본문 바로가기
Versicherungen & Recht

Wie ein einziger Fehlwurf uns fast Hunderte Euro kostete

by Winterberg 2025. 11. 15.

Die Sache mit dem Joghurtbecher – oder: Warum wir jetzt doch über Mülltrennung reden

Letzte Woche stand ich wieder mal da. Vor den Tonnen. Mit diesem bescheuerten Joghurtbecher in der Hand. Ihr kennt das vielleicht – dieser Moment, in dem man sich fragt, ob man jetzt wirklich noch mal nach oben laufen soll, um nachzuschauen, ob da irgendwo auf der Verpackung steht, was damit passieren soll. Gelbe Tonne? Restmüll? Oder doch eins von diesen merkwürdigen Hybrid-Dingern, bei denen der Deckel woanders hin muss als der Becher?

Markus war natürlich entspannter als ich. „Mach einfach gelb", meinte er, während er schon wieder Richtung Wohnung verschwand. „Das merkt doch keiner." Ich hab kurz überlegt, ob er recht hat. Und dann hab ich den Becher doch in die gelbe Tonne geworfen. Mit diesem komischen Gefühl im Bauch, das man hat, wenn man nicht ganz sicher ist, ob man gerade eine Kleinigkeit vermasselt hat oder ob's wirklich egal ist.

Tja. Zwei Tage später wusste ich: Es ist nicht egal.

Da hing nämlich ein Zettel im Hausflur. Handgeschrieben, mit ordentlichen Buchstaben, die irgendwie nach „Ich hab die Schnauze voll" aussahen: „Bitte Müll richtig trennen – sonst droht Nachsortiergebühr!" Darunter stand noch was von der Hausverwaltung und dass die Müllabfuhr jetzt zum zweiten Mal einen Container stehen gelassen hätte.

Ich bin ehrlich – ich wusste gar nicht, dass die das können. Einfach den Müll nicht mitnehmen, meine ich. Aber sie tun's. Und zwar nicht aus Bosheit, sondern weil seit 1991 das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Deutschland ziemlich klare Vorgaben macht. Wenn in der Papiertonne zu viel Restmüll ist oder in der gelben Tonne ständig Dinge landen, die da nicht reingehören, dürfen die Entsorgungsunternehmen die Annahme verweigern. Das nennt sich dann „Fehlwurf" – klingt harmlos, ist es aber nicht. Die Kosten für die Nachsortierung oder eine Sonderabholung können schnell mehrere hundert Euro betragen. Und die landen dann entweder direkt beim Vermieter oder werden auf alle Mieter umgelegt. Bei uns im Haus sind das sechzehn Parteien. Ihr könnt euch ausrechnen, wie beliebt man ist, wenn man derjenige ist, der die Pizzakartons mit eingetrockneten Käseresten in die blaue Tonne schmeißt.

Und genau das war passiert. Irgendwer hatte gedacht, Pizzakartons gehören ins Altpapier. Prinzipiell stimmt das ja auch – aber eben nur, wenn sie sauber sind. Kartons mit Fettresten, Essensresten oder diesem klebrigen Käsefilm sind kontaminiert. Das Papier kann dann nicht mehr recycelt werden, weil die Fasern durch die organischen Reste unbrauchbar werden. Die ganze Ladung wird aussortiert und landet in der Verbrennung. Im schlimmsten Fall versaut ein einziger fettiger Karton eine ganze Charge Recyclingpapier. Die Müllwerker kennen das und gucken inzwischen genauer hin. Unser Container war offenbar so eindeutig falsch befüllt, dass sie ihn einfach stehen ließen.

Als ich das gelesen habe, musste ich an meinen Joghurtbecher denken. Und daran, wie oft wir alle so kleine Entscheidungen treffen, ohne groß nachzudenken. Weil's schnell gehen muss. Weil wir gestresst sind. Weil wir denken, dass es bei dieser einen Verpackung schon nicht so schlimm sein wird.

Markus kam irgendwann in die Küche und sah mich vor dem Laptop sitzen. „Was machst du da?" – „Ich google, wo Joghurtbecher hingehören." Er hat gelacht. „Jetzt wird's aber ernst." Ja, dachte ich mir. Wird es wohl.

Was ich dabei rausgefunden habe, war ehrlich gesagt verblüffend. Joghurtbecher aus Plastik gehören tatsächlich in die gelbe Tonne – aber nur, wenn sie leer sind. Nicht ausgewaschen, einfach nur ausgekratzt reicht. Der Deckel, der oft aus Aluminium ist, gehört auch in die gelbe Tonne, muss aber nicht unbedingt abgetrennt werden. Moderne Sortieranlagen schaffen das inzwischen. Trotzdem wird empfohlen, verschiedene Materialien zu trennen, weil es den Recyclingprozess effizienter macht. Bei manchen Bechern steht auf dem Boden eine Zahl in einem Dreieck – das ist der Kunststoffcode. Eine 5 steht für Polypropylen, das gut recycelbar ist. Eine 6 für Polystyrol, das schwieriger ist. Aber wer guckt sich das schon an, wenn man mit drei Tüten Einkauf und einem weinenden Kind im Arm nach Hause kommt?

Ich weiß noch, wie das früher bei meinen Eltern war. Da gab's eine Mülltonne. Eine. Für alles. Und irgendwann in den Achtzigern kam dann der grüne Punkt, und plötzlich sollte man Dosen und Plastik sammeln. Meine Mutter hat damals gemeckert, weil in der Küche nicht genug Platz war für all die Behälter. Heute steht bei uns ein kleiner Treteimer für Biomüll, ein größerer für Restmüll, ein gelber Sack unter der Spüle und eine Papiertüte im Flur. Wir haben uns daran gewöhnt. Aber einfach ist es trotzdem nicht immer.

Das deutsche Abfallsystem gilt weltweit als eines der komplexesten – und gleichzeitig als eines der effizientesten. Über 67 Prozent der Siedlungsabfälle werden hierzulande recycelt oder kompostiert. Das ist Spitzenwert in Europa. Aber das funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Und genau da wird's knifflig. Denn Mülltrennung ist in Deutschland zwar gesetzlich vorgeschrieben, aber die Regeln unterscheiden sich je nach Kommune. In manchen Städten gibt es eine braune Tonne für Bioabfall, in anderen nicht. In manchen Regionen wird Glas nach Farben getrennt, in anderen zusammen gesammelt. Wer umzieht, muss erstmal rausfinden, was wo hingehört.

Ich hab neulich mit unserer Nachbarin gesprochen, Frau Meier aus dem dritten Stock. Die ist vor einem Jahr aus Bayern zu uns nach Baden-Württemberg gezogen. „Ich hab drei Wochen gebraucht, um zu verstehen, dass hier die Wertstofftonne anders funktioniert als in München", hat sie erzählt. In München gibt's nämlich keine gelbe Tonne, sondern Wertstoffinseln, zu denen man sein Zeug bringen muss. Hier wird alles abgeholt. Sie hat am Anfang einfach alles in den Restmüll geworfen, weil sie nicht wusste, wie es geht. Und sie war nicht die Einzige. Ich schätze, die Hälfte der Fehlwürfe passiert aus Unwissenheit, nicht aus Faulheit.

Aber zurück zu unserem Zettel im Hausflur. Der hat mich nachdenklich gemacht. Nicht wegen der Nachsortiergebühr – obwohl die natürlich ärgerlich ist –, sondern weil mir klar wurde, wie wenig Aufmerksamkeit wir alltäglichen Dingen schenken. Müll ist so ein Ding, das einfach verschwindet, sobald wir den Deckel der Tonne zuklappen. Wir denken nicht drüber nach, was danach passiert. Dabei ist die Reise eines Joghurtbechers oder einer Plastikflasche ziemlich faszinierend, wenn man mal genauer hinschaut.

Also hab ich's gemacht. Genauer hingeschaut. Und rausgefunden, dass der Inhalt der gelben Tonne in eine Sortieranlage kommt, wo Förderbänder, Magnete, optische Sensoren und Luftdüsen die verschiedenen Materialien trennen. Plastikflaschen werden nach Farbe sortiert – PET wird eingeschmolzen und zu neuen Flaschen, Textilien oder Dämmmaterial verarbeitet. Aluminium wird recycelt und spart dabei 95 Prozent der Energie, die für die Herstellung von neuem Aluminium nötig wäre. Selbst der Joghurtbecher, der oft aus gemischtem Kunststoff besteht, kann zu einem gewissen Grad wiederverwertet werden – wenn er sauber ist und richtig sortiert wurde.

Aber was passiert, wenn wir's falsch machen? Dann steigt der Anteil an „Fehlwürfen" – und damit der Aufwand für die Sortierung. Die Recyclingquote sinkt. Mehr Material landet in der Verbrennung. Und ja, auch wenn Müllverbrennung in Deutschland auf einem hohen technischen Niveau stattfindet und zur Energiegewinnung genutzt wird – es ist trotzdem die schlechteste Option in der Abfallhierarchie. Besser wäre Vermeidung, dann Wiederverwendung, dann Recycling. Erst ganz am Ende kommt die Verbrennung.

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen nach Besserwisserei. Ich weiß. Aber ehrlich gesagt hab ich selbst erst durch diesen blöden Zettel angefangen, mich damit zu beschäftigen. Vorher hab ich auch einfach gemacht. Manchmal richtig, manchmal falsch. Und manchmal hab ich die Augen zugekniffen und gehofft, dass es schon passt.

Markus und ich haben uns dann zusammengesetzt und beschlossen, dass wir's ab jetzt besser machen wollen. Nicht perfekt – das schaffen wir eh nicht –, aber bewusster. Wir haben uns eine kleine Liste gemacht und an die Küchentür gehängt. Nichts Ausgefallenes, einfach die häufigsten Dinge, bei denen wir uns nie sicher waren:

Pizzakartons ohne Reste – blaue Tonne. Mit Fett oder Käse – Restmüll oder, wenn die Kommune es erlaubt, Biotonne. Kassenzettel – Restmüll, weil Thermopapier nicht recycelbar ist. Kunststoffverpackungen – gelbe Tonne, aber bitte leer. Zerknülltes Geschenkpapier mit Glitzer – Restmüll. Konservendosen – gelbe Tonne, müssen nicht ausgespült werden, Deckel darf drin bleiben. Taschentücher – Restmüll, nicht Papier. Und so weiter.

Klingt nach viel Arbeit? Ist es anfangs auch. Aber nach zwei Wochen war's Routine. Ich steh jetzt nicht mehr zweifelnd vor den Tonnen und überlege. Ich weiß einfach, was wohin gehört. Und das spart Zeit – und Nerven.

Was mich überrascht hat: Es macht sogar ein bisschen Spaß. Ich weiß, das klingt seltsam. Aber es ist ein gutes Gefühl, etwas richtig zu machen. Etwas, das sonst keiner sieht, das aber trotzdem einen Unterschied macht. Ich hab mal gelesen, dass kleine Alltagshandlungen, die einen Sinn haben, unser Wohlbefinden steigern können. Psychologen nennen das „Selbstwirksamkeit" – das Gefühl, dass das eigene Verhalten Auswirkungen hat. Und tatsächlich: Seitdem wir's mit der Mülltrennung ernst nehmen, fühlt sich unser Haushalt irgendwie geordneter an. Nicht nur der Müll, sondern alles.

Vielleicht liegt's auch daran, dass wir uns inzwischen mehr Gedanken über Verpackungen machen. Wir kaufen seltener Dinge in Plastik, wenn's auch ohne geht. Joghurt gibt's jetzt im Glas – schmeckt besser und macht weniger Müll. Beim Bäcker nehmen wir einen Stoffbeutel mit. Und ja, manchmal vergessen wir den Beutel und nehmen doch die Papiertüte. Aber es ist ein Anfang.

Der Zettel im Hausflur hängt übrigens immer noch. Inzwischen hat jemand mit Bleistift druntergeschrieben: „Danke fürs Erinnern!" Eine andere Hand hat ergänzt: „Wo finde ich Infos zur richtigen Trennung?" Und wieder jemand anders hat den Link zur Website der Stadtverwaltung notiert. Es ist ein bisschen wie ein schwarzes Brett für Müll-Nachhilfe geworden. Irgendwie schön, finde ich. Zeigt, dass wir alle im selben Boot sitzen.

Ich hab neulich gelesen, dass in Japan Mülltrennung noch viel komplexer ist als bei uns. In manchen Städten gibt es über vierzig verschiedene Kategorien. PET-Flaschen müssen in drei Teile zerlegt werden: Deckel, Etikett, Flasche. Jedes Teil kommt woanders hin. Einmal pro Monat gibt's einen speziellen Abholtag nur für kaputte Regenschirme. Das ist irre. Aber es funktioniert, weil die Gesellschaft dahintersteht. Kinder lernen das in der Schule, Nachbarn erinnern sich gegenseitig, und es gilt als unhöflich, seinen Müll falsch zu entsorgen.

Bei uns ist das noch nicht ganz so weit. Aber ich merke, dass sich was tut. Die Leute reden mehr darüber. Im Supermarkt gibt's inzwischen Hinweisschilder, welche Verpackungen recycelbar sind. Auf vielen Produkten steht „Recyclingfähig" oder „Aus 100 % Recyclingmaterial". Das ist Marketing, klar. Aber es zeigt auch, dass die Unternehmen wissen, dass es den Kunden wichtig ist.

Und dann gibt's natürlich die Studien. Die sagen, dass wir Deutschen zwar gut im Trennen sind, aber schlecht im Vermeiden. Wir produzieren pro Kopf mehr Verpackungsmüll als die meisten anderen EU-Länder – über 220 Kilogramm pro Jahr. Das ist doppelt so viel wie in Polen oder Rumänien. Klar, ein Teil davon liegt an unserem Lebensstandard, am Onlinehandel, an den vielen kleinen Portionen und Einwegverpackungen. Aber ein anderer Teil liegt einfach daran, dass wir's uns leisten können, verschwenderisch zu sein.

Ich ertapp mich selbst immer wieder dabei. Neulich hab ich mir beim Bäcker ein belegtes Brötchen geholt. „Zum Mitnehmen", hab ich gesagt, obwohl ich nur drei Minuten bis nach Hause hatte. Zack, kam das Brötchen in eine Papiertüte. Hätte ich auch so tragen können. Aber ich hab's nicht gemacht, weil's halt einfacher war. Solche Momente zeigen mir, wie tief bestimmte Gewohnheiten sitzen.

Markus ist da manchmal konsequenter als ich. Der nimmt inzwischen seine eigene Dose mit, wenn er beim Metzger Wurst kauft. Anfangs war ihm das peinlich. „Was denken die denn von mir?", hat er gemurrt. Inzwischen macht er's einfach. Und die Verkäuferin lächelt immer, wenn sie ihn sieht. „Ah, der mit der Dose", sagt sie. Er ist stolz drauf. Zurecht, finde ich.

Was ich damit sagen will: Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, anzufangen. Und es geht darum, zu verstehen, warum wir das alles machen. Nicht, weil irgendein Gesetz es vorschreibt – obwohl das natürlich auch ein Grund ist –, sondern weil es Sinn ergibt. Weil jede Plastikflasche, die recycelt wird, Rohstoffe spart. Weil jeder Bioabfall, der kompostiert wird, zu Erde wird, die wieder genutzt werden kann. Weil jeder Fehlwurf, den wir vermeiden, die Recyclingquote verbessert und die Kosten senkt.

Und ja, manchmal nervt es. Manchmal will ich einfach nur den Müll runtertragen und nicht nachdenken. Manchmal hab ich keine Lust, den Joghurtbecher auszukratzen oder das Etikett von der Konservendose zu friemeln. Aber dann denk ich an den Zettel im Hausflur. Und an die Nachsortiergebühr. Und daran, dass es eigentlich gar nicht so schwer ist, wenn man sich einmal die Mühe gemacht hat, es zu verstehen.

Letzte Woche bin ich wieder mit einem Joghurtbecher vor den Tonnen gestanden. Diesmal hab ich nicht gezögert. Becher ausgekratzt, in die gelbe Tonne, fertig. Markus stand neben mir und grinste. „Siehst du", sagte er, „geht doch." – „Ja", hab ich geantwortet, „geht doch."

Und ehrlich gesagt: Seitdem wir's genauer nehmen, sieht's im Hof auch ordentlicher aus. Die Tonnen sind nicht mehr randvoll mit Zeug, das nicht reingehört. Die Müllabfuhr nimmt alles mit. Und der Zettel im Hausflur ist inzwischen ein kleines Gemeinschaftsprojekt geworden, bei dem sich Leute gegenseitig helfen.

Manchmal reicht wirklich schon ein bisschen Aufmerksamkeit, um aus Ärger Routine zu machen. Und aus Routine vielleicht sogar ein gutes Gefühl. Ist ja nicht so, dass Mülltrennung die Welt rettet. Aber es ist ein Anfang. Und Anfänge sind meistens besser als gar nichts.