht nur feucht ist, sondern richtig nass. „Da muss irgendwo Wasser eindringen", meinte er. „Von außen oder von oben, keine Ahnung, aber das ist nicht einfach nur Kondenswasser."
Das Problem war: Wir sind nicht die einzigen, die den Keller nutzen. Es ist ein Gemeinschaftskeller, sechs Parteien, jeder hat sein Abteil, und dann gibt es noch diese Gemeinschaftsfläche mit den Waschmaschinen und dem ganzen Zeug, das keinem so richtig gehört. Die Wand mit dem Schimmel war genau in so einer Zwischenzone. Nicht direkt in unserem Abteil, aber auch nicht eindeutig woanders. So eine Grauzone eben.
„Wem gehört die Ecke überhaupt?", hab ich gefragt. Markus hat mit den Schultern gezuckt. „Keine Ahnung. Allen? Niemandem? Der Hausverwaltung?"
Genau das war das Problem. Bei solchen Gemeinschaftsflächen ist oft nicht klar, wer zuständig ist. Und wenn nicht klar ist, wer zuständig ist, passiert meistens auch nichts. Weil jeder denkt, dass es schon jemand anderes machen wird. Oder dass es einen selbst nichts angeht. Oder dass man sich nicht einmischen will.
Ich hab dann am nächsten Tag bei der Hausverwaltung angerufen. Wir haben eine externe Verwaltung, die sich um solche Sachen kümmern soll. In der Theorie zumindest. Am Telefon war eine Frau, die klang, als hätte sie den Job schon viel zu lange gemacht und hätte eigentlich keine Lust mehr auf irgendwas. Ich hab ihr die Situation erklärt: Schimmel im Keller, ziemlich großflächig, feuchte Wand, wahrscheinlich Wasserschaden.
„Wir kümmern uns", meinte sie. So diese Standard-Antwort, die alles und nichts bedeutet. Ich hab gefragt, was „kümmern" konkret heißt und wann jemand vorbeikommen würde. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber wir nehmen das auf und melden uns."
Sie hat sich nicht gemeldet. Eine Woche verging. Nichts. Zwei Wochen. Immer noch nichts. Ich bin zwischendurch nochmal in den Keller, um nachzuschauen, und der Schimmel war, wenn überhaupt, noch größer geworden. Der Geruch auch.
Markus meinte: „Ruf nochmal an." Also hab ich wieder angerufen. Diesmal war ein Mann dran, der überhaupt nicht wusste, wovon ich rede. Offenbar hatte die Frau von damals meine Meldung gar nicht richtig weitergegeben. Ich musste alles nochmal erklären, und er meinte wieder: „Okay, wir kümmern uns."
Ich hab dann angefangen, genervt zu sein. Richtig genervt. Weil es nicht nur darum ging, dass es muffig roch oder dass wir Angst um unsere Sachen hatten. Sondern auch, weil Schimmel halt gesundheitsschädlich ist. Das weiß doch jeder. Und wir wohnen da. Unsere Nachbarn wohnen da. Manche haben kleine Kinder. Und die Hausverwaltung macht... nichts.
Also hab ich angefangen zu recherchieren. Ich wollte wissen: Was sind eigentlich meine Rechte? Was muss die Hausverwaltung tun? Und was kann ich tun, wenn sie es nicht tut?
Was ich rausgefunden hab, war ziemlich eindeutig: Schimmel in Gemeinschaftsräumen – egal ob Keller, Treppenhaus oder Waschküche – ist immer Sache des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft. Nicht der einzelnen Mieter. Das ist eine sogenannte Instandhaltungspflicht, die im BGB geregelt ist. Der Vermieter muss dafür sorgen, dass die Räume in einem ordnungsgemäßen Zustand sind, und dazu gehört auch, Schimmel zu beseitigen und die Ursache zu beheben.
Klingt logisch, oder? Aber offenbar ist das nicht allen klar. Ich hab in verschiedenen Mieter-Foren gelesen, dass viele Leute denken, sie müssten sich selbst um sowas kümmern. Oder dass sie es einfach ignorieren, weil sie denken, es geht sie nichts an, wenn es nicht direkt in ihrer Wohnung ist.
Was ich auch gelernt hab: Es ist total wichtig, den Schimmel sofort zu melden. Nicht irgendwann, nicht wenn man mal dazu kommt, sondern sofort. Weil – und das fand ich krass – wenn man es nicht meldet, kann man später unter Umständen selbst haftbar gemacht werden. Der Vermieter kann nämlich argumentieren: „Sie haben es gewusst und nichts gesagt, deshalb konnte der Schaden größer werden." Klingt unfair, ist aber so.
Deshalb ist es auch wichtig, die Meldung zu dokumentieren. Am besten schriftlich, per E-Mail oder Brief, mit Datum, mit Fotos von dem Schimmel. So hat man einen Beweis, dass man seiner Meldepflicht nachgekommen ist. Das hab ich dann auch gemacht – bin nochmal in den Keller mit dem Handy und hab Fotos gemacht. Fühlte mich ein bisschen albern dabei, wie ich da im Keller stehe und Schimmel fotografiere, aber es war eben wichtig.
Was man auf keinen Fall machen sollte – und das stand überall, wo ich gelesen hab –, ist den Schimmel selbst zu überstreichen oder zu entfernen. Ich meine, der Impuls ist verständlich. Man sieht den Schimmel, man denkt: Das kann ich doch selbst wegmachen. Ein bisschen Schimmelentferner aus dem Baumarkt, drüber streichen, fertig. Aber genau das sollte man nicht tun, weil man damit die Beweise vernichtet. Wenn später ein Gutachter kommen soll oder wenn es zu einem Streit kommt, braucht man den Ursprungszustand. Außerdem ist es nicht die Aufgabe des Mieters, sondern eben die des Vermieters.
Bewaffnet mit all diesem Wissen hab ich dann nochmal bei der Hausverwaltung angerufen. Diesmal war ich besser vorbereitet. Ich hab klar gesagt: „Ich habe vor drei Wochen Schimmel im Gemeinschaftskeller gemeldet. Es ist bis jetzt nichts passiert. Ich weise darauf hin, dass Sie als Hausverwaltung verpflichtet sind, sich darum zu kümmern. Ich habe die Meldung dokumentiert und Fotos gemacht. Bitte teilen Sie mir mit, bis wann das Problem behoben wird."
Das klang vielleicht ein bisschen formell, aber es hat gewirkt. Plötzlich war der Ton am anderen Ende der Leitung ernster. „Ich schaue mir das an und melde mich bei Ihnen zurück", meinte der Mann. Und tatsächlich – zwei Tage später kam ein Anruf. Ein Handwerker würde vorbeikommen, um sich das anzuschauen.
Der Handwerker kam dann auch tatsächlich, eine Woche später. Ein älterer Herr, der schon alles gesehen hat, wie man so schön sagt. Er ist in den Keller, hat sich die Wand angeschaut, mit so einem Feuchtigkeitsmessgerät dran rumgemessen, und dann gemeint: „Ja, das kommt von außen. Da ist die Außenwand nicht richtig abgedichtet. Das Wasser sickert durch, und im Keller staut es sich dann. Muss saniert werden, von außen."
„Und wie lange dauert das?", hab ich gefragt. Er hat die Luft durch die Zähne gezogen. „Das kann ich nicht sagen. Das muss die Eigentümergemeinschaft beschließen, dann muss eine Firma beauftragt werden... das kann Wochen oder Monate dauern."
Toll. Aber immerhin war jetzt klar, was das Problem war und dass es angegangen werden würde. Irgendwann. Vielleicht.
Was mich an der ganzen Geschichte am meisten geärgert hat, war nicht mal der Schimmel an sich – obwohl der natürlich ätzend war –, sondern diese Verzögerungstaktik. Diese „wir kümmern uns"-Attitüde, hinter der sich genau nichts verbirgt. Und ich hab mich gefragt: Wie viele andere Mieter melden sowas und bekommen die gleiche Antwort und warten dann einfach, weil sie nicht wissen, dass sie eigentlich mehr tun können?
Ich hab dann angefangen, mit den anderen Mietern im Haus zu reden. Nicht weil ich irgendwie agitieren wollte, sondern einfach, weil ich wissen wollte: Haben die das auch gesehen? Kümmert sich jemand außer mir darum?
Als Erstes hab ich mit der Familie aus dem zweiten Stock gesprochen, weil ich die Frau im Treppenhaus getroffen hab. Ich hab sie auf den Schimmel angesprochen, und sie meinte: „Ja, das hab ich auch schon gerochen. Ich dachte, das ist normal für Keller." Normal! Als ob Schimmel normal wäre. Aber viele Leute denken das wirklich. Weil sie es nicht besser wissen oder weil sie sich nicht beschweren wollen.
Der Student aus dem Erdgeschoss – junger Typ, Anfang Zwanzig – meinte, als ich ihn ansprach: „Ehrlich gesagt geh ich kaum in den Keller. Ich hab da nur ein paar Umzugskartons stehen." Typisch. Aus den Augen, aus dem Sinn. Kann ich auch verstehen, aber es löst halt das Problem nicht.
Die älteren Nachbarn aus dem dritten Stock waren da schon interessierter. Herr Schmidt – so heißt er wirklich, ich schwöre – meinte: „Das ist ein Skandal. Ich wohn seit fünfzehn Jahren hier, und der Keller war schon immer feucht. Aber Schimmel? Das ist neu." Wir haben uns dann länger unterhalten, und er hat mir erzählt, dass er früher auch mal versucht hat, die Hausverwaltung wegen irgendwas anderem zu kontaktieren, und dass es genauso zäh war wie bei mir jetzt.
„Das Problem ist", meinte er, „dass die Hausverwaltung weiß, dass die meisten Mieter irgendwann aufgeben. Die zögern und zögern, und irgendwann denkt man sich: Ach, ist mir zu blöd, ich hab Besseres zu tun." Und er hatte recht. Genau das ist die Strategie. Aussitzen. Verzögern. Darauf setzen, dass der Mieter sich nicht weiter kümmert.
Aber ich war stur. Ich hab weiter nachgehakt, hab regelmäßig angerufen, hab nachgefragt, wie der Stand ist. Und irgendwann – es hat insgesamt fast zwei Monate gedauert – kam tatsächlich eine Firma und hat angefangen, die Außenwand zu sanieren. Das war ein Riesenaufwand, mit Gerüsten und Erdarbeiten und allem Drum und Dran. Aber es wurde gemacht.
Währenddessen hab ich mich auch noch ein bisschen mehr mit dem Thema Schimmel beschäftigt, weil es mich einfach interessiert hat. Ich hab gelesen, dass Schimmel in Kellern tatsächlich ein ziemlich häufiges Problem ist, besonders in Altbauten. Das liegt oft an fehlender oder mangelhafter Abdichtung der Außenwände. Früher wurde da einfach nicht so drauf geachtet wie heute. Und dann kommt irgendwann der Punkt, wo das Wasser durchsickert und sich im Keller staut.
Was ich auch spannend fand: Es gibt verschiedene Arten von Schimmel, und nicht alle sind gleich gefährlich. Aber – und das ist wichtig – man kann als Laie nicht erkennen, welche Art es ist. Deshalb sollte man jeden Schimmel ernst nehmen und nicht denken: „Ach, das bisschen ist nicht schlimm." Manche Schimmelarten können wirklich gesundheitsschädlich sein, besonders für Menschen mit Atemwegserkrankungen oder Allergien.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass Vermieter oder Hausverwaltungen das sofort angehen. Es ist nicht nur eine Frage von Ästhetik oder Geruch, sondern eine Frage der Gesundheit. Und genau deshalb ist es eben auch gesetzlich geregelt, dass sie sich darum kümmern müssen.
Ich hab in einem Artikel gelesen, dass es in manchen europäischen Ländern deutlich strengere Vorschriften gibt als bei uns. In Skandinavien zum Beispiel werden Gebäude viel systematischer auf Feuchtigkeit und Schimmel geprüft, und es gibt klare Standards, die eingehalten werden müssen. In Deutschland ist das oft noch eher ein Flickwerk – es wird erst reagiert, wenn es ein Problem gibt, statt präventiv zu handeln.
Was wir seitdem selbst anders machen: Wir hängen im Keller nichts mehr direkt an die Wand. Die Kisten stehen jetzt alle mit ein bisschen Abstand, damit die Luft zirkulieren kann. Und wir lüften öfter, auch im Keller. Klingt banal, aber es hilft tatsächlich. Feuchtigkeit kann sich dann nicht so leicht stauen.
Markus hat auch so einen Luftentfeuchter besorgt, so ein kleines Gerät, das man einfach hinstellt und das die Feuchtigkeit aus der Luft zieht. Kostet nicht viel, aber macht einen Unterschied. Ist natürlich keine Lösung für das grundsätzliche Problem – wenn die Wand von außen undicht ist, hilft auch der beste Luftentfeuchter nicht –, aber als zusätzliche Maßnahme ist es ganz sinnvoll.
Was mich an der ganzen Geschichte aber fast am meisten gefreut hat – so komisch das klingt –, ist, dass wir dadurch mit den Nachbarn ins Gespräch gekommen sind. Vorher haben wir uns halt gegrüßt im Treppenhaus, mal kurz über das Wetter geredet, aber das war's. Jetzt kennen wir die Leute ein bisschen besser. Wir wissen, wer im Haus wohnt, wer sich wofür interessiert, wer auch genervt ist von der Hausverwaltung.
Herr Schmidt und ich, wir reden jetzt öfter, wenn wir uns sehen. Neulich hat er mir erzählt, dass er früher Installateur war und dass er mir gerne helfen würde, wenn es mal ein Problem mit den Wasserleitungen gibt. Die Familie aus dem zweiten Stock lädt uns manchmal zu Kaffee und Kuchen ein. Der Student aus dem Erdgeschoss – naja, der bleibt weiterhin ein bisschen zurückhaltend, aber er grüßt jetzt wenigstens.
Es ist so eine kleine, unerwartete positive Nebenwirkung der ganzen Schimmel-Geschichte. Aus einem Problem ist eine Art Gemeinschaftsgefühl entstanden. Weil wir alle im selben Boot sitzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wohnen alle in diesem Haus, wir teilen uns den Keller, und wir sind alle davon betroffen, wenn etwas nicht funktioniert.
Neulich, als die Sanierung endlich abgeschlossen war, haben wir das tatsächlich ein bisschen gefeiert. Nichts Großes, nur ein kleines Treffen im Hof mit ein paar Getränken. Herr Schmidt hat einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht, die Familie aus dem zweiten Stock hatte Bier besorgt, und wir haben einfach mal zusammengestanden und geplaudert. Über das Haus, über die Hausverwaltung, über alles Mögliche.
„Auf den trockenen Keller!", hat jemand irgendwann gerufen, und wir haben alle gelacht und angestoßen. Es war ein schöner Moment. So ein Moment, in dem man merkt: Ja, es ist nervig gewesen, ja, es hat viel zu lange gedauert, aber am Ende ist nicht nur der Schimmel weg, sondern es ist auch etwas Gutes entstanden.
Markus meinte später zu mir: „Weißt du, was ich daran gut finde? Dass du nicht aufgegeben hast. Dass du drangeblieben bist." Und das hat mich gefreut. Weil es wirklich nicht einfach war. Es wäre so viel leichter gewesen, einfach zu sagen: Ach, ist mir zu blöd, ich zieh meine Sachen aus dem Keller und fertig. Aber dann wäre das Problem weiter da gewesen. Für uns, für die anderen, für die nächsten Mieter.
Ich glaube, das ist eine wichtige Lektion aus der ganzen Geschichte: Manchmal muss man einfach nerven. Manchmal muss man hartnäckig sein, auch wenn es anstrengend ist. Weil sich sonst nichts ändert. Weil Probleme nicht von alleine verschwinden. Und weil man manchmal für sich selbst – und für andere – einstehen muss.
Seitdem hab ich ein bisschen weniger Hemmungen, Dinge anzusprechen. Wenn im Treppenhaus das Licht kaputt ist, meld ich's. Wenn die Mülltonnen überlaufen, ruf ich an. Nicht auf aggressive Art, nicht als Besserwisser, sondern einfach sachlich: Das ist ein Problem, das muss behoben werden.
Und weißt du was? Meistens funktioniert's. Nicht immer so schnell, wie man es gerne hätte, und nicht immer ohne Nachhaken. Aber wenn man dranbleibt, tut sich was.
Der Keller riecht übrigens jetzt wieder normal. Also so, wie Keller eben riechen – ein bisschen nach Beton und Staub, aber nicht mehr muffig. Die Wand ist trocken, der Schimmel ist weg, und unsere Winterjacken können da unten lagern, ohne dass wir uns Sorgen machen müssen.
Manchmal geh ich runter und schau mir die sanierte Wand an. Klingt komisch, ich weiß. Aber es gibt mir so ein Gefühl von: Das haben wir geschafft. Das war ein Problem, und wir haben es gelöst. Mit Geduld, mit Hartnäckigkeit, mit ein bisschen Recherche und ein bisschen Courage.
Und nebenbei haben wir unsere Nachbarn kennengelernt. Haben gelernt, dass Gemeinschaft manchmal aus den unerwarteten Situationen entsteht. Dass man zusammenrückt, wenn's drauf ankommt. Dass aus einem muffigen Keller etwas Gutes werden kann.
So muffig der Keller war – diese kleine Aktion hat uns Nachbarn endlich mal richtig ins Gespräch gebracht. Und das ist doch eigentlich auch was wert.