Versicherungen & Recht

Diese Spielzeug-Katastrophen hätten ein Vermögen gekostet – zum Glück wussten wir DAS

Winterberg 2025. 11. 17. 05:13

Letzte Woche saß ich mit meiner Frau am Küchentisch und wir sortierten mal wieder die Spielsachen unserer Kinder. Der kleine Plastiktraktor mit nur noch drei Rädern, die Puppe mit dem abgerissenen Arm – kennt ihr das auch? Während ich die kaputten Sachen in eine Kiste packte, fiel mir plötzlich wieder ein, wie unser Sohn vor ein paar Monaten mit seinem ferngesteuerten Auto in die neue Stehlampe der Nachbarn gefahren war. Die Lampe war hinüber, und wir standen da mit hochroten Köpfen.

„Weißt du noch?", sagte meine Frau und lachte. „Du hast erstmal eine halbe Stunde lang unsere Versicherungsunterlagen durchgeblättert." Stimmt, das hatte ich. Und ehrlich gesagt war ich mir überhaupt nicht sicher, ob unsere Versicherung so etwas überhaupt abdeckt. Man denkt ja immer, man ist für alles versichert, aber wenn es dann drauf ankommt, wird's kompliziert.

Die Geschichte mit der Lampe ging übrigens gut aus – unsere Privathaftpflicht hat gezahlt. Aber das war der Anfang einer kleinen Odyssee durch die Welt der Versicherungen, die ich eigentlich nie machen wollte. Wer beschäftigt sich schon gerne mit Versicherungsbedingungen? Aber nachdem wir in den letzten Jahren so einige Spielzeug-Katastrophen erlebt haben, bin ich quasi zum Experten geworden. Nicht freiwillig, wohlgemerkt.

Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. Unsere Tochter war damals fünf und hatte zu Weihnachten so einen Spielzeugkinderwagen bekommen. Rosa mit Glitzer, ihr ganzer Stolz. Sie schob ihre Puppen damit durch die Wohnung, und manchmal durfte sogar die Katze mitfahren – die war allerdings weniger begeistert. Eines Nachmittags, ich war gerade dabei, Kaffee zu kochen, hörte ich dieses Scheppern aus dem Wohnzimmer. Der Kinderwagen war umgekippt, direkt gegen das Regal mit den Sammeltassen meiner Schwiegermutter. Drei Tassen lagen in Scherben.

Meine erste Reaktion? Ich hab erstmal tief durchgeatmet. Die zweite? „Die Tassen waren versichert, oder?" Meine Frau schaute mich nur an. Diese Tassen waren ein Erbstück, und ich wusste genau, was das bedeutete. Schwiegermutter würde nicht begeistert sein.

Aber hier wird's interessant: Als ich mich später informierte, erfuhr ich, dass Kinder unter sieben Jahren in Deutschland als „deliktunfähig" gelten. Das ist so ein juristischer Begriff, der im Grunde bedeutet, dass kleine Kinder rechtlich nicht für Schäden verantwortlich gemacht werden können. Die Logik dahinter ist eigentlich nachvollziehbar – ein fünfjähriges Kind kann die Konsequenzen seiner Handlungen noch nicht vollständig überblicken. In der Psychologie spricht man hier von der noch nicht voll entwickelten exekutiven Funktion des Gehirns. Diese entwickelt sich tatsächlich erst vollständig im Teenageralter, wobei die grundlegenden Fähigkeiten zur Impulskontrolle und Folgenabschätzung sich zwischen dem sechsten und achten Lebensjahr deutlich verbessern.

Das bedeutet aber nicht, dass niemand zahlt. Eltern können trotzdem haftbar gemacht werden, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Und was genau „Aufsichtspflicht" bedeutet – darüber könnten Juristen wahrscheinlich stundenlang diskutieren. Ich hab mal gelesen, dass Gerichte da sehr unterschiedlich entscheiden. Es kommt darauf an, wie alt das Kind ist, wie reif es ist, und natürlich auch auf die konkrete Situation.

Bei uns war es so: Ich war in der Küche, nur ein paar Meter entfernt. Unsere Tochter spielte friedlich – dachte ich zumindest. Rechtlich gesehen hatte ich meine Aufsichtspflicht nicht verletzt. Man muss sein Kind ja nicht jede Sekunde im Blick haben. Das wäre auch völlig unrealistisch. Stellt euch mal vor, ihr müsstet euren Kindern wirklich permanent über die Schulter schauen. Da würdet ihr ja wahnsinnig werden. Und die Kinder erst recht.

Die Sache mit den Tassen haben wir dann übrigens privat geregelt. Schwiegermutter war erstaunlich entspannt – „Sind ja nur Tassen", meinte sie. Aber ich glaube, sie war trotzdem ein bisschen traurig. Die Tassen hatten für sie einen emotionalen Wert, der sich nicht einfach in Euro beziffern lässt.

Ein paar Monate später hatten wir dann den nächsten Fall. Diesmal war es unser Sohn mit seinem neuen Spielzeug-Bagger. Das Ding war massiv, aus Metall, und er liebte es. Eines Tages spielte er damit bei Freunden, und – ich weiß bis heute nicht genau, wie er das geschafft hat – irgendwie ist er mit dem Bagger gegen deren Glastisch gefahren. Der Tisch hatte einen Riss.

Die Eltern waren zum Glück entspannt. „Kann passieren", meinten sie. Aber natürlich wollten wir den Schaden ersetzen. Also wieder: Versicherung anrufen. Und hier kam die Privathaftpflicht tatsächlich ins Spiel. Die Dame am Telefon war sehr freundlich und erklärte mir, dass solche Schäden normalerweise abgedeckt sind, solange es sich nicht um Vorsatz handelt. Vorsatz bei einem Vierjährigen mit einem Spielzeugbagger – das wäre auch schwer zu argumentieren.

Was ich dabei gelernt habe: Eine gute Privathaftpflichtversicherung ist Gold wert. Die kostet nicht die Welt – wir zahlen etwa 80 Euro im Jahr – aber sie kann einen vor richtig teuren Überraschungen bewahren. Ich hab mal nachgerechnet: Allein in den letzten drei Jahren hatten wir vier Schadensfälle, bei denen die Versicherung eingesprungen ist. Zusammengerechnet wären das ohne Versicherung fast 2000 Euro gewesen.

Interessant ist auch, was alles unter „Spielzeugschäden" fallen kann. Es geht ja nicht nur darum, dass ein Kind mit seinem Spielzeug etwas kaputtmacht. Manchmal ist auch das Spielzeug selbst das Problem. Erinnert ihr euch noch an diese ganzen Rückrufaktionen von Spielzeug in den letzten Jahren? Da waren Magnete, die sich lösen konnten, Kleinteile, die verschluckt werden konnten, oder sogar giftige Farben im Spiel.

Ein Bekannter von uns hatte mal so einen Fall. Sein Sohn hatte ein ferngesteuertes Auto geschenkt bekommen, und nach ein paar Wochen fing der Akku an zu qualmen. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, aber der Teppich hatte ein schönes Brandloch. In so einem Fall greift das Produkthaftungsgesetz. Der Hersteller oder der Importeur muss für Schäden aufkommen, die durch fehlerhafte Produkte entstehen. Und das Beste daran: Es ist völlig egal, ob der Hersteller von dem Fehler wusste oder nicht. Er haftet trotzdem.

Das Produkthaftungsgesetz gibt es übrigens schon seit 1989 in Deutschland, und es basiert auf einer EU-Richtlinie. Die Idee dahinter ist einfach: Wer ein Produkt auf den Markt bringt, muss dafür sorgen, dass es sicher ist. Punkt. Die Beweislast liegt zwar beim Geschädigten – man muss also nachweisen, dass das Produkt fehlerhaft war und dieser Fehler den Schaden verursacht hat. Aber wenn das gelingt, hat man gute Chancen auf Schadensersatz.

Ich erinnere mich noch gut an einen Vorfall letztes Jahr. Unsere Tochter hatte von ihrer Oma so eine singende Puppe geschenkt bekommen. Das Ding war der absolute Hit – zumindest die ersten zwei Wochen. Dann fing die Puppe plötzlich an, mitten in der Nacht zu singen. Einfach so, ohne dass jemand den Knopf gedrückt hätte. Das erste Mal sind wir beide hochgeschreckt. Ich dachte ernsthaft, jemand wäre in der Wohnung. Meine Frau griff schon zum Baseballschläger – ja, wir haben tatsächlich einen neben dem Bett liegen, fragt nicht warum.

Als wir dann feststellten, dass es nur die Puppe war, war die Erleichterung groß. Aber das Problem blieb. Die Puppe sang weiter, völlig zufällig, zu den unmöglichsten Zeiten. Einmal sogar während eines wichtigen Videocalls meiner Frau. Ihr könnt euch vorstellen, wie professionell es wirkt, wenn im Hintergrund plötzlich „Alle meine Entchen" erklingt.

Wir haben die Puppe dann zurückgebracht. Der Händler meinte, das sei ein bekanntes Problem bei dieser Serie. Offenbar war die Elektronik fehlerhaft. Sie haben uns das Geld zurückerstattet und die ganze Charge zurückgeschickt. Später hab ich erfahren, dass der Hersteller eine große Rückrufaktion gestartet hat. Gut, dass bei uns nur der Schlaf gestört wurde und nichts Schlimmeres passiert ist.

Apropos Elektronik in Spielzeug – das ist sowieso so ein Thema. Früher war Spielzeug aus Holz oder Stoff, vielleicht mal aus Plastik. Heute hat gefühlt jedes zweite Spielzeug Batterien, macht Geräusche oder leuchtet. Unsere Kinder lieben das natürlich. Aber als Eltern macht man sich schon Gedanken. Was ist, wenn die Batterie ausläuft? Was, wenn sich Kleinteile lösen?

Die Spielzeugindustrie hat darauf reagiert. Es gibt inzwischen strenge Normen und Prüfverfahren. In Europa müssen alle Spielzeuge die CE-Kennzeichnung haben. Das bedeutet, dass sie bestimmte Sicherheitsstandards erfüllen. Die Norm EN 71 regelt zum Beispiel alles von der mechanischen Sicherheit über die Entflammbarkeit bis hin zu chemischen Eigenschaften. Trotzdem: Eine Garantie ist das auch nicht. Immer wieder gibt es Rückrufe, weil doch etwas durchgerutscht ist.

Ich hab mir angewöhnt, bei neuem Spielzeug erstmal genau hinzuschauen. Gibt es scharfe Kanten? Lassen sich Kleinteile leicht abmachen? Riecht es komisch nach Chemie? Klingt vielleicht übervorsichtig, aber nachdem wir einmal ein Spielzeugauto hatten, bei dem sich die Räder so leicht lösen ließen, dass unser Zweijähriger sie fast verschluckt hätte, bin ich da vorsichtiger geworden.

Die Hausratversicherung ist übrigens noch so ein Thema, über das man nachdenken sollte. Wir hatten lange keine, dachten, das brauchen wir nicht. Bis bei Freunden von uns eingebrochen wurde. Die haben nicht nur Wertsachen mitgenommen, sondern auch die halbe Spielzeugsammlung der Kinder demoliert. Wahrscheinlich aus Frust, weil sie nicht genug Wertvolles gefunden haben. Die emotionale Belastung für die Kinder war enorm. Ihr Lieblingsteddy war zerrissen, die Eisenbahn kaputt.

Die Hausratversicherung hat zwar den materiellen Schaden ersetzt, aber den emotionalen Wert kann keine Versicherung der Welt ersetzen. Der Teddy war ein Geschenk vom verstorbenen Opa gewesen. So etwas kann man nicht einfach neu kaufen.

Seitdem haben wir auch eine Hausratversicherung. Die deckt nicht nur Einbruchschäden ab, sondern auch andere Sachen. Wenn zum Beispiel ein Wasserrohr platzt und die Spielsachen im Keller absaufen. Oder wenn es brennt – Gott bewahre. Die Versicherung kostet uns etwa 150 Euro im Jahr, und ehrlich gesagt schlafe ich damit ruhiger.

Was viele nicht wissen: Die Hausratversicherung greift oft auch bei Schäden durch Kinder. Wenn euer Kind zum Beispiel aus Versehen Saft über den Laptop kippt. Oder mit dem Bobby-Car gegen den Fernseher fährt. Das nennt sich dann „Eigenschäden" und ist in vielen Policen mit drin. Man muss nur drauf achten, dass die Deckungssumme hoch genug ist. Wir haben uns für eine Versicherungssumme von 650 Euro pro Quadratmeter entschieden. Das klingt viel, aber wenn man mal zusammenrechnet, was alles in so einer Wohnung steht...

Neulich hatten wir wieder so einen Fall, der uns zum Nachdenken gebracht hat. Ein Freund unseres Sohnes war zu Besuch, und die beiden haben mit Bauklötzen gespielt. Irgendwie ist dabei ein Klotz durchs Zimmer geflogen – fragt mich nicht, wie – und hat unseren Smart Speaker getroffen. Das Display war hinüber.

Jetzt die Frage: Wer zahlt? Der kleine Freund war sechs, also noch deliktunfähig. Seine Eltern? Die waren nicht dabei, können also keine Aufsichtspflicht verletzt haben. Wir? Naja, es ist unser Gerät, aber wir haben es ja nicht kaputtgemacht.

Am Ende haben wir es über unsere Hausratversicherung laufen lassen. Die haben zwar erstmal nachgefragt und wollten genau wissen, was passiert ist. Aber dann haben sie gezahlt. Der Smart Speaker war sowieso schon älter, deshalb gab's nur den Zeitwert ersetzt, nicht den Neuwert. Aber besser als nichts.

Diese ganzen Versicherungsgeschichten haben mir eines klar gemacht: Es lohnt sich wirklich, die Versicherungsbedingungen mal durchzulesen. Ja, ich weiß, das macht ungefähr so viel Spaß wie Steuererklärungen ausfüllen. Aber einmal im Jahr sollte man sich die Zeit nehmen. Wir machen das jetzt immer im Januar, wenn sowieso nicht viel los ist. Wir setzen uns mit einer Kanne Tee hin und gehen unsere Policen durch. Sind wir noch richtig versichert? Stimmen die Deckungssummen noch? Gibt es neue Risiken, die wir absichern sollten?

Dabei ist uns zum Beispiel aufgefallen, dass unsere Privathaftpflicht keine Schäden durch Drohnen abdeckt. Unser Sohn liebäugelt schon lange mit so einem Ding. Wenn wir ihm irgendwann eine kaufen, müssen wir die Versicherung anpassen. Drohnen gelten nämlich als Luftfahrzeuge, und die sind in der normalen Privathaftpflicht nicht mit drin. Man braucht eine extra Drohnenversicherung oder einen entsprechenden Zusatz zur Privathaftpflicht.

Die Zeiten haben sich echt geändert. Früher musste man sich Gedanken machen, ob das Fahrrad versichert ist. Heute sind es Drohnen, E-Scooter und wer weiß was noch alles kommt. Virtual-Reality-Brillen vielleicht? Ich hab neulich gelesen, dass es schon erste Fälle gibt, wo Leute mit VR-Brillen gegen Wände gelaufen sind oder Sachen umgeworfen haben. Wer haftet dann?

Ein Thema, das uns auch beschäftigt hat, war die Frage nach gebrauchtem Spielzeug. Wir kaufen viel auf Flohmärkten oder über Kleinanzeigen. Das ist günstiger und nachhaltiger. Aber was ist, wenn da was passiert? Wenn das gebrauchte Laufrad plötzlich auseinanderbricht?

Bei privaten Verkäufen ist das tatsächlich schwierig. Privatverkäufer können die Gewährleistung ausschließen, und das tun die meisten auch. „Gekauft wie gesehen" steht dann in der Anzeige. Wenn das gebrauchte Spielzeug dann einen Schaden verursacht, hat man meist Pech gehabt. Es sei denn, der Verkäufer hat einen Mangel arglistig verschwiegen. Aber das zu beweisen ist fast unmöglich.

Anders sieht es bei gewerblichen Händlern aus, auch bei Gebrauchtwaren. Die können die Gewährleistung zwar auf ein Jahr verkürzen, aber ganz ausschließen können sie sie nicht. Wenn ihr also gebrauchtes Spielzeug im Second-Hand-Laden kauft und es stellt sich als mangelhaft heraus, habt ihr Ansprüche.

Wir hatten mal so einen Fall mit einem gebrauchten Dreirad. Nach zwei Wochen löste sich ein Pedal. Der Laden hat es anstandslos zurückgenommen und uns den Kaufpreis erstattet. Das war unkompliziert. Bei einem privaten Verkäufer hätten wir wahrscheinlich auf dem Schaden sitzen geblieben.

Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie unterschiedlich Eltern mit dem Thema Spielzeugschäden umgehen. Manche sind total entspannt nach dem Motto „Kinder sind eben Kinder". Andere drehen fast durch, wenn ihr Kind bei anderen was kaputtmacht. Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Kinder müssen lernen, vorsichtig mit Sachen umzugehen. Aber sie müssen auch die Freiheit haben, zu spielen und zu toben. Wenn sie ständig Angst haben müssen, etwas kaputtzumachen, hemmt das ihre Entwicklung. Studien zeigen, dass Kinder, die frei spielen können, kreativer und selbstbewusster werden. Das Risiko, dass mal was zu Bruch geht, gehört dazu.

Andererseits müssen Kinder auch lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wenn unser Sohn mutwillig etwas kaputtmacht, muss er das von seinem Taschengeld ersetzen – zumindest teilweise. Das tut dann schon weh, wenn das neue Lego-Set warten muss, weil erst der kaputte Becher der Schwester ersetzt werden muss.

Diese Balance zu finden, ist nicht immer einfach. Letzte Woche zum Beispiel: Unsere Tochter hatte eine Freundin zu Besuch, und die beiden haben „Friseur" gespielt. Mit echten Scheren. Und echten Haaren. Die Freundin hat jetzt eine interessante Frisur, sagen wir es mal so. Ihre Mutter war... nicht begeistert.

Rechtlich gesehen ist das kein Sachschaden, sondern eine Körperverletzung. Klingt dramatisch, ist es juristisch aber tatsächlich. Auch hier gilt: Unsere Tochter ist sieben, also gerade an der Grenze zur Deliktfähigkeit. Bei Straßenverkehr liegt die Grenze übrigens bei zehn Jahren, das ist nochmal was anderes.

Wir haben uns dann mit den Eltern zusammengesetzt und geredet. Am Ende haben wir den Friseurbesuch bezahlt, der nötig war, um die Frisur zu retten. Und unsere Tochter musste ihr Taschengeld dazu beisteuern. Nicht alles, aber genug, dass es wehtat. Sie hat daraus gelernt – hoffe ich zumindest.

Die Spielzeugbranche selbst hat übrigens auch dazugelernt. Früher gab es viel mehr Rückrufe wegen Sicherheitsmängeln. Heute werden Spielzeuge viel strenger getestet, bevor sie auf den Markt kommen. Es gibt unabhängige Prüfinstitute wie den TÜV, die Spielzeuge auf Herz und Nieren testen. Mechanische Belastbarkeit, Speichelechtheit, Schadstoffe – alles wird geprüft.

Trotzdem gibt es immer wieder schwarze Schafe. Besonders bei Billigimporten aus Fernost muss man aufpassen. Nicht alles, was ein CE-Zeichen trägt, ist auch wirklich geprüft. Es gibt gefälschte CE-Zeichen, und manche Hersteller drucken das Zeichen einfach drauf, ohne je einen Test gemacht zu haben.

Wir achten deshalb darauf, wo wir Spielzeug kaufen. Klar, der Spielzeugladen um die Ecke ist teurer als der Online-Shop aus China. Aber dafür weiß ich, dass die Sachen geprüft sind. Und wenn mal was ist, habe ich einen Ansprechpartner.

Ein Freund von uns, der in der Spielzeugbranche arbeitet, hat mir mal erzählt, dass die Gewinnmargen bei Spielzeug extrem niedrig sind. Die Hersteller stehen unter enormem Preisdruck. Gleichzeitig werden die Sicherheitsanforderungen immer strenger. Das führt dazu, dass manche Hersteller an der falschen Stelle sparen. Billigere Materialien, weniger Tests, nachlässige Qualitätskontrolle.

Das merkt man dann leider oft erst, wenn es zu spät ist. Wenn das Spielzeug nach zwei Wochen kaputtgeht. Oder schlimmer: Wenn ein Kind sich verletzt. Jedes Jahr gibt es in Deutschland tausende Unfälle mit Spielzeug. Die meisten sind zum Glück harmlos – eine Beule hier, ein Kratzer da. Aber es gibt auch ernste Fälle.

Psychologisch ist das Thema Spielzeugschäden übrigens auch interessant. Kinder entwickeln oft eine emotionale Bindung zu ihrem Spielzeug. Der Teddy ist nicht nur ein Stofftier, sondern ein Freund, ein Tröster, ein Beschützer. Wenn so ein geliebtes Spielzeug kaputtgeht, kann das für ein Kind traumatisch sein.

Wir hatten das mal mit dem Lieblingsstofftier unserer Tochter. Ein kleiner Hase, den sie seit ihrer Geburt hatte. Der Hase war schon ziemlich mitgenommen – einäugig, das Fell an manchen Stellen abgewetzt, ein Ohr hing nur noch an einem Faden. Aber sie liebte ihn über alles.

Eines Tages war der Hase verschwunden. Wir haben die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Nichts. Unsere Tochter war untröstlich. Sie hat tagelang geweint. Wir haben sogar Suchplakate in der Nachbarschaft aufgehängt. „Stoffhase vermisst" – die Nachbarn haben uns für verrückt gehalten.

Nach einer Woche haben wir den Hasen dann gefunden. Er war hinter die Waschmaschine gefallen. Die Freude war riesig. Aber die Erfahrung hat uns gezeigt, wie wichtig Spielzeug für Kinder sein kann. Es geht nicht nur um den materiellen Wert.

Deshalb versuchen wir jetzt, kaputtes Spielzeug wenn möglich zu reparieren statt wegzuwerfen. Klar, bei einem Plastikauto für drei Euro lohnt sich das nicht. Aber bei den wichtigen Sachen – dem Lieblingsteddy, der ersten Puppe – da geben wir uns Mühe. Youtube ist da übrigens eine Goldgrube. Es gibt Tutorials für alles. Wie man Stofftiere näht, Elektronik repariert, Holzspielzeug restauriert.

Letztens hab ich sogar einen Kurs in der Volkshochschule gesehen: „Spielzeug reparieren für Eltern". Ich überlege, da hinzugehen. Nicht nur wegen des Geldes, sondern auch wegen der Nachhaltigkeit. Und weil es den Kindern zeigt: Man muss nicht alles gleich wegwerfen, wenn es kaputtgeht.

Die Wegwerfmentalität ist sowieso so ein Problem. Früher wurde Spielzeug von Generation zu Generation weitergegeben. Die Holzeisenbahn vom Opa, die Puppe von der Mama. Heute ist Spielzeug oft so billig, dass es sich nicht lohnt zu reparieren. Und es ist auch nicht dafür gemacht, lange zu halten.

Aber es gibt auch einen Gegentrend. Immer mehr Eltern kaufen bewusst hochwertiges, nachhaltiges Spielzeug. Aus Holz statt Plastik, aus der Region statt aus Fernost, reparierbar statt Wegwerf. Das kostet mehr, klar. Aber auf lange Sicht lohnt es sich. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Die Kinder lernen, Dinge wertzuschätzen.

Wir versuchen, einen Mittelweg zu finden. Nicht jedes Spielzeug muss aus handgeschnitztem Holz sein. Aber bei den wichtigen Sachen – dem ersten Fahrrad, der Puppenstube, der Eisenbahn – da investieren wir in Qualität. Und die halten dann auch was aus.

Apropos aushalten: Habt ihr schon mal versucht, ein modernes Spielzeug zu reparieren? Die sind oft so gebaut, dass man sie gar nicht aufmachen kann. Verklebt, verschweißt, mit Spezialschrauben verschlossen. Das ist Absicht. Die Hersteller wollen nicht, dass repariert wird. Lieber soll man neu kaufen.

Es gibt sogar einen Begriff dafür: geplante Obsoleszenz. Das bedeutet, dass Produkte absichtlich so gebaut werden, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputtgehen. Bei Spielzeug ist das besonders ärgerlich. Nicht nur wegen des Geldes, sondern auch wegen der Umwelt.

Wir produzieren Unmengen an Plastikmüll. Vieles davon ist Spielzeug. Die Happy-Meal-Figur, die nach zwei Tagen kaputtgeht. Das Plastikspielzeug vom Kaugummiautomaten. Die billigen Mitgebsel vom Kindergeburtstag. Alles landet früher oder später im Müll.

Ich will jetzt nicht den Moralapostel spielen. Wir kaufen auch nicht nur Öko-Spielzeug. Aber wir versuchen, bewusster zu kaufen. Weniger, dafür besser. Und wir erklären den Kindern, warum das wichtig ist. Dass Ressourcen endlich sind. Dass Müll ein Problem ist. Dass man Verantwortung trägt.

Neulich hat unser Sohn sogar vorgeschlagen, sein kaputtes Spielzeugauto zu „upcyclen". Er hatte das Wort irgendwo aufgeschnappt. Wir haben dann zusammen aus dem Auto ein Kunstwerk gebastelt. Es steht jetzt auf seinem Regal. Er ist mächtig stolz drauf.

Zurück zu den Versicherungen: Was viele nicht wissen, ist, dass manche Versicherungen auch präventive Maßnahmen unterstützen. Unsere Unfallversicherung zum Beispiel bezuschusst Fahrradhelme für Kinder. Und die Krankenkasse übernimmt Erste-Hilfe-Kurse für Eltern. Das sind keine riesigen Beträge, aber es hilft.

Wir haben letztes Jahr so einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Speziell für Kindernotfälle. Das war echt sinnvoll. Man lernt nicht nur, was man bei Verletzungen macht, sondern auch, wie man Unfälle vermeidet. Welches Spielzeug für welches Alter geeignet ist. Worauf man bei der Spielplatzauswahl achten sollte. Wie man die Wohnung kindersicher macht.

Der Kursleiter hatte selbst drei Kinder und entsprechend viele Geschichten auf Lager. Von verschluckten Murmeln über Stürze vom Klettergerüst bis zu Vergiftungen durch Reinigungsmittel, die in Limoflaschen umgefüllt waren. Das war teilweise echt erschreckend. Aber auch lehrreich.

Was mir dabei klar geworden ist: Man kann nicht alle Risiken ausschließen. Kinder müssen auch lernen, mit Gefahren umzugehen. Überbehütung ist genauso schlecht wie Vernachlässigung. Es geht darum, die richtige Balance zu finden.

In Skandinavien gibt es dazu interessante Studien. Dort lässt man Kinder viel freier spielen als bei uns. Die dürfen mit echten Werkzeugen arbeiten, auf Bäume klettern, am Feuer sitzen. Und wisst ihr was? Die haben nicht mehr Unfälle als wir. Im Gegenteil. Die Kinder lernen früh, Risiken einzuschätzen und vorsichtig zu sein.

Bei uns ist das anders. Wir neigen dazu, unsere Kinder in Watte zu packen. Überall lauern Gefahren, überall drohen Klagen. Das führt dazu, dass Spielplätze immer langweiliger werden. Früher gab es hohe Klettergerüste, lange Rutschen, richtige Herausforderungen. Heute ist alles TÜV-geprüft und maximalsicher. Und maximal öde.

Ich will nicht falsch verstanden werden. Sicherheit ist wichtig. Aber Kinder brauchen auch Abenteuer. Sie müssen ihre Grenzen austesten. Nur so lernen sie, mit Risiken umzugehen. Und nur so werden sie selbstständig.

Wir versuchen, unseren Kindern diesen Freiraum zu geben. Natürlich im vernünftigen Rahmen. Sie dürfen auf Bäume klettern – aber wir schauen, dass unten Gras ist und nicht Beton. Sie dürfen mit Werkzeug arbeiten – aber wir zeigen ihnen erst, wie es geht. Sie dürfen toben und raufen – aber es gibt Regeln.

Manchmal geht dabei was kaputt. Letzte Woche erst hat unser Sohn beim Fußballspielen im Garten den Ball in Nachbars Gewächshaus geschossen. Eine Scheibe war hin. Er war fix und fertig, hatte Angst vor der Reaktion des Nachbarn.

Wir sind dann zusammen rübergegangen. Er hat sich entschuldigt, wir haben angeboten, den Schaden zu ersetzen. Der Nachbar war super entspannt. „Passiert", meinte er nur. „Ich war auch mal jung." Die Versicherung hat den Schaden übernommen, und unser Sohn hat gelernt: Fehler passieren, wichtig ist, wie man damit umgeht.

Diese kleinen Lektionen sind unbezahlbar. Klar, sie kosten manchmal Geld. Aber sie prägen den Charakter. Unsere Kinder lernen Verantwortung, Ehrlichkeit, Problemlösung. Das können sie später im Leben gut gebrauchen.

Am Ende ist es wie mit allem im Leben: Es geht um Balance. Nicht zu viel Risiko, aber auch nicht zu viel Sicherheit. Nicht zu viel Kontrolle, aber auch nicht zu viel Freiheit. Nicht zu viele Regeln, aber auch nicht keine.

Und was die Versicherungen angeht: Die sind ein Sicherheitsnetz, mehr nicht. Sie ersetzen den Schaden, aber nicht die Erfahrung. Sie zahlen die Rechnung, aber nicht die Lektion. Die müssen wir und unsere Kinder selbst lernen.

Wenn ich so zurückdenke an all die kleinen und großen Spielzeugkatastrophen der letzten Jahre, muss ich schmunzeln. Jede hat ihre eigene Geschichte. Die zerbrochenen Tassen, die uns eine Diskussion über Aufsichtspflicht beschert haben. Das qualmende ferngesteuerte Auto, das uns die Produkthaftung näherbrachte. Die singende Puppe, die unseren Schlaf raubte.

Aber wisst ihr was? Ich würde nichts davon missen wollen. Diese Geschichten gehören zu unserem Familienleben dazu. Sie sind Teil unserer Geschichte. Und später, wenn die Kinder groß sind, werden wir darüber lachen. „Weißt du noch, als du mit dem Dreirad in Papas neues Auto gefahren bist?" „Und als deine Schwester der Katze die Schnurrhaare abgeschnitten hat?"

Das sind die Geschichten, die Familien zusammenschweißen. Die man Jahre später immer wieder erzählt. Bei Familienfeiern, bei Hochzeiten, bei Geburtstagen. „Oma, erzähl nochmal die Geschichte mit dem Kinderwagen und deinen Sammeltassen!"

Und vielleicht werden unsere Kinder eines Tages die gleichen Erfahrungen machen. Mit ihren Kindern. Und dann werden sie sich an unsere Geschichten erinnern und denken: „Ach ja, Mama und Papa hatten recht. Es kommt nicht darauf an, dass nichts kaputtgeht. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht."

Bis dahin sammeln wir weiter Geschichten. Und Versicherungspolicen. Beides gehört wohl zum Elternsein dazu. Wobei die Geschichten definitiv der schönere Teil sind.