
Warum wir keine Plastikboxen mehr für Spielzeug nutzen – und was wir stattdessen gefunden haben
Früher stand in jedem Zimmer eine Plastikbox voller Spielzeug. Praktisch, dachten wir – bis wir merkten, dass die Kinder darin nie wirklich gespielt haben. Alles lag übereinander, kaputt, vergessen. Eines Nachmittags haben wir alles ausgeleert und nur das behalten, was sie wirklich mochten. Der Rest kam weg oder wurde verschenkt. Jetzt haben wir weniger Boxen, aber mehr Freude am Spielen. Vielleicht zeigt das: Ordnung entsteht nicht durch mehr Aufbewahrung, sondern durch weniger Dinge, die wirklich wichtig sind.
Zuletzt aktualisiert: 8. November 2025
🔹 Worum es heute geht: Wie wir von Plastikboxen zu durchdachteren Aufbewahrungslösungen wechselten – und warum weniger manchmal wirklich mehr ist.
🔹 Was wir gelernt haben: Spielzeugchaos entsteht nicht durch zu wenig Stauraum, sondern durch zu viele Dinge ohne System und Sichtbarkeit.
🔹 Was Leser:innen davon haben: Praktische Alternativen zur Plastikbox, Tipps zum Aussortieren und Erkenntnisse über nachhaltiges Spielzeugmanagement.
In den ersten Jahren nach der Geburt unserer Kinder sammelten sich Spielsachen an wie von selbst. Geschenke von Verwandten, Mitbringsel von Freunden, Spontankäufe im Supermarkt. Und für alles gab es die gleiche Lösung: Plastikboxen. Transparente, bunte, stapelbare – wir hatten sie in allen Größen. Im Kinderzimmer, im Wohnzimmer, sogar im Flur. „Ordnung muss sein", sagten wir uns und stopften alles hinein, was gerade herumlag. Problem gelöst, dachten wir.
Später merkten wir, dass die Boxen das Problem nicht lösten, sondern verschoben. Die Kinder spielten kaum noch mit den Sachen darin. Sie öffneten eine Box, wühlten kurz, fanden nicht, was sie suchten, und ließen alles liegen. Manchmal kippten sie gleich den ganzen Inhalt aus – und räumten ihn nie wieder ein. Wir schimpften, die Kinder weinten, und am Ende räumten wir Erwachsenen auf. Ein Teufelskreis, der niemanden glücklich machte.
Ganz ehrlich, am Anfang wussten wir das nicht besser. Plastikboxen galten als praktisch, hygienisch, einfach zu reinigen. Überall wurde uns suggeriert, dass mehr Stauraum die Lösung sei. Also kauften wir noch mehr Boxen. Größere, mit Deckeln, mit Rollen. Das Chaos wurde nicht kleiner, nur unsichtbarer. Bis zu jenem Nachmittag im Februar, als unsere Tochter mitten im Zimmer saß und weinte: „Ich finde meine Puppe nicht!" Die Puppe lag in einer der sieben Boxen. Aber in welcher? Wir brauchten zwanzig Minuten zum Suchen. Da fiel der Groschen.
An diesem Abend, nachdem die Kinder im Bett waren, setzten wir uns zusammen. Mein Mann meinte: „Das System funktioniert nicht. Wir brauchen was anderes." Er hatte recht. Aber was? Wir begannen zu recherchieren und stießen auf überraschend viele Ansätze. Montessori-Pädagogik empfiehlt offene Regale und wenige, ausgewählte Spielsachen. Minimalismus-Blogs predigen radikales Aussortieren. Öko-Ratgeber warnen vor Schadstoffen in billigem Plastik. Plötzlich ging es um mehr als nur Ordnung.
In den folgenden Tagen schauten wir uns unsere Plastikboxen genauer an. Viele waren verkratzt, manche rissig, einige stanken regelrecht – besonders die älteren, die wir seit Jahren hatten. Wir wussten nicht, aus welchem Material sie waren, ob sie schadstofffrei produzierten oder recycelbar. Einfach irgendwelche Billigboxen vom Baumarkt oder Möbelhaus. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit warnt seit Jahren vor Weichmachern und anderen Chemikalien in Kunststoffprodukten, besonders wenn diese mit Lebensmitteln oder Kinderhänden in Berührung kommen (Stand: 2025, Quelle: BVL – Verbraucherschutz). Natürlich waren unsere Boxen nicht für Lebensmittel gedacht, aber die Kinder fassten sie ständig an, manchmal nahmen sie Spielzeug in den Mund. Plötzlich fühlte sich das nicht mehr so praktisch an (Beispielangabe – kann je nach Produkt und Hersteller variieren).
Später sprachen wir auch über Nachhaltigkeit. Plastikboxen halten nicht ewig. Sie brechen, vergilben, werden spröde. Und dann? Ab in den Müll. Die Europäische Kommission schätzt, dass in der EU jährlich etwa 60 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle anfallen, davon ein erheblicher Anteil aus Haushaltsgegenständen wie Aufbewahrungsboxen (Stand: 2025, Quelle: Europäische Kommission – Kunststoffstrategie). Nicht alles davon wird recycelt, vieles landet auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen. Wir wollten nicht Teil dieses Problems sein – zumindest nicht mehr als nötig.
Dann kam die Entscheidung: Wir misten aus. Radikal. An einem Samstag holten wir alle Plastikboxen hervor, stellten sie ins Wohnzimmer und leerten sie nacheinander. Der Boden war bedeckt mit Spielzeug – Puppen, Autos, Bauklötze, Puzzleteile, kaputte Stifte, Figuren ohne Arme, Bücher mit fehlenden Seiten. Es war erschreckend. Wie viel davon war eigentlich noch benutzbar? Wie viel davon spielten die Kinder wirklich?
Wir bildeten drei Kategorien: Behalten, Spenden, Wegwerfen. Die Kinder halfen mit – widerwillig am Anfang, dann mit wachsender Begeisterung. Unser Sohn entdeckte ein Spielzeugauto, das er seit Monaten vermisst hatte. „Das hatte ich total vergessen!", rief er. Genau das war das Problem. Zu viel Zeug, zu wenig Überblick. Am Ende behielten wir etwa ein Drittel. Der Rest wurde aussortiert. Drei große Säcke für die Kleiderkammer, zwei Säcke Müll. Und plötzlich war Luft im Zimmer.
Was dann folgte, überraschte uns selbst. Ohne die Plastikboxen brauchten wir eine neue Lösung. Wir besorgten offene Holzregale – nichts Teures, einfache Kiefernregale vom Möbeldiscounter. Dazu ein paar Weidenkörbe für Kleinteile. Die Spielsachen kamen ins Regal, sortiert nach Art: Bauklötze zusammen, Autos zusammen, Puppen und Zubehör zusammen. Alles sichtbar, nichts versteckt. Und siehe da: Die Kinder spielten wieder.
Haben Sie das schon erlebt? Wie Kinder plötzlich Interesse zeigen, wenn sie sehen können, was sie haben? Unsere Tochter verbrachte eine ganze Stunde mit ihren Puppen – Spielsachen, die monatelang in einer Box vergessen worden waren. Unser Sohn baute eine riesige Garage aus Bauklötzen. Nicht, weil wir sie dazu drängten, sondern weil sie die Sachen sahen und Lust darauf bekamen. Das war der Moment, in dem wir wussten: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Später lernten wir auch die pädagogischen Hintergründe kennen. Maria Montessori betonte bereits vor über hundert Jahren, dass Kinder Ordnung und Übersicht brauchen, um selbstständig spielen zu können. Offene Regale, klar sortierte Materialien, wenige Gegenstände – das ermöglicht Kindern, selbst zu entscheiden, womit sie spielen möchten, ohne überfordert zu werden (Stand: 2025, verschiedene pädagogische Quellen). In Plastikboxen vergraben geht diese Selbstständigkeit verloren. Kinder wühlen, finden nichts, geben auf. Das hatten wir jahrelang beobachtet, ohne den Zusammenhang zu verstehen.
Zwischendurch diskutierten wir auch, ob offene Regale nicht staubig werden. Ja, werden sie. Aber ehrlich gesagt, die Plastikboxen wurden auch staubig – nur innen, wo man es nicht sah. Wir wischen jetzt einmal pro Woche mit einem feuchten Tuch über die Regale. Dauert fünf Minuten. Dafür haben die Kinder deutlich mehr Freude am Spielen. Der Aufwand lohnt sich.
Ein weiterer Punkt, der uns beschäftigte: Materialwahl. Warum eigentlich immer Plastik? Es gibt Alternativen – Holz, Weide, Stoff, Metall. Wir begannen, bewusster einzukaufen. Weidenkörbe für Kleinteile wie Bausteine oder Figuren. Stofftaschen für Kuscheltiere. Holzkisten für größere Spielsachen. Nichts davon ist perfekt, alles hat Vor- und Nachteile. Aber es fühlt sich besser an. Natürlichere Materialien, langlebiger, recycelbarer. Und ehrlich gesagt, sieht es auch schöner aus. Unser Kinderzimmer wirkt jetzt ruhiger, weniger nach Plastikflut.
Was uns niemand vorher gesagt hatte: Weniger Spielzeug bedeutet auch weniger Stress beim Aufräumen. Mit sieben Plastikboxen voller Zeug dauerte das abendliche Aufräumen oft eine halbe Stunde oder länger – inklusive Diskussionen, Tränen und Frust. Jetzt, mit weniger Spielsachen und offenen Regalen, schaffen es die Kinder meist in zehn Minuten. Alles hat seinen Platz, alles ist sichtbar, alles ist schnell zurückgelegt. Manchmal räumen sie sogar freiwillig auf. Nicht immer, aber öfter als früher.
Später stießen wir auch auf das Thema Mikroplastik. Plastikboxen, besonders ältere und verkratzte, können winzige Partikel abgeben. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass Mikroplastik inzwischen überall nachweisbar ist – in Böden, Gewässern, sogar in der Luft, die wir atmen (Stand: 2025, Quelle: Umweltbundesamt – Mikroplastik). Ob unsere alten Spielzeugboxen dazu beitrugen? Schwer zu sagen. Aber die Vorstellung, dass unsere Kinder täglich mit abgenutztem Plastik hantierten, gefiel uns nicht. Also ersetzten wir, was ging, durch andere Materialien.
Gelegentlich fragten uns Freunde, ob wir nicht übertreiben würden. „Es sind doch nur Boxen", meinte eine Bekannte. Stimmt. Aber es geht ums Prinzip. Um bewussten Konsum, um Nachhaltigkeit, um die Frage, was wir unseren Kindern vorleben wollen. Wir wollen keine Plastik-Verteufler sein – das wäre unrealistisch und auch nicht zielführend. Aber wir können durchaus hinterfragen, ob jede Anschaffung wirklich sinnvoll ist. Und im Fall der Plastikboxen lautete unsere Antwort: Nein.
In den Monaten danach entwickelten wir ein neues System. Spielzeug wird regelmäßig rotiert. Was gerade nicht im Einsatz ist, kommt in den Keller – in Holzkisten oder Stoffsäcken. Alle paar Wochen tauschen wir aus. Dadurch bleibt es spannend, die Kinder freuen sich über „neue" (eigentlich alte) Spielsachen, und das Kinderzimmer bleibt übersichtlich. Klingt aufwändig, ist aber schnell erledigt. Einmal im Monat eine halbe Stunde investieren, und das Chaos bleibt im Griff.
Was ebenfalls half: klare Regeln. Neues Spielzeug kommt nur ins Haus, wenn Platz dafür ist. Das bedeutet: Bevor etwas Neues dazukommt, muss etwas Altes gehen. Die Kinder haben das Prinzip schnell verstanden. Zu Geburtstagen und Weihnachten sortieren wir gemeinsam vorher aus. Funktioniert erstaunlich gut und verhindert, dass sich wieder unkontrolliert Berge anhäufen.
Später entdeckten wir auch den Wert von Qualität statt Quantität. Statt zehn billiger Plastikfiguren lieber zwei hochwertige Holzfiguren, die länger halten und schöner aussehen. Kostet mehr, ja. Aber rechnet sich langfristig, weil sie nicht ständig kaputtgehen und ersetzt werden müssen. Und die Kinder spielen intensiver damit – wahrscheinlich, weil die Sachen wertiger wirken und mehr Respekt verdienen.
Zwischendurch hatten wir auch Rückschläge. Die Großeltern schenkten zum Geburtstag ein riesiges Plastikspielzeug mit tausend Kleinteilen. Die Kinder waren begeistert, wir weniger. Aber man kann Geschenke schlecht ablehnen, ohne unhöflich zu wirken. Also nahmen wir es an, die Kinder spielten ein paar Wochen damit, dann verschwand das Interesse. Inzwischen liegt es im Keller, und irgendwann werden wir es weitergeben. Solche Situationen lassen sich nicht immer vermeiden, aber wir haben gelernt, gelassener damit umzugehen.
Ein Detail, das oft übersehen wird: Beschriftung. Früher waren die Plastikboxen zwar durchsichtig, aber trotzdem wusste niemand genau, was drin war. Jetzt haben wir kleine Schilder an den Regalen: „Autos", „Bauklötze", „Puppen", „Malsachen". Die Kinder können schon lesen – zumindest die Großen –, und selbst die Kleine erkennt die Symbole, die wir dazugemalt haben. Dadurch finden alle schneller, was sie suchen, und das Aufräumen geht leichter von der Hand.
Was uns überraschte: Wie sehr die Veränderung auch uns Erwachsene entlastete. Früher ärgerten wir uns ständig über das Chaos, schimpften mit den Kindern, fühlten uns überfordert. Jetzt ist das deutlich seltener. Das Kinderzimmer sieht ordentlicher aus, die Kinder spielen selbstständiger, und wir haben weniger Stress. Nicht, weil wir perfekte Ordnung hätten – die haben wir nicht. Aber weil das System einfacher funktioniert und weniger Konfliktpotenzial bietet.
Später beschäftigte uns auch die Frage der Entsorgung. Was macht man mit alten Plastikboxen, die man nicht mehr braucht? Wegwerfen fühlte sich falsch an, auch wenn sie abgenutzt waren. Wir verschenkten einige über Kleinanzeigen, andere brachten wir zum Wertstoffhof. Dort erfuhren wir, dass nicht alle Plastikboxen recycelbar sind – je nach Material und Verschmutzungsgrad landen manche trotzdem in der Verbrennung. Eine ernüchternde Erkenntnis, die uns in unserer Entscheidung bestätigte, künftig weniger Plastik zu kaufen.
Gelegentlich fragten wir uns auch, ob wir zu dogmatisch werden. Null Plastik ist unrealistisch – Spielzeug, Elektronik, Alltagsgegenstände, alles enthält irgendwie Kunststoff. Aber es gibt Abstufungen. Man muss nicht radikal werden, aber man kann bewusster konsumieren. Weniger kaufen, länger nutzen, besser entsorgen. Das sind kleine Schritte, die zusammen einen Unterschied machen.
Ein Aspekt, den wir unterschätzt hatten: die pädagogische Wirkung. Seit wir offene Regale haben, können die Kinder selbst entscheiden, womit sie spielen möchten. Sie sind eigenständiger geworden, selbstbewusster. Früher mussten sie uns fragen, welche Box sie öffnen durften oder wo etwas war. Jetzt gehen sie ins Regal und holen sich, was sie brauchen. Diese Selbstständigkeit ist unbezahlbar und war nicht geplant – ein schöner Nebeneffekt.
Später lernten wir auch, dass Spielzeug nicht unbedingt neu sein muss. Wir begannen, auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden zu stöbern. Fanden dabei wunderschöne Holzspielzeuge, vintage Blechautos, gut erhaltene Puppen. Oft deutlich günstiger als Neuware und gleichzeitig nachhaltiger. Die Kinder lieben ihre „Schätze vom Flohmarkt" mindestens genauso wie die teuren Markensachen. Vielleicht sogar mehr, weil jedes Teil eine kleine Geschichte hat.
Was uns ebenfalls half: ein fester Rhythmus. Einmal im Quartal misten wir gemeinsam aus. Die Kinder wissen Bescheid und haben sich daran gewöhnt. Manchmal protestieren sie („Aber das brauche ich noch!"), aber meist läuft es problemlos. Sie haben verstanden, dass weniger Zeug mehr Platz zum Spielen bedeutet. Und dass Dinge, die nicht genutzt werden, anderen Kindern Freude machen können.
Zwischendurch experimentierten wir auch mit verschiedenen Aufbewahrungslösungen. Stoffbeutel an der Wand für Kuscheltiere – funktioniert prima, sieht lustig aus. Magnetleisten für Spielzeugautos aus Metall – ein Hit bei unserem Sohn. Hängeorganizer für Malsachen – praktisch und platzsparend. Nicht alles klappt auf Anhieb, aber das Ausprobieren macht Spaß. Und das Schöne ist: Alles lässt sich wieder ändern, wenn es nicht passt.
Ein Thema, das wir anfangs nicht bedacht hatten: Brandschutz. Plastikboxen sind brennbar, und gerade billige Varianten können im Brandfall giftige Dämpfe freisetzen. Holz brennt zwar auch, aber langsamer und ohne Chemikalien. Die Feuerwehrverbände in Deutschland weisen regelmäßig darauf hin, dass Kunststoffbrände besonders gefährlich sind, weil die entstehenden Gase hochgiftig sein können (Stand: 2025, Quelle: Deutscher Feuerwehrverband). Natürlich denkt man nicht ständig an solche Szenarien, aber es ist ein weiterer Grund, über Alternativen nachzudenken (Beispielangabe – Brandverhalten kann je nach Material variieren).
Später stolperten wir auch über das Thema Spielzeugrotation. In Kitas und Montessori-Schulen wird das seit Jahren praktiziert: Nur eine begrenzte Auswahl an Spielsachen ist gleichzeitig verfügbar, der Rest wird regelmäßig ausgetauscht. Das hält das Interesse wach und verhindert Reizüberflutung. Wir haben das adaptiert und festgestellt: Es funktioniert auch zu Hause. Die Kinder sind konzentrierter, spielen länger mit einzelnen Sachen, sind kreativer. Weniger ist tatsächlich mehr.
Was uns ebenfalls auffiel: Seit wir die Plastikboxen losgeworden sind, riecht das Kinderzimmer anders. Besser. Plastik hat einen Eigengeruch, besonders wenn es älter oder minderwertig ist. Holz, Weide und Stoff riechen neutraler oder sogar angenehm. Klingt nach einer Kleinigkeit, ist aber spürbar. Das Zimmer wirkt frischer, natürlicher.
Gelegentlich diskutierten wir auch über Kosten. Sind Holzregale und Weidenkörbe nicht teurer als Plastikboxen? Kurzfristig ja. Langfristig nicht unbedingt. Plastikboxen gehen kaputt und müssen ersetzt werden. Holz hält Jahrzehnte, wenn man es pflegt. Und Weidenkörbe sind robuster, als man denkt. Wir haben inzwischen Körbe, die seit drei Jahren im Einsatz sind und noch immer gut aussehen. Die Plastikboxen hielten meist nur ein, zwei Jahre.
Ein Detail, das oft übersehen wird: Ästhetik. Klingt oberflächlich, ist aber wichtig. Wir verbringen viel Zeit im Kinderzimmer – vorlesen, spielen, aufräumen. Wenn der Raum schön aussieht, fühlt sich das besser an. Plastikboxen wirken kalt, unpersönlich, industriell. Holzregale und natürliche Materialien schaffen eine warme, gemütliche Atmosphäre. Das mag subjektiv sein, aber für uns macht es einen Unterschied.
Später erfuhren wir auch von gesetzlichen Regelungen. Die EU hat in den letzten Jahren die Vorgaben für Spielzeug verschärft, besonders bei Kunststoffen. Weichmacher wie Phthalate sind in vielen Produkten verboten oder streng limitiert (Stand: 2025, Quelle: Europäische Kommission – Spielzeugsicherheit). Das ist gut, aber Kontrollen sind nicht lückenlos. Billigimporte aus Drittländern erfüllen die Standards nicht immer. Indem wir weniger und bewusster kaufen, reduzieren wir auch das Risiko, an problematische Produkte zu geraten (Beispielangabe – kann je nach Produkt und Herkunft variieren).
Was uns überraschte: die Reaktion der Kinder. Wir hatten Protest erwartet, als wir so viel Spielzeug aussortieren. Stattdessen waren sie nach kurzer Eingewöhnung entspannter. Weniger Auswahl bedeutet weniger Überforderung. Sie spielen länger mit einzelnen Sachen, sind kreativer, erfinden eigene Spiele. Die Angst, dass sie sich langweilen würden, war unbegründet. Ganz im Gegenteil.
Zwischendurch hatten wir auch Momente, in denen wir an unserer Entscheidung zweifelten. Als Besuch kam und die Kinder erklären mussten, warum sie so wenig Spielzeug haben. Als andere Eltern skeptisch schauten. Aber inzwischen sind wir überzeugt: Unser Weg ist richtig – für uns. Nicht für jeden, aber für uns.
Ein Aspekt, den wir lange nicht sahen: Vorbild sein. Unsere Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn sie sehen, dass wir bewusst konsumieren, weniger wegwerfen, Dinge reparieren statt ersetzen, prägt das. Sie fragen inzwischen selbst: „Brauchen wir das wirklich?" oder „Können wir das nicht reparieren?" Das sind Werte, die bleiben.
Was ebenfalls half: Geduld. Die Umstellung von Plastikboxen zu einem neuen System passierte nicht über Nacht. Es dauerte Monate, bis wir die richtige Lösung gefunden hatten. Bis die Kinder sich daran gewöhnt hatten. Bis alles rund lief. Aber die Geduld hat sich gelohnt. Heute sind wir froh, den Schritt gegangen zu sein.
Vielleicht ist das die eigentliche Lektion aus dieser Geschichte: Ordnung entsteht nicht durch mehr Aufbewahrung, sondern durch weniger Besitz und bessere Systeme. Plastikboxen sind verlockend – billig, praktisch, stapelbar. Aber sie lösen das eigentliche Problem nicht. Im Gegenteil, sie verstecken es nur. Erst als wir uns vom Plastik verabschiedeten und radikal ausmisteten, kehrte Ruhe ein. Nicht perfekte Ordnung, aber eine, die funktioniert. Und die sich richtig anfühlt – für uns, für die Kinder, für die Umwelt.
Vom Plastik-Chaos zum durchdachten System
| VORHER vs. NACHHER: SPIELZEUGAUFBEWAHRUNG | |
|---|---|
| VORHER (Plastikboxen) | NACHHER (Offene Systeme) |
| ► 7+ Boxen, vollgestopft | ► 2–3 Regale, sortiert |
| ► Kinder finden nichts | ► Alles sichtbar |
| ► Täglich Frust | ► Selbstständiges Spielen |
| ► Viel Zeug, wenig Freude | ► Weniger Zeug, mehr Nutzung |
| ► Plastik, Schadstoffe? | ► Holz, Weide, Naturmaterial |
| UNSER WEG IN 3 SCHRITTEN: | |
| Phase 1: Radikal ausmisten (2/3 weg) Phase 2: System neu denken (offene Regale) Phase 3: Rotation etablieren (weniger = mehr) |
|
| ERGEBNIS: Entspannte Kinder, weniger Stress, mehr Zeit | |
Spielzeug nachhaltig organisieren – in 6 Schritten
Wer vom Plastikbox-Chaos zu einem funktionierenden System wechseln möchte, braucht einen Plan. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass diese Schritte helfen – sowohl praktisch als auch emotional.
Schritt 1: Alles sichtbar machen. Alle Spielzeugboxen leeren, den gesamten Besitz auf einen Haufen legen. Erst wenn man sieht, wie viel es wirklich ist, kann man anfangen zu sortieren.
Schritt 2: Gemeinsam mit Kindern aussortieren. Drei Kategorien bilden: Behalten (wird regelmäßig benutzt), Spenden (noch gut, aber uninteressant), Wegwerfen (kaputt oder unbrauchbar). Kinder einbeziehen, ihre Meinung respektieren.
Schritt 3: Qualität vor Quantität bewerten. Lieber wenige hochwertige Spielsachen behalten als viele billige. Natürliche Materialien bevorzugen, Plastik reduzieren.
Schritt 4: Offene Aufbewahrung schaffen. Regale statt Boxen, alles sichtbar und erreichbar. Klare Kategorien: Bauklötze, Autos, Puppen, Malsachen. Beschriftung oder Symbole anbringen.
Schritt 5: Rotation einführen. Nicht alles gleichzeitig verfügbar machen. Einen Teil einlagern, alle paar Wochen austauschen. Hält Interesse wach, verhindert Überforderung.
Schritt 6: Regel etablieren: Neues nur, wenn Altes geht. Vor Geburtstagen und Feiertagen gemeinsam aussortieren. Verhindert erneutes Anhäufen von Zeug.
Musterbrief: Spielzeug-Spende ankündigen
Wenn man größere Mengen Spielzeug spenden möchte, hilft ein kurzes Schreiben an lokale Einrichtungen – Kindergärten, Familienzentren, Sozialkaufhäuser.
Betreff: Spielzeugspende – gut erhaltenes Kinderspielzeug
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Rahmen unserer Haushaltsorganisation möchten wir gut erhaltenes Spielzeug spenden, das unsere Kinder nicht mehr nutzen. Es handelt sich um Bauklötze, Puppen, Fahrzeuge und Puzzles – alles gereinigt und funktionsfähig. Falls Sie Interesse haben, würden wir die Sachen gern vorbeibringen. Über eine kurze Rückmeldung freuen wir uns.
Mit freundlichen Grüßen
[Name]
Viele Einrichtungen freuen sich über solche Spenden, besonders wenn das Spielzeug noch gut erhalten ist. Eine einfache Anfrage reicht meist aus.
Fragen, die uns Leser:innen oft stellen
Seit wir von unserem Plastikbox-Ausstieg erzählt haben, erreichten uns zahlreiche Nachrichten. Hier die drei häufigsten Fragen – und unsere ehrlichen Antworten.
Frage 1: Ist Plastik für Spielzeugaufbewahrung wirklich so problematisch, oder übertreibt ihr?
Plastik an sich ist nicht grundsätzlich schlecht. Aber billige Kunststoffboxen können Weichmacher enthalten, geben bei Abnutzung Mikroplastik ab und sind oft nicht recycelbar. Zudem schaffen sie ein System, das zum Horten einlädt – weil man immer noch eine Box dazustellen kann. Bei uns hat der Wechsel zu offenen Regalen und natürlichen Materialien nicht nur ökologisch Sinn gemacht, sondern auch pädagogisch. Die Kinder spielen bewusster, wir konsumieren weniger. Das ist für uns der entscheidende Punkt. Übertrieben? Vielleicht aus mancher Sicht. Aber für uns richtig.
Frage 2: Was macht ihr mit Kleinteilen wie Legosteine oder Puzzleteile – die kann man doch nicht offen lagern?
Stimmt, manche Dinge brauchen geschlossene Aufbewahrung. Dafür nutzen wir Weidenkörbe oder Stoffbeutel, die in die Regale passen. Legosteine kommen in einen mittelgroßen Korb, Puzzles in flache Holzkisten. Wichtig ist, dass auch diese Behälter durchsichtig oder beschriftet sind, sodass die Kinder wissen, was drin ist. Das System funktioniert gut, und wir mussten nicht komplett auf Behälter verzichten – nur eben auf die riesigen Plastikboxen, in denen alles durcheinander lag.
Frage 3: Habt ihr wirklich zwei Drittel des Spielzeugs aussortiert? Gab es keinen Protest?
Anfangs schon. Besonders unser Sohn wollte alles behalten. Aber wir haben ihm Zeit gegeben, jedes Teil anzuschauen und zu entscheiden. Bei Sachen, über die er länger nachdachte, fragten wir: „Wann hast du das zuletzt benutzt?" Meist war die Antwort „weiß nicht" oder „vor Monaten". Das half ihm zu erkennen, dass er vieles gar nicht braucht. Am Ende war er stolz, so viel gespendet zu haben. Und als er merkte, dass das Zimmer übersichtlicher wurde und er seine Lieblingssachen besser fand, war der Protest vergessen. Es braucht Geduld, aber es geht.
Vielleicht klingt das alles nach viel Aufwand für ein paar Spielzeugboxen. Aber genau darum ging es nie. Es ging um die Frage, wie wir leben wollen. Wie viel Zeug wir wirklich brauchen. Was wir unseren Kindern vermitteln möchten. Und ob wir bereit sind, gewohnte Muster zu hinterfragen.
Die Plastikboxen waren nur ein Symbol – für Überfluss, für Unbewusstheit, für die Illusion, dass mehr Stauraum die Lösung sei. Die Wahrheit ist simpler: Weniger Dinge bedeuten weniger Chaos. Offene Systeme bedeuten mehr Überblick. Bewusste Entscheidungen bedeuten mehr Zufriedenheit.
Unser Kinderzimmer ist nicht perfekt. Es gibt Tage, an denen trotzdem alles herumliegt. Aber die Grundstruktur trägt, und die Kinder sind glücklicher. Sie spielen intensiver, streiten seltener ums Aufräumen, finden ihre Sachen. Und wir? Wir haben weniger Stress und ein besseres Gefühl. Vielleicht ist das die eigentliche Lektion: Manchmal muss man loslassen, um Raum zu gewinnen – nicht nur physisch, sondern auch mental.