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Versicherungen & Recht

Streit wegen Wasserschaden: Wie eine einzige Dachrinne fast unsere Nachbarschaft sprengte

by Winterberg 2025. 11. 18.

Letzte Woche Dienstagabend, das Gewitter war gerade durchgezogen, und Stefan stand pitschnass in der Küchentür. „Schatz, wir müssen reden", sagte er, und an seinem Tonfall merkte ich sofort – das wird kompliziert. Er hatte diesen Blick, den er immer hat, wenn er schlechte Nachrichten überbringen muss. Kennt ihr das? Wenn jemand erstmal tief Luft holt, bevor er anfängt zu sprechen?

„Die Meiers waren eben da", fing er an und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht. „Deren Kellerwand ist feucht. Richtig feucht. Und sie sagen, das kommt von unserer Dachrinne."

Ich stellte die Weinflasche ab, die ich gerade öffnen wollte. Ein schöner Grauburgunder vom Kaiserstuhl, den wir uns für einen gemütlichen Abend aufgehoben hatten. Tja, gemütlich wurde es dann nicht mehr.

Die Meiers wohnen seit drei Jahren neben uns. Nette Leute eigentlich, er Ingenieur bei Bosch, sie Lehrerin. Wir grüßen uns über den Zaun, leihen uns mal die Bohrmaschine, smalltalken über das Wetter. Normale Nachbarn halt. Aber jetzt standen wir plötzlich vor einem dieser Nachbarschaftsprobleme, von denen man immer hofft, dass sie einen nie treffen.

Stefan holte sich erstmal ein Handtuch und setzte sich zu mir an den Küchentisch. Unser alter Eichentisch, den wir vor zwanzig Jahren auf dem Flohmarkt gekauft haben. An dem Tisch haben wir schon so viele Dinge besprochen – die Einschulung der Kinder, Jobwechsel, die Pflege von Stefans Mutter. Und jetzt das.

„Ich war eben drüben und hab's mir angeschaut", erzählte Stefan weiter. „Die haben wirklich einen feuchten Fleck an der Wand. So handtellergroß, direkt unter der Stelle, wo unsere Dachrinne endet."

Das Problem war schnell erklärt: Bei dem Starkregen – und davon hatten wir dieses Jahr wirklich genug – lief das Wasser offenbar über unsere Dachrinne und dann irgendwie rüber zum Nachbargrundstück. Nicht viel, aber stetig. Tropfen für Tropfen. Und ihr wisst ja, steter Tropfen höhlt den Stein. Oder in diesem Fall: macht die Kellerwand feucht.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir klar wurde, was das bedeuten könnte. Haftung. Versicherung. Anwälte vielleicht. Stress auf jeden Fall. Dabei hatten wir doch gerade erst die Terrasse fertig renoviert und wollten eigentlich mal zur Ruhe kommen.

„Warte mal", sagte ich zu Stefan. „Unsere Dachrinne? Die haben wir doch erst vor... wann war das? Vor fünf Jahren erneuern lassen?" Er nickte. „Genau, 2019. Mit dem Dach zusammen. Hat uns damals 12.000 Euro gekostet, das vergisst man nicht so schnell."

Was ich damals noch nicht wusste, aber inzwischen gelernt habe: In Deutschland gibt es tatsächlich eine rechtliche Grundlage für solche Fälle. Der Paragraph 1004 BGB regelt die Beseitigung und Unterlassung von Beeinträchtigungen. Klingt trocken, bedeutet aber im Kern: Wenn von deinem Grundstück eine Störung ausgeht, musst du was dagegen tun. Auch wenn du es nicht absichtlich machst.

Das hab ich allerdings erst später recherchiert, als ich nachts nicht schlafen konnte und am Handy lag. Ihr kennt das sicher – man googelt um drei Uhr morgens irgendwelche rechtlichen Fragen und landet in Foren, wo sich Leute über ähnliche Probleme austauschen. Manche Geschichten da... Nachbarn, die sich jahrelang vor Gericht streiten wegen eines tropfenden Fallrohrs. Will man nicht haben.

Am nächsten Morgen beim Frühstück – Müsli mit Joghurt, nichts Spektakuläres – haben Stefan und ich einen Plan gemacht. Erst mal in Ruhe mit den Meiers reden. Verstehen, was genau das Problem ist. Dann unsere Versicherung anrufen. Wir haben eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht, die müsste eigentlich für sowas zuständig sein.

Der Anruf bei der Versicherung war... sagen wir mal interessant. Die Dame am Telefon, sehr freundlich, aber man merkte sofort: Die hat solche Fälle öfter. „Haben Sie die Dachrinne regelmäßig gewartet?", war ihre erste Frage. „Gibt es Fotos vom Schaden? Wie lange besteht das Problem schon? Wurde der Schaden schon repariert?"

Fragen über Fragen. Und bei jeder Antwort hatte ich das Gefühl, es könnte gegen uns verwendet werden. Wie bei der Polizei, wo alles, was du sagst, gegen dich verwendet werden kann. Nur dass es hier um Wasserschäden ging, nicht um Verbrechen.

Stefan meinte später, ich hätte zu viel geredet am Telefon. Vielleicht hat er recht. Ich neige dazu, wenn ich nervös bin. Aber die Dame hat uns dann einen Gutachter geschickt, der sich das Ganze anschauen sollte. Termin: nächste Woche Mittwoch.

In der Zwischenzeit hab ich mal bei meiner Schwester angerufen. Die wohnt in Hamburg und hatte vor zwei Jahren auch Ärger mit Wasserschäden. Bei ihr war's allerdings andersrum – der Nachbar hatte einen undichten Pool, und das Wasser sickerte in ihren Garten. Monatelanger Stress, am Ende haben sie sich außergerichtlich geeinigt. Der Nachbar hat die Hälfte der Reparaturkosten übernommen, mehr aus Kulanz als aus rechtlicher Verpflichtung.

„Weißt du", sagte meine Schwester am Telefon, „das Wichtigste ist, dass ihr im Gespräch bleibt. Wenn sich das erst mal verhärtet, wird's nur teurer und nerviger für alle."

Sie hat recht. Kommunikation ist wirklich der Schlüssel. Ich hab mal gelesen – ich glaube, es war in der Süddeutschen – dass 80 Prozent aller Nachbarschaftsstreitigkeiten sich lösen lassen, wenn man früh genug miteinander redet. Sobald Anwälte ins Spiel kommen, sinkt die Quote auf unter 30 Prozent. Und die Kosten explodieren.

Also sind wir am Wochenende zu den Meiers rüber. Mit einer Flasche Wein als Friedensangebot. Nicht irgendeiner, sondern ein guter Riesling von der Mosel. Man will ja zeigen, dass man das ernst nimmt.

Herr Meier hat uns in den Keller geführt. Und tatsächlich – da war dieser Fleck. Nicht riesig, aber deutlich sichtbar. Feucht, leicht gelblich verfärbt. „Das war vor drei Monaten noch nicht da", sagte er. „Erst seit den starken Regenfällen im Mai."

Mai. Da hatten wir tatsächlich extremes Wetter. Ich erinnere mich, weil unsere Tonne übergelaufen ist und der halbe Garten unter Wasser stand. Die Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz, Keller liefen voll, die Lokalzeitung schrieb von einem „Jahrhundertregen". 48 Liter pro Quadratmeter in zwei Stunden, stand später in der Zeitung.

Interessant ist ja, dass solche Extremwetterereignisse rechtlich als „höhere Gewalt" gelten können. Das bedeutet: Niemand haftet, weil niemand damit rechnen konnte. Wie bei einem Erdbeben oder einem Tornado. Aber – und das ist das große Aber – das gilt nur, wenn die Dachrinne ansonsten ordnungsgemäß funktioniert hätte. Wenn sie verstopft war oder falsch montiert, hilft einem die höhere Gewalt auch nicht.

Frau Meier brachte Kaffee und Kuchen. Selbstgebackener Apfelkuchen mit Streuseln. Wir saßen dann zu viert am Tisch, und die Stimmung wurde langsam entspannter. „Wissen Sie", sagte Herr Meier, „wir wollen keinen Streit. Wir wollen nur, dass das Problem gelöst wird."

Stefan nickte. „Verstehen wir vollkommen. Lassen Sie uns das gemeinsam angehen. Unser Gutachter kommt nächste Woche, vielleicht kann Ihrer auch dabei sein?"

Das war clever von Stefan. Gemeinsame Begutachtung bedeutet: Beide Seiten sehen dasselbe, hören dieselben Einschätzungen. Keine Überraschungen später. Ich hab mal in einem Artikel über Konfliktmanagement gelesen, dass Transparenz eines der wichtigsten Elemente bei der Streitschlichtung ist. Menschen können mit schlechten Nachrichten umgehen, aber nicht mit dem Gefühl, hintergangen zu werden.

Die Meiers waren einverstanden. Wir vereinbarten, uns die Kosten für den Gutachter zu teilen, falls unsere Versicherung nicht zahlt. Fair, finde ich.

Auf dem Rückweg sagte Stefan: „Das lief besser als erwartet." Ich stimmte zu. Aber innerlich war ich trotzdem angespannt. Was, wenn der Schaden größer ist als gedacht? Was, wenn die Versicherung nicht zahlt? Was, wenn die Nachbarschaft trotzdem darunter leidet?

Diese Gedanken kreisten mir die nächsten Tage im Kopf. Beim Einkaufen, beim Kochen, sogar beim Yoga. Normalerweise hilft mir Yoga, abzuschalten. Aber diesmal nicht. Während der Meditation dachte ich an tropfende Dachrinnen und feuchte Kellerwände.

Der Tag der Begutachtung kam. Ein junger Mann, Mitte dreißig vielleicht, mit Tablet und Laser-Entfernungsmesser. Sehr professionell. Er hat sich alles angeschaut – unsere Dachrinne, das Gefälle, die Stelle, wo das Wasser abläuft, und natürlich den Schaden bei den Meiers.

Seine erste Einschätzung: „Die Dachrinne ist eigentlich korrekt montiert. Aber bei Starkregen reicht die Kapazität nicht aus. Das Wasser läuft über und tropft genau an der ungünstigen Stelle runter."

„Ist das ein Montagefehler?", fragte ich.

„Nicht unbedingt", meinte er. „Die Dimensionierung entspricht den Normen von 2019. Aber die berücksichtigen nicht die extremen Wetterereignisse der letzten Jahre. Wir haben in Deutschland eine Zunahme von Starkregenereignissen um etwa 20 Prozent in den letzten zehn Jahren."

Das wusste ich tatsächlich nicht. Später hab ich recherchiert: Der Deutsche Wetterdienst bestätigt das. Klimawandel und so. Die Infrastruktur, die vor zehn Jahren geplant wurde, ist heute oft unterdimensioniert.

Der Gutachter empfahl, ein zusätzliches Fallrohr zu installieren und die Rinne an einer Stelle zu verbreitern. Kosten: etwa 800 Euro. Nicht die Welt, aber auch nicht nichts. Die Frage war: Wer zahlt?

Während der Gutachter seine Messungen machte, unterhielt ich mich mit Frau Meier. Sie erzählte, dass sie sich Sorgen wegen Schimmelbildung machen. Verständlich. Feuchtigkeit im Keller ist kein Spaß. Ich kenne das von meinen Eltern – die hatten jahrelang mit Schimmel zu kämpfen, weil das Haus aus den 60ern keine ordentliche Isolierung hatte.

„Wissen Sie", sagte ich zu ihr, „egal wie das ausgeht – wir sorgen dafür, dass das Problem gelöst wird. Versprochen."

Sie lächelte. „Das weiß ich zu schätzen. Es ist nur... man macht sich Gedanken. Die Gesundheit, der Wert des Hauses..."

Vollkommen nachvollziehbar. Ein Haus ist ja nicht nur eine Investition, es ist ein Zuhause. Da hängen Emotionen dran, Erinnerungen, Zukunftspläne. Wenn da was schiefgeht, geht es um mehr als nur Geld.

Eine Woche später kam der Bescheid der Versicherung. Sie würden die Reparatur des Schadens bei den Meiers übernehmen – geschätzte 1.200 Euro für Trockenlegung und Neuanstrich. Aber: Die Verbesserung unserer Dachrinne müssten wir selbst zahlen. Begründung: Es handelt sich um eine Modernisierung, nicht um einen Schadensfall.

Stefan war sauer. „Modernisierung? Wir sorgen dafür, dass kein Schaden mehr entsteht!" Aber ich sah es pragmatisch. Hauptsache, die Meiers bekommen ihren Schaden ersetzt. Die 800 Euro für die Rinne... das schaffen wir schon.

Wir haben dann einen Handwerker beauftragt. Klaus, ein Dachdecker aus dem Nachbarort, den uns die Meiers empfohlen haben. „Den kenn ich seit zwanzig Jahren", sagte Herr Meier. „Der macht gute Arbeit."

Wieder so ein Moment, wo gute Nachbarschaft Gold wert ist. Man empfiehlt sich Handwerker, hilft sich aus. Das ist doch eigentlich das, was Nachbarschaft ausmacht.

Klaus kam, schaute sich alles an und meinte trocken: „Hätte man gleich größer dimensionieren sollen. Aber 2019 hat noch keiner mit solchen Regenmengen gerechnet." Er erzählte, dass er in letzter Zeit viele solche Aufträge hat. Nachrüstungen, Verbesserungen, Anpassungen an die neuen Wetterverhältnisse.

Die Arbeiten dauerten zwei Tage. Stefan hat mitgeholfen, wo er konnte. Das macht er gerne, praktisch arbeiten. Sagt, das erdet ihn nach der Büroarbeit. Ich hab Kaffee gekocht und belegte Brötchen gemacht. Frau Meier kam auch rüber, brachte selbstgebackene Plätzchen.

Es war fast wie früher, als Nachbarn noch zusammen Scheune oder Häuser gebaut haben. Gemeinschaftssinn nennt man das wohl. Der war in den letzten Jahrzehnten ein bisschen verloren gegangen, finde ich. Jeder macht sein Ding, keiner will dem anderen zur Last fallen. Aber manchmal, in solchen Situationen, kommt er wieder durch.

Als alles fertig war, haben wir gegrillt. Spontan, nicht geplant. Die Meiers, Klaus der Handwerker, wir. Stefan hat Würstchen und Steaks besorgt, ich hab schnell einen Salat gemacht, die Meiers haben Bier mitgebracht. Wir saßen bis spät abends zusammen, haben geredet, gelacht, und irgendwann war die ganze Geschichte mit dem Wasserschaden nur noch eine Anekdote.

Herr Meier sagte irgendwann: „Wisst ihr, im Nachhinein war das vielleicht gar nicht so schlecht. Wir haben ein Problem gelöst, bevor es richtig groß wurde. Und wir haben gemerkt, dass wir uns aufeinander verlassen können."

Da ist was dran. Konflikte können Beziehungen auch stärken, wenn man sie richtig angeht. Ich hab mal einen Vortrag gehört – es war bei einer Fortbildung von Stefans Firma – da ging es um Konfliktmanagement. Der Referent sagte: „Ein gut gelöster Konflikt schweißt mehr zusammen als Jahre problemlosen Nebeneinanderherlebens."

Trotzdem, die Sache hat uns nachdenklich gemacht. Was wäre gewesen, wenn die Meiers nicht so kooperativ gewesen wären? Wenn sie gleich einen Anwalt eingeschaltet hätten? Ich kenne Geschichten von Nachbarschaftsstreitigkeiten, die Jahre dauern und Zehntausende Euro kosten. Wegen Lappalien manchmal. Ein Zaun, der zwei Zentimeter zu weit links steht. Ein Baum, dessen Äste rüberhängen.

In unserem Fall hatten wir Glück. Die Versicherung hat gezahlt, die Nachbarn waren vernünftig, der Schaden war überschaubar. Aber es hätte auch anders laufen können.

Was ich aus der ganzen Sache gelernt hab: Erstens, Wartung ist wichtig. Wir lassen jetzt zweimal im Jahr die Dachrinne reinigen und kontrollieren. Kostet 80 Euro pro Mal, aber das ist es wert. Zweitens, Dokumentation. Wir fotografieren jetzt regelmäßig alle kritischen Stellen am Haus. Falls mal was passiert, haben wir Beweise, dass wir unserer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.

Und drittens, der wichtigste Punkt: Reden hilft. Wirklich. Hätten wir das Problem ausgesessen oder versucht, es zu vertuschen, wäre es nur schlimmer geworden. So haben wir es früh angegangen, transparent kommuniziert, und am Ende eine Lösung gefunden, mit der alle leben können.

Stefan meint, wir sollten mal einen Nachbarschafts-Notfallplan machen. Klingt übertrieben, ich weiß. Aber er hat nicht ganz unrecht. Wer ist zuständig, wenn der gemeinsame Zaun kaputt geht? Was, wenn ein Baum auf der Grenze steht und gefällt werden muss? Besser, man bespricht sowas in ruhigen Zeiten, als wenn der Ernstfall schon da ist.

Die Meiers sehen wir jetzt öfter. Nicht dass wir beste Freunde geworden wären, aber die Hemmschwelle, mal rüberzugehen, ist niedriger. Letzte Woche haben sie uns sogar zum Geburtstag von Herrn Meier eingeladen. War nett. Viele Nachbarn aus der Straße waren da, und irgendwann kam das Gespräch auf Versicherungen und Hausschäden. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen.

Die Schmidts von gegenüber hatten mal einen Marderschaden. 3.000 Euro, die Versicherung wollte erst nicht zahlen. Die Bauers zwei Häuser weiter hatten Probleme mit aufsteigender Feuchtigkeit. Und die junge Familie am Ende der Straße kämpft gerade mit ihrer Gebäudeversicherung wegen eines Hagelschadens.

Man merkt: Wir sind alle im selben Boot. Hausbesitzer zu sein bedeutet auch, sich mit sowas rumschlagen zu müssen. Dächer, Rinnen, Versicherungen, Nachbarschaftsrecht. Niemand erzählt einem das, wenn man ein Haus kauft. Da redet man über Lage und Grundrisse und Gärten. Aber nicht über tropfende Dachrinnen und feuchte Kellerwände.

Neulich, es war wieder so ein Abend mit Starkregen, stand ich am Fenster und schaute raus. Das Wasser rauschte durch unsere neue, größere Rinne. Alles floß ab, wie es soll. Kein Überlaufen, kein Tropfen auf Nachbars Grund. Stefan kam dazu, legte den Arm um mich. „Siehst du", sagte er, „hat sich doch gelohnt."

Stimmt. Hat es. Nicht nur wegen der funktionierenden Rinne. Sondern auch wegen der Erfahrung. Wir haben gelernt, dass man Probleme lösen kann, wenn man sie angeht. Dass Nachbarn keine Feinde sein müssen. Dass Versicherungen manchmal tatsächlich zahlen. Und dass ein gutes Verhältnis zu den Menschen nebenan unbezahlbar ist.

Ach ja, noch ein Tipp, den uns Klaus der Dachdecker gegeben hat: Einmal im Jahr, am besten im Herbst nach dem Laubfall, sollte man ums Haus gehen und alles kontrollieren. Dachrinnen, Fallrohre, Dachziegel, Fassade. Kleine Schäden sofort reparieren, bevor sie groß werden. „Ein Haus", sagte er, „ist wie ein Auto. Ohne Wartung geht's kaputt."

Weise Worte von einem Mann, der sein Leben lang auf Dächern rumgeklettert ist. Wir nehmen uns das zu Herzen. Jeden Oktober machen Stefan und ich jetzt einen Kontrollgang. Mit Checkliste und Kamera. Dauert eine Stunde, kann aber Tausende Euro und viel Ärger sparen.

Die Geschichte mit der Dachrinne ist jetzt ein halbes Jahr her. Der Keller der Meiers ist trocken, unsere Rinne funktioniert, die Nachbarschaft ist intakt. Mehr kann man nicht verlangen, oder? Manchmal, wenn ich abends am Küchentisch sitze und ein Glas Wein trinke – meistens immer noch den Grauburgunder vom Kaiserstuhl – denke ich: Wir haben Glück gehabt. Es hätte viel schlimmer kommen können.

Aber vielleicht war es auch kein Glück. Vielleicht war es einfach die Art, wie wir damit umgegangen sind. Offen, ehrlich, lösungsorientiert. Keine Schuldzuweisungen, kein Verstecken, keine Anwälte. Einfach Menschen, die ein Problem haben und es gemeinsam lösen wollen.

So sollte Nachbarschaft funktionieren, finde ich. Nicht perfekt, nicht ohne Konflikte, aber mit dem Willen, Lösungen zu finden. Und wenn dabei noch die eine oder andere Flasche Wein getrunken und der eine oder andere Apfelkuchen gegessen wird – umso besser.

Falls ihr auch mal Ärger mit Wasserschäden oder Nachbarn habt: Redet miteinander. Wirklich. Das spart nicht nur Geld und Nerven, es kann sogar zu neuen Freundschaften führen. Oder zumindest zu Nachbarn, mit denen man gerne mal am Zaun plaudert. Und das ist in unserer Zeit, wo jeder in seiner eigenen Blase lebt, auch schon was wert.