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Versicherungen & Recht

Kreditkarte weg im Urlaub: Die Nacht, die alles veränderte

by Winterberg 2025. 11. 17.

Die verschwundene Kreditkarte in Barcelona – oder warum wir jetzt alles doppelt absichern

Letzten September in Barcelona. Wir saßen in dieser kleinen Tapas-Bar in El Born, du weißt schon, diese verwinkelten Gassen, wo man sich sofort verliebt und verloren fühlt zugleich. Thomas hatte gerade die Rechnung bezahlt, wir schlenderten zurück zum Hotel, und dann – ich werde diesen Moment nie vergessen – griff er in seine Hosentasche und wurde kreidebleich.

"Die Karte ist weg."

Erst dachten wir, er hätte sie in der Bar liegenlassen. Also zurück, durch die engen Gassen, vorbei an den Straßenmusikern, die immer noch spielten. Der Kellner schaute in der Kasse nach, unter dem Tisch, nichts. Thomas durchsuchte alle Taschen, dreimal, viermal. Die Kreditkarte war definitiv verschwunden.

Du kennst dieses Gefühl vielleicht – diese Mischung aus Panik und Verleugnung. "Vielleicht ist sie im Hotel", sagte ich, obwohl wir beide wussten, dass er sie beim Bezahlen noch hatte. Barcelona bei Nacht, die Straßen voller Menschen, und irgendwo da draußen war unsere Kreditkarte. Mit der wir das Hotel bezahlen wollten. Und die Mietwagen. Und eigentlich alles.

Thomas' erste Reaktion war typisch für ihn: sofort handeln. Noch auf der Straße rief er die Sperrhotline an. 116 116 – diese Nummer hatten wir uns vor der Reise notiert, zum Glück. Aus dem Ausland muss man übrigens +49 vorwählen, das wussten wir nicht und haben erstmal fünf Minuten rumtelefoniert. Die Dame am anderen Ende war professionell, fast schon beruhigend. "Wann haben Sie die Karte zuletzt benutzt?" – "Vor zwanzig Minuten." – "Gut, dann sperren wir sie jetzt sofort."

Was ich nicht wusste: Die meisten Banken haben tatsächlich ein ziemlich ausgeklügeltes System. Sobald eine Karte als gestohlen gemeldet wird, werden nicht nur weitere Abbuchungen verhindert, sondern auch alle verdächtigen Transaktionen der letzten Stunden markiert. Die Dame erklärte uns, dass in den letzten zwanzig Minuten keine weiteren Abbuchungen erfolgt waren. Erleichterung. Erstmal.

Aber dann kam die Ernüchterung. "Eine Ersatzkarte können wir Ihnen nach Spanien schicken", sagte die Dame, "das dauert aber drei bis fünf Werktage." Wir hatten noch vier Tage Urlaub. Und nur noch eine andere Kreditkarte dabei, meine. Die lag sicher im Hotelsafe, aber trotzdem – was, wenn die auch wegkommt?

Diese Nacht im Hotel war seltsam. Wir lagen wach und haben durchgerechnet, was alles schiefgehen könnte. Das Hotel war schon bezahlt, das war gut. Aber der Mietwagen? Da brauchten wir eine Kreditkarte auf den Namen des Fahrers – also Thomas. Meine würden sie nicht akzeptieren, das wussten wir aus Erfahrung.

Am nächsten Morgen gingen wir zur Polizei. Die Comisaría de Policía in Barcelona, ein grauer Betonklotz, in dem gefühlt hundert Menschen warteten. Touristen, die bestohlen wurden, locals mit irgendwelchen Anliegen, ein Durcheinander aus Sprachen. Nach zwei Stunden waren wir dran. Der Beamte sprach kaum Englisch, wir kaum Spanisch, aber irgendwie verständigten wir uns. "Tarjeta de crédito", sagte Thomas immer wieder und machte Gesten. "Perdida? Robada?", fragte der Polizist. Verloren oder gestohlen?

Gute Frage. Wir wussten es nicht. Vielleicht war sie rausgefallen, vielleicht hatte jemand sie aus der Tasche gezogen. In Barcelona gibt es viele Taschendiebe, besonders in den Touristenvierteln. Die arbeiten oft zu zweit oder dritt – einer lenkt ab, einer klaut, einer nimmt die Beute entgegen. Profis, die das seit Jahren machen.

Der Polizist machte eine Anzeige wegen Diebstahl. "Für Versicherung", sagte er und zwinkerte. Tatsächlich ist diese Anzeige wichtig. Viele Versicherungen zahlen nur, wenn man eine polizeiliche Bescheinigung hat. Auch die Banken wollen oft einen Nachweis, besonders wenn es um die Erstattung unberechtigter Abbuchungen geht.

Die rechtliche Situation ist übrigens interessant. In der EU gilt seit 2018 die zweite Zahlungsdiensterichtlinie, PSD2 genannt. Die regelt unter anderem die Haftung bei Kartenverlust. Grundsätzlich haftet man als Karteninhaber bis zur Sperrung mit maximal 50 Euro – früher waren es 150 Euro. Aber nur, wenn man nicht grob fahrlässig war. Was heißt grob fahrlässig? Zum Beispiel die PIN auf die Karte schreiben. Oder die Karte offen rumliegen lassen.

Thomas hatte nichts davon getan. Die Karte war in seiner Hosentasche, die PIN kannte nur er. Also sollten wir eigentlich auf der sicheren Seite sein. Sollten.

Zurück im Hotel checkten wir erstmal online die Kontobewegungen. Nichts Auffälliges, nur unsere eigenen Ausgaben. Aber Thomas war trotzdem nervös. "Was, wenn die jetzt im Internet damit shoppen?", fragte er. Das geht tatsächlich – für Online-Käufe braucht man oft nur die Kartennummer, das Ablaufdatum und die CVV-Nummer. Alles Dinge, die auf der Karte stehen.

Viele Banken haben deshalb zusätzliche Sicherheitsmechanismen. 3D-Secure zum Beispiel, wo man jeden Online-Kauf extra bestätigen muss. Oder Geo-Blocking, wo Transaktionen aus bestimmten Ländern automatisch abgelehnt werden. Unsere Bank hatte beides, wie wir später erfuhren. Trotzdem – das Gefühl, dass irgendwo jemand mit unseren Daten rumlaufen könnte, war unangenehm.

Dann erinnerte ich mich an unsere Reiseversicherung. Die hatten wir über die Kreditkarte abgeschlossen – ironisch, oder? Viele Premium-Kreditkarten haben tatsächlich eine eingebaute Reiseversicherung. Man muss nur die Reise mit der Karte bezahlen, dann ist man automatisch versichert. Bei uns war es eine Gold-Karte mit Auslandskrankenversicherung, Reiserücktritt und – wichtig – einem Bargeld-Notfallservice.

Ich rief die Hotline der Versicherung an. Der Mann am anderen Ende war erstaunlich hilfsbereit. "Kein Problem", sagte er, "wir können Ihnen Notfall-Bargeld zur Verfügung stellen. Bis zu 1.500 Euro, innerhalb von 24 Stunden." Das klang fast zu gut, um wahr zu sein. Der Haken? Man musste es innerhalb von vier Wochen zurückzahlen. Aber das war okay, besser als gestrandet zu sein.

Er erklärte mir den Ablauf: Wir sollten zu einer Partnerbank gehen – in Barcelona war das die Santander –, uns ausweisen und einen Code nennen, den er mir per SMS schicken würde. Dann würden wir das Geld bekommen. Tatsächlich funktionierte es genau so. Am nächsten Tag standen wir in der Santander-Filiale, zeigten unsere Pässe, nannten den Code, und bekamen 500 Euro ausgezahlt. Cash. Ohne weitere Fragen.

Das mit dem Mietwagen war komplizierter. Die Autovermietung bestand auf einer Kreditkarte auf den Namen des Fahrers. Meine ging nicht, Bargeld auch nicht. Thomas telefonierte eine Stunde mit der Zentrale in Deutschland, erklärte die Situation, bat um Kulanz. Nichts zu machen. Am Ende mussten wir den Wagen einen Tag früher zurückgeben und mit dem Zug zum Flughafen fahren. Nicht dramatisch, aber ärgerlich.

Was mich überrascht hat: Wie viele Menschen ähnliche Geschichten haben. Am Hotelfrühstück kamen wir mit einem deutschen Paar ins Gespräch. Denen war in Rom die komplette Geldbörse geklaut worden. Alle Karten weg, Bargeld weg, sogar der Führerschein. Sie mussten sich von Freunden Geld leihen lassen, um nach Hause zu kommen.

Die erzählten uns von ihrer Erfahrung mit der Haftpflichtversicherung. Die greift nämlich normalerweise nicht bei einfachem Verlust oder Diebstahl von Geld oder Karten. Nur wenn durch den Diebstahl ein Schaden bei Dritten entsteht – zum Beispiel wenn jemand mit der geklauten Karte im Namen des Besitzers Waren bestellt und nicht bezahlt. Kompliziert, und meist nicht hilfreich.

Was wirklich hilft, sind spezielle Reiseversicherungen oder Kreditkartenschutzversicherungen. Die kosten extra, meist so 30-50 Euro im Jahr, decken aber dann wirklich alles ab: Kartenverlust, Bargelddiebstahl, sogar die Kosten für neue Ausweise. Wir hatten keine. Jetzt haben wir eine.

Thomas recherchierte später noch ausführlich zu dem Thema. Es gibt tatsächlich große Unterschiede zwischen den Anbietern. Manche Kreditkarten haben einen weltweiten Notfallservice inklusive, andere verlangen dafür Extragebühren. Bei manchen bekommt man innerhalb von 24 Stunden eine Ersatzkarte per Express, bei anderen wartet man eine Woche.

Besonders interessant: Die Selbstbeteiligung. Bei vielen Banken muss man die ersten 50 Euro selbst tragen, wenn die Karte missbraucht wird. Aber nur, wenn man sofort sperrt. Wartet man zu lange, kann die Haftung auch höher sein. Deshalb ist es so wichtig, sofort zu reagieren. Jede Minute zählt.

Wir hatten Glück. Keine unberechtigten Abbuchungen, das Notfall-Bargeld hat funktioniert, und nach unserer Rückkehr war die neue Karte schon da. Aber die Erfahrung hat uns verändert. Wir sind vorsichtiger geworden. Thomas trägt seine Karten jetzt in einer RFID-geschützten Geldbörse – diese Dinger, die verhindern, dass jemand die Kartendaten kontaktlos ausliest. Ich habe mir angewöhnt, Fotos von allen wichtigen Dokumenten zu machen und verschlüsselt in der Cloud zu speichern. Kartennummern, Sperr-Hotlines, Versicherungspolicen.

Und wir haben unsere Reisestrategie geändert. Früher hatten wir immer nur zwei Kreditkarten dabei, beide im Geldbeutel. Jetzt haben wir vier – zwei bei mir, zwei bei Thomas, und nie alle am selben Ort. Eine im Safe, eine im Geldbeutel, eine versteckt im Koffer. Paranoid? Vielleicht. Aber im Ernstfall ist man froh drum.

Die Sache mit dem Bargeld haben wir auch überdacht. Früher haben wir im Urlaub fast alles mit Karte gezahlt. Ist ja praktisch. Aber wenn die Karte weg ist, steht man dumm da. Jetzt haben wir immer eine Bargeldreserve dabei, versteckt an verschiedenen Orten. Nicht viel, aber genug für zwei, drei Tage.

Was mir auch aufgefallen ist: Wie unterschiedlich die Länder mit sowas umgehen. In Spanien war die Polizei routiniert, die haben solche Anzeigen täglich. In Deutschland wäre das wahrscheinlich komplizierter gewesen. Dafür ist in Deutschland die Infrastruktur besser – Ersatzkarten kommen schneller, Notfall-Services funktionieren zuverlässiger.

Thomas hat übrigens später noch was Interessantes rausgefunden. Es gibt Apps, mit denen man seine Kreditkarten temporär sperren kann. Also nicht endgültig, sondern nur für ein paar Stunden oder Tage. Praktisch, wenn man die Karte verlegt hat und nicht sicher ist, ob sie gestohlen wurde oder nur irgendwo rumliegt. Bei unserer Bank geht das über die Banking-App. Ein Klick, Karte gesperrt. Noch ein Klick, wieder entsperrt.

Die Technologie entwickelt sich auch weiter. Virtuelle Kreditkarten zum Beispiel, die nur auf dem Handy existieren. Oder Karten, bei denen man für jede Transaktion eine neue Nummer generiert. Klingt nach Science Fiction, gibt es aber schon. Macht das Reisen sicherer, aber auch komplizierter.

Ein Bekannter von uns, der viel geschäftlich reist, hat noch einen anderen Ansatz. Er hat ein separates Konto nur für Reisen, mit einer eigenen Kreditkarte. Da überweist er vor jeder Reise nur so viel drauf, wie er voraussichtlich braucht. Wenn die Karte geklaut wird, ist der Schaden begrenzt. Clever, aber auch aufwändig.

Die psychologische Komponente darf man auch nicht unterschätzen. Nach dem Kartenverlust war Thomas die restlichen Tage in Barcelona angespannt. Ständig hat er seine Taschen kontrolliert, war misstrauisch bei Menschenansammlungen. Das hat den Urlaub schon beeinträchtigt. Diese ständige Wachsamkeit ist anstrengend.

Andererseits: Man lernt dazu. Wir sind jetzt aufmerksamer, ohne paranoid zu sein. Wir wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Und wir haben Backup-Pläne. Das gibt Sicherheit.

Was würde ich anderen raten? Vorbereitung ist alles. Speichert die Sperr-Hotlines im Handy. Macht Fotos von euren Karten. Überlegt euch vorher, was ihr im Notfall macht. Und checkt eure Versicherungen – nicht erst, wenn was passiert ist.

Die Barcelona-Reise war trotz allem schön. Die Stadt ist fantastisch, das Essen großartig, die Menschen freundlich. Der Kartenverlust war nur eine Episode, wenn auch eine lehrreiche. Wir waren sogar nochmal in derselben Tapas-Bar. Der Kellner hat uns wiedererkannt. "Die mit der verlorenen Karte!", rief er und lachte. Wir lachten mit. Im Nachhinein kann man drüber lachen.

Thomas zahlt dort übrigens jetzt immer bar.