30 % weniger Stromverbrauch in nur 3 Monaten – unsere besten Spartipps im Alltag

Es war ein ganz normaler Donnerstagabend, als wir mal wieder zusammen am Küchentisch saßen und die Stromrechnung durchgingen. Du kennst das sicher – dieser Moment, wenn die Jahresabrechnung kommt und man sich fragt, wo bloß all diese Kilowattstunden hingegangen sind. Bei uns war es diesmal besonders heftig. „Schatz, guck mal", sagte meine Frau und schob mir das Papier rüber, „fast viertausend Kilowattstunden. Das kann doch nicht sein." Ich nahm einen Schluck vom Tee und starrte auf die Zahl. Viertausend. Das waren gut dreihundert Euro mehr als im Vorjahr. Und dabei hatten wir uns doch gar nichts Besonderes angeschafft, oder?
In der ersten Woche unseres kleinen Experiments – ja, wir nennen es tatsächlich Experiment, weil wir beide einen Hang zur Dramatik haben – machten wir uns daran, jeden einzelnen Stromfresser in unserem Zuhause aufzuspüren. Das war wie eine Schnitzeljagd, nur dass am Ende keine Schokolade wartete, sondern hoffentlich eine niedrigere Rechnung. Wir hatten uns so ein Strommessgerät besorgt, eines für knapp zwanzig Euro aus dem Baumarkt. Nichts Besonderes, aber es tat seinen Dienst. Die erste Station war unser Keller. Dort stand er, unser alter Zweitkühlschrank, ein beiges Ungetüm aus den frühen Neunzigern, das wir von meinen Schwiegereltern geerbt hatten. „Der läuft doch noch super", hatte mein Schwiegervater damals gesagt. Ja, laufen tat er. Wie ein Marathon-läufer, der nie anhält.
Als wir das Messgerät anschlossen, trauten wir unseren Augen kaum. Das Ding zog konstant über achtzig Watt, und beim Anspringen des Kompressors waren es kurzzeitig sogar über zweihundert. Hochgerechnet auf ein Jahr – wir haben es dreimal nachgerechnet, weil wir es nicht glauben wollten – waren das über sechshundert Kilowattstunden. Sechshundert! Nur für ein paar Getränkekisten und die Tiefkühlpizza-Vorräte, die wir sowieso nie aufbrauchten. Das waren glatte hundertachtzig Euro im Jahr. Für einen Kühlschrank, der hauptsächlich Luft kühlte.
Später haben wir erfahren, dass die Energieeffizienzklassen bei Kühlgeräten einen enormen Unterschied machen. Ein modernes Gerät der Klasse A+++ verbraucht teilweise nur noch ein Drittel dessen, was unsere alte Kühltruhe an Strom zog. Die Technologie hat sich in den letzten zwanzig Jahren so stark weiterentwickelt – bessere Isolierung, effizientere Kompressoren, intelligente Steuerungen. Viele Menschen wissen gar nicht, dass ein Kühlschrank aus den Neunzigern im Schnitt zwischen dreihundertfünfzig und sechshundert Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, während moderne Geräte oft unter hundertfünfzig bleiben. Das ist wie der Unterschied zwischen einem alten VW Käfer und einem modernen Hybrid-Auto, nur dass der Kühlschrank vierundzwanzig Stunden am Tag läuft.
Nach dieser Erkenntnis ging es weiter durch die Wohnung. Im Wohnzimmer entdeckten wir den nächsten Übeltäter: unseren Fernseher. Nicht der Fernseher selbst, der war relativ neu und sparsam. Nein, es war diese ganze Armada an Geräten drumherum. Der Receiver, die Spielekonsole, der alte DVD-Player, den wir seit Jahren nicht mehr benutzt hatten, die Soundbar – alles im Standby-Modus. „Weißt du was", sagte ich zu meiner Frau, „die leuchten nachts wie ein kleiner Flughafen." Sie lachte, aber es war wahr. All diese kleinen roten und grünen LEDs, die uns signalisierten: Wir sind bereit, wir warten nur auf euren Befehl. Dabei warteten sie mit einem konstanten Stromverbrauch von zusammengerechnet fast fünfzehn Watt. Rund um die Uhr.
Das Thema Standby-Verbrauch ist tatsächlich größer, als viele denken. In einem durchschnittlichen Haushalt macht der Standby-Betrieb etwa zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus. Das sind bei einer vierköpfigen Familie schnell mal vierhundert Kilowattstunden im Jahr – über hundert Euro, die man buchstäblich für nichts bezahlt. Moderne Geräte müssen laut EU-Verordnung zwar unter 0,5 Watt im Standby bleiben, aber ältere Geräte ziehen teilweise noch fünf bis zehn Watt. Und wenn man bedenkt, dass in einem typischen Haushalt zwanzig bis dreißig Geräte permanent am Netz hängen, summiert sich das gewaltig.
In der zweiten Woche unseres Projekts wurden wir dann richtig kreativ. Wir besorgten uns schaltbare Steckdosenleisten – diese mit dem roten Kippschalter, die es überall für ein paar Euro gibt. Eine für den Fernseh-bereich, eine für den Schreibtisch mit Computer und Drucker, eine für die Küche mit Kaffeemaschine und Toaster. Das war anfangs gewöhnungsbedürftig. „Schatz, hast du den Fernseher ausgeschaltet?" wurde zu unserem neuen Abendritual. Manchmal vergaßen wir es, stolperten dann nachts durch die dunkle Wohnung und ärgerten uns über die leuchtenden LEDs. Aber nach ein paar Tagen war es Routine.
Die Sache mit der Waschmaschine war besonders interessant. Unsere Maschine hatte all diese tollen Programme – Kurzwäsche, Öko-Programm, Express-Wäsche. Aus Zeitgründen nutzten wir meistens die Kurzprogramme bei sechzig Grad. Schnell musste es gehen, sauber sollte es werden. Bis wir mal genauer hingeschaut haben. Das Öko-Programm dauerte zwar drei Stunden statt einer, verbrauchte aber nur die Hälfte an Strom. Der Trick dabei: Das Wasser wird langsamer erhitzt und die Wäsche hat mehr Zeit zum Einweichen. Die Reinigungswirkung ist dabei genauso gut, manchmal sogar besser. Moderne Waschmittel sind ohnehin so formuliert, dass sie bereits bei niedrigen Temperaturen ihre volle Wirkung entfalten. Enzyme in Bio-Waschmitteln arbeiten optimal zwischen dreißig und vierzig Grad – bei höheren Temperaturen werden sie sogar zerstört.
Wir haben dann angefangen, unsere Wäsche anders zu organisieren. Statt dreimal die Woche kleine Ladungen zu waschen, sammelten wir und machten zwei volle Maschinen. Bei dreißig Grad statt sechzig, im Öko-Programm. Der Unterschied? Eine Sechzig-Grad-Wäsche verbraucht etwa 1,5 Kilowattstunden, eine Dreißig-Grad-Wäsche im Öko-Programm nur 0,5. Bei hundertfünfzig Waschgängen im Jahr macht das hundertfünfzig Kilowattstunden Unterschied. Wieder fünfundvierzig Euro gespart, nur durch bewussteres Waschen.
Ein Thema, das wir anfangs komplett unterschätzt hatten, war die Beleuchtung. Klar, jeder weiß, dass LEDs sparsamer sind als alte Glühbirnen. Aber wir hatten noch so viele Halogenspots im Bad und in der Küche. Jeder einzelne mit fünfunddreißig Watt. Sechs Stück überm Küchentisch, vier im Bad. Das waren zusammen dreihundertfünfzig Watt, wenn alles an war. Die haben wir nach und nach durch LED-Spots ersetzt. Die neuen haben nur noch fünf Watt pro Stück, bei gleicher Helligkeit. Der Austausch hat uns zwar erstmal hundert Euro gekostet, aber die Ersparnis ist enorm. Allein in der Küche, wo das Licht abends oft vier Stunden brennt, sparen wir jetzt pro Tag fast eine Kilowattstunde.
In der dritten Woche wurden wir mutiger und wagten uns an die Heizungsthematik. Das war ein ganz anderes Kaliber als die Sache mit dem Strom, aber eng damit verbunden, besonders wenn man eine Wärmepumpe oder elektrische Heizungen hat. Bei uns war es eine Gasheizung, aber der Punkt ist: Wer die Raumtemperatur um nur ein Grad senkt, spart etwa sechs Prozent Heizenergie. Wir hatten es immer mollig warm, besonders im Wohnzimmer. Zweiundzwanzig, manchmal dreiundzwanzig Grad. „Mir ist kalt", war der Standardsatz meiner Frau im Winter. Also haben wir erstmal in ordentliche Hausschuhe und kuschelige Pullover investiert. Klingt banal, macht aber einen Riesenunterschied für das Wärmeempfinden.
Dann kam die Sache mit dem richtigen Lüften. Früher hatten wir im Winter oft das Fenster gekippt, stundenlang. „Frische Luft muss rein", dachten wir. Dabei heizten wir buchstäblich zum Fenster raus. Die Wände kühlten aus, es bildete sich Kondenswasser, und die Heizung lief auf Hochtouren. Stoßlüften ist das Zauberwort – fünf bis zehn Minuten alle Fenster weit auf, Durchzug schaffen, dann wieder zu. Die Luft wird komplett ausgetauscht, aber Wände und Möbel bleiben warm. Der Energieverlust ist minimal im Vergleich zum Dauerlüften. Studien zeigen, dass falsches Lüften bis zu zweihundert Euro Mehrkosten pro Heizsaison verursachen kann.
Besonders spannend wurde es, als wir uns mit dem Thema Heizkörper entlüften beschäftigten. In unserem Schlafzimmer gluckerte es schon seit Monaten. „Das ist normal", dachten wir. War es nicht. Luft in den Heizkörpern verhindert die optimale Wärmeverteilung. Der Heizkörper wird nur teilweise warm, die Heizung muss mehr arbeiten, um die gewünschte Temperatur zu erreichen. Mit einem Entlüftungsschlüssel für zwei Euro aus dem Baumarkt war das Problem in zehn Minuten gelöst. Der Heizkörper wurde wieder vollständig warm, das Gluckern war weg, und das Zimmer heizte sich schneller auf.
Später erfuhren wir vom hydraulischen Abgleich – etwas, wovon wir vorher noch nie gehört hatten. Dabei werden alle Heizkörper im Haus so eingestellt, dass jeder genau die Wassermenge bekommt, die er braucht. Ohne diesen Abgleich bekommen manche Räume zu viel, andere zu wenig Wärme. Die Heizung läuft ineffizient, manche Räume werden nicht richtig warm, während andere überhitzen. Ein Fachmann hat uns das für dreihundert Euro gemacht, aber die Ersparnis liegt bei etwa fünfzehn Prozent der Heizkosten. Bei unserer Gasrechnung von achtzehnhundert Euro im Jahr sind das zweihundertsiebzig Euro Ersparnis – die Investition hat sich also schnell gelohnt.
Die Geschichte mit der Luftfeuchtigkeit war auch so eine Entdeckung. Wir hatten uns ein kleines Hygrometer gekauft, so ein digitales Ding für zehn Euro. Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen vierzig und sechzig Prozent, haben wir gelernt. Bei uns war es im Winter oft unter dreißig Prozent – viel zu trocken. Trockene Luft fühlt sich kälter an als feuchte, also dreht man die Heizung höher. Wir stellten ein paar Wasserschalen auf die Heizkörper, hängten die Wäsche zum Trocknen im Wohnzimmer auf statt im Trockner. Die Luftfeuchtigkeit stieg, und plötzlich fühlten sich zwanzig Grad warm genug an, wo wir vorher zweiundzwanzig brauchten.
In der vierten Woche unseres Experiments widmeten wir uns der Küche genauer. Der Elektroherd war so eine Sache. Wir hatten noch einen alten mit Gusseisenplatten. Die brauchen ewig zum Aufheizen und halten die Wärme dann noch zwanzig Minuten nach. Verschwendung pur, wenn man nicht clever damit umgeht. Also fingen wir an, die Nachwärme zu nutzen. Pasta wurde nicht mehr bis zum Ende auf voller Hitze gekocht, sondern die letzten fünf Minuten bei ausgeschalteter Platte. Funktioniert prima, spart Energie.
Der Backofen war der nächste Kandidat. Vorheizen hatten wir immer gemacht, stand ja auch in jedem Rezept. Aber braucht man das wirklich? Bei den meisten Gerichten nicht. Pizza, Aufläufe, Kuchen – alles geht auch ohne Vorheizen. Man muss nur ein paar Minuten zur Backzeit dazurechnen. Und Umluft statt Ober-/Unterhitze spart nochmal zwanzig Prozent, weil die Temperatur zwanzig Grad niedriger eingestellt werden kann. Außerdem haben wir angefangen, mehrere Sachen gleichzeitig zu backen. Wenn der Ofen schon mal an ist, warum nicht gleich das Brot für morgen mitbacken oder Gemüse für die nächsten Tage rösten?
Die Spülmaschine war auch so ein Augenöffner. Wir hatten sie immer im Auto-Programm laufen lassen. Das wählt automatisch Temperatur und Laufzeit, je nach Verschmutzung. Klingt smart, ist es aber nicht immer. Das Eco-Programm bei fünfzig Grad reicht für normal verschmutztes Geschirr völlig aus und braucht nur die Hälfte an Strom. Ja, es dauert drei Stunden, aber die Maschine läuft ja meistens nachts oder wenn wir arbeiten sind. Zeit spielt da keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Maschine immer voll beladen ist. Eine halbvolle Spülmaschine zu starten ist wie mit halbvollem Tank zur Tankstelle zu fahren – man verschwendet Potenzial.
Dann kam die Entdeckung mit dem Wasserkocher. Wir hatten die Angewohnheit, immer den ganzen Wasserkocher zu füllen, egal ob wir eine oder fünf Tassen Tee machten. Das überschüssige Wasser wurde dann oft nochmal aufgekocht, manchmal dreimal am Tag. Ein Liter Wasser zu erhitzen braucht etwa 0,1 Kilowattstunden. Klingt wenig, aber bei dreimal täglich, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr, sind das über hundert Kilowattstunden. Jetzt erhitzen wir nur noch die Menge, die wir wirklich brauchen. Ein kleiner Aufkleber am Wasserkocher erinnert uns daran: „Eine Tasse = 250ml".
Das Thema Kühlschranktemperatur war auch interessant. Unser Kühlschrank stand auf Stufe 3 von 5, weil das irgendwie mittelmäßig klang. Tatsächlich waren das aber nur vier Grad – zu kalt. Sieben Grad reichen völlig aus für die meisten Lebensmittel, und jedes Grad wärmer spart etwa vier Prozent Energie. Also haben wir ihn auf Stufe 2 gestellt. Die Milch wird immer noch nicht schlecht, aber der Kompressor läuft seltener. Gleiches beim Gefrierschrank: Minus achtzehn Grad reichen, es müssen keine minus vierundzwanzig sein.
Ein Punkt, den wir völlig unterschätzt hatten, war die Platzierung der Geräte. Unser Kühlschrank stand direkt neben dem Herd. Jedes Mal beim Kochen wurde die Seite warm, der Kühlschrank musste gegenkühlen. Wir konnten ihn nicht umstellen, aber wir klebten eine Isolierfolie dazwischen. Kostete fünfzehn Euro im Baumarkt und reduzierte die Wärmeübertragung deutlich. Der Gefrierschrank im Keller stand in der wärmsten Ecke, direkt neben der Heizung. Den haben wir umgestellt in die kühlste Ecke. Je kühler die Umgebung, desto weniger muss das Gerät arbeiten. Pro Grad Umgebungstemperatur spart man etwa drei Prozent Energie.
Nach einem Monat kam dann die Auswertung. Wir hatten alles dokumentiert, jeden Verbrauch notiert, jede Änderung festgehalten. Das Ergebnis war beeindruckend. Der alte Kühlschrank im Keller wurde abgeschafft – wir merkten schnell, dass wir ihn gar nicht wirklich brauchten. Die paar Getränkekisten passten auch in die Garage, und die Tiefkühlvorräte reduzierten wir auf ein vernünftiges Maß. Allein das sparte sechshundert Kilowattstunden im Jahr.
Die Standby-Geräte, die jetzt konsequent ausgeschaltet wurden, sparten weitere dreihundert Kilowattstunden. Das neue Waschverhalten brachte hundertfünfzig Kilowattstunden Ersparnis. Die LED-Lampen nochmal zweihundert. Insgesamt kamen wir auf eine Einsparung von über zwölfhundertfünfzig Kilowattstunden – das waren bei unserem Strompreis von dreißig Cent fast vierhundert Euro im Jahr.
Aber es ging nicht nur um das Geld. Es war auch das Gefühl, bewusster zu leben. Wir merkten, wie viel wir vorher einfach so laufen ließen, ohne darüber nachzudenken. Diese Achtsamkeit übertrug sich auf andere Bereiche. Wir fingen an, auch beim Einkaufen genauer hinzuschauen. Muss das Obst wirklich in Plastik verpackt sein? Brauchen wir wirklich drei verschiedene Reinigungsmittel fürs Bad?
Die Kinder bekamen das natürlich mit. „Papa, Licht aus!", wurde zum neuen Lieblingssatz unserer Fünfjährigen. Sie entwickelte einen regelrechten Sport daraus, durchs Haus zu gehen und zu kontrollieren, ob irgendwo unnötig Licht brannte. Der Teenager murrte anfangs über die abgeschalteten Steckdosenleisten, gewöhnte sich aber schnell dran. Er recherchierte sogar selbst über Energiesparen und kam mit Vorschlägen. „Wisst ihr, dass ein Gaming-PC beim Zocken dreihundert Watt ziehen kann?", fragte er eines Abends. Wir wussten es nicht, aber er hatte recht. Seitdem spielt er bewusster – nicht weniger, aber er lässt den Rechner nicht mehr stundenlang im Hauptmenü laufen.
Die Sache mit den Rollläden und Vorhängen war auch so eine späte Erkenntnis. Im Winter ließen wir nachts oft die Rollläden oben, weil wir den Sternenhimmel mochten. Romantisch, ja, aber energetisch ein Desaster. Geschlossene Rollläden bilden ein isolierendes Luftpolster zwischen Fenster und Lamellen. Das kann den Wärmeverlust um bis zu zwanzig Prozent reduzieren. Also runter mit den Rollläden, sobald es dunkel wird. Im Sommer genau andersrum – tagsüber runter, damit die Hitze draußen bleibt. So simpel, so effektiv.
Dicke Vorhänge haben einen ähnlichen Effekt. Wir besorgten uns für die Wohnzimmerfenster schwere Thermosvorhänge. Die sahen nicht nur gemütlich aus, sondern hielten im Winter die Wärme drin und im Sommer die Hitze draußen. Die gefühlte Temperatur im Raum änderte sich um fast zwei Grad – das macht einen enormen Unterschied für die Heizkosten. Auch Teppiche helfen übrigens. Ein großer Teppich im Wohnzimmer macht den Raum nicht nur gemütlicher, sondern auch gefühlt wärmer. Kalte Füße auf kalten Fliesen lassen einen automatisch die Heizung höher drehen.
Was uns auch überrascht hat: Wie viel Energie durchs Kochen verloren geht. Kochen ohne Deckel braucht dreimal so viel Energie. Dreimal! Wir hatten nie darüber nachgedacht, aber es macht Sinn. Die Wärme entweicht, das Wasser braucht länger zum Kochen, mehr Energie wird verbraucht. Jetzt wird bei uns fast alles mit Deckel gekocht. Kartoffeln, Pasta, Gemüse – Deckel drauf, Temperatur runter, sobald es kocht. Ein Schnellkochtopf wäre noch effizienter, aber soweit sind wir noch nicht.
Die Restwärmenutzung wurde zu unserem neuen Hobby. Nicht nur beim Herd, auch beim Backofen. Ist der Ofen aus, bleibt die Tür erstmal zu. Die Restwärme kann man nutzen, um Teller vorzuwärmen oder Brot aufzubacken. Im Winter lassen wir die Ofentür nach dem Backen offen – die Wärme kommt dem Raum zugute. Im Sommer natürlich nicht, da will man die Hitze ja nicht in der Küche haben.
Ein interessantes Thema war auch die Warmwasserbereitung. Wir hatten einen elektrischen Durchlauferhitzer im Gästebad, der nur selten genutzt wurde. Aber er lief trotzdem permanent auf Bereitschaft. Das waren konstant fünf Watt, vierundzwanzig Stunden am Tag. Macht über vierzig Kilowattstunden im Jahr für ein Bad, das vielleicht zwanzigmal genutzt wird. Jetzt schalten wir ihn nur noch ein, wenn Besuch kommt.
Die Zeitschaltuhren waren eine weitere Entdeckung. Für zwanzig Euro bekommt man programmierbare Steckdosen, die Geräte automatisch ein- und ausschalten. Perfekt für die Weihnachtsbeleuchtung, die Aquarium-Pumpe oder den Handtuchheizkörper im Bad. Der muss nicht vierundzwanzig Stunden laufen – morgens von sechs bis acht und abends von achtzehn bis zweiundzwanzig reicht völlig. Das spart zwei Drittel der Energie, ohne dass man auf warme Handtücher verzichten muss.

Nach drei Monaten hatten wir uns an alles gewöhnt. Es war keine Einschränkung mehr, sondern normale Routine. Der Griff zum Lichtschalter beim Verlassen eines Raumes, das Ausschalten der Steckdosenleiste vor dem Schlafengehen, das bewusste Nutzen von Eco-Programmen – alles automatisch. Die erste Stromrechnung nach unseren Änderungen war der Beweis: Wir hatten unseren Verbrauch um über dreißig Prozent reduziert. Von fast viertausend auf unter zweitausendachthundert Kilowattstunden.
Aber was noch wichtiger war: Wir hatten ein neues Bewusstsein entwickelt. Energie war nicht mehr etwas Abstraktes, das einfach aus der Steckdose kommt. Wir verstanden die Zusammenhänge, kannten unsere Verbraucher, wussten um die Auswirkungen. Das übertrug sich auf andere Lebensbereiche. Wir fuhren öfter Fahrrad statt Auto, kauften bewusster ein, achteten auf Verpackungen.
Die Nachbarn wurden aufmerksam. „Wie macht ihr das?", fragten sie, als wir von unseren Einsparungen erzählten. Wir organisierten einen kleinen Infoabend, teilten unsere Erfahrungen, liehen das Strommessgerät aus. Es entstand eine kleine Bewegung in unserer Straße. Die einen tauschten ihre alten Glühbirnen, die anderen schafften sich schaltbare Steckdosenleisten an. Der Elektriker aus der Nachbarschaft bekam plötzlich viele Aufträge für LED-Umrüstungen.
Rückblickend war es nicht nur die finanzielle Ersparnis, die uns motivierte weiterzumachen. Es war das Gefühl, einen Beitrag zu leisten. Jede eingesparte Kilowattstunde bedeutet weniger CO2-Ausstoß, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Umweltbelastung. Bei zwölfhundertfünfzig eingesparten Kilowattstunden sind das etwa fünfhundert Kilo CO2 im Jahr – so viel, wie ein Auto auf zweitausendfünfhundert Kilometern ausstößt.
Was wir auch gelernt haben: Man muss nicht alles auf einmal machen. Kleine Schritte summieren sich. Eine LED hier, eine schaltbare Steckdosenleiste da, bewussteres Heizen und Lüften – jede Maßnahme zählt. Wichtig ist, anzufangen und dranzubleiben. Und es macht tatsächlich Spaß, wenn man erstmal sieht, was alles möglich ist.
Heute, ein Jahr später, ist das Energiesparen Teil unseres Alltags geworden. Wir denken nicht mehr groß darüber nach, es passiert einfach. Die Kinder sind mit diesem Bewusstsein aufgewachsen und werden es hoffentlich weitertragen. Und wenn mal wieder die Stromrechnung kommt, können wir entspannt bleiben. Wir wissen, dass wir unser Bestes geben, effizient und bewusst mit Energie umzugehen.
Das Schöne ist: Jeder kann das. Es braucht keine großen Investitionen, keine komplizierten Umbauten. Die meisten Maßnahmen kosten wenig oder gar nichts, nur ein bisschen Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, Gewohnheiten zu ändern. Und wenn alle mitmachen würden, wenn jeder Haushalt nur zwanzig Prozent einsparen würde – stellt euch vor, was das bewirken könnte. Millionen von Tonnen CO2 weniger, Milliarden von Kilowattstunden eingespart.
Unser Fazit nach diesem Jahr des Experimentierens: Es lohnt sich. Finanziell, ökologisch und auch für das eigene Wohlbefinden. Man lebt bewusster, achtsamer, und das tut gut. Die Kinder lernen von Anfang an den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Und ehrlich gesagt macht es auch ein bisschen stolz, wenn man sieht, was man alles erreichen kann, wenn man nur will.
Letztens saßen wir wieder am Küchentisch, diesmal mit der neuen Jahresabrechnung. Zweitausendsechshundert Kilowattstunden. Noch mal zweihundert weniger als im Vorjahr. „Weißt du was", sagte meine Frau und grinste, „ich glaube, wir werden richtig gut darin." Ich nickte und dachte an den alten Kühlschrank im Keller, der jetzt bei den Schwiegereltern steht – ausgesteckt und als Vorratsschrank genutzt. Manchmal sind die besten Lösungen die einfachsten.