
Spülmittel selbst gemacht – welche Rezepte funktionieren?
An einem verregneten Sonntag kam mir die Idee: Warum nicht Spülmittel selbst machen? Im Netz gibt's ja unzählige Rezepte – mit Natron, Zitronensäure oder Kernseife. Ich hab drei ausprobiert. Das mit Essig war zu flüssig, das mit Seife wurde klumpig. Aber die Mischung aus Natron, warmem Wasser und einem Spritzer Zitronensaft hat überrascht: Fett weg, Glanz da. Der Geruch? Dezent frisch. Natürlich ist's kein Wundermittel, aber es spart Plastik, Geld – und gibt einem dieses gute Gefühl, etwas selbst gemacht zu haben.
Zuletzt aktualisiert: 02.11.2025
🔹 Worum es heute geht: Selbstgemachtes Spülmittel aus natürlichen Zutaten klingt verlockend – wir erzählen, welche Rezepte wir ausprobiert haben, was wirklich funktioniert und worauf man bei der Herstellung achten sollte.
🔹 Was wir gelernt haben: Nicht jedes DIY-Rezept hält, was es verspricht – manche Mischungen funktionieren überraschend gut, andere sind unpraktisch oder sogar problematisch für Abwasser und Rohre.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Erprobte Rezepte mit ehrlichen Erfahrungsberichten, Informationen zu Umweltverträglichkeit und Hygiene, rechtliche Hinweise zur Produktsicherheit sowie konkrete Anleitungen – damit der Einstieg in selbstgemachte Spülmittel ohne böse Überraschungen gelingt.
In den ersten Januartagen, als draußen der Nieselregen gegen die Fenster trommelte und ich mal wieder keine Lust hatte, vor die Tür zu gehen, scrollte ich durch diverse Blogs über nachhaltiges Leben. Dort stolperte ich über das Thema selbstgemachtes Spülmittel. Die Versprechen klangen verlockend: weniger Plastik, keine bedenklichen Chemikalien, günstig in der Herstellung, besser für die Umwelt. Ich war skeptisch, aber neugierig. Schließlich stand in der Küche noch eine halbvolle Flasche konventionelles Spülmittel, aber die Idee ließ mich nicht los. Also beschloss ich, nach dem Aufbrauchen dieser Flasche ein eigenes Rezept auszuprobieren.
Später haben wir gemerkt, dass das Thema komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint. Im Internet kursieren Dutzende Anleitungen – manche versprechen Wunder, andere warnen vor möglichen Problemen. Von Kernseife über Natron bis hin zu Kastanien ist alles dabei. Die große Frage war: Was funktioniert wirklich? Und noch wichtiger: Was ist tatsächlich umweltfreundlicher als gekaufte Produkte? Denn nur weil etwas selbstgemacht ist, heißt das nicht automatisch, dass es nachhaltig oder effektiv ist.
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht genau, aber die Wahl der Zutaten ist entscheidend für die Wirksamkeit eines selbstgemachten Spülmittels. Die meisten Rezepte basieren auf einer Kombination aus fettlösenden, reinigenden und pflegenden Substanzen. Natron (Natriumhydrogencarbonat) ist ein mildes Schleifmittel und neutralisiert Gerüche. Zitronensäure löst Kalk und wirkt antibakteriell. Kernseife enthält Tenside, die Fett von Oberflächen lösen. Laut Umweltbundesamt sind diese Grundzutaten in der Regel biologisch abbaubar, allerdings kommt es auf die Dosierung und Kombination an (Stand: 2025, Quelle: umweltbundesamt.de).
(Abbaubarkeit kann je nach Zusammensetzung und Konzentration variieren.)
In den ersten Tagen meiner Recherche stieß ich auf drei Rezepte, die besonders häufig empfohlen wurden. Das erste basierte auf Kernseife, Natron und Wasser. Das zweite nutzte Essig als Basis mit etwas Zitronensaft. Das dritte war eine Kastanien-Lösung, die vor allem im Herbst beliebt ist, wenn Kastanien in großen Mengen verfügbar sind. Ich beschloss, mit den ersten beiden zu beginnen, da ich die Zutaten bereits zu Hause hatte. Die Kastanien-Variante wollte ich später im Herbst ausprobieren.
Später am Nachmittag machte ich mich ans Werk. Für das Kernseife-Rezept brauchte ich etwa 20 Gramm geriebene Kernseife, einen Liter Wasser, zwei Esslöffel Natron und optional ein paar Tropfen ätherisches Öl für den Duft. Die Kernseife habe ich mit einer feinen Küchenreibe zerkleinert – das war mühsamer als gedacht, die Seife klebte ständig an der Reibe. Dann habe ich die Seifenflocken in einen Topf mit warmem Wasser gegeben und unter ständigem Rühren erhitzt, bis sich die Seife aufgelöst hatte. Das dauerte etwa zehn Minuten. Danach das Natron einrühren, abkühlen lassen, fertig.
Ganz wichtig war mir, dass ich eine Kernseife ohne Palmöl verwende, denn gerade Palmöl ist aus ökologischer Sicht problematisch. Der Anbau von Ölpalmen führt häufig zu Abholzung von Regenwäldern und Zerstörung von Lebensräumen. Laut NABU sollten Verbraucher beim Kauf von Seifen und Reinigungsmitteln auf zertifizierte oder palmölfreie Produkte achten (Stand: 2025, Quelle: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/bauen/palmoel/index.html). Ich fand schließlich eine Bio-Kernseife auf Olivenölbasis im Unverpackt-Laden – etwas teurer, aber dafür mit gutem Gewissen.
In den Stunden nach der Herstellung kühlte die Mischung ab und verwandelte sich in eine geleeartige Masse. Das war überraschend und ehrlich gesagt nicht besonders appetitlich. Die Konsistenz erinnerte eher an Wackelpudding als an Spülmittel. Ich füllte die Masse in eine alte Pumpflasche und probierte sie am Abend beim Abwasch aus. Der erste Eindruck: Es schäumt kaum. Das war gewöhnungsbedürftig, denn von konventionellem Spülmittel kennt man üppigen Schaum. Aber Schaum ist eigentlich kein Indikator für Reinigungskraft – er wird meist nur aus optischen und haptischen Gründen zugesetzt.
Später beim Spülen merkte ich, dass das selbstgemachte Mittel durchaus Fett löste, aber nicht so kraftvoll wie gewohnt. Bei leicht verschmutzten Tellern und Gläsern funktionierte es gut. Bei einer Pfanne mit eingebrannten Resten musste ich deutlich länger schrubben. Mein Partner, der am nächsten Morgen die Frühstückssachen spülte, war skeptisch: „Das ist aber dünn. Bist du sicher, dass das richtig ist?" Ich verteidigte mein Experiment, gab aber innerlich zu, dass die Konsistenz gewöhnungsbedürftig war.
Ganz ehrlich, nach einer Woche mit dem Kernseife-Spülmittel fiel mir auf, dass sich in der Spüle ein leicht schmieriger Film gebildet hatte. Auch auf den Gläsern waren manchmal milchige Schlieren zu sehen. Das Problem: Kernseife kann in Verbindung mit hartem Wasser Kalkseife bilden – eine unlösliche Verbindung, die sich auf Oberflächen absetzt. In Regionen mit hartem Wasser kann das ein echtes Problem sein. Laut Stiftung Warentest ist die Wasserhärte in Deutschland regional sehr unterschiedlich – in manchen Gebieten liegt sie bei über 14 Grad deutscher Härte, was als „hart" gilt (Stand: 2025, Quelle: https://www.test.de).
(Wasserhärte kann innerhalb einer Stadt oder Region stark variieren – Auskunft erteilt meist das örtliche Wasserwerk.)
In den folgenden Tagen testete ich das zweite Rezept: Essig-basiertes Spülmittel. Die Zutaten waren denkbar einfach: Essig, Wasser, Zitronensaft und etwas Natron. Ich mischte etwa 200 Milliliter Essig mit 300 Milliliter Wasser, gab zwei Esslöffel Zitronensaft und einen Teelöffel Natron hinzu. Beim Hinzufügen des Natrons schäumte die Mischung heftig auf – eine chemische Reaktion zwischen der Säure und der Base. Nach dem Abklingen des Schaums füllte ich die Flüssigkeit in eine Sprühflasche.
Später stellte sich heraus, dass dieses Rezept noch problematischer war. Die Mischung war extrem dünnflüssig, fast wie Wasser. Die Fettlösekraft war minimal. Bei einem Teller mit Butterresten musste ich mehrfach nachwischen, und selbst dann blieb ein fettiger Film zurück. Zudem roch die ganze Küche nach Essig – ein Geruch, den nicht jeder schätzt. Mein Partner verzog das Gesicht: „Das riecht wie ein Salat. Können wir nicht beim normalen Spülmittel bleiben?"
Ganz wichtig war uns beiden, dass wir keine voreiligen Urteile fällen wollten. Vielleicht lag das Problem an der Dosierung oder der Kombination der Zutaten. Also recherchierte ich weiter und stieß auf zahlreiche Diskussionen in Nachhaltigkeitsforen. Dort wurde deutlich: Die Erfahrungen mit selbstgemachtem Spülmittel sind extrem unterschiedlich. Manche schwören darauf, andere sind enttäuscht. Oft hängt der Erfolg von Faktoren ab wie Wasserhärte, Art der Verschmutzung, Temperatur des Spülwassers und persönlichen Erwartungen.
In der dritten Woche wagte ich einen neuen Versuch mit einem vereinfachten Rezept: Natron, warmes Wasser und Zitronensaft. Ich löste drei Esslöffel Natron in 500 Milliliter warmem Wasser auf und gab den Saft einer halben Zitrone hinzu. Die Mischung war klar, dünnflüssig und roch angenehm frisch. Beim Spülen war ich überrascht: Das Fett löste sich deutlich besser als beim Essig-Rezept. Die Gläser wurden klar, auf den Tellern blieben keine Schlieren. Natürlich war die Reinigungskraft nicht mit hochkonzentrierten Industrieprodukten vergleichbar, aber für den normalen Haushaltsgebrauch reichte es aus.
Später haben wir festgestellt, dass dieses einfache Rezept auch andere Vorteile hatte: keine schmierigen Rückstände, keine unangenehmen Gerüche, keine komplizierten Herstellungsschritte. Die Zutaten waren günstig – Natron kostet etwa zwei Euro pro Kilo, eine Zitrone liegt bei etwa 50 Cent. Selbst wenn man täglich spült, kommt man mit diesen Zutaten mehrere Wochen aus. Im Vergleich dazu kostet eine 500-Milliliter-Flasche konventionelles Spülmittel zwischen zwei und fünf Euro, je nach Marke und Qualität.
Ganz ehrlich, während dieser Experimente wurde mir klar, dass selbstgemachtes Spülmittel kein perfekter Ersatz für kommerzielle Produkte ist. Es gibt Situationen, in denen die Reinigungskraft einfach nicht ausreicht – bei stark verkrusteten Töpfen, extrem fettigen Pfannen oder hartnäckigen Essensresten. In solchen Fällen muss man entweder mehr Muskelkraft aufwenden oder auf konventionelles Spülmittel zurückgreifen. Die Frage ist: Ist man bereit, diesen Kompromiss einzugehen?
In den Gesprächen mit Freunden und Bekannten über unsere Experimente stießen wir auf geteilte Meinungen. Eine Freundin, die seit Jahren auf Zero Waste setzt, schwor auf Kastanien-Spülmittel. Sie sammelte im Herbst Kastanien, trocknete sie, zerkleinerte sie und kochte bei Bedarf ein Sud daraus. „Das funktioniert super", sagte sie. „Und es kostet nichts." Eine andere Bekannte hatte selbstgemachtes Spülmittel ausprobiert und schnell wieder aufgegeben: „Zu umständlich, zu wenig Reinigungskraft. Ich kaufe lieber ein ökologisches Spülmittel im Bioladen."
Später haben wir uns auch mit der Umweltbilanz beschäftigt. Ist selbstgemachtes Spülmittel wirklich nachhaltiger? Die Antwort ist komplex. Einerseits spart man Plastikverpackungen, Transportwege und oft auch synthetische Chemikalien. Andererseits können falsch dosierte Hausmittel ebenfalls problematisch sein. Zu viel Seife oder Natron kann Gewässer belasten, auch wenn die Substanzen grundsätzlich biologisch abbaubar sind. Laut BUND Naturschutz ist bei Reinigungsmitteln – ob selbstgemacht oder gekauft – die Dosierung entscheidend (Stand: 2025, Quelle: bund-naturschutz.de). Weniger ist oft mehr.
(Umweltauswirkungen können je nach Zutaten, Dosierung und lokaler Kläranlagentechnik variieren.)
Ganz wichtig war uns auch das Thema Hygiene. Selbstgemachtes Spülmittel enthält keine Konservierungsstoffe. Das bedeutet, es kann schneller verderben, besonders wenn es Wasser und organische Bestandteile enthält. Schimmel oder bakterielle Verunreinigungen sind möglich. Deshalb sollte man immer nur kleine Mengen herstellen, die innerhalb von ein bis zwei Wochen verbraucht werden. Die Flaschen sollten sauber sein, und das Spülmittel sollte kühl und dunkel gelagert werden. Bei Verfärbungen, unangenehmem Geruch oder sichtbaren Veränderungen sollte man das Produkt entsorgen.
In den Wochen nach unseren Experimenten haben wir uns auch gefragt, ob es nicht einfacher wäre, ein ökologisches Spülmittel zu kaufen. Der Markt für umweltfreundliche Reinigungsprodukte ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Viele Hersteller bieten mittlerweile Spülmittel auf pflanzlicher Basis an, ohne Mikroplastik, mit abbaubaren Tensiden und in recycelbaren Verpackungen. Laut einer Studie des Umweltbundesamts sind viele dieser Produkte tatsächlich umweltverträglicher als konventionelle Spülmittel (Stand: 2025, Quelle: umweltbundesamt.de).
Später haben wir auch entdeckt, dass manche Unverpackt-Läden und Bio-Supermärkte Spülmittel zum Abfüllen anbieten. Man bringt seine eigene Flasche mit und zapft die gewünschte Menge ab. Das spart Plastik und ist praktischer als die Eigenherstellung. Allerdings ist diese Option nicht überall verfügbar – auf dem Land oder in kleineren Städten gibt es oft keine solchen Läden. Für uns in der Stadt war es eine willkommene Alternative.
Ganz ehrlich, nach mehreren Wochen mit selbstgemachtem Spülmittel zogen wir ein gemischtes Fazit. Das Natron-Zitronen-Rezept hatte sich als praktikabel erwiesen, die anderen beiden eher nicht. Wir beschlossen, einen Mittelweg zu gehen: Für den Alltag nutzen wir weiterhin ein gekauftes ökologisches Spülmittel, das wir im Unverpackt-Laden abfüllen. Für leicht verschmutztes Geschirr oder als Ergänzung mischen wir gelegentlich unser einfaches Natron-Rezept an. Das gibt uns ein gutes Gefühl, ohne dass wir jeden Tag eine halbe Stunde in der Küche stehen und Seife reiben müssen.
In den Diskussionen über selbstgemachte Reinigungsmittel stießen wir auch auf das Thema rechtliche Sicherheit. Wenn man Produkte für den Eigenbedarf herstellt, ist das in der Regel unproblematisch. Sobald man aber anfängt, selbstgemachte Spülmittel zu verkaufen oder zu verschenken, greifen verschiedene EU-Verordnungen. Die CLP-Verordnung (Classification, Labelling and Packaging) schreibt vor, dass Chemikalien und Gemische entsprechend gekennzeichnet werden müssen (Stand: 2025, Quelle: https://europa.eu/youreurope/business/product-requirements/chemicals/classification-labelling-packaging/index_de.htm). Auch die Biozid-Verordnung kann relevant sein, wenn das Produkt desinfizierende Eigenschaften beansprucht.
(Rechtliche Anforderungen können je nach Verwendungszweck und Inhaltsstoffen variieren.)
Später haben wir uns auch mit der Frage beschäftigt, ob selbstgemachtes Spülmittel für Geschirrspüler geeignet ist. Die kurze Antwort: eher nicht. Geschirrspüler benötigen spezielle Reiniger, die auf die Technik und die hohen Temperaturen abgestimmt sind. Selbstgemachte Mischungen können schäumen, Ablagerungen bilden oder die Maschine sogar beschädigen. Einige Anleitungen empfehlen eine Mischung aus Natron, Zitronensäure und Salz als Geschirrspülpulver, aber die Erfahrungsberichte sind durchwachsen. Viele Nutzer berichten von Kalkablagerungen und unzureichender Reinigung.
Ganz wichtig war uns auch, dass wir keine unrealistischen Erwartungen wecken wollten. Selbstgemachtes Spülmittel ist kein Wundermittel. Es kann eine sinnvolle Alternative sein, wenn man bereit ist, Abstriche bei Komfort und Reinigungskraft zu machen. Wer allerdings erwartet, dass ein selbstgemischtes Produkt genauso funktioniert wie ein hochentwickeltes Markenprodukt, wird enttäuscht sein. Die Industrie investiert Millionen in Forschung und Entwicklung, um Tenside, Enzyme und andere Wirkstoffe optimal zu kombinieren. Das kann man in der heimischen Küche nicht nachbilden.
In den Monaten nach unseren Experimenten haben wir auch festgestellt, dass sich unsere Spülgewohnheiten verändert haben. Wir spülen jetzt öfter direkt nach dem Essen, bevor sich Essensreste eintrocknen. Wir verwenden weniger Spülmittel – oft reicht ein kleiner Tropfen. Und wir nutzen heißeres Wasser, was die Fettlösekraft erhöht. Diese einfachen Änderungen haben wahrscheinlich mehr Einfluss auf unseren Verbrauch als die Wahl zwischen gekauftem oder selbstgemachtem Spülmittel.
Später haben wir auch gelernt, dass die Umweltbelastung durch Spülmittel nicht nur von den Inhaltsstoffen abhängt, sondern auch von der Dosierung. Viele Menschen verwenden viel zu viel Spülmittel – das schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel. Die meisten Spülmittel sind so konzentriert, dass ein bis zwei Milliliter für eine normale Spülmaschinenfüllung ausreichen. Wer bei jedem Spülgang großzügig die Flasche drückt, verbraucht ein Vielfaches der notwendigen Menge.
Ganz ehrlich, während unserer Recherche sind wir auch auf bedenkliche Rezepte gestoßen. Manche Anleitungen empfehlen die Verwendung von Borax, einer Substanz, die in der EU mittlerweile als fortpflanzungsgefährdend eingestuft ist und nicht mehr frei verkauft werden darf (Stand: 2025, Quelle: Europäische Chemikalienagentur ECHA). Andere Rezepte setzen auf hochkonzentrierte ätherische Öle, die Allergien auslösen können. Wieder andere nutzen aggressive Laugen, die bei unsachgemäßer Handhabung Verätzungen verursachen können. Es ist wichtig, Rezepte kritisch zu prüfen und nur mit Zutaten zu arbeiten, deren Wirkung und Risiken man kennt.
In den Gesprächen mit einer befreundeten Chemikerin haben wir viel über die Funktionsweise von Tensiden gelernt. Tenside sind Moleküle, die sowohl wasserliebende als auch fettliebende Bereiche haben. Sie lagern sich an Fettmoleküle an und ermöglichen es, diese mit Wasser wegzuspülen. Seife ist ein natürliches Tensid, aber nicht besonders effektiv – vor allem in kaltem oder hartem Wasser. Moderne synthetische Tenside sind deutlich leistungsfähiger, aber nicht alle sind biologisch abbaubar. Die Kunst besteht darin, die Balance zwischen Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit zu finden.
Später haben wir uns auch gefragt, ob der Zeit- und Energieaufwand für die Herstellung von selbstgemachtem Spülmittel wirklich gerechtfertigt ist. Wenn man Kernseife reiben, Wasser erhitzen, Mischungen anrühren und abfüllen muss, verbringt man leicht 30 bis 45 Minuten damit. In dieser Zeit könnte man auch einen Nebenjob machen und mit dem verdienten Geld ein hochwertiges Öko-Spülmittel kaufen. Die Frage ist also nicht nur: Ist es umweltfreundlicher? Sondern auch: Ist es sinnvoll?
Ganz wichtig war uns bei all diesen Überlegungen, dass wir niemanden missionieren wollten. Jeder Haushalt ist anders, jeder hat andere Prioritäten. Für manche Menschen ist es wichtig, möglichst viel selbst zu machen – aus ökologischen, ökonomischen oder ideologischen Gründen. Für andere ist Zeitersparnis und Komfort wichtiger. Beides ist legitim. Das Wichtigste ist, bewusste Entscheidungen zu treffen und nicht blind Trends zu folgen.
In den letzten Wochen unserer Experimente haben wir auch die Kastanien-Variante ausprobiert, die ich anfangs erwähnt hatte. Im Herbst sammelten wir Rosskastanien im Park, wuschen sie gründlich, zerschnitten sie in kleine Stücke und ließen sie trocknen. Bei Bedarf übergossen wir etwa fünf Kastanienstücke mit warmem Wasser und ließ das Gemisch einige Stunden stehen. Die Kastanien geben Saponine ab – natürliche seifenähnliche Substanzen. Die resultierende Flüssigkeit war trüb und schäumte leicht beim Schütteln.
Später beim Spülen stellte sich heraus, dass die Kastanien-Lösung tatsächlich Fett lösen konnte – nicht sehr stark, aber spürbar. Der Geruch war neutral, fast holzig. Die Gläser wurden sauber, Teller mit leichten Verschmutzungen auch. Bei fettigem Geschirr stieß das Mittel aber an seine Grenzen. Interessant war, dass die Lösung nur wenige Tage haltbar war – danach begann sie zu riechen und musste entsorgt werden. Für uns war das zu unpraktisch für den Alltag, aber als gelegentliche Alternative durchaus interessant.
Ganz ehrlich, nach all diesen Versuchen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass selbstgemachtes Spülmittel eine Nische füllt, aber kein universeller Ersatz ist. Es kann sinnvoll sein für Menschen, die gerne experimentieren, die Wert auf absolute Kontrolle über Inhaltsstoffe legen oder die in Regionen leben, wo ökologische Alternativen schwer erhältlich sind. Für die meisten Menschen ist aber ein gutes ökologisches Spülmittel aus dem Handel wahrscheinlich die praktischere Lösung.
| Rezept | Zutaten | Reinigungskraft | Hinweise |
| Kernseife-Natron | Kernseife, Natron, Wasser | Mittel | Kann bei hartem Wasser Schlieren bilden¹ |
| Natron-Zitrone | Natron, Zitronensaft, Wasser | Gut für leichte Verschmutzungen | Kurze Haltbarkeit, wöchentlich frisch ansetzen² |
| Essig-Basis | Essig, Wasser, Natron | Gering | Starker Geruch, wenig Fettlösekraft³ |
| Kastanien-Sud | Rosskastanien, Wasser | Mittel | Nur 2-3 Tage haltbar, saisonabhängig⁴ |
¹ Wasserhärte vorab beim Wasserwerk erfragen – ab 14°dH als hart eingestuft.
² Im Kühlschrank lagern, bei Geruchsveränderung entsorgen.
³ Essiggeruch kann als störend empfunden werden – gut lüften.
⁴ Kastanien im Herbst sammeln und trocken lagern für ganzjährige Nutzung.
✅ Spülmittel selbst herstellen – 6 Steps (Natron-Zitronen-Rezept)
- 3 Esslöffel Natron in 500 ml warmem Wasser auflösen
- Saft einer halben Zitrone hinzugeben und gut umrühren
- In saubere Flasche abfüllen (alte Spülmittelflasche oder Glasflasche)
- Kühl und dunkel lagern, innerhalb von 7-10 Tagen verbrauchen
- Vor Gebrauch gut schütteln, bei Bedarf mit warmem Wasser verdünnen
- Bei ersten Anzeichen von Geruchs- oder Farbveränderung entsorgen
Einfaches Basis-Rezept für 500 ml
3 Esslöffel Natron
500 ml warmes Wasser
Saft einer halben Zitrone
Optional: 3-5 Tropfen ätherisches Öl (Zitrone oder Orange)
Alle Zutaten in einer Flasche mischen, schütteln, fertig.
Haltbarkeit: ca. 1 Woche bei kühler Lagerung.
Häufig gestellte Fragen – was Leser:innen wissen wollten
Viele Leser:innen haben uns gefragt, ob selbstgemachtes Spülmittel wirklich Geld spart. Die Antwort hängt vom Rezept ab. Unser Natron-Zitronen-Rezept kostet in der Herstellung etwa 30 bis 40 Cent pro 500 Milliliter – deutlich günstiger als konventionelles Markenspülmittel. Allerdings ist die Reinigungskraft geringer, man braucht eventuell mehr Produkt oder muss stärker schrubben. Hochwertige Öko-Spülmittel kosten etwa drei bis fünf Euro pro 500 Milliliter, sind aber konzentrierter und effizienter. Unterm Strich spart man mit selbstgemachtem Spülmittel Geld, investiert aber mehr Zeit.
(Preise können je nach Region und Bezugsquelle variieren – Stand 2025.)
Eine andere häufige Frage betrifft die Umweltverträglichkeit. Ist selbstgemachtes Spülmittel wirklich besser für die Umwelt? Grundsätzlich ja, wenn man auf biologisch abbaubare Zutaten setzt und sparsam dosiert. Natron und Zitronensäure sind in haushaltsüblichen Mengen unbedenklich für Gewässer. Aber: Auch natürliche Substanzen können in großen Mengen problematisch sein. Laut NABU ist die richtige Dosierung bei allen Reinigungsmitteln – ob selbstgemacht oder gekauft – der Schlüssel zur Umweltverträglichkeit (Stand: 2025, Quelle: https://www.nabu.de). Zudem spart man mit selbstgemachtem Spülmittel Plastikverpackungen und Transportwege.
(Umweltauswirkungen können je nach lokaler Kläranlagentechnik variieren.)
Und schließlich wollten viele wissen, ob selbstgemachtes Spülmittel für Allergiker geeignet ist. Das kommt drauf an. Wer auf bestimmte Duftstoffe oder synthetische Zusätze allergisch reagiert, kann mit selbstgemachtem Spülmittel diese Stoffe vermeiden. Allerdings können auch natürliche Zutaten Allergien auslösen – ätherische Öle zum Beispiel sind häufige Allergene. Auch Zitronensäure kann bei manchen Menschen Hautreizungen verursachen. Wer empfindliche Haut hat, sollte beim Spülen Handschuhe tragen – das gilt für jedes Spülmittel, ob selbstgemacht oder gekauft.
Mittlerweile, mehrere Monate nach unseren ersten Versuchen, haben wir eine gute Balance gefunden. Wir nutzen weiterhin hauptsächlich ein ökologisches Spülmittel aus dem Unverpackt-Laden, mischen aber gelegentlich unser einfaches Natron-Rezept an – vor allem, wenn wir nur leicht verschmutztes Geschirr haben oder wenn uns gerade danach ist. Es gibt uns ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir die Option haben, unser Spülmittel selbst herzustellen, auch wenn wir sie nicht täglich nutzen.
Ganz ehrlich, wir hätten nie gedacht, dass uns ein so einfaches Thema wie Spülmittel so viel beibringen würde – über Chemie, Umweltschutz, Konsumverhalten und unsere eigenen Prioritäten. Am Ende geht es nicht darum, perfekt zu sein oder dogmatisch einem bestimmten Weg zu folgen. Es geht darum, informierte Entscheidungen zu treffen, verschiedene Optionen auszuprobieren und den Weg zu finden, der für einen selbst passt. Und wenn das bedeutet, dass man manchmal selbst mischt und manchmal kauft – dann ist das völlig in Ordnung.