Aus Müll wird Magic: Wie alte Dosen unser Chaos besiegt haben.

Wie wir aus alten Dosen praktische Ordnungshelfer gemacht haben
Zuletzt aktualisiert: 16. November 2025
🔹 Worum es heute geht: Wie leere Konserven-, Keks- und andere Dosen zu cleveren Aufbewahrungslösungen werden – ohne großen Aufwand und mit überraschend professionellem Ergebnis.
🔹 Was wir gelernt haben: Upcycling ist nicht nur nachhaltig, sondern auch praktisch, kostensparend und macht richtig Spaß, wenn man ein paar Grundregeln beachtet.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Konkrete Anleitungen, Sicherheitshinweise, kreative Ideen und das gute Gefühl, etwas Sinnvolles aus vermeintlichem Müll zu machen.
Es war eigentlich gar nicht geplant. Eines Abends stand ich vor dem Mülleimer, eine leere Keksdose in der Hand, und Markus meinte: „Zu schade zum Wegwerfen, oder?" Da hat er recht gehabt. Also haben wir die Dose ausgewaschen, etwas Geschenkpapierreste drumgewickelt und oben ein kleines Etikett aufgeklebt. Plötzlich sah sie aus wie ein hübscher Behälter – und nicht wie irgendein Abfall. Die Kinder fanden die Idee so gut, dass wir gleich mehrere Dosen gesammelt haben: für Stifte, Gummibänder, Schrauben, Haarspangen. Jede Dose hat jetzt ihren Platz im Regal. Es ist erstaunlich, wie etwas so Einfaches Ordnung schaffen kann. Manchmal braucht es keine neuen Dinge, sondern nur einen anderen Blick auf die alten.
In den ersten Wochen nach dieser spontanen Aktion ist unser Dosenbestand regelrecht explodiert. Jede leere Konserve wurde plötzlich interessant. Tomaten, Kichererbsen, Pfirsiche – egal was drin war, die Dose war potentiell wertvoll. Unsere Küche verwandelte sich kurzzeitig in eine Art Sammellager für Blechbehälter. Meine Schwester kam zu Besuch, sah den Haufen Dosen auf der Arbeitsplatte und fragte skeptisch: „Plant ihr eine Weltreise mit Konservenvorrat?" Wir mussten lachen, aber ehrlich gesagt hatten wir zu dem Zeitpunkt noch keinen richtigen Plan. Nur das diffuse Gefühl, dass da mehr drin steckt als bloßes Recycling.
Später haben wir gemerkt, dass nicht jede Dose sich gleich gut eignet. Manche haben scharfe Kanten, andere sind zu dünnwandig, wieder andere haben Innenbeschichtungen, die beim Erhitzen problematisch werden könnten. Das Umweltbundesamt weist in seinen Informationsmaterialien zur Kreislaufwirtschaft darauf hin, dass Lebensmittelverpackungen zwar grundsätzlich wiederverwendbar sind, aber auf Beschädigungen und Hygiene geachtet werden sollte (Stand: 2025). Besonders bei Konservendosen mit offenen Schnittkanten ist Vorsicht geboten – die können richtig gefährlich sein. Mehr dazu gleich.
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das alles nicht. Wir haben einfach drauflos gebastelt, ohne groß nachzudenken. Die erste Konservendose, die Markus bearbeitet hat, endete mit einem kleinen Schnitt am Daumen. Nichts Dramatisches, aber genug, um uns klarzumachen: Hier braucht es ein bisschen Methode. Also haben wir recherchiert, Videos geschaut, mit Freunden gesprochen und uns langsam ein System erarbeitet. Das Schöne am Upcycling ist ja, dass man lernen kann, ohne viel investieren zu müssen. Fehler gehören dazu, aber sie kosten maximal eine Dose – und davon hatten wir mittlerweile reichlich.
Was uns wirklich überrascht hat, war die Vielfalt der Möglichkeiten. Eine einfache Konservendose kann zum Stiftehalter werden, klar. Aber auch zum Pflanzentopf, zur Aufbewahrung für Nähzeug, zum Vorratsbehälter für getrocknete Kräuter, zur Sortierbox für Schrauben und Dübel oder sogar zum Windlicht. Mit ein bisschen Kreativität sind die Grenzen fast unbegrenzt. Und das Beste: Die meisten Materialien, die man zur Verschönerung braucht, hat man ohnehin zu Hause. Geschenkpapierreste, alte Stoffe, Washi-Tape, Farbreste vom letzten Streichprojekt – alles lässt sich verwenden.
Bei uns hat sich mittlerweile eine richtige kleine Werkstatt entwickelt. Einmal im Monat – meistens an einem verregneten Sonntagnachmittag – setzen wir uns zusammen und gestalten neue Dosen. Die Kinder lieben es, weil sie ihre eigenen Designs entwickeln dürfen. Lena, unsere Achtjährige, hat neulich eine Dose komplett mit bunten Wollresten umwickelt. Sieht aus wie ein kleines Kunstwerk und steht jetzt in ihrem Zimmer als Behälter für Haargummis. Finn, der Zwölfjährige, bevorzugt einen minimalistischeren Ansatz – schwarze Farbe, weiße Beschriftung, fertig. Beide Stile funktionieren, beide machen Spaß.
Inzwischen nutzen wir etwa fünfzehn verschiedene Dosen im ganzen Haus. Das klingt nach viel, aber tatsächlich fallen sie kaum auf, weil sie sich ins jeweilige Zimmer einfügen. Im Arbeitszimmer stehen drei schlichte Dosen für Büromaterial, in der Küche zwei größere für Kochlöffel und Schneebesen, im Bad eine kleine für Wattestäbchen. Jede hat ihren Zweck, jede sieht anders aus, aber zusammen ergibt sich ein stimmiges Bild. Und das Schönste: Jedes Mal, wenn ich eine benutze, denke ich kurz daran, dass das eigentlich Müll hätte werden sollen. Fühlt sich richtig gut an.
Was dabei besonders wichtig ist – und das haben wir erst nach einigen Versuchen kapiert – ist die richtige Vorbereitung. Eine Dose kann man nicht einfach so nehmen und loslegen. Zunächst muss sie gründlich gereinigt werden. Klingt banal, aber tatsächlich bleiben oft Lebensmittelreste oder Gerüche zurück. Wir spülen die Dosen zuerst mit heißem Wasser aus, dann kommen sie in die Spülmaschine bei mindestens 60 Grad. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt für Behälter, die mit Lebensmitteln in Kontakt waren, eine gründliche Reinigung mit Spülmittel und heißem Wasser, um Bakterienbildung zu vermeiden (Stand: 2025). Besonders bei Fischdosen oder stark riechenden Konserven ist das wichtig – sonst riecht der Stiftehalter noch nach Thunfisch, und das will wirklich niemand.
Danach kommt der kritischste Schritt: die Kanten entschärfen. Konservendosen haben nach dem Öffnen extrem scharfe Ränder. Dosenöffner hinterlassen regelrechte Rasierklingen aus Metall. Hier gibt es mehrere Methoden. Manche Leute nutzen spezielle Dosenöffner, die glatte Kanten erzeugen – die kosten etwa zehn bis fünfzehn Euro und lohnen sich, wenn man regelmäßig Dosen upcycelt. Wir haben anfangs einen normalen Dosenöffner verwendet und die Kanten dann mit einer Metallfeile abgeschliffen. Das funktioniert, dauert aber pro Dose etwa zehn Minuten und erfordert Geduld. Mittlerweile haben wir einen glatten Dosenöffner angeschafft, und ehrlich gesagt, das war eine der besten Investitionen überhaupt. Die Dosen sind sofort einsatzbereit, keine Verletzungsgefahr mehr.
Falls Sie noch mit scharfen Kanten arbeiten müssen, gibt es einen Trick: Nehmen Sie ein Stück Paketband oder Gewebeband und kleben Sie es rundherum über die Kante. Das ist nicht die eleganteste Lösung, aber sie schützt zuverlässig vor Schnitten. Gerade wenn Kinder mit den Dosen hantieren, ist das unverzichtbar. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege weist in ihren Sicherheitsrichtlinien für Haushalte und Bildungseinrichtungen explizit darauf hin, dass scharfkantige Gegenstände für Kinder unzugänglich aufbewahrt oder entsprechend gesichert werden sollten (Stand: 2025). Bei Upcycling-Projekten mit Kindern gilt das natürlich besonders.
Nachdem die Dose vorbereitet ist, geht es ans Gestalten. Hier sind die Möglichkeiten wirklich grenzenlos, aber wir haben über die Zeit ein paar Favoriten entwickelt. Die einfachste Methode ist das Umwickeln mit Papier. Geschenkpapier, alte Landkarten, Zeitungspapier, Notenblätter – alles geht. Man misst einmal den Umfang der Dose und die Höhe, schneidet das Papier entsprechend zu und klebt es mit normalem Bastelkleber oder Sprühkleber auf. Wichtig: Das Papier sollte etwa einen halben Zentimeter überlappen, damit keine Lücke bleibt. Wenn man mag, kann man danach noch eine Schicht Klarlack auftragen, das macht die Oberfläche abwischbar und haltbarer.
Eine andere Variante, die bei uns sehr beliebt ist, ist das Bemalen. Gerade bei matten Metalldosen hält Acrylfarbe hervorragend. Wir grundieren die Dose meistens mit einer Schicht weißer Acrylfarbe – das sorgt dafür, dass die späteren Farben besser decken und leuchtender wirken. Nach dem Trocknen (dauert etwa zwei Stunden) kann man drauflos malen, stempeln oder mit Schablonen arbeiten. Finn hat neulich mit Sprühfarbe experimentiert und eine Dose in mattem Anthrazit lackiert – sieht fast aus wie ein Designer-Objekt. Hätte man nie gedacht, dass das mal eine Tomatendose war.
Für Leute, die es noch individueller mögen, gibt es die Möglichkeit, Dosen mit Stoff zu bekleben. Das ist etwas aufwendiger, aber das Ergebnis ist wirklich schön. Man braucht dafür Stoffreste, Textilkleber oder eine Heißklebepistole und eine ruhige Hand. Der Stoff wird rundherum um die Dose gelegt, gespannt und festgeklebt. Oben und unten kann man die Überstände entweder nach innen umschlagen oder mit einer Kordel oder Spitze kaschieren. Lena hat so eine Dose für ihre Haarspangen gemacht, mit einem rosafarbenen Baumwollstoff und weißer Spitzenborte – richtig hübsch und überraschend stabil.
Was viele nicht wissen: Auch die Innenseite der Dose kann man gestalten. Gerade wenn man die Dose offen stehen lässt, etwa als Stiftehalter, sieht man ja hinein. Wir haben angefangen, die Innenseiten mit farbigem Karton auszukleiden. Das hat zwei Vorteile: Erstens sieht es schöner aus, und zweitens schützt es die Metalloberfläche vor Kratzern durch spitze Gegenstände wie Scheren oder Schraubendreher. Ein einfacher Bogen Tonkarton, zugeschnitten und eingerollt, reicht völlig. Kostet praktisch nichts und macht einen riesigen Unterschied.
Zwischendurch haben wir auch versucht, Dosen mit anderen Materialien zu verschönern. Jute-Schnur, um die Dose gewickelt, ergibt eine schöne rustikale Optik – perfekt für Kräutertöpfe oder als Utensilo im Flur. Washi-Tape in verschiedenen Mustern ist schnell aufgeklebt und lässt sich bei Bedarf wieder ablösen, falls man das Design ändern will. Sogar mit Mosaik-Technik haben wir experimentiert – kleine Fliesenstücke oder Glasmuggelsteine auf die Dose geklebt und mit Fugenmasse verfugt. Das war aufwendig und ehrlich gesagt auch eine ziemliche Sauerei, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Dose steht jetzt bei uns im Garten als Windlicht und sieht aus wie ein kleines Kunsthandwerk-Stück vom Weihnachtsmarkt.
Ein Aspekt, den wir anfangs völlig unterschätzt haben, ist die Beschriftung. Wenn man mehrere Dosen hat, verliert man schnell den Überblick, was wo drin ist – besonders wenn sie geschlossen sind. Wir haben verschiedene Methoden ausprobiert. Anfangs haben wir einfach Klebeband aufgeklebt und mit Filzstift draufgeschrieben. Funktioniert, sieht aber nicht besonders schön aus. Dann haben wir kleine Etiketten mit dem Computer erstellt und ausgedruckt – viel professioneller, aber zeitaufwendig. Mittlerweile nutzen wir einen Beschriftungs-Drucker, den wir ohnehin für andere Zwecke hatten. Damit kann man schnell und unkompliziert Etiketten erstellen, die dann auf die Dosen geklebt werden. Alternativ tun es aber auch Tafel-Etiketten – das sind kleine Aufkleber mit einer Oberfläche wie eine Tafel, auf die man mit Kreide schreiben kann. Super praktisch, weil man sie immer wieder beschriften kann, wenn sich der Inhalt ändert.
Bei der ganzen Gestaltung darf man natürlich die Funktionalität nicht aus den Augen verlieren. Eine Dose für die Küche sollte abwischbar sein, weil dort nun mal gekocht wird und Spritzer passieren. Eine Dose für Schrauben in der Werkstatt braucht keine hübsche Verzierung, aber einen stabilen Stand. Eine Dose im Kinderzimmer sollte keine scharfen Kanten oder leicht ablösbare Kleinteile haben. Jeder Raum hat seine Anforderungen, und die Dose sollte dazu passen. Das haben wir gelernt, nachdem unsere erste, liebevoll mit Papier beklebte Küchendose nach zwei Wochen völlig durchweicht war. Pech gehabt, Lektion gelernt.
Inzwischen sammeln nicht nur wir Dosen, sondern auch Freunde und Familie bringen uns welche vorbei. „Hier, für eure Sammlung", heißt es dann. Manche lachen dabei, aber die meisten finden die Idee gut. Neulich hat uns eine Nachbarin drei große Keksdosen vorbeigebracht – die sind besonders praktisch, weil sie oft schon hübsch gestaltet sind und einen Deckel haben. Solche Dosen eignen sich perfekt für Nähzeug, Bastelkram oder auch als Geschenkverpackung. Wir haben letztens selbstgebackene Plätzchen in so einer aufgehübschten Dose verschenkt – kam richtig gut an, und die Beschenkte konnte die Dose anschließend weiterverwenden.
Was uns auch beschäftigt hat, waren Fragen der Nachhaltigkeit. Ist es wirklich besser, Dosen wiederzuverwenden, statt sie zu recyceln? Die kurze Antwort: Ja, meistens schon. Das Umweltbundesamt erklärt in seinen Leitfäden zur Abfallvermeidung, dass Wiederverwendung in der Abfallhierarchie über dem Recycling steht (Stand: 2025). Der Grund ist einfach: Beim Recycling muss die Dose eingeschmolzen und neu geformt werden – das kostet Energie. Bei der Wiederverwendung entfällt dieser Schritt komplett. Natürlich macht es keinen Sinn, Dosen zu horten, die man nie benutzt. Aber wenn man aus einer Konservendose einen Stiftehalter macht, den man jahrelang nutzt, spart man nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. Ein neuer Stiftehalter aus Kunststoff kostet etwa drei bis fünf Euro und muss produziert, verpackt und transportiert werden. Die umfunktionierte Dose kostet nichts und ist sofort da.
Allerdings gibt es auch Grenzen. Nicht alles, was theoretisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Wir haben mal versucht, eine Dose als Vorratsbehälter für Mehl zu nutzen. Klang logisch – Deckel drauf, Etikett dran, fertig. Aber Metall ist nicht luftdicht, und nach ein paar Wochen fing das Mehl an, komisch zu riechen. Also haben wir die Dose lieber für trockene Nudeln genommen, und das funktioniert bestens. Für Lebensmittel, die wirklich luftdicht gelagert werden müssen, gibt es bessere Lösungen. Aber für viele andere Dinge sind Dosen perfekt.
Ein weiteres Thema, das uns interessiert hat, ist die Sicherheit beim Basteln selbst. Metall kann scharfkantig sein, das wissen wir mittlerweile. Aber es gibt noch andere Aspekte. Wenn man Dosen bemalt, sollte man auf die Farbe achten. Nicht alle Farben sind für Gegenstände geeignet, die man später anfasst oder die in der Nähe von Lebensmitteln stehen. Acrylfarben sind nach dem Trocknen in der Regel unbedenklich, aber man sollte trotzdem darauf achten, dass sie speichelfest sind, falls Kinder damit spielen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat klare Richtlinien für Spielzeugfarben und Bastelfarben, die auf ihrer Website einsehbar sind (Stand: 2025). Im Zweifelsfall lieber zu Farben greifen, die explizit als kindergeeignet gekennzeichnet sind.
Auch beim Kleben gibt es Unterschiede. Heißkleber ist super praktisch und hält gut, aber die Klebepistole wird extrem heiß – nichts für unbeaufsichtigte Kinder. Bastelkleber auf Wasserbasis ist sicherer, braucht aber länger zum Trocknen und hält nicht auf allen Oberflächen gleich gut. Sprühkleber ist effektiv, sollte aber nur in gut belüfteten Räumen verwendet werden, weil die Dämpfe auf Dauer nicht gesund sind. Wir haben uns angewöhnt, beim Basteln immer das Fenster zu öffnen, egal welchen Kleber wir nutzen. Frische Luft schadet nie, und gerade bei längeren Bastelsessions macht sich das bemerkbar.
Was mich persönlich überrascht hat, ist die psychologische Komponente. Es klingt vielleicht übertrieben, aber das Gestalten von Dosen hat etwas Meditatives. Man sitzt da, wickelt Papier um eine Dose, konzentriert sich auf die Handbewegungen, und plötzlich ist eine halbe Stunde vergangen, ohne dass man groß nachgedacht hat. In einer Welt, die oft stressig und schnelllebig ist, sind solche Momente wertvoll. Studien der Universität Leipzig aus dem Jahr 2024 zeigen, dass kreative Handarbeit nachweislich Stress reduziert und das Wohlbefinden steigert. Die Forschenden erklären das mit dem sogenannten „Flow-Zustand" – einem Zustand konzentrierter Aufmerksamkeit, bei dem man die Zeit vergisst. Unsere Dosenbastelei ist für mich genau das: ein kleiner Flow-Moment im Alltag.
Auch für die Kinder ist das Upcycling eine tolle Erfahrung. Sie lernen, dass man nicht immer alles neu kaufen muss, dass Kreativität oft wertvoller ist als Geld, und dass aus scheinbar wertlosem Müll etwas Nützliches entstehen kann. Gerade in Zeiten, in denen Konsumverhalten und Nachhaltigkeit wichtige Themen sind, finde ich das wichtig. Lena und Finn haben mittlerweile ein ganz anderes Verhältnis zu Verpackungen entwickelt. Statt alles wegzuwerfen, überlegen sie zuerst: Kann man das noch irgendwie nutzen? Nicht immer ist die Antwort ja, aber allein die Frage zu stellen, ist schon ein Gewinn.
Nebenbei gesagt, das Upcycling von Dosen ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Ordnungshelfer, Stiftehalter, Aufbewahrungsboxen – all das kostet im Laden Geld. Nicht viel pro Stück, aber es summiert sich. Wenn man zehn verschiedene Behälter braucht und jeder kostet fünf Euro, sind das fünfzig Euro. Unsere Dosen haben uns nichts gekostet außer etwas Zeit und Material, das wir ohnehin hatten. Selbst wenn man alle Materialien neu kaufen müsste – Farbe, Papier, Kleber – käme man locker unter zwanzig Euro für zehn Dosen. Das ist eine Ersparnis von über sechzig Prozent. Für Familien mit knappem Budget kann das durchaus relevant sein.
Allerdings muss man auch realistisch bleiben. Upcycling ist nicht für jeden das Richtige. Manche Menschen haben einfach keine Lust aufs Basteln, und das ist völlig in Ordnung. Andere haben keine Zeit oder keine geeigneten Räume. Wer in einer kleinen Stadtwohnung lebt, kann nicht unbedingt eine Bastelecke einrichten. Und manche Leute bevorzugen einfach neue, einheitliche Behälter aus ästhetischen Gründen. All das ist legitim. Upcycling ist ein Angebot, kein Muss. Aber für diejenigen, die Spaß daran haben, ist es eine fantastische Möglichkeit, Kreativität, Nachhaltigkeit und Pragmatismus zu verbinden.
Bei uns zu Hause sind die Dosen mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Neulich mussten wir eine ersetzen, weil sie langsam verbeult und unansehnlich geworden war. Statt sie einfach rauszuschmeißen, haben wir überlegt, was man noch damit machen könnte. Rausgekommen ist ein Blumentopf für den Balkon – Löcher in den Boden gebohrt, mit Erde gefüllt, Kräuter eingepflanzt, fertig. Jetzt wachsen dort Basilikum und Petersilie, und die alte Dose hat noch eine zweite Karriere bekommen. Kennen Sie das, wenn Dinge sich so natürlich in den Alltag einfügen, dass man sich fragt, wie man je ohne sie ausgekommen ist?
Überblick: Dosenarten und ihre besten Einsatzmöglichkeiten
Damit Sie einen schnellen Überblick bekommen, welche Dosen sich für welche Zwecke am besten eignen, haben wir eine kleine Übersicht erstellt. Die basiert auf unseren eigenen Erfahrungen und denen von Freunden, die ebenfalls mit Upcycling experimentiert haben.
| Dosentyp | Ideale Verwendung | Vorbereitungsaufwand |
|---|---|---|
| Konservendosen (Tomaten, Bohnen) | Stiftehalter, Werkzeugaufbewahrung | Hoch – Kanten entschärfen, gründlich reinigen |
| Keksdosen mit Deckel | Nähzeug, Bastelkram, Geschenkverpackung | Gering – nur auswaschen, ggf. neu gestalten |
| Getränkedosen (Softdrinks, Bier) | Kleine Pflanztöpfe, Teelichter | Mittel – Deckel entfernen, Kanten sichern |
| Große Kaffeedosen | Vorratsdosen für Nudeln, Reis, trockene Hülsenfrüchte | Gering – reinigen, ggf. Etikett entfernen |
(Zeitangaben und Schwierigkeitsgrade können je nach individueller Geschicklichkeit variieren.)
Sicherheit beim Upcycling – unsere Schritt-für-Schritt-Methode
Nachdem wir anfangs ein paar unangenehme Erfahrungen mit scharfen Kanten gemacht haben, haben wir uns eine feste Routine angewöhnt. Diese sechs Schritte durchlaufen wir bei jeder Dose, bevor wir sie gestalten oder verwenden.
Zuerst entfernen wir alle Etiketten und Klebereste – am besten geht das mit warmem Wasser und etwas Spülmittel, bei hartnäckigem Kleber hilft Speiseöl. Dann folgt die gründliche Reinigung in der Spülmaschine, mindestens 60 Grad, damit alle Lebensmittelreste und Gerüche verschwinden. Im dritten Schritt prüfen wir die Dose auf Beschädigungen – Beulen, Rost oder Risse sind ein Ausschlusskriterium, dann kommt die Dose doch in den Gelben Sack. Der vierte Schritt ist der wichtigste: Kanten entschärfen, entweder mit einem glatten Dosenöffner oder durch Abschleifen und Abkleben. Danach lassen wir die Dose vollständig trocknen, damit beim Gestalten keine Feuchtigkeit unter Farbe oder Papier gerät. Und erst im letzten Schritt beginnen wir mit der kreativen Gestaltung. Das klingt nach viel, dauert pro Dose aber nur etwa zehn bis fünfzehn Minuten – und macht das Basteln danach deutlich angenehmer und sicherer.
Falls Sie jemandem von Ihrem Upcycling-Projekt erzählen möchten oder etwa eine Einrichtung kontaktieren, um Material zu spenden, hier ein einfaches Muster, das wir selbst schon verwendet haben:
Betreff: Anfrage zur Materialspende – Upcycling-Projekt
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Rahmen unseres privaten Upcycling-Projekts gestalten wir leere Dosen zu Ordnungshelfern um. Falls bei Ihnen regelmäßig größere Mengen an Konserven- oder Keksdosen anfallen, würden wir diese gerne abholen und sinnvoll weiterverwenden. Wir freuen uns über Rückmeldung und stehen für Fragen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
[Ihr Name]
Wir haben so schon Kontakt zu einem lokalen Café aufgenommen, das uns jetzt regelmäßig große Kaffeedosen zur Verfügung stellt. Die freuen sich, dass die Dosen nicht weggeworfen werden, und wir haben regelmäßig Nachschub – eine Win-Win-Situation.
Was Leser:innen uns oft fragen
Seit wir angefangen haben, über unser Dosenprojekt zu sprechen, erreichen uns immer wieder ähnliche Fragen. Die drei häufigsten möchte ich hier beantworten, weil sie vermutlich auch anderen weiterhelfen können.
„Kann man Dosen auch für Lebensmittel verwenden, oder ist das gesundheitlich bedenklich?"
Das kommt darauf an. Für trockene Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Haferflocken oder getrocknete Hülsenfrüchte sind Dosen mit Deckel grundsätzlich geeignet, solange sie gründlich gereinigt wurden. Für feuchte oder fetthaltige Lebensmittel würde ich persönlich eher Glas oder lebensmittelechtes Plastik nehmen, weil Metall bei längerem Kontakt mit bestimmten Inhaltsstoffen reagieren kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass Behälter, die ursprünglich für Lebensmittel gedacht waren, auch nach Reinigung für trockene Lebensmittel wiederverwendet werden können – bei stark säurehaltigen oder fetthaltigen Produkten sei aber Vorsicht geboten (Stand: 2025). Im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher gehen.
„Wie bekommt man den metallischen Geruch aus Dosen raus?"
Das ist tatsächlich manchmal hartnäckig, besonders bei Fisch- oder Fleischdosen. Unsere bewährte Methode: Die Dose nach dem Spülen mit einer Paste aus Backpulver und Wasser füllen, über Nacht stehen lassen, dann gründlich ausspülen. Alternativ hilft auch Essigwasser – eine Mischung aus Wasser und Haushaltsessig im Verhältnis 3:1, einwirken lassen und ausspülen. Bei besonders hartnäckigen Fällen haben wir die Dose auch schon ein bis zwei Tage an der frischen Luft stehen lassen, das hilft ebenfalls. Notfalls kann man die Dose auch mit Klarlack innen versiegeln, dann riecht man gar nichts mehr – aber dann ist sie natürlich nicht mehr für Lebensmittel geeignet.
„Lohnt sich das zeitlich überhaupt, oder kauft man nicht besser fertige Behälter?"
Das ist sehr individuell. Wenn man Basteln als lästige Pflicht empfindet, lohnt es sich vermutlich nicht – dann lieber drei Euro für einen fertigen Stiftehalter ausgeben und gut ist. Wenn man aber ohnehin gerne kreativ arbeitet und die Zeit als entspannende Auszeit sieht, ist es definitiv lohnenswert. Bei uns ist es eine Mischung: Manchmal brauchen wir schnell einen Behälter und kaufen einen, manchmal haben wir Lust aufs Gestalten und machen selbst einen. Es muss kein Entweder-oder sein. Das Schöne am Upcycling ist, dass man es machen kann, wenn man Lust hat – ohne Druck, ohne schlechtes Gewissen.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Umweltbundesamt: Leitfäden zur Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung, https://www.umweltbundesamt.de (Stand: 2025)
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Empfehlungen zur Wiederverwendung von Lebensmittelbehältern, https://www.bfr.bund.de (Stand: 2025)
- Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege: Sicherheitsrichtlinien für Haushalte, https://www.bgw-online.de (Stand: 2025)
- Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Richtlinien für Bastel- und Spielzeugfarben, https://echa.europa.eu (Stand: 2025)
- Universität Leipzig: Studie zu kreativem Handwerk und Stressreduktion (2024)
- Stiftung Warentest: Ratgeber zu Aufbewahrungssystemen und Nachhaltigkeit, https://www.test.de (Stand: 2025)