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Versicherungen & Recht

Warum ein dritter Schlüssel unsere beste Investition des Jahres war

by Winterberg 2025. 11. 15.

Die Sache mit dem Schlüssel – oder: Warum wir jetzt drei haben

Es war ein ganz normaler Dienstagnachmittag. Ich war mit den Kindern beim Einkaufen, irgendwo zwischen Milchprodukten und der verzweifelten Suche nach diesem einen Joghurt, den Lena neuerdings unbedingt braucht. Markus hatte mir noch geschrieben: „Bin gleich zu Hause." Alles ganz entspannt also.

Bis mein Handy klingelte. Eine Nummer, die ich nicht kannte. Ich ging ran – und hörte Markus' Stimme. Nicht seine übliche „Hallo Schatz"-Stimme, sondern diese leicht gepresste Variante, die man bekommt, wenn man sich sehr bemüht, ruhig zu klingen. „Wo bist du gerade?" Ich erklärte ihm, dass wir noch ungefähr zwanzig Minuten brauchen würden. Kurze Pause. Dann: „Okay. Gut. Ich... ich sitze im Treppenhaus."

„Wieso sitzt du im Treppenhaus?"

„Weil mein Schlüssel nicht da ist."

Ich musste erst mal durchatmen. Die Kinder zerrten am Einkaufswagen, irgendjemand hatte eine Packung Kekse reingeschmuggelt, die da nicht hingehörte, und mein Mann saß vor unserer eigenen Wohnungstür wie ein ausgesperrter Teenager. „Wie meinst du, nicht da?"

„Ich meine: nicht da. Nicht in der Jackentasche, nicht in der Hosentasche, nicht in der Tasche. Nirgends." Seine Stimme klang jetzt ein bisschen verzweifelt. „Mein Handy ist auch gleich leer, deswegen ruf ich vom Handy von diesem Typen aus dem zweiten Stock an."

Ich verkniff mir die Frage, wie genau man seinen Wohnungsschlüssel verliert, wenn man jeden Tag zur Arbeit geht. Stattdessen sagte ich: „Okay. Wir kommen so schnell wie möglich." Dann kauften wir halt doch noch die Kekse.

Als wir zwanzig Minuten später die Treppe hochkamen – beladen mit Tüten, müden Kindern und meiner schwindenden Geduld – saß Markus tatsächlich auf der obersten Stufe. Neben ihm stand eine Tasse Kaffee. Unser Nachbar Herr Petersen hatte ihm eine gebracht. „Der arme Kerl sah so verloren aus", meinte Herr Petersen grinsend, bevor er in seine Wohnung verschwand.

Später, als die Kinder im Bett waren und wir auf dem Sofa saßen, kam die große Frage: „Sollten wir eigentlich einen Zweitschlüssel haben?" Markus hatte seinen Schlüssel übrigens am nächsten Tag wiedergefunden – in seiner Sporttasche, die seit drei Tagen im Kofferraum lag. Aber die Frage stand trotzdem im Raum.

Ich bin dann – weil ich so bin – erstmal ins Internet und hab nachgelesen. Mietrecht ist ja so eine Sache. Man denkt immer, man weiß Bescheid, und dann stellt sich raus, dass es doch komplizierter ist. Also: Grundsätzlich darf man als Mieter durchaus Nachschlüssel anfertigen lassen. Das steht einem zu. Schließlich ist es die eigene Wohnung, auch wenn man sie nur gemietet hat. Aber – und da wird's interessant – nur für den „vertragsgemäßen Gebrauch". Das heißt: für sich selbst und für Personen, die zum eigenen Haushalt gehören.

Was mir vorher nicht klar war: Man darf nicht einfach zehn Schlüssel machen lassen und die an alle Freunde verteilen. Nicht, dass wir das vorgehabt hätten. Aber theoretisch... nein, darf man nicht. Der Vermieter hat ein berechtigtes Interesse daran zu wissen, wie viele Schlüssel im Umlauf sind. Nicht, weil er einen kontrollieren will – zumindest nicht bei den meisten Vermietern – sondern wegen der Sicherheit. Wenn nämlich was passiert, ein Einbruch oder sowas, und es stellt sich raus, dass zwanzig Schlüssel irgendwo rumliegen, wird's problematisch.

„Und was ist mit dem Vermieter?", fragte Markus. „Hat der nicht sowieso einen Schlüssel?" Gute Frage. Hab ich auch gedacht. Aber nein, nicht automatisch. Viele Vermieter haben tatsächlich keinen Wohnungsschlüssel, wenn sie die Wohnung vermietet haben. Müssen sie auch nicht. Außer es gibt einen wichtigen Grund – zum Beispiel ein Notfall, Wasserrohrbruch, Gasgeruch, solche Sachen. Dann dürfen sie schon rein, aber eigentlich nur mit Vorankündigung oder eben in echten Notfällen.

Was sie allerdings nicht dürfen: heimlich einen Schlüssel behalten, ohne dass man davon weiß. Das ist tatsächlich ein häufigeres Problem, als man denkt. Ich hab damals Geschichten gelesen von Leuten, die nach Jahren rausgefunden haben, dass ihr Vermieter einfach mal so vorbeikam, wenn niemand da war. Gruselig, ehrlich gesagt. Bei unserem Vermieter, Herr Weber, kann ich mir das nicht vorstellen. Der schreibt selbst wegen Kleinigkeiten drei Wochen vorher eine Mail. Aber man hört ja so einiges.

Markus scrollte währenddessen auf seinem Handy rum. „Hier steht, dass man beim Auszug alle Schlüssel wieder abgeben muss." Er schaute hoch. „Auch die nachgemachten?"

Genau. Auch die nachgemachten. Das macht Sinn, wenn man drüber nachdenkt. Sonst könnte ja jeder, der mal in der Wohnung gewohnt hat, irgendwann wieder auftauchen. Oder die Schlüssel landen bei irgendwem, der sie eigentlich nicht haben sollte. Ich erinnere mich noch an unsere letzte Wohnung – da hatten wir am Ende drei Schlüssel. Einen hatte ich, einen Markus, und einen... wir wussten ehrlich gesagt nicht mehr genau. Irgendwann mal nachgemacht und dann im Chaos verloren. Beim Auszug haben wir nur zwei abgegeben. Der Vermieter hat nichts gesagt, aber wir mussten eine Gebühr zahlen – 50 Euro oder so. „Schlossaustausch", hieß es. Nicht viel, aber ärgerlich.

„Also machen wir jetzt einen Zweitschlüssel?", fragte Markus.

Ich überlegte. „Eigentlich brauchen wir doch beide einen, oder? Du hast einen, ich hab einen. Das macht schon zwei."

„Aber wenn einer von uns ausgesperrt ist..."

„Dann ruft man den anderen an."

„Und wenn das Handy leer ist?"

Wir schauten uns an. Touché.

Am nächsten Tag sind wir zum Schlüsseldienst um die Ecke. So ein kleiner Laden, den gibt's schon ewig. Der Typ hinter der Theke – Mitte sechzig, graue Haare, Nickelbrille – nahm unseren Schlüssel entgegen und begutachtete ihn wie ein Juwelier einen Diamanten. „Standardmodell", meinte er. „Mach ich Ihnen in fünf Minuten."

Während wir warteten, erzählte er uns, dass er im Schnitt drei bis vier Leute pro Tag hat, die ausgesperrt sind. „Meistens Dienstagvormittag oder Freitagnachmittag", sagte er. „Keine Ahnung, warum gerade dann. Vielleicht, weil die Leute montags noch konzentriert sind und am Wochenende sowieso zu Hause bleiben." Er lachte. Markus lachte mit, ein bisschen verlegen.

„Die meisten", fuhr der Schlüsseldienst fort, während er unseren Schlüssel in eine Maschine einspannte, „die meisten machen einen Zweit- oder Drittschlüssel erst, wenn's schon mal schiefgegangen ist. Vorher denkt man ja nicht dran." Er schaute uns über die Brille hinweg an. „Klug, dass Sie vorsorgen."

Ich nickte. Klug. Oder durch Schaden klug geworden.

Wir haben dann nicht nur einen Zweitschlüssel machen lassen, sondern gleich zwei. Also insgesamt drei: einen für Markus, einen für mich, und einen für den Notfall. Die Frage war nur: Wohin mit dem Notfallschlüssel?

Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten. Manche Leute verstecken ihn irgendwo im Treppenhaus – unter der Fußmatte, hinter einem losen Stein, in einem getarnten Blumentopf. Hab ich alles schon gesehen. Aber ehrlich? Das fühlt sich so... unsicher an. Jeder halbwegs aufmerksame Einbrecher kennt diese Verstecke. Unter der Fußmatte ist sowieso der erste Ort, wo man guckt. Das ist wie das Passwort „123456" – jeder weiß es, trotzdem machen's viele.

Andere haben so eine Schlüsselsafebox an der Wand, mit Zahlencode. Sieht man manchmal bei Airbnbs. Praktisch, klar. Aber auch ein bisschen... auffällig? So ein Ding schreit ja förmlich: „Hier ist ein Schlüssel!" Und wenn man den Code vergisst, steht man trotzdem da.

Markus schlug vor, den Schlüssel bei seinen Eltern zu lassen. Die wohnen zwanzig Minuten entfernt. Ich schaute ihn an. „Und wenn wir um Mitternacht ausgesperrt sind?" – „Dann fahren wir halt hin." – „Markus. Zwanzig Minuten. Mitternacht." – „Okay, vielleicht nicht die beste Idee."

Schließlich kamen wir auf Ute. Unsere Nachbarin von gegenüber. Sie wohnt seit zehn Jahren im Haus, ist immer freundlich, hilfsbereit, und – wichtig – fast immer da. Ute ist Grafikerin und arbeitet viel von zu Hause. Wenn man morgens die Tür aufmacht, riecht es manchmal nach frischem Kaffee aus ihrer Wohnung. Wir hatten schon ein paar Mal mit ihr geplaudert, über dies und das. Einmal hat sie auf unsere Pflanzen aufgepasst, als wir im Urlaub waren. Einmal haben wir ihren Paketberg angenommen, als sie krank war.

„Glaubst du, sie würde das machen?", fragte ich.

Markus zuckte mit den Schultern. „Fragen kostet nichts."

Also haben wir geklingelt. Ute öffnete, in Jogginghose und Pulli, Kaffeetasse in der Hand, und schaute uns neugierig an. Ich erklärte die Situation – Markus im Treppenhaus, der verlorene Schlüssel, unser neu gewonnenes Sicherheitsbedürfnis. Sie hörte zu, nickte, und sagte dann: „Klar, gerne. Ich leg ihn einfach in die Schublade im Flur. Falls ihr ihn braucht, sagt Bescheid."

So einfach war das. Keine große Sache. Aber irgendwie fühlte es sich... gut an. Nicht nur, weil wir jetzt einen Notfallschlüssel hatten, sondern auch, weil es ein Stück Vertrauen war. Ute vertraute uns, dass wir ihr nicht ständig auf die Nerven gehen würden. Wir vertrauten ihr, dass sie gut auf den Schlüssel aufpasst. Solche kleinen Gesten – ich glaube, die machen mehr aus, als man denkt.

Es gibt Studien dazu, dass nachbarschaftliche Beziehungen in Städten über die Jahre abgenommen haben. Früher, in den 60ern, 70ern, kannte man noch alle im Haus. Man lieh sich Zucker aus, passte auf die Kinder des anderen auf, trank zusammen Kaffee. Heute? Heute grüßt man sich manchmal nicht mal im Treppenhaus. Jeder lebt in seiner eigenen Blase. Das hat sicher auch mit unserer Lebensweise zu tun – wir sind mobiler, arbeiten mehr, haben weniger Zeit. Aber es ist schade. Weil genau diese kleinen Verbindungen – der Notfallschlüssel bei der Nachbarin, das kurze Gespräch auf der Treppe – die geben einem das Gefühl, nicht allein zu sein. Nicht im großen, dramatischen Sinn. Sondern im Alltag. Wenn man eben mal ausgesperrt ist.

Ich hab Ute danach eine Flasche Wein vorbeigebracht. Nicht, weil man das muss. Sondern weil's sich richtig anfühlte. Sie hat sich gefreut, und wir haben noch ein bisschen gequatscht. Sie erzählte, dass sie auch mal ausgesperrt war, vor zwei Jahren. Damals hatte noch niemand im Haus einen Schlüssel von ihr, und sie musste den Schlüsseldienst rufen. 200 Euro. Mitten in der Nacht. „Seitdem hab ich auch einen bei meiner Schwester deponiert", sagte sie lachend.

Was ich daraus gelernt hab? Erstens: Zweitschlüssel sind eine gute Idee. Klingt banal, aber man denkt nicht dran, bis man im Treppenhaus sitzt. Zweitens: Es lohnt sich, nachzulesen, was man eigentlich darf und was nicht. Mietrecht ist trocken, klar, aber manchmal ganz hilfreich. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass man alle nachgemachten Schlüssel beim Auszug abgeben muss. Hätten wir fast vergessen, bei der letzten Wohnung.

Und drittens, vielleicht das Wichtigste: Es ist okay, um Hilfe zu bitten. Nachbarn, Freunde, Familie – die meisten helfen gerne. Man muss nur fragen. Und ja, es ist auch ein Stück Vertrauen. Aber genau das braucht's, glaub ich. Gerade in Zeiten, wo jeder in seiner eigenen Welt lebt, ist es wichtig, diese kleinen Brücken zu bauen. Der Notfallschlüssel bei Ute ist so eine Brücke.

Markus meinte neulich, er fühle sich jetzt sicherer. Nicht, weil wir jetzt drei Schlüssel haben – obwohl das natürlich hilft. Sondern weil wir wissen, dass da jemand ist, der im Notfall helfen würde. Und umgekehrt genauso. Ute weiß, dass sie uns fragen kann, wenn sie was braucht. Oder wenn sie mal ausgesperrt ist. Was hoffentlich nicht passiert, aber man weiß ja nie.

Ich hab übrigens auch noch was Interessantes gelesen, als ich mich mit dem Thema Schlüssel beschäftigt hab. Es gibt tatsächlich psychologische Forschung zu dem Thema „Sicherheit im eigenen Zuhause". Menschen, die das Gefühl haben, ihr Zuhause ist gut gesichert, fühlen sich nachweislich entspannter und schlafen besser. Das hat nicht nur mit Schlössern und Alarmanlagen zu tun, sondern auch mit dem sozialen Umfeld. Wenn man das Gefühl hat, die Nachbarn schauen ein bisschen mit aufs Haus oder die Wohnung, fühlt man sich sicherer. Interessant, oder? Es geht nicht nur um die physische Sicherheit, sondern auch um das Gefühl, in einem Netzwerk zu sein.

Bei uns im Haus ist das ganz unterschiedlich. Manche Leute kennen wir besser, andere kaum. Die junge Frau im ersten Stock sieht man fast nie. Der ältere Herr im Erdgeschoss grüßt immer sehr höflich, aber mehr auch nicht. Und dann gibt's Ute, mit der wir inzwischen öfter mal ein paar Worte wechseln. Es muss ja nicht mit allen super eng sein. Aber es ist schön zu wissen, dass da Leute sind, auf die man im Notfall zählen kann.

Was die Schlüssel angeht – wir haben jetzt unsere drei, und bisher läuft's gut. Markus hat seinen immer dabei (meistens). Ich hab meinen. Und Utes Schlüssel liegt sicher in ihrer Schublade. Wir haben ihn noch nicht gebraucht, und das ist auch gut so. Aber das Gefühl, dass er da ist, das ist... beruhigend.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Ein Zweitschlüssel. Eine nette Nachbarin. Das Wissen, dass man nicht alleine ist, wenn's mal schiefgeht. Und ehrlich gesagt – das Treppenhaus-Erlebnis hat uns auch ein bisschen näher zusammengebracht. Nicht nur Markus und mich, sondern auch uns und die Nachbarn. Wir grüßen jetzt öfter, bleiben manchmal kurz stehen für einen Plausch. Kleine Gesten, aber sie zählen.

Neulich hab ich gelesen, dass in Japan viele Menschen Zweitschlüssel bei Freunden oder Nachbarn lassen. Das ist dort viel üblicher als hier. Liegt vielleicht an der Kultur – in Japan spielt das Konzept von „Gemeinschaft" eine größere Rolle als bei uns. Man hilft sich gegenseitig, ohne groß drüber nachzudenken. Bei uns ist das oft anders. Wir sind vorsichtiger, zurückhaltender. Nicht unbedingt schlecht, aber manchmal vielleicht ein bisschen zu vorsichtig.

Ich muss auch zugeben, dass ich anfangs ein bisschen skeptisch war, was den Schlüssel bei Ute angeht. Nicht, weil ich ihr nicht vertraut hätte – sondern einfach, weil es sich ungewohnt anfühlte. Jemandem außerhalb der Familie einen Schlüssel zu geben, das ist schon was. Aber im Nachhinein war's die richtige Entscheidung. Und Ute hat gesagt, sie fühlt sich geehrt, dass wir ihr das zutrauen. „Das zeigt mir, dass ihr mich mögt", meinte sie, halb im Scherz, halb ernst. Und stimmt ja auch.

Was ich damit sagen will: Es geht nicht nur um den praktischen Nutzen – also darum, nicht wieder im Treppenhaus zu sitzen. Es geht auch um das Zwischenmenschliche. Darum, Verbindungen zu knüpfen, Vertrauen aufzubauen, füreinander da zu sein. Klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber ich glaub, das fehlt vielen heute. Diese kleinen, alltäglichen Momente, in denen man merkt: Wir sind nicht alleine.

Markus hat übrigens letzte Woche seinen Schlüssel wieder verlegt. Zum Glück war ich da. Er hat ihn dann im Badezimmer gefunden, neben der Zahnbürste. „Keine Ahnung, wie der dahin gekommen ist", meinte er. Ich hab nur gegrinst. Vielleicht sollten wir doch noch einen vierten Schlüssel machen lassen. Zur Sicherheit.

Aber im Ernst: Die drei Schlüssel reichen. Und das Wichtigste haben wir sowieso gewonnen – ein bisschen mehr Sicherheit, ein bisschen mehr Vertrauen, und eine nette Nachbarin, die im Notfall helfen würde. Mehr braucht man eigentlich nicht.