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Wohnen & Alltagstipps

Warum wir alte Zeitschriften nie wieder einfach wegwerfen

by Winterberg 2025. 11. 14.

Vom Ausschneiden und Neuerfinden – oder: was aus einem Stapel alter Magazine wurde

Samstagnachmittag, draußen regnet es, und ich habe mir vorgenommen, endlich mal die Schublade im Wohnzimmer aufzuräumen. Du kennst das sicher – diese eine Schublade, in die man alles reinstopft, was man nicht zuordnen kann. Kugelschreiber, alte Kassenzettel, Kabelbinder, irgendetwas, das mal wichtig war und jetzt vergessen rumliegt.

Als ich die Schublade aufziehe, quellt mir erstmal ein Stapel alter Magazine entgegen. Mode, Reisen, ein paar Kochhefte. Manche sind Jahre alt, die Ecken schon abgegriffen, manche noch relativ neu. Ich habe keine Ahnung mehr, warum ich die alle aufgehoben habe. Wahrscheinlich weil da irgendein interessanter Artikel drin war oder ein Rezept, das ich mal ausprobieren wollte – und dann hab ich's natürlich nie gemacht.

Mein erster Impuls: ab ins Altpapier. Ich meine, wann guckt man sich alte Magazine nochmal an? Nie. Die stehen da rum, nehmen Platz weg, und irgendwann sind sie sowieso veraltet. Also schnappe ich mir den Stapel und will gerade Richtung Papiertonne marschieren, da kommt Markus rein und sagt: „Warte mal. Was ist das?"

„Alte Magazine", sage ich. „Die müssen weg."

Er nimmt eins in die Hand, blättert durch. „Aber da sind doch tolle Bilder drin! Das ist viel zu schade zum Wegwerfen."

Ich schaue ihn an. Skeptisch, ehrlich gesagt. „Und was willst du damit machen? Die nächsten fünf Jahre in der Schublade lassen?"

Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber wegwerfen muss man sie doch nicht sofort." Dann hat er diesen Blick, den er manchmal bekommt, wenn ihm eine Idee kommt. „Wir könnten doch was damit basteln. Mit den Kindern."

Basteln. Mit alten Magazinen. Ich muss gestehen, ich war nicht sofort begeistert. Ich hatte mir vorgestellt, den Nachmittag mit Aufräumen zu verbringen – produktiv sein, Ordnung schaffen, diese Schublade endlich mal unter Kontrolle bringen. Aber Markus hatte schon die Kinder gerufen. „Lena! Tim! Kommt mal, wir machen was Kreatives!"

Die beiden kamen angerannt – sie riechen sowas, wenn die Eltern spontan eine Idee haben, die vielleicht Spaß macht. Markus breitete die Magazine auf dem Küchentisch aus. „Schaut mal, was wir hier haben. Was könnte man damit machen?"

Lena griff sofort nach einem Reisemagazin. „Oh, guck mal, Strände! Können wir daraus was schneiden?" Tim war bei den Autos gelandet – natürlich. In einem der Magazine war eine Doppelseite mit Sportwagen. Seine Augen leuchteten.

Und so begann ein Nachmittag, den ich so nicht geplant hatte. Markus holte Scheren, Kleber, altes Papier. Ich saß da und dachte: Na gut, dann halt basteln. Aber ehrlich? Nach zehn Minuten war ich genauso drin wie die Kinder.

Es ist faszinierend, was passiert, wenn man einfach mal anfängt, ohne großen Plan. Lena blätterte durch das Reisemagazin und schnitt alle Bilder aus, die ihr gefielen. Strände, Palmen, türkisfarbenes Wasser, Sonnenuntergänge. „Ich mache meinen Traumurlaub", verkündete sie. Sie klebte die Ausschnitte auf ein großes Stück Pappe und arrangierte sie so, dass eine Art Collage entstand. Nicht perfekt sortiert, eher so, wie Gedanken manchmal fließen – ein bisschen chaotisch, aber irgendwie stimmig.

Tim war voll bei seinen Autos. Er schnitt jeden einzelnen Sportwagen aus und klebte ihn auf ein Poster. Dazwischen schrieb er mit Filzstift die Namen der Modelle – manche kannte er, andere hat er sich ausgedacht. Das Ergebnis sah aus wie eine wilde Auto-Show. Ihm war es egal, ob alles ordentlich war. Hauptsache Autos.

Und ich? Ich fing an, durch die Magazine zu blättern und nach Zitaten zu suchen. Kleine Sätze, die mir gefielen. „Life is short, make it sweet." „Adventure is out there." „Home is where your story begins." Ich schnitt sie aus und klebte sie in ein altes Notizbuch, das ich noch rumliegen hatte. So eine Art selbstgemachtes Zitatenheft. Keine Ahnung, ob ich da je wieder reinschauen werde, aber in dem Moment fühlte es sich gut an.

Markus machte sein eigenes Ding – er schnitt Rezeptbilder aus den Kochheften und ordnete sie nach Kategorien. Vorspeisen, Hauptgerichte, Desserts. „Vielleicht probieren wir ja mal eins davon aus", meinte er optimistisch. Ich lächelte. Wir haben eine ganze Sammlung von Rezepten, die wir „mal ausprobieren wollen". Die meisten bleiben Theorie.

Nach einer Weile war der Tisch voller Papierschnipsel. Überall lagen kleine Fetzen – Buchstaben, Bildecken, ausgeschnittene Formen. Der Klebestift hatte Flecken auf dem Holz hinterlassen. Es sah aus wie nach einem Wirbelsturm. Und es war herrlich.

Es ist interessant, wie so ein einfacher Akt – Ausschneiden, Kleben, Gestalten – etwas mit einem macht. Es gibt Studien in der Kreativitätsforschung, die zeigen, dass manuelle, kreative Tätigkeiten eine Art meditative Wirkung haben. Wenn man mit den Händen arbeitet, etwas erschafft, kommt man in einen Flow-Zustand. Die Gedanken beruhigen sich. Man ist voll präsent im Moment.

Genau das habe ich an diesem Nachmittag gespürt. Während ich durch die Magazine blätterte, ausschnitt, klebte, war ich einfach da. Ich habe nicht an die To-Do-Liste gedacht oder daran, was nächste Woche alles ansteht. Ich war einfach nur im Hier und Jetzt, fokussiert auf diese kleinen, einfachen Handlungen.

Die Kinder waren genauso versunken. Lena hat bestimmt eine halbe Stunde lang ihre Collage arrangiert und umgeordnet. Sie hat überlegt, welches Bild wohin passt, welche Farben harmonieren. Tim hat konzentriert seine Autos ausgeschnitten – und wenn man Tim kennt, weiß man, dass Konzentration bei ihm nicht selbstverständlich ist. Normalerweise ist er ständig in Bewegung. Aber an diesem Nachmittag saß er da, die Schere in der Hand, und war völlig bei der Sache.

Es gibt auch einen kulturellen Aspekt bei solchen Collagen. In der Kunst nennt man das „Assemblage" oder „Mixed Media" – das Zusammenfügen verschiedener Materialien zu einem neuen Werk. Es ist eine Technik, die schon im frühen 20. Jahrhundert von Künstlern wie Pablo Picasso und Kurt Schwitters genutzt wurde. Sie haben Zeitungsausschnitte, Fotos, Stoffreste in ihre Bilder integriert und damit gezeigt: Kunst muss nicht nur aus Farbe und Leinwand bestehen. Kunst kann aus allem entstehen.

Natürlich sind wir keine Picassos. Aber das Prinzip ist das gleiche. Wir nehmen etwas Vorhandenes – in unserem Fall alte Magazine – und erschaffen daraus etwas Neues. Etwas, das unsere Gedanken, unsere Vorstellungen, unsere Träume widerspiegelt.

Lenas Collage ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie hat nicht einfach wahllos Bilder aufgeklebt. Sie hat eine Vision erschaffen – ihren Traumurlaub. Strände, wo sie barfuß laufen kann. Palmen, unter denen sie im Schatten liegen möchte. Sonnenuntergänge, die sie erleben will. Es ist ihre Version von Paradies, zusammengesetzt aus Bildern anderer Leute, aber arrangiert nach ihrer eigenen Vorstellung.

Psychologisch gesehen ist das ziemlich kraftvoll. Es nennt sich Visualisierung – die Praxis, sich mental vorzustellen, was man erleben oder erreichen möchte. Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig visualisieren, motivierter sind und ihre Ziele eher erreichen. Nicht weil Visualisierung magisch ist, sondern weil sie das Gehirn darauf trainiert, Möglichkeiten zu erkennen und Schritte zu unternehmen.

Wenn Lena ihre Collage anschaut, sieht sie nicht nur schöne Bilder. Sie sieht eine Möglichkeit. Sie denkt: Das könnte ich erleben. Vielleicht nicht genau so, aber ähnlich. Und das gibt ihr etwas – Vorfreude, Motivation, Träume.

Tim mit seinen Autos ist ähnlich. Er liebt Autos über alles. Für ihn ist dieses Poster nicht einfach nur ein Bastelprojekt. Es ist eine Sammlung seiner Favoriten. Es ist sein Interesse, seine Leidenschaft, sichtbar gemacht. Wenn er es anschaut, fühlt er sich gut. Es spiegelt wider, wer er ist.

Und mein Zitatenheft? Ich glaube, das ist meine Art, Gedanken festzuhalten, die mich ansprechen. Im Alltag fliegen einem so viele Ideen und Sätze um die Ohren, die man interessant findet. Aber meistens vergisst man sie wieder. Indem ich sie aufschreibe – oder in diesem Fall, ausschneide und einklebe – mache ich sie greifbar. Ich bewahre sie auf. Und vielleicht schaue ich irgendwann mal rein und denke: Ach ja, das hatte ich vergessen. Das ist ein schöner Gedanke.

Es gibt übrigens eine lange Tradition solcher Sammelbücher. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren „Scrapbooks" sehr beliebt – Bücher, in die Menschen Zeitungsausschnitte, Fotos, Postkarten, Eintrittskarten und andere Erinnerungsstücke einklebten. Es war eine Möglichkeit, Erinnerungen zu bewahren und das eigene Leben zu dokumentieren. Bevor es digitale Kameras und Social Media gab, waren Scrapbooks die Art, wie Menschen ihre Geschichten erzählten.

Heute erleben solche analogen Praktiken eine Renaissance. Viele Menschen haben genug von der digitalen Flut. Sie sehnen sich nach etwas Greifbarem, nach etwas, das sie mit den Händen machen können. Nach etwas, das nicht einfach in der Cloud verschwindet, sondern physisch existiert.

Ich verstehe das. Es ist etwas anderes, ein Buch in der Hand zu halten, durch Seiten zu blättern, die ich selbst gestaltet habe, als durch einen Instagram-Feed zu scrollen. Es fühlt sich echter an. Persönlicher.

Als wir an diesem Nachmittag fertig waren – oder besser gesagt, als die Kinder keine Lust mehr hatten und zu anderen Dingen übergingen – saßen Markus und ich noch einen Moment am Tisch. Umgeben von Papierschnipseln und halbfertigen Projekten. Ich schaute auf Lenas Collage, auf Tims Autoposter, auf mein Zitatenheft. Nichts davon war perfekt. Die Ränder waren schief, der Kleber manchmal zu viel, manchmal zu wenig. Aber es war voller Leben.

„Das war eigentlich schön", sagte ich zu Markus. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute Nachmittag Collagen bastle."

Er lachte. „Das Leben ist voller Überraschungen." Dann fügte er hinzu: „Weißt du, was mir daran gefällt? Dass wir einfach gemacht haben. Ohne Plan, ohne Erwartungen. Einfach geschnitten, geklebt, ausprobiert."

Er hatte recht. In unserem Alltag planen wir so viel. Wir organisieren, strukturieren, optimieren. Aber manchmal ist es schön, einfach zu machen. Ohne zu wissen, was dabei rauskommt. Einfach der Kreativität freien Lauf lassen.

In der Kreativitätsforschung nennt man das „divergentes Denken" – die Fähigkeit, offen und explorativ zu denken, ohne sich sofort auf eine Lösung festzulegen. Es ist das Gegenteil von konvergentem Denken, bei dem man zielgerichtet auf eine bestimmte Antwort hinarbeitet. Beide Denkweisen haben ihren Platz, aber divergentes Denken ist besonders wichtig für Innovation und kreative Problemlösung.

Kinder sind natürlicherweise gut im divergenten Denken. Sie probieren einfach aus. Sie haben noch nicht so viele Einschränkungen im Kopf, keine Angst vor dem Scheitern. Aber als Erwachsene verlernen wir das oft. Wir werden effizienter, zielgerichteter – aber auch starrer.

An diesem Nachmittag habe ich gemerkt, wie gut es tut, einfach mal zu experimentieren. Nicht zu überlegen: Ist das sinnvoll? Ist das produktiv? Sondern einfach zu tun, weil es Spaß macht.

Die Magazine hätte ich wegwerfen können. Hätte Zeit gespart. Hätte die Schublade aufgeräumt. Hätte die To-Do-Liste abgearbeitet. Aber stattdessen haben wir einen Nachmittag lang gebastelt. Und weißt du was? Es war Zeit, die sich gelohnt hat. Nicht weil wir etwas Nützliches produziert haben, sondern weil wir zusammen etwas gemacht haben. Weil wir kreativ waren. Weil wir gelacht haben.

Seitdem sehe ich Magazine anders. Wenn ich eins durchgeblättert habe, werfe ich es nicht mehr sofort weg. Ich schaue nochmal durch: Gibt es da Bilder, die ich schön finde? Zitate, die mich ansprechen? Rezepte, die interessant aussehen? Und wenn ja, schneide ich sie aus. Ich habe eine kleine Box dafür angelegt – eine Art Sammlung von Ausschnitten, die mir gefallen.

Manchmal nehme ich die Box zur Hand und blättere durch. Oder ich gebe sie den Kindern, und sie machen neue Collagen. Oder ich klebe ein paar Ausschnitte als Dekoration an die Pinnwand. Es sind keine großen Kunstwerke, aber sie machen mir Freude.

Es gibt auch einen ökologischen Aspekt. Magazine wegzuwerfen ist natürlich recycelbar – das Papier wird wiederverwertet. Aber bevor es recycelt wird, kann man es nochmal nutzen. Für kreative Projekte, für Basteleien, für Geschenkverpackungen. Aus Magazinseiten kann man zum Beispiel auch Geschenktüten falten oder Lesezeichen machen. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Ich bin keine Null-Müll-Aktivistin. Ich werfe immer noch Dinge weg, die nicht mehr zu gebrauchen sind. Aber ich denke mehr darüber nach. Ich überlege: Kann ich das nochmal verwenden? Gibt es eine kreative Möglichkeit, dem eine zweite Chance zu geben?

Diese Haltung – das bewusste Innehalten vor dem Wegwerfen – verändert etwas. Man wird achtsamer. Man schätzt Dinge mehr. Man sieht Potenzial, wo vorher nur Müll war.

Lena hat ihre Collage übrigens in ihrem Zimmer aufgehängt. Sie schaut sie jeden Abend an, bevor sie schläft. „Das ist mein Traumurlaub", sagt sie dann. Und ich weiß, dass sie davon träumt, irgendwann an so einen Strand zu fahren. Vielleicht machen wir das mal. Vielleicht nicht genau so, wie auf den Bildern. Aber irgendwo, wo es schön ist. Wo sie barfuß laufen kann und das Meer rauscht.

Tims Autoposter hängt über seinem Schreibtisch. Er zeigt es jedem, der zu Besuch kommt. „Das sind meine Lieblingsautos", erklärt er stolz. Und dann erzählt er, welches Auto am schnellsten ist und welches am coolsten aussieht. Es ist sein Ding. Seine Leidenschaft. Und ich freue mich, dass er etwas hat, das ihn so begeistert.

Mein Zitatenheft liegt auf dem Nachttisch. Ab und zu blättere ich rein und lese ein paar Sätze. Manchmal füge ich neue hinzu. Es ist zu einer kleinen Gewohnheit geworden – ein Ort, wo ich Gedanken sammle, die mir wichtig sind.

Und die Papierschnipsel? Die haben wir irgendwann aufgeräumt. Der Tisch war wieder sauber. Aber die Erinnerung an diesen Nachmittag ist geblieben. Diese spontane Entscheidung, nicht zu planen, sondern einfach zu machen. Diese Stunden, in denen wir alle vier zusammen am Tisch saßen, geschnitten, geklebt, gelacht haben.

Es gibt Forschung darüber, wie wichtig gemeinsame kreative Aktivitäten für Familien sind. Sie stärken die Bindung. Sie schaffen gemeinsame Erinnerungen. Sie geben jedem die Möglichkeit, sich auszudrücken. Und sie sind oft niedrigschwellig – man braucht keine teuren Materialien oder besondere Fähigkeiten. Nur Zeit und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen.

In unserer durchgetakteten Welt ist Zeit oft das Kostbarste. Wir hetzen von Termin zu Termin, von Aufgabe zu Aufgabe. Aber manchmal lohnt es sich, innezuhalten. Sich Zeit zu nehmen für Dinge, die nicht produktiv sind im klassischen Sinne. Die keinen messbaren Nutzen haben. Die einfach nur Freude bringen.

Dieser Nachmittag mit den alten Magazinen war so ein Moment. Ich hätte die Schublade aufräumen können. Ich hätte die To-Do-Liste abarbeiten können. Ich hätte irgendetwas Nützliches tun können. Aber stattdessen habe ich gebastelt. Und es hat sich richtig angefühlt.

Markus hat neulich gesagt: „Weißt du, was das Beste an diesem Nachmittag war? Dass wir nicht auf Bildschirme gestarrt haben. Keine Handys, kein Fernseher, keine Tablets. Nur wir, Papier und Scheren." Und er hat recht. In einer Welt, in der so viel digital ist, war es erfrischend, etwas Analoges zu machen. Etwas, bei dem man spürt, was man tut – das Papier unter den Fingern, die Schere, die schneidet, den Kleber, der klebt.

Es ist diese Haptik, die digitale Medien nicht bieten können. Man kann in Photoshop eine Collage erstellen, klar. Aber es fühlt sich anders an. Es fehlt diese taktile Komponente, dieses direkte Arbeiten mit Material.

Für Kinder ist das besonders wichtig. In einer Zeit, in der sie ständig von Bildschirmen umgeben sind, brauchen sie auch Gelegenheiten, mit ihren Händen zu arbeiten. Zu schneiden, zu kleben, zu malen, zu bauen. Diese Tätigkeiten fördern die Feinmotorik, die Hand-Augen-Koordination und die räumliche Wahrnehmung. Aber mehr noch: Sie geben den Kindern die Erfahrung, selbst etwas zu erschaffen. Nicht einfach zu konsumieren, sondern zu gestalten.

Lena und Tim haben an diesem Nachmittag gespürt: Wir können etwas machen. Wir können kreativ sein. Wir können aus etwas Altem etwas Neues erschaffen. Das ist eine wichtige Erfahrung. Sie stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit.

Und ehrlich gesagt habe ich das auch gespürt. Als ich mein Zitatenheft durchgeblättert habe, das ich selbst gestaltet hatte, dachte ich: Das habe ich gemacht. Nicht perfekt, aber mein. Und das fühlt sich gut an.

Manchmal braucht es nicht viel, oder? Eine Schere, ein paar alte Magazine, ein bisschen Zeit. Und die Bereitschaft, sich auf etwas einzulassen, ohne genau zu wissen, was dabei rauskommt. Die Lust auf Chaos, auf Unvollkommenheit, auf Spontaneität.

Wenn ich jetzt die Schublade im Wohnzimmer öffne – die ich übrigens immer noch nicht vollständig aufgeräumt habe – und ich sehe ein paar alte Magazine liegen, denke ich nicht mehr: Muss weg. Ich denke: Was könnte man damit machen? Welche Geschichten stecken darin? Welche Bilder, Worte, Ideen?

Altes neu zu sehen – das ist vielleicht die größte Erkenntnis aus diesem Nachmittag. Dinge haben mehr als eine Funktion. Ein Magazin ist nicht nur zum Lesen da. Es kann auch Material sein für Kreativität, für Kunst, für Erinnerungen. Es braucht nur einen anderen Blick. Eine andere Perspektive.

Und vielleicht ist das eine Haltung, die wir öfter einnehmen sollten. Nicht nur bei Magazinen, sondern generell. Dinge nicht gleich abzuschreiben, nur weil sie ihre ursprüngliche Funktion erfüllt haben. Sondern zu fragen: Was könnte noch darin stecken? Welches Potenzial gibt es noch zu entdecken?

Es ist eine Form von Offenheit, von Neugier. Von der Bereitschaft, Dinge neu zu sehen. Und das gilt nicht nur für Gegenstände, sondern auch für Situationen, für Menschen, für das Leben selbst. Manchmal lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Innezuhalten. Zu fragen: Was könnte hier noch möglich sein?

An diesem regnerischen Samstagnachmittag, als ich eigentlich nur eine Schublade aufräumen wollte, habe ich das gelernt. Oder besser: Ich habe es erlebt. Und manchmal ist Erleben mehr wert als jede Theorie. Es ist diese direkte Erfahrung, die hängen bleibt. Die etwas verändert.

Heute, wenn ich durch Magazine blättere oder Papierschnipsel auf dem Boden liegen sehe, muss ich lächeln. Ich denke an diesen Nachmittag zurück. An Lenas Traumurlaub-Collage. An Tims Autoposter. An mein Zitatenheft. An uns vier am Küchentisch, voller Kreativität und Chaos. Und ich denke: So soll es sein. Nicht perfekt, aber lebendig. Nicht durchgeplant, aber echt. Einfach wir.