
Wenn der Vermieter plötzlich im Flur steht
Vergangenen Donnerstag war ich gerade dabei, die Spülmaschine auszuräumen. So gegen halb elf vormittags, eine ganz normale Alltagssituation. Ich hatte noch meinen Schlafanzug an – okay, zugegeben, das ist vielleicht nicht die feinste Art, aber ich arbeite ja von zu Hause aus, und an Tagen ohne Videocalls darf man sich das erlauben, finde ich.
Plötzlich klingelt es. Nicht die Gegensprechanlage unten, sondern direkt an unserer Wohnungstür. Ich dachte erst, es wäre ein Paket, aber der Postbote war schon durch, das wusste ich. Also bin ich zur Tür, hab durch den Spion geschaut und – da stand unser Vermieter.
Herr Kowalski. Mit Smartphone in der Hand, so wie man das kennt, wenn jemand gleich ein Foto machen will. Ich hab die Tür geöffnet, völlig perplex, und er hat sofort angefangen zu reden. „Guten Morgen, Frau Müller, entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte nur kurz ein Foto vom Fensterrahmen im Wohnzimmer machen. Wegen der Feuchtigkeit, Sie erinnern sich? Das hatte ich Ihnen doch letzte Woche am Telefon erwähnt."
Ich stand da in meinem Schlafanzug, halb verwirrt, halb irritiert, und hab erst mal gar nichts gesagt. Er war schon dabei, an mir vorbei in den Flur zu schauen, als hätte er vor, einfach reinzukommen. „Dauert nur zwei Minuten", meinte er noch.
In dem Moment kam Markus zur Tür. Er war gerade von unten gekommen, hatte die Post geholt und wahrscheinlich mitbekommen, dass die Wohnungstür offen war. „Was ist denn los?", hat er gefragt, und dann hat er Herrn Kowalski gesehen. Die Situation war irgendwie angespannt. Markus ist sonst ziemlich entspannt, aber wenn es um unsere Privatsphäre geht, wird er manchmal ein bisschen… resolut.
„Herr Kowalski möchte ein Foto vom Fenster machen", hab ich erklärt. Markus hat kurz überlegt, dann gemeint: „Aber wir hatten doch keinen Termin ausgemacht, oder?" Und da hab ich gemerkt, dass er recht hatte. Wir hatten letzten Dienstag mit Herrn Kowalski telefoniert, ja. Wegen dem feuchten Fleck am Fenster im Wohnzimmer. Aber wir hatten keinen konkreten Termin vereinbart. Er hatte nur gesagt, er würde sich das mal anschauen, irgendwann in den nächsten Tagen.
Herr Kowalski wirkte ein bisschen überrumpelt. „Naja, ich dachte, ich komme einfach kurz vorbei. Ist doch kein Problem, oder? Sind ja nur zwei Minuten."
Markus hat dann – ziemlich trocken, muss ich sagen – geantwortet: „Fotos? In unserer Wohnung? Ohne Ankündigung? Ich glaub nicht." Und damit hat er die Tür ein Stück weiter zugezogen. Nicht zugeknallt, aber so, dass klar war: Bis hierhin und nicht weiter.
Herr Kowalski war sichtlich irritiert. Er hat noch versucht zu erklären, dass es doch nur um den Fensterrahmen geht und dass er als Vermieter ja wohl das Recht habe, nach dem Rechten zu schauen. Aber Markus blieb dabei: „Gerne, aber bitte mit Terminabsprache. Rufen Sie uns an, wir machen was aus, und dann können Sie gern vorbeikommen."
Dann haben wir die Tür geschlossen. Ich stand im Flur, immer noch leicht geschockt, und Markus meinte nur: „Das kann der doch nicht einfach so machen." Und ich? Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher. Ist das okay? Darf der Vermieter nicht einfach vorbeikommen, wenn es um einen Mangel in der Wohnung geht? Ich hatte keine Ahnung.
Den Rest des Vormittags hab ich nicht mehr viel geschafft. Ich saß am Laptop, sollte eigentlich arbeiten, aber stattdessen hab ich gegoogelt. „Darf Vermieter ohne Termin in Wohnung?", „Vermieter Zutritt Mietwohnung Rechte", „Fotos in Mietwohnung ohne Erlaubnis" – so in der Art. Die Ergebnisse waren ziemlich eindeutig. Und ehrlich gesagt auch ein bisschen überraschend.
Die Wohnung gehört zwar rechtlich dem Vermieter, aber während der Mietzeit hat der Mieter das sogenannte Besitzrecht. Das bedeutet: Die Wohnung ist unser Bereich. Unsere Privatsphäre. Und die darf der Vermieter nicht einfach so betreten, wann immer ihm danach ist. Selbst wenn es um Reparaturen geht oder um die Begutachtung von Mängeln.
Es gibt natürlich Situationen, in denen der Vermieter ein Zutrittsrecht hat. Zum Beispiel bei akuten Notfällen – wenn ein Wasserrohr geplatzt ist oder wenn Gefahr im Verzug ist. Dann darf er auch ohne vorherige Ankündigung kommen. Aber ansonsten gilt: Der Mieter muss zustimmen. Und diese Zustimmung kann man nicht einfach voraussetzen.
Was ich auch gelesen habe: Selbst wenn ein berechtigtes Interesse besteht – wie bei uns mit dem feuchten Fensterrahmen – muss der Vermieter einen Termin vorschlagen. Er kann nicht einfach vor der Tür stehen und erwarten, dass man ihn reinlässt. Das gilt auch für Besichtigungen, für Handwerker, für Fotos – für alles.
Markus kam irgendwann dazu, schaute über meine Schulter auf den Bildschirm und nickte. „Siehst du? Hab ich doch gesagt." Er wirkte zufrieden, fast ein bisschen triumphierend. Ich war eher nachdenklich. Weil ich mich gefragt habe: Warum wissen wir das nicht? Warum ist das nicht selbstverständlich?
Ich meine, wir wohnen seit fünf Jahren zur Miete. Wir hatten vorher schon andere Wohnungen, andere Vermieter. Aber dieses Thema – Zutrittsrechte, Privatsphäre, was der Vermieter darf und was nicht – das war nie wirklich ein Thema. Bis jetzt.
Am Abend haben wir darüber gesprochen. Beim Essen, am Küchentisch, wie so oft. Markus meinte, das Problem sei, dass viele Vermieter denken, sie hätten mehr Rechte, als sie tatsächlich haben. Weil die Wohnung ihnen gehört, fühlen sie sich berechtigt, jederzeit Zugang zu haben. Aber rechtlich ist das eben nicht so.
Ich hab dann noch ein bisschen weiter recherchiert. Nicht weil ich Streit mit Herrn Kowalski suchen wollte, sondern einfach, weil ich es genau wissen wollte. Falls es wieder vorkommt. Oder falls Freunde mich fragen. Oder einfach, weil ich das Gefühl hatte, das sollte man als Mieter wissen.
Was ich dabei gelernt habe: Es gibt tatsächlich klare Regeln. Der Vermieter muss nicht nur einen Termin vorschlagen, sondern auch einen Grund nennen. Er kann nicht einfach sagen: „Ich komme morgen vorbei." Er muss erklären, warum. Und der Grund muss berechtigt sein. Zum Beispiel: Überprüfung eines gemeldeten Mangels, Ablesung der Zählerstände, notwendige Reparaturen oder – wenn die Wohnung verkauft oder neu vermietet werden soll – Besichtigungen mit potenziellen Käufern oder neuen Mietern.
Bei uns war der Grund berechtigt. Der feuchte Fensterrahmen ist ein Mangel, und Herr Kowalski wollte sich das anschauen, um zu entscheiden, ob eine Reparatur nötig ist. Alles legitim. Aber er hätte trotzdem einen konkreten Termin vorschlagen müssen. Und wir hätten das Recht gehabt, diesen Termin abzulehnen und einen anderen vorzuschlagen, wenn er uns nicht passt.
Interessant fand ich auch, dass der Vermieter eine angemessene Ankündigungsfrist einhalten muss. Was „angemessen" bedeutet, hängt vom Einzelfall ab. In der Regel sind das mindestens 24 Stunden, oft auch 48 Stunden oder mehr. Bei dringenden Dingen kann es auch kürzer sein, aber „dringend" heißt nicht „bequem für den Vermieter", sondern wirklich dringend. Also Notfall-dringend.
Und dann war da noch die Sache mit den Fotos. Das hatte mich besonders interessiert, weil Herr Kowalski ja explizit gesagt hatte, er wolle ein Foto machen. Auch dafür braucht er unsere Zustimmung. Er darf nicht einfach in unsere Wohnung kommen und Fotos machen, selbst wenn wir ihn reinlassen. Wir müssen explizit einverstanden sein. Das hat mit dem Persönlichkeitsrecht zu tun und mit dem Recht am eigenen Bild – oder in dem Fall am Bild der eigenen Wohnung.
Natürlich macht es Sinn, dass der Vermieter Fotos macht, wenn er einen Mangel dokumentieren will. Zum Beispiel für die Versicherung oder um einem Handwerker zu zeigen, was repariert werden muss. Aber er kann das nicht gegen unseren Willen tun. Wenn wir sagen: „Nein, wir möchten nicht, dass Sie Fotos machen", dann darf er das nicht.
Markus fand das beruhigend. Ich auch, ehrlich gesagt. Weil es zeigt, dass wir als Mieter nicht rechtlos sind. Dass wir ein Stück Kontrolle haben über unseren Wohnraum, auch wenn der nicht uns gehört.
Am nächsten Tag hab ich Herrn Kowalski eine E-Mail geschrieben. Ich wollte das nicht eskalieren lassen, aber ich wollte auch klar machen, dass wir unsere Rechte kennen. Also hab ich freundlich, aber bestimmt geschrieben: „Lieber Herr Kowalski, vielen Dank für Ihr Interesse, den feuchten Fensterrahmen zu begutachten. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich das anschauen könnten. Allerdings möchten wir Sie bitten, in Zukunft vorab einen Termin mit uns zu vereinbaren, bevor Sie vorbeikommen. Das macht es für alle entspannter. Außerdem möchten wir gern vorher Bescheid wissen, wenn Fotos gemacht werden sollen."
Ich hab die E-Mail dreimal gelesen, bevor ich sie abgeschickt habe. Weil ich nicht wollte, dass sie zu hart klingt. Aber auch nicht zu weich. Es war ein schmaler Grat. Markus hat sie auch gelesen und gemeint: „Passt. Klar und freundlich."
Herr Kowalski hat am nächsten Tag geantwortet. Kurz und knapp: „Verstanden. Ich schlage Dienstag, 14 Uhr vor. Passt Ihnen das?" Kein Kommentar dazu, was am Donnerstag passiert war. Keine Entschuldigung, aber auch kein Ärger. Einfach pragmatisch.
Wir haben zugestimmt. Dienstag, 14 Uhr, hat uns gepasst. Und tatsächlich: Am Dienstag um 14 Uhr klingelte es, Herr Kowalski stand vor der Tür, freundlich wie immer, hat sich das Fenster angeschaut, ein paar Fotos gemacht – nachdem er uns gefragt hatte, ob das okay ist – und nach zehn Minuten war er wieder weg. Alles entspannt, alles professionell.
Seitdem läuft es besser. Ich glaube, er hat verstanden, dass wir es ernst meinen. Und wir haben verstanden, dass es okay ist, Grenzen zu setzen. Auch als Mieter.
Was mir an der ganzen Sache am meisten zu denken gegeben hat, war die Frage: Warum fällt es uns so schwer, unsere Rechte einzufordern? Ich meine, ich bin sonst nicht besonders zurückhaltend. Wenn mir im Restaurant das Essen nicht schmeckt, sage ich das. Wenn im Laden an der Kasse was falsch abgerechnet wird, reklamiere ich. Aber bei der Wohnung, beim Vermieter – da war ich erst mal unsicher.
Vielleicht liegt es daran, dass man als Mieter immer ein bisschen abhängig ist. Man will es sich nicht mit dem Vermieter verscherzen. Man hat Angst, als schwierig zu gelten. Oder man fürchtet, dass der Vermieter einen irgendwann rauswerfen könnte, wenn man zu sehr auf seinen Rechten besteht.
Aber rechtlich ist das Unsinn. Ein Vermieter kann einen nicht einfach rauswerfen, nur weil man auf seine Rechte pocht. Solange man die Miete zahlt und sich an die Vertragsbedingungen hält, ist man geschützt. Natürlich gibt es Kündigungsgründe – zum Beispiel, wenn man die Wohnung verwahrlosen lässt oder wenn man sich wiederholt und gravierend vertragswidrig verhält. Aber „auf seinen Rechten bestehen" gehört nicht dazu.
Ich hab dann mit ein paar Freunden darüber gesprochen. Meine Freundin Lisa hatte eine ähnliche Situation. Bei ihr wollte der Vermieter die Wohnung besichtigen, weil er sie verkaufen wollte. Er hat ihr zwei Tage vorher Bescheid gesagt und erwartet, dass sie zu Hause ist. Sie hatte an dem Tag aber einen wichtigen Termin und konnte nicht. Als sie das gesagt hat, war der Vermieter sauer. Er meinte, sie müsse sich schon ein bisschen flexibel zeigen.
Lisa war total verunsichert. Sie hat mich gefragt, ob sie im Unrecht ist. Ich hab ihr gesagt, was ich inzwischen wusste: Nein, sie muss nicht zu jedem Termin ja sagen. Sie darf einen Gegenvorschlag machen. Und der Vermieter muss sich damit arrangieren. Natürlich sollte man nicht absichtlich unkooperativ sein, aber man muss auch sein eigenes Leben nicht komplett nach den Wünschen des Vermieters ausrichten.
Lisa hat dann einen anderen Termin vorgeschlagen, und nach kurzem Hin und Her hat der Vermieter zugestimmt. Sie meinte hinterher, sie sei froh, dass sie nicht einfach nachgegeben hat. Weil es ihr gezeigt hat, dass sie auch als Mieterin Rechte hat.
Diese Geschichte hat mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, seine Rechte zu kennen. Nicht, um ständig Konflikte zu suchen, sondern um selbstbewusst auftreten zu können. Um zu wissen: Ich muss das nicht akzeptieren, wenn es mir nicht passt.
Ein anderer Aspekt, der mir durch den Kopf ging: Wie ist das eigentlich in anderen Ländern? Ich hab mal gelesen, dass es in den USA ganz unterschiedlich ist, je nach Bundesstaat. In manchen Staaten haben Vermieter deutlich mehr Rechte, in anderen haben Mieter mehr Schutz. In Großbritannien gibt es bestimmte Regelungen, die es Vermietern erleichtern, Besichtigungen durchzuführen, aber auch dort muss in der Regel mindestens 24 Stunden vorher Bescheid gegeben werden.
In Deutschland ist der Mieterschutz vergleichsweise stark. Das hört man immer wieder. Und ich glaube, das ist auch gut so. Weil Wohnen ein Grundbedürfnis ist. Weil man sich in seiner Wohnung sicher und geborgen fühlen können sollte. Und weil man nicht ständig das Gefühl haben sollte, dass jemand jederzeit vor der Tür stehen könnte.
Wobei – und das ist auch wichtig – der Mieterschutz bedeutet nicht, dass man als Mieter machen kann, was man will. Man hat auch Pflichten. Zum Beispiel die Pflicht, den Vermieter über Mängel zu informieren. Oder die Pflicht, dem Vermieter Zutritt zu gewähren, wenn es berechtigte Gründe gibt und ein Termin vereinbart wurde. Man kann nicht einfach sagen: „Nein, Sie dürfen nie in die Wohnung." Das wäre genauso falsch, wie wenn der Vermieter sagt: „Ich komme, wann ich will."
Es geht um Balance. Um gegenseitigen Respekt. Und genau das habe ich versucht, in meiner E-Mail an Herrn Kowalski rüberzubringen. Nicht: „Sie haben kein Recht, hier zu sein." Sondern: „Wir möchten gern vorher Bescheid wissen."
Markus meinte später, das sei typisch deutsch. Diese Mischung aus Höflichkeit und Bestimmtheit. In anderen Kulturen würde man vielleicht direkter sein. Oder vielleicht nachgiebiger. Aber wir versuchen, beides zu verbinden: freundlich bleiben, aber klar kommunizieren.
Ich finde, das ist eine gute Strategie. Nicht nur bei Vermietern, sondern generell im Leben. Man muss nicht gleich auf die Barrikaden gehen. Aber man sollte auch nicht alles schlucken. Es gibt einen Mittelweg. Und den zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach.
Seit dem Vorfall achte ich mehr darauf, wie andere Leute mit solchen Situationen umgehen. Neulich hab ich im Treppenhaus eine Nachbarin getroffen, Frau Schmidt von oben. Wir sind ins Gespräch gekommen, und sie hat erzählt, dass ihr Vermieter – sie hat einen anderen als wir – letzte Woche einfach mit einem Handwerker vor der Tür stand. Ohne Vorankündigung. Er wollte die Heizung überprüfen lassen.
Frau Schmidt hat sie reingelassen. Sie meinte, sie hätte sich nicht getraut, nein zu sagen. Aber sie war sichtlich unglücklich darüber. Ich hab ihr von unserer Erfahrung erzählt und gesagt, dass sie das Recht hat, einen Termin einzufordern. Sie wirkte überrascht. „Wirklich? Das wusste ich nicht."
Ich glaube, das ist das Problem. Viele Mieter wissen nicht, welche Rechte sie haben. Und Vermieter – nicht alle, aber manche – nutzen das aus. Nicht unbedingt böswillig, sondern einfach, weil sie es gewohnt sind oder weil sie denken, es sei normal.
Deshalb finde ich es wichtig, dass man darüber spricht. Dass man solche Geschichten teilt. Nicht, um Vermieter zu verteufeln oder um Konflikte zu schüren, sondern einfach, um Bewusstsein zu schaffen. Damit mehr Leute wissen: Ich muss das nicht akzeptieren. Ich darf freundlich, aber bestimmt meine Grenzen setzen.
Was ich auch interessant fand, war die Reaktion von Herrn Kowalski. Er hat nicht groß diskutiert, nicht versucht, sich zu rechtfertigen. Er hat einfach akzeptiert, dass wir einen Termin möchten. Vielleicht wusste er, dass er im Unrecht war. Vielleicht war ihm das auch egal. Oder vielleicht hat er einfach gemerkt, dass es keinen Sinn hat, zu streiten.
Ich glaube, viele Vermieter sind eigentlich kooperativ, wenn man klar kommuniziert. Das Problem entsteht oft, wenn beide Seiten nicht richtig miteinander reden. Wenn der Mieter sich nicht traut, etwas zu sagen, und der Vermieter denkt, alles sei in Ordnung. Dann gibt es Missverständnisse. Und die können sich hochschaukeln.
Bei uns ist es jetzt jedenfalls entspannter. Herr Kowalski macht seine Termine aus, wir stimmen zu oder schlagen Alternativen vor, und alles läuft reibungslos. Keine große Sache. Aber es war eine kleine Lektion für uns beide, glaube ich.
Heute, ein paar Wochen nach dem Vorfall, schaue ich manchmal auf unsere Wohnungstür und denke an den Moment zurück, als Herr Kowalski da stand, Smartphone in der Hand. Ich erinnere mich an meine Unsicherheit, an Markus' entschlossene Reaktion, an das Gefühl, dass wir irgendwas richtig machen müssen, aber nicht wissen, was.
Und ich bin froh, dass wir nicht einfach nachgegeben haben. Nicht aus Trotz, sondern weil es richtig war. Weil es wichtig ist, seine Privatsphäre zu schützen. Auch als Mieter. Vielleicht gerade als Mieter.
Manchmal denke ich, dass solche kleinen Alltagssituationen uns mehr lehren als große Dramen. Sie zeigen uns, wo unsere Grenzen sind. Und sie geben uns die Möglichkeit, diese Grenzen zu verteidigen – mit Freundlichkeit, aber mit Klarheit.