Die Wahrheit über verlorene Trinkflaschen: Das sagt dir niemand im Kindergarten

Verlorene Brotdosen & Trinkflaschen: Was wir aus dem täglichen Kita-Chaos gelernt haben
Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Brotdosen und Trinkflaschen im Kindergarten verschwunden sind. Am Anfang war es jedes Mal ein kleines Drama – wer hat sie mitgenommen, wo liegt sie, warum findet sie keiner? Einmal tauchte eine Dose nach drei Wochen wieder auf, voll mit… naja, besser nicht drüber reden. Inzwischen nehmen wir es gelassener. Namen drauf, tief durchatmen, weiterleben. Vielleicht ist das die wichtigste Lektion aus dem Kita-Chaos: Dinge gehen verloren, Nerven manchmal auch, aber meistens kommt alles irgendwie zurück – oder es war nicht so wichtig, wie wir dachten.
Zuletzt aktualisiert: 19. November 2025
🔹 Worum es heute geht: Um verschwundene Kindergartenausrüstung, rechtliche Haftungsfragen und praktische Strategien, die unseren Alltag deutlich entspannter gemacht haben.
🔹 Was wir gelernt haben: Prävention kostet weniger Nerven als jede Nachbestellung, und manchmal liegt die Lösung in simplen Systemen statt teuren Anschaffungen.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Konkrete Tipps zur Schadensvermeidung, Versicherungsfragen und eine Portion Realismus für den Kita-Alltag.
In den ersten Wochen nach dem Kita-Start haben wir noch geglaubt, es läge an uns. Vielleicht haben wir den Namen zu undeutlich geschrieben, vielleicht hat unser Sohn die Dose irgendwo liegen lassen, vielleicht haben die Erzieherinnen sie einfach übersehen. Drei Brotdosen innerhalb von zwei Monaten – das konnte doch kein Zufall sein. Beim Elternabend haben wir dann gelernt: Wir waren nicht allein. Praktisch jede Familie am Tisch hatte dieselbe Geschichte. Manche lachten schon darüber, andere wirkten frustriert. Eine Mutter erzählte, sie hätte mittlerweile ein ganzes Regal mit Ersatzdosen zu Hause, einfach um vorbereitet zu sein.
Später haben wir gemerkt, dass das Problem vielschichtiger ist als gedacht. Kindergärten sind Orte mit hoher Fluktuation – nicht nur bei den Kindern, sondern auch beim Personal, bei Praktikanten und Aushilfskräften. Dinge werden von einem Raum in den nächsten getragen, landen in falschen Rucksäcken, werden bei der Gartenzeit draußen vergessen. Gerade Trinkflaschen haben die Eigenschaft, überall aufzutauchen, nur nicht dort, wo man sie sucht. Unterm Klettergerüst, im Matschbereich, in der Puppenecke – manchmal fragt man sich, was diese Dinge nachts so treiben.
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht, aber rechtlich gesehen haftet eine Kita nur in bestimmten Fällen für verlorene Gegenstände. Nach § 280 Abs. 1 BGB müsste eine Pflichtverletzung der Einrichtung nachgewiesen werden, etwa grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Handeln. Das passiert selten. Die meisten Betreuungsverträge enthalten zudem Haftungsausschlüsse für mitgebrachte Gegenstände des täglichen Bedarfs – und dazu zählen eben Brotdosen und Trinkflaschen. (Stand: 2025, Quelle: Verbraucherzentrale und Bundesministerium der Justiz) Natürlich kann die Situation je nach Bundesland oder Träger variieren, manche kommunale Einrichtungen haben großzügigere Regelungen als private Träger.
Was uns wirklich geholfen hat, war die Erkenntnis, dass wir selbst aktiv werden mussten. Warten auf Ersatz oder darauf, dass die Kita ein besseres System entwickelt – das brachte nichts. Also haben wir angefangen, unsere eigene Strategie zu entwickeln. Zuerst kamen die wasserfesten Namensetiketten. Nicht diese kleinen Klebedinger, die nach zwei Spülgängen unleserlich werden, sondern richtige Aufkleber, die auch nach Wochen in der Spülmaschine noch halten. Es gibt verschiedene Anbieter, manche arbeiten mit Laminierung, andere mit speziellen Druckverfahren. Wir haben mehrere getestet – die günstigsten vom Discounter waren nach einer Woche durch, die etwas teureren Varianten aus dem Fachhandel halten bis heute.
Dann kam die Farbcodierung. Jedes unserer Kinder hat eine eigene Farbe bekommen – nicht nur bei Brotdosen, auch bei Jacken, Schuhen, Hausschuhen. Das klingt vielleicht übertrieben, aber seitdem die Erzieherinnen auf einen Blick sehen können, wem was gehört, hat sich die Verlustrate drastisch reduziert. Grün für den Großen, Rot für die Kleine. Simpel, aber effektiv. Wir haben uns mit anderen Familien abgesprochen, damit nicht drei Kinder in derselben Gruppe dieselbe Farbe haben – das würde den Effekt zunichtemachen.
Haben Sie schon einmal überlegt, wie viele Brotdosen ein Kind in seiner Kindergartenzeit verschleißt? Wir haben nachgerechnet: Bei durchschnittlich drei Jahren Betreuung und einer Lebensdauer von etwa sechs bis neun Monaten pro Dose kommt man auf vier bis sechs Stück. Rechnet man Trinkflaschen dazu, verdoppelt sich die Zahl. Das summiert sich. Eine hochwertige Edelstahl-Brotdose kostet zwischen 15 und 30 Euro, Trinkflaschen liegen bei 10 bis 25 Euro. Macht insgesamt einen dreistelligen Betrag, nur für diese beiden Alltagsgegenstände. (Beispielangabe – kann je nach Marke und Ausstattung abweichen.)
Als wir dann angefangen haben, gezielt nach bruchsicheren Modellen zu suchen, sind wir auf die Thematik Schadstoffe gestoßen. Nicht jede Kunststoffdose ist für Lebensmittel geeignet, gerade bei No-Name-Produkten aus Fernost fehlen häufig entsprechende Zertifikate. Die EU-Verordnung Nr. 10/2011 regelt, welche Materialien mit Lebensmitteln in Kontakt kommen dürfen. BPA (Bisphenol A) ist seit 2011 in Babyflaschen verboten, bei anderen Produkten gibt es Grenzwerte. Trotzdem tauchen immer wieder Produkte auf, die diese Werte überschreiten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht regelmäßig Warnungen. (Stand: 2025, Quelle: europa.eu und bvl.bund.de) Wir haben gelernt, auf Siegel zu achten: „BPA-frei", „lebensmittelecht", „nach DIN-Norm geprüft".
Nach ein paar Monaten haben wir dann einen Blick in die Fundkiste der Kita geworfen. Das war… erhellend. Dutzende Brotdosen, Trinkflaschen, Mützen, Handschuhe, Kuscheltiere. Manche Sachen lagen dort seit Monaten, ohne dass jemand danach gefragt hatte. Zwei unserer vermissten Dosen waren auch dabei, nur hatten sie inzwischen so viele Kratzer und Gebrauchsspuren, dass wir sie kaum wiedererkannt hätten. Das hat uns gezeigt: Manchmal ist das Problem nicht das Verschwinden, sondern das Wiedererkennen. Wenn zwanzig Kinder blaue Trinkflaschen haben, wird's schwierig.
Irgendwann kam die Idee mit den Fotos. Wir haben alle Gegenstände unserer Kinder fotografiert – Brotdosen, Flaschen, Jacken, Schuhe – und die Bilder in einem Ordner auf dem Handy gespeichert. Klingt paranoid? Vielleicht. Aber als die Erzieherin uns beim Abholen fragte, wie denn die vermisste Dose genau aussehe, konnten wir einfach das Foto zeigen. Zwei Tage später war sie wieder da. Seither empfehlen wir das allen neuen Eltern.
Versicherungstechnisch ist die Sache übrigens kompliziert. Die gesetzliche Haftpflichtversicherung der Kita greift nur bei nachweislicher Fahrlässigkeit der Einrichtung. Eine private Haftpflichtversicherung der Familie deckt fremdes Verschulden nicht ab – sie zahlt nur, wenn das eigene Kind bei anderen etwas beschädigt. Eine Hausratversicherung greift theoretisch bei Diebstahl, aber erstens liegt selten echter Diebstahl vor, zweitens sind die Selbstbehalte meist höher als der Wert einer Brotdose. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft empfiehlt, solche Kleinschäden nicht über Versicherungen abzuwickeln, da sie das Schadensfreiheitsjahr gefährden könnten. (Stand: 2025, Quelle: gdv.de) In der Praxis heißt das: Die Kosten trägt man selbst.
Deshalb haben wir irgendwann beschlossen, von vornherein günstiger einzukaufen. Statt einer 30-Euro-Edelstahldose reicht auch eine für 12 Euro, wenn man weiß, dass sie sowieso alle paar Monate weg ist. Das klingt nach Kapitulation, ist aber eigentlich Pragmatismus. Weniger emotionale Bindung an Gegenstände bedeutet weniger Stress bei Verlust. Unser Sohn hat das schnell verstanden – für ihn ist eine Brotdose einfach nur ein Behälter, keine persönliche Besitzurkunde.
Was wir auch unterschätzt hatten: Der administrative Aufwand. Manche Kitas führen Listen, wer welche Gegenstände mitgebracht hat. Das hilft, funktioniert aber nur, wenn alle mitmachen. In unserer Einrichtung gab es anfangs so eine Liste, nach drei Monaten war sie verschwunden. Vermutlich lag sie in derselben Fundkiste wie die Brotdosen. Dann wurde eine App eingeführt, über die Eltern Fundsachen melden konnten. Klang gut, wurde aber kaum genutzt. Am Ende hat sich eine Mutter bereit erklärt, die Fundkiste alle zwei Wochen zu fotografieren und die Bilder in die Eltern-WhatsApp-Gruppe zu posten. Seither werden deutlich mehr Sachen wiedergefunden.
Zwischendurch haben wir auch mal versucht, mit GPS-Trackern zu arbeiten. Es gibt kleine Bluetooth-Anhänger, die man an Rucksäcken oder Trinkflaschen befestigen kann. Die Reichweite liegt bei etwa 30 bis 50 Metern, und über eine App kann man den letzten bekannten Standort abrufen. Klang nach einer perfekten Lösung. In der Praxis hat es mäßig funktioniert – die Verbindung brach ständig ab, und wenn die Flasche im Kita-Gebäude liegt, hilft dir der Tracker auch nicht weiter, weil du nicht reinkommst. Trotzdem, für größere Ausflüge oder Waldtage kann so ein System sinnvoll sein. (Beispielangabe – kann je nach Gerät und Umgebung variieren.)
Ein anderer Aspekt, den wir lange ignoriert haben: Die Qualität der Gegenstände beeinflusst, wie schnell sie kaputtgehen. Eine billige Plastikdose mit dünnen Clips bricht nach ein paar Wochen, dann kauft man eine neue, die ebenfalls nicht lange hält. Irgendwann rechnet sich die teurere Variante einfach. Wir haben eine Dose aus Edelstahl gekauft, die jetzt seit über einem Jahr im Einsatz ist. Sie hat Beulen, Kratzer, war mindestens zweimal verschollen – aber sie funktioniert noch. Nachhaltigkeit ist hier kein ökologisches Statement, sondern simple Ökonomie.
Zur rechtlichen Situation noch ein wichtiger Punkt: Wenn die Kita nachweislich gegen Aufsichtspflichten verstößt, kann eine Haftung entstehen. Das wäre etwa der Fall, wenn Gegenstände unter Aufsicht des Personals abhanden kommen und keine angemessenen Vorkehrungen getroffen wurden. Solche Fälle sind selten und schwer zu beweisen. Paragraf 832 BGB regelt die Haftung für Aufsichtspflichtige, aber die Beweislast liegt beim Geschädigten. In der Praxis wird das kaum durchgesetzt – der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Schaden. (Stand: 2025, Quelle: Bundesministerium der Justiz)
Später haben wir uns mit anderen Familien zusammengetan und eine Sammelbestellung aufgegeben. Zwanzig Brotdosen, alle mit Namen, alle in unterschiedlichen Farben. Der Großhändler gab uns Mengenrabatt, und seitdem haben wir immer Ersatz im Schrank. Klingt übertrieben? Mag sein. Aber es hat unseren Stresspegel enorm gesenkt. Keine Panik mehr am Montagmorgen, wenn die Dose vom Freitag nicht aufgetaucht ist.
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum manche Gegenstände öfter verschwinden als andere? Wir haben eine Theorie entwickelt: Je beliebter das Design, desto höher die Verwechslungsgefahr. Paw Patrol, Frozen, Dinos – das haben gefühlt drei Viertel aller Kinder. Wenn dann fünf identische Eiskönigin-Flaschen in der Garderobe hängen, ist Verwechslung vorprogrammiert. Wir haben irgendwann angefangen, neutrale Designs zu kaufen. Keine Charaktere, keine Trendmotive. Einfarbig, vielleicht mit einem kleinen Muster. Seither landen weniger fremde Dosen in unserem Rucksack.
Ein Aspekt, den man nicht unterschätzen sollte, ist die emotionale Komponente. Für manche Kinder ist die Brotdose mehr als nur ein Behälter – sie ist Teil der täglichen Routine, manchmal sogar ein Stück Sicherheit. Unser Sohn hatte eine Phase, in der er morgens geweint hat, wenn seine Lieblingsdose nicht da war. Da half kein rationales Argument, keine Ersatzdose. Das hat uns gezeigt, dass hinter dem ganzen Thema mehr steckt als nur Materialwert. Inzwischen hat er mehrere Dosen, zwischen denen er wählen kann. Das gibt ihm Kontrolle, und Kontrolle bedeutet Sicherheit.
Was die Beschriftung angeht, haben wir inzwischen ein System entwickelt, das wirklich funktioniert. Vorne auf die Dose kommt der Vorname in großen Buchstaben, hinten der Nachname. An den Deckel kleben wir einen zusätzlichen Aufkleber mit Telefonnummer. Nicht unsere Handynummer – die ändern wir vielleicht irgendwann –, sondern eine Festnetznummer, die langfristig bleibt. Klingt altmodisch, ist aber praktisch. Einmal hat eine andere Familie uns tatsächlich angerufen, weil sie unsere Dose gefunden hatten. Ohne die Nummer wäre sie verloren geblieben.
Im Internet kursieren übrigens zahlreiche Tipps, die wir ausprobiert haben. Permanentmarker – verblasst nach wenigen Spülgängen. Lackstift – hält länger, aber nicht ewig. Gravur – teuer, aber dauerhaft. Wir haben uns für die Kombination aus wasserfesten Etiketten und zusätzlicher Gravur entschieden. Die Gravur war ein Geschenk der Großeltern, und ehrlich gesagt, das war die beste Investition. Niemand kann die Beschriftung abkratzen, verwischen oder ignorieren.
Ein Blick auf die Statistik: Laut einer Umfrage unter Kita-Eltern gehen jährlich durchschnittlich 2,3 Brotdosen und 1,8 Trinkflaschen pro Kind verloren. Hochgerechnet auf alle Kindergartenkinder in Deutschland sind das mehrere Millionen Teile jährlich. Die Kosten dafür tragen die Familien. Aus ökologischer Sicht ist das eine Katastrophe – die meisten dieser Produkte bestehen aus Kunststoff oder Aluminium, beides energieintensiv in der Herstellung. (Beispielangabe – kann je nach Region und Einrichtungstyp variieren.)
Zur Schadensdokumentation haben wir mittlerweile ein kleines Notizbuch angelegt. Jedes Mal, wenn etwas verloren geht, schreiben wir es auf: Datum, Gegenstand, Wert, wann es zuletzt gesehen wurde. Das dient nicht der Abrechnung mit der Kita – die zahlt sowieso nicht –, sondern unserem eigenen Überblick. Nach einem Jahr haben wir festgestellt, dass wir etwa 80 Euro allein für Ersatzdosen und -flaschen ausgegeben hatten. Das war der Moment, in dem wir beschlossen haben, das System zu ändern.
Es gibt auch kuriose Geschichten. Einmal kam unser Sohn mit einer völlig fremden Brotdose nach Hause. Keine Ahnung, wie die in seinen Rucksack gelangt war. Wir haben sie zurückgebracht, und die Erzieherin meinte nur: „Passiert ständig." Anscheinend gibt es Kinder, die einfach irgendeine Dose einstecken, ohne nachzudenken. Manchmal tauchen Dosen auch in völlig anderen Gruppen auf, weil Geschwisterkinder sie mitgenommen haben.
Aus datenschutzrechtlicher Sicht sollte man übrigens vorsichtig sein, wenn man Fotos oder Listen erstellt. Die DSGVO schützt personenbezogene Daten, und dazu können auch Bilder von Gegenständen gehören, wenn darauf Namen oder andere Identifikatoren zu sehen sind. Für den privaten Gebrauch ist das unkritisch, aber wenn Kitas solche Listen führen, müssen sie die Einwilligung der Eltern einholen. (Stand: 2025, Quelle: Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit)
Später haben wir angefangen, auch andere Familien zu beraten. Beim Elternabend haben wir unser System vorgestellt – Farbcodierung, Fotodokumentation, Sammelbestellung. Einige haben gelacht, andere waren interessiert. Drei Monate später haben fünf weitere Familien dasselbe System übernommen. Das hat die Situation in der ganzen Kita verbessert, weil plötzlich mehr Gegenstände eindeutig zugeordnet werden konnten.
Ein Punkt, der oft übersehen wird: Die Erzieherinnen sind nicht dafür verantwortlich, ständig nach verlorenen Dosen zu suchen. Sie haben andere Aufgaben – Kinder betreuen, pädagogische Arbeit leisten, Konflikte lösen. Wenn wir erwarten, dass sie nebenbei noch ein perfektes Fundsachensystem führen, sind wir schlicht unrealistisch. Deshalb haben wir irgendwann aufgehört, ihnen Vorwürfe zu machen, und stattdessen selbst angepackt. Eine Mutter hat angeboten, einmal im Monat die Fundkiste zu sortieren. Eine andere hat eine Pinnwand organisiert, an der Zettel mit vermissten Sachen hängen. Kleine Maßnahmen, große Wirkung.
Zur finanziellen Seite: Manche Familien haben ein festes Budget für Kita-Verschleiß. Wir planen inzwischen etwa 150 Euro pro Jahr dafür ein – nicht nur für Brotdosen, sondern auch für Wechselkleidung, Hausschuhe, Regenhosen. Das klingt nach viel, ist aber realistisch. Wenn man es nicht einplant, wird man regelmäßig überrascht.
Haben Sie sich schon mal gefragt, ob es auch Alternativen zu klassischen Brotdosen gibt? Wir haben inzwischen verschiedene Systeme getestet. Wiederverwendbare Snackbeutel aus Stoff – unpraktisch, weil sie ständig gewaschen werden müssen. Edelstahlboxen mit mehreren Fächern – gut, aber schwer und teuer. Am Ende haben wir festgestellt: Die einfachste Lösung ist oft die beste. Eine stabile Kunststoffdose mit dichtem Deckel, keine Schnickschnack-Funktionen, keine komplizierten Verschlüsse. Kinder müssen sie selbst öffnen können, und Erzieherinnen müssen sie schnell zuordnen können.
Ein technischer Aspekt, der uns anfangs nicht bewusst war: Manche Dosen sind nicht spülmaschinenfest. Die Hitze verzieht das Material, die Dichtungen werden porös, die Deckel schließen nicht mehr richtig. Wir haben mehrere Dosen wegwerfen müssen, weil wir das nicht wussten. Inzwischen achten wir auf entsprechende Kennzeichnungen. „Spülmaschinenfest bis 60 Grad" ist Mindeststandard. Alles darunter überlebt den Kita-Alltag nicht lange.
Was Trinkflaschen angeht, haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht. Die mit integriertem Strohhalm sind bei kleinen Kindern beliebt, aber anfällig für Schimmel, wenn man sie nicht täglich gründlich reinigt. Modelle mit Sportverschluss sind robuster, aber manche Kinder kriegen sie nicht auf. Wir haben uns für Flaschen mit einfachem Schraubverschluss entschieden – altmodisch, aber zuverlässig. Und sie kosten weniger als die High-Tech-Varianten.
Ein rechtlicher Exkurs: Wenn ein Kind einem anderen Kind eine Flasche wegnimmt oder beschädigt, haftet theoretisch das verursachende Kind bzw. dessen Sorgeberechtigte. In der Praxis wird das aber kaum durchgesetzt, weil Kindergartenkinder noch nicht voll deliktsfähig sind. Erst ab sieben Jahren können sie nach § 828 BGB für Schäden haftbar gemacht werden, und auch dann nur, wenn ihnen die nötige Einsichtsfähigkeit zugeschrieben werden kann. (Stand: 2025, Quelle: Bundesministerium der Justiz) Das bedeutet: Die meisten Schäden in der Kita bleiben ohne Konsequenzen.
Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, dass das Problem nicht nur bei uns existiert. In jedem Land, jeder Kultur gibt es ähnliche Geschichten. Eine befreundete Familie aus Spanien erzählte uns, dass dort Brotdosen praktisch gar nicht benutzt werden – die Kinder bekommen ihr Essen in der Einrichtung. In skandinavischen Ländern gibt es oft zentrale Fundsachensysteme mit Barcodes. In Frankreich scheint man gelassener mit solchen Verlusten umzugehen – Pragmatismus statt Perfektionismus.
Zur Nachhaltigkeit haben wir uns auch Gedanken gemacht. Jede neu gekaufte Dose bedeutet Ressourcenverbrauch, Transportwege, Verpackungsmüll. Deshalb haben wir angefangen, auch Second-Hand-Artikel zu nutzen. Auf Flohmärkten oder in Online-Börsen findet man gut erhaltene Brotdosen für wenige Euro. Natürlich muss man sie gründlich reinigen, aber das ist kein Problem. Unser ökologischer Fußabdruck hat sich dadurch verbessert, und der Geldbeutel wurde geschont.
Ein praktischer Tipp zum Schluss: Legt euch einen Vorrat an. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Zwei, drei Ersatzdosen im Schrank geben euch ein Gefühl von Kontrolle. Morgens keine Hektik, weil die Dose fehlt. Keine Diskussionen, keine Improvisation mit Tupperdosen, die nicht dicht sind. Einfach Ersatz nehmen, weitermachen.
Was uns wirklich geholfen hat, war die Akzeptanz der Situation. Dinge verschwinden, das gehört zum Kita-Alltag dazu. Man kann dagegen ankämpfen, sich ärgern, Schuldige suchen – oder man entwickelt Strategien, die das Problem minimieren. Wir haben uns für Letzteres entschieden, und seitdem ist unser Alltag deutlich entspannter.
Manchmal frage ich mich, ob dieser ganze Aufwand wirklich nötig ist. Sind wir zu perfektionistisch, zu kontrollierend? Vielleicht. Aber wenn ich sehe, wie viel Stress wir dadurch vermieden haben, rechtfertigt sich jede Minute, die wir in das System investiert haben. Und ehrlich gesagt, es hat auch etwas Verbindendes geschaffen – mit anderen Eltern, mit den Erzieherinnen, sogar mit unseren Kindern, die inzwischen verstehen, warum wir so viel Wert auf Beschriftung legen.
Schaden dokumentieren – 6 Steps
Falls mal wirklich etwas Wertvolles verloren geht oder beschädigt wird, hilft eine klare Dokumentation. Wir gehen dabei so vor: Zuerst notieren wir das Datum und beschreiben den Gegenstand möglichst genau, am besten mit Foto. Dann überlegen wir, wann und wo wir ihn zuletzt gesehen haben – war es morgens beim Abgeben, mittags im Garten? Als Drittes fragen wir das Kita-Personal, ob sie etwas gesehen haben oder ob der Gegenstand in der Fundkiste liegt. Viertens dokumentieren wir den Neupreis, falls wir ihn noch haben – Kassenbon oder Online-Bestellung helfen dabei. Fünftens informieren wir die Kita schriftlich, einfach per Mail oder kurzer Nachricht, damit es nachvollziehbar bleibt. Und sechstens, wenn es ein teurerer Gegenstand war, prüfen wir, ob unsere Hausratversicherung unter bestimmten Umständen greift – meistens nicht, aber nachfragen schadet nie.
Kurzes Musteranschreiben:
Liebe Frau Müller, am Freitag, den 14.11., ist die blaue Edelstahl-Trinkflasche unseres Sohnes Ben (Sonnengruppe) nicht wieder aufgetaucht. Sie hat einen Namen-Aufkleber vorne und war zuletzt beim Morgenkreis dabei. Falls sie auftaucht, würden wir uns über eine kurze Info freuen. Vielen Dank und herzliche Grüße, Familie Schmidt
Übersicht: Brotdosen & Flaschen im Vergleich
| Typ | Haltbarkeit | Kosten | Spülmaschine |
|---|---|---|---|
| Plastik (billig) | 3–6 Monate | 5–10 Euro | bedingt |
| Plastik (hochw.) | 12–18 Mon. | 12–18 Euro | ja (bis 60°C) |
| Edelstahl | 24+ Monate | 20–35 Euro | ja (alle Temp.) |
| Glas/Bambus | 18–24 Monate | 15–25 Euro | teilweise |
(Beispielangabe – kann je nach Nutzung und Pflege variieren.)
Häufige Fragen aus der Community
Viele Leserinnen und Leser haben uns in den letzten Monaten geschrieben und ähnliche Fragen gestellt. Die drei häufigsten möchten wir hier kurz beantworten.
Muss die Kita für verlorene Brotdosen haften?
In der Regel nein. Die meisten Betreuungsverträge enthalten Haftungsausschlüsse für mitgebrachte Alltagsgegenstände. Eine Haftung entsteht nur, wenn der Kita nachweisbar grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorgeworfen werden kann – etwa wenn Gegenstände unter direkter Aufsicht des Personals verschwinden und keine angemessenen Vorkehrungen getroffen wurden. In der Praxis wird das selten durchgesetzt, weil der Nachweis schwierig ist und der Streitwert meist gering. (Stand: 2025, kann je nach Träger und Bundesland abweichen.)
Welche Beschriftungsmethode hält wirklich dauerhaft?
Aus unserer Erfahrung funktionieren wasserfeste Namensetiketten mit Laminierung am besten, idealerweise kombiniert mit einer Gravur. Permanentmarker verblassen nach wenigen Waschgängen, einfache Aufkleber lösen sich ab. Wichtig ist, den Namen an mehreren Stellen anzubringen – außen, innen, am Deckel – damit er auch dann noch lesbar bleibt, wenn eine Stelle abgenutzt ist. Manche Eltern nutzen auch farbige Silikonbänder, die man um die Dose ziehen kann – die sind zwar nicht beschriftet, aber durch individuelle Farbkombinationen trotzdem eindeutig.
Lohnt sich der Kauf teurer Markenprodukte?
Das hängt davon ab, wie hoch die Verlustrate in eurer Kita ist. Bei uns war sie anfangs so hoch, dass teure Dosen wirtschaftlich keinen Sinn gemacht haben. Inzwischen, mit funktionierendem Beschriftungssystem, kaufen wir lieber einmal eine hochwertige Edelstahldose für 25 Euro, die mehrere Jahre hält, statt alle paar Monate eine billige für 8 Euro zu ersetzen. Rechnet man Ressourcenverbrauch und Nerven mit ein, zahlt sich Qualität langfristig aus. Aber in der Anfangsphase, wenn man das System noch testet, reichen günstigere Varianten völlig aus.